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Sonnsbenck, 13. Juni 1914. s. Jahrgang. Nr. 134. /luer Tageblatt MW Anzeiger M öas Erzgebirge wk. m»m>«Nch «Pf«, durch»»," / U ü «,. ^r,M«r,ch Nt«M»» V-Ustrüa«r ,r«l In, -ou, X ss »nlftzs,llnnatz«» DÄMM mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: -wer Sonntagsbla«. MMM ktto»-- tz«i* Sp—chstrmd« rUdatÜau «U Anunahm« »e, «enntag» nachmittag» 4—S Uhr. — Tettgramm-stSress, r Lag,blatt flurrrzgrbirgr. Zrrasprech« SS. />'LÄL'.. »,hm,a *s,e«llu»a«» »»«,«,»«. gü» «mvmklang^elngrfaaSt« Ulanugrlpt» kann Vrwühr nicht grlristrt ^vrrbea. mpü,^iptal^t»«iÄ^l„d«ffta. Diese Nummer umfaßt 12 Setten. Außerdem liegt das achtseitige illustrierte Eonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Kaiser Wilhelm ist gestern früh zum Besuch des Erzherzogs Franz Ferdinand in Kono- ptscht eingetroffen.*) * Durch einen Mollenbruchartigen Regen wurde der Elb - Trave-Kanal vollstündig überflutet, so daß der Schiffsverkehr auf 24 Stunden eingestellt werden mußte. * Ms Nachfolger des zum Oberpräsidenten vo I P<e ernannten Unterstaatssekretärs von > senhart-Rothe bezeichnet man au er,.er S.^..c den Regierungspräsidenten von Meister in Wiesbaden. «. Die Zeppelin.Werft in Friedrichshafen wird im Jahre 1914 vier neue Zeppeltn-Lufttr -er abliefern. Zwei dieser Luftschiffe »tud ,ü deutsche Heeresverwaltungen und zw^i als Marinelustschisfe bestimmt. * Das französisch« Kabinett Mibot trat zu rück, weil ihm von der Kammer ein Miß- l^uensvotum erteilt worden ist.-) * Die griechisch« Regierung ließ in Konstanti nopel eine in sehr entschiedenem Tone ge. haltene Note überreichen.*) »1 MH,re« lieh« o« andere« vt.ll«, -E- Mutmaßliche Witterung am 14. Juni: vorwiegend Ostwind, meist he ter, warm, Gewitterneigung, sonst trocken. Das letzte Ministerium äer Revanche? Das Ministerium Nibot Hst gebildet, es ist nach dem Herzen Pöincares und Rußlands. Ob.eS aber der im französischen Volle heute maßgebenden Stim mung Rechnung trägt, ist eine andere Frage. Tie letzten Wahlen brachten den stärken Ruck nach links, und das ra dikale Ministerium Doumcrgue zog sich zurück, weil es nicht sicher war, dem'neuesten. Geiste Frankreichs vor. nehmlich in der Nüstungsfräge Rechnung tragen zu kön nen. Den Grundsätzen des parlamentarischen Regimes hätte es nun entsprochen, ivenn der Präsident der Repu blik die neuen Minister der Tendenz der Wahl folgend gleichfalls auf der äußersten Linken gesucht hätte. Herr Poincare betrachtet sich aber offenbar nicht nur als den Exekutor und Vertrauensmann des Volkswtl- lens, sondern auch als eine Art Vormund und Magister galiiao, de: sich berufen fühlt, die Willens äußerung der angeblich irregeleiteten Massen zu korri gieren. Nicht auf der Linken, sondern nach der Rechten zu hat er die neuen Minister gewählt. TaS ist ein ge fährliches Spiel, das der Selbstherrscher Frankreichs treibt. Es bedeutet eine Provokation für wette Kreis« des Volkes, die leicht ein« gewaltsame Explosion im Ge- folge zu haben vermag. Die Wenigen Uttraradtlalen, vor allem deis/atz KriegSmtnister in Aussicht genommene NvuleuS lehnten denn auch im letzten Augenblick die ihnen zu gedachten Portefeuilles ab, und ein homogenes Kabinett stellt