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Freitag-SV. September LtM Ilitik ^000 ntlnßi ätmntii Nr. SS7. De-Ner Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge 0»eanttooettich»r R.daft.ui- prlt, Rrnkolct. Für die Inserat» verantwortlich: M»Uee klr»v». Beide in All« i. L«zs«b. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag, nachmittag» von » vhr. — Lelegramm-Adrrffe! Lageblatt Aueerzgeo.car Fenchrecher »s. Für unverlangt ringesandt, Manuskript, kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und verlag v«p veuctz- u V»el»g»-v«»»il»cdMt m. b. ks. in Aue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei in, Hau» monatlich so Ofg. 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Januar 1818 verschoben werden. , ' Im Reichrkoloniataml t,al gestern die ständige wirtschaft liche Kommission der Kolonial Verwaltung zu ihrer ersten Tagung zusammen. Die Marokko-Verhandlungen werden neuerding- dur ch sachliche Disserenzenaufgehallen. Deutsch» land hat dteVertragsbedtngungennochnicht angenommen. (S. Art. i. Hptbl. u. Tel.) Ei> von Italien an vie Türkei gestellte- Ultima» tum ist abgelehnt worden, so daß ein Krieg zwischen beiden Nationen unoermeidlicherscheint. (T. Leitart. u. Tel.) Die nach Odessa zurückgekchrte Gattin de« Exschah» von Persien erhielt Nachrichten, nach denen die Meldung von der Gefangennahme Mohamed Alt» unzu treffend sein muß. ßp Das Exekutivkomitee in Kreta soll beschlossen haben, im Falle der Abreise der türkischen Flotte nach Tripolis die Unabhängigkeit Kreta» zu erklären. IM»- Mutmaßlich« Witterung.am EonuaLeud: SÜLwestwiub, wechselnd« Bewölkung, etwa» wärmer, kein ffr-ebstch« «eg«. Auf des Mesters Schneide. >0? W1 rd Krieg «der nicht? da» ist jetzt di» Frag». In Hangen und Dangen schwebt man, ob « -wischen der Türkei und Italien zu einem bewaffneten Konflikt kommen «der ob schließ lich doch wieder einmal die Federn der Diplomaten den Säbel des Militärs überwinden werden. InItalt« n herrscht zwei» fellos die kriegerische Stimmung vor, die Bevölkerung ist ehr geizig, das Militär tatendürstig. Freilich sollte man im Apen» ninenreich nicht vergessen, daß ein Krieg, und wenn er noch so günstig -ausfiele, doch auch schwere Schädigungen im Gefolge hat, die vielleicht kaum im Einklang stehen mit dem zu erwartenden Gewinnst. Gewiß ist Tripolis für Italien recht wertvoll. Aber wiegt es die Nacht«ile auf, die sich al» Folgen eine» Kriege» speziell für den italienischen Levantehandel einstellen würden? Und dann: ist dieArmee ihres Erfolges unbedingtstcher? Tripolis allerdings kann man mittels eine» Handstreiche» be setzen. Wie aber, wenn der Krieg sich auch auf da» tü' rkische Festland selbst ausdehnen würde? Man weiß, daß die Türken als Soldaten überaus tapfer und zäh sind und in der deutschen Schule ,viel gelernt haben. Man erinnere sich nur an den Kampf mil Griechenland, in dem die türkische Armee sich in jeder Beziehung als tüchtig bewährte. Inzwischen ist da» neu« Regime gekommen, unter dem «in ganz anderer Geist in nationa ler Hinsicht seinen Einzug gehalten hat. Dann liest e» auch aus der Hand, daß die türkischen Truppen noch höher als ihre Eeg- ner zu bewerten sind. Den Italienern mag « nicht an Tapfer keit fehlen. Man entsinne sich aber der schweren Niederlagen italienischer Truppen im Kolonialkrieg«, der umfangreich« Ge- bi-etsverluste brachte. Man soll also jenseit» der Alpen nicht -ar >o stegesgewiß sein, e» könnte vielleicht doch nicht ganz io au»- sollen, wie man sich da» drnkt, wenngleich inan schließlich di» Oberhand gewinnen dürft». Mehrere italienische Kriegiichisf» schwimmen zwar schon «vor Tripoli», man hat aber -noch nicht di« Hoffnung aufgegeben, daß e» doch bloß bet Än»r großen Flot te n d r m o nst r a t i o n sein Bewenden haben und d»r Appell an di» Massen sich noch «imnal vermeiden lassen wird. Vor läuft- haben noch di« Diplom «t«n da» Wort, sowohl 'in Nom wt« in Konstantin»»»! ftnd«n Konferenz»» statt, und « ist wohl auch nicht von der -and zu weisen, wenn von v»rschi«d»n«n Mäch ten, -wenn auch nicht offiziell, Vermittelungen «inaeleitet sind. Bemerkenswert ist, daß d«r Grotzochfl d»n ptrückgekehrten deutschen Botschafter Freiherrn vonMars chall.de, ihm sei. nen Antrittsbesuch machen wollte, -»beten hatte, Um schon ei. nen Lag früher zu machen, um mit ihm eingehend übe, di« Laa« konferttren. Für Deutschland -ist, wi, schm heroorgehoben, di, ganz» Angelegenheit recht mMch, «eil wir un» leicht zwischen zwei Stükl« setzen «innen. .Schon fetzt regen -sich Stimm«» rn der Tükrei, die sich gegen Deutschland, da» in der Stunde der Not zersäge. Ts wäre daher gut, wenn Deutsch land seinen beiderseitigen Einfluß dazu Lenutzen würde, nach Möglichkeit einen Krieg zu vermeiden, La ein solcher auch -für un» sowohl in politischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht Folgen nach sich ziehen könnte., ' » , kl« UMlMttM. wa» der Mattn bereits ankünWgt», ist j«tzt oflfltell bekannt, gegeben «orden: Italia, hat in der Nacht von, Mittwoch der Pfort« «in sehr deutliche, Ultimatum ««stellt Und dessen Beantwortung binnen bä Stunden verlangt. S» kündigt in die. ser Not« de» unumstößlichen Entschluß an, zu «in«, mhbi täri« scheu Besetzung von Lvipoli, und Tgpeuatka zu schreite», und sordert von der ottom-mtschsen! «Meyn« Maß, »ahmen, die «in« widerstandslos« Ausführung diese. Ent- schlösse, gewährleisten. E» kann keime« Aweffel untitzr. liegen, daß di« Depesche Sa» SuiWwos di« Sprach« da, Ktiiege, spricht, »ei keiner de, europäischen Mächte kann dar. über rin Zwrisel bestehe»; auch in Berlin besteht «in solcher nicht. Di« bi,her schweigsam« italienisch» Regierung hat sich deutlich mwgedMst, auch habe» di« Vertreter Italien» im «„land sdeu Negierungen, -ei denen ft» beglaubigt sind, Mitteilungen über die Lag« grmacht. «»her fehlt« «in« fllch« MhluuMwchme. Die Welt weiß nunmehr offfltell und tatsächstch von den «bftchttu JtaNen». E, sragt sich jetzt, ob bi» Türkei « auf einen Krieg ankomme» lasse» will. Di« Antwort brr Türkei ist bisher «ch nicht bekannt geworden, ft« «ruß aber «jach der im hem UW. matum gestellten Bedingung bereit, in Nom vorläegen. Da kaum au,«nehmen ist, daß die Pforte auf dies« Note et« Ent. gegenkomme» ^igt, ist « nicht a«wgeschlosse«, daß wir schon In den nächsten Stunden von Nachrichten über kriegerisch« Verwicklungen der beide, Staaten überrascht «erde«. — Wt« in Rom »«lauiet, ist die türkisch» Antwort an». »Pichend abgesaßt. Si» sei fremrdschastkich gehalten, lass« aber versteckte« widerstand erkechien. Infolgedessen werd« in Rom «in« neu« Not« in «ntWtzdechire, Form vorbevei. tet, die sich auf die Verschärfung der Lag« durch di« Entsendung der Derna mit Munition und Soldaten stützt. Die Krieg», schiffe hätten zwar kein« Order für «ine feindlich« Aktion erhol, len, sollten aber bei Bedrängni, italienischer Bürger ohne wei ter«» entschieden vvrgehen. Anschließend an diese Meldungen konnten wir schon heute vormittag nach S Uhr durch iE xtrablatt folgende Depesche ver breiten: Konstantinopel, 2N September, 12 Uhr nacht». Der außerordientbich« Mini st errat hat da» ikja, l1««ifch» Ultimatum ab gq lehnt. Di« Bezieh, unge« putschen der Tüttei «ud Itali«« gelten chmmit al»a»s«Lr»che«. Di« Präfidsente« der Kammern ftvd,um Sulka« kn» Paliais gerufen worden. Damit scheint der Krieg zwischen der ME und Italien als unvermeidlich gelten zu dürfen. Sin türkisch« Erlaß. Der tükrifche Minister de» Innern hatte noch<vor dieser neue sten Wendung zu kriegerischen Ereignissen an alle Provinzbehör. den einen Runderlaß gerichtet, in dem er erklärt, die Regie- rung werde alle, zum Schutze der Lande-interessen und zur Ver. teidigung der nationalen Ehr« tun. vorläufig Han- del« es sich nur um «inen Plan Italien», der «„geführt «erden könnt«. Der Erlaß ermahnt, solange die Beziehungen zu Italien nicht abgebrochen leien, all« Boykott-Tenden-en zu unterdrücken. Auch di» Deputierten von Tripoli, ermahnten die Trtpolttaner, Ruh« zu halten, da kein Grund zu Besorgnissen vorhanden sei. -- Di, türktsche Fkott». di, sich in den syrischen Gewässern befindet, soll möglichst bald Befehl erhalten, Konstantinopel an- zulaufen. Der walt von Tripoli», der sich Mittwoch aLend nach Tripoli, begeben sollt», erhielt «tn»n telegraphischen Befehl de, Minister» de» Innern, di« Abreif, zu verschieben. Gerüchten zu. folg« soll der Walt neu» Instruktionen erhalt»». Nach ander«» Gerüchten soll »in Militär-Walt ernannt werden. — wt, Tanin meldet, wird Italien verlangen, daß in Tripoli, kein« Befestigungen errichtet und kein» türkisch»» Garnisonen unterhalt«» werden. An-Sicht, dies», unersüllbawn AoHerung f»1 «in» Verschärfung d», Konflikt,, zu befürcht«». Di, Erregung in Nach in London »tngetroftenen Mittetkun-»» tteffen täglich au, Tripoli, Hundmt» von jüdischen Einwohnern auf Malta ein, di» au« Angst vor Verfolgung«« ihr» -»imat «erlassen haben. Di, Nachricht»» »»sagen weiter, daß dennoch «Sher di, Ruh, und Ordnung in Tripoli, vollständig auflechterhalten s»t. Gin« Meldung de« Torrterr d'Jtcklia a„ Tripoli, zufolg« ist w Mitt. wvch aLend in einem zKtnematographentheater zwischen Dl» geborenen und Italienern zu einem heftigen Zusammen, st o ß gekommen. Der Besitzer de» Theater, hatte einmr Ml« zur Aufführung gebracht, in dem der König von Italien zu sehen war. Die Italiener klatschten lebhaften Betfall, «ährend von den Plätzen der Eingeborenen Pfeifen und Johlen erschallt«. E, kam sofort zu einem Handgemenge, in dessen verlaus vt« Ita liener sehr mißh and« lt wurden und da sie in d»r Mn- derheit waren, schließlich den Saal verlassen mutzten. Di« Haltung der italienischer, Beviölkevung. Die Einberufung der Reservist« n de» Jahrgang« 1888 ist in den meisten Städten Italien, mit großer B»g«ist«. rung ausgenommen worden. In einigen Orten veranlaßten jedoch die Antt Militär ist en Kundgebungen, wie in Poggibonvfi, wo eine große Volksmenge den GifenLahnzug, der bestimmt war, die Reservisten aufzunehmen, erstürmten und Steine und Eisenteile auf die Schienen -legten, um ein Abfahren d«, Zug« zu verhindern. Di« Behörden sahen sich gezwungen, Truppen zur Wiederherstellung der Ruh« zu requirieren, denen «» auch nach einstündiger Bemühung gelang, di« Volk» menge zu zerstreuen und die Ruh» wieder herzusttzlfln. dr. rttesemmm «er Pt« Mittel zur Mleeruug »er reuenmz. Wir haben mitgeteilt, daß die Dresden« Stadtverordneten. Versammlung in voriger Woche eine lebhaft» TeuerrrngKxLatw hatte, an der auch Herr Reichstagsabgeordnet«, Dr. Stref«- mannals Stadtverordneter sich beteiligte. Seine Ausführungen schlossen sich an Forderungen eine« Antrag«, auf Himotrkung der Aufhebung der Zölle auf Nahrungsmittel, der Grenzsperre und des System, der Einfuhrzölle. Die Erwiderung d« Herrn Dr. Stresemann auf diesen Antrag ist so überaus aktuell und auf. klärend, daß hier nochmal, auf sie -urückgekommen sein mag. Er sagt« u. a: Praktisch kommt die Aufhebung der Zölle nicht in Betracht, da sich hierfür weder bei den verbündeten Re« gierungen noch tm Reichstage eine Mehrheit finden wird. Mir scheint von den Vorschlägen die Frage der Einfuhrscheine al, die wichtigste, weil auch di« weiter geforderte Oeffnung der Grenzen, selbst wenn,ste durchzusetzen wäre, garnicht den Erfolg haben könnte, den man sich davon verspricht. Denken Sie an die Teuerungskrawalle am Burgring in Wien -von Tausenden und Z«hntausenden von Menschen; Lenken Si«, daß un, in solcher Zett Oesterreich Vieh schickt, selbst wenn wir die Grenzen öffnen? Es ist ein wirklicher Notstand vorhanden, der sich nicht geogra phisch beschränkt auf das durch Zolltarife wirtschaftlich gebundene Deutsche Reich, sondern «» ist «ine Kalamität, di« über die Gren zen Deutschland, htnausgreist. Ich möchte tn dieser Beziehung «ine Anregung wiederholen, Lt« früher schon «inmal gegeben wor den ist: es wird darauf ankommen, ob es nicht möglich ist, hier durch Zufuhrvonvrg«ntinischemFleich einen Ersatz zu schaffen für das, was pn» die europäischen Kulturländer jetzt nicht g«L«n können. Ich habe gelesen, daß sich die deutsche R«ich,regierung mit dieser Frage beschäftigt, und ich möchte met. nen, daß « wirklich, nachdem w-ir abermals vor einer Teuerung stehen, die sogar noch schärfer werden wird, al» sie jetzt ist, ge boten zu sein scheint, in beschleunigter Art zu prüfen, ob das nicht ein Mittel wär«, um un, durch Zufuhr zu mäßigen Preis«» das an Konsumtion zu -eben, «o„ wir erwarten können. Nun zu dem verlangen, da, System L« Einftetzrschet« zu Leseßtigen. woran, find diese entstanden? A„ der viel zu wenig -«. achteten Tatsache, daß der Osten unser« Vaterland« für di» Befriedigung der vrotbedürfnisse tn Deutschland deHalb nicht in Betracht kommt, weil b»i dem heutigen System der Eisenbahn, flachten selbst Lei geringen Tarifen dies« Getreide, nach dem Süd. westen oder nach Mitteldeutschland gebracht, durch den Frachtzu- schlag so teuer «erden würde, daß « hier nicht konkurrieren kann und daß « nicht zu -»zahlen fltn Mrd». Si» müss»n bedenk»», daß wir h»ut» für 100 Kilogramm Getreide von Kalkutta nach Hamburg auf d«m Seewege KM K Fracht haben, daß wir aber für daofilb» Quantum Getreide von AllmstAn in Ostpreußen wach Chemnitz 1 K bi, -K zahl«, müffln. Ostpreußen, da, g»rad« in vetracht kommt, Überhaupt der Osten, «ar, so lang« man d»nk«n kann, ein Getreide exportierende« Wirtschaft,-»Hirt; wir haben d«halb auch di» »igMttümlich, Erscheinung gehabt, daß beispielmoeis« der Freihandel iw k«t«r extremsten Aum»rä- -uw- in Ostpreußen bi» in di» Mitt» der Achtziger Iah« uni», dingt» Anhänger gefunden hat, asil di» aanm Landwirtschaft d« Osten« sich in Liesmn Gyattintnesi» zußamm»nftnd»t. Man ha» s«in«Ntt, al« di, Handeüoerträg, Km GrmÄigUng dir D- trridPölfl brachten, sich gesagt: Mr müssen dem Osten entg»g»n- komnwn und ihm «tn Üflquioalmet Bö»«, damit« flin DÄrmd»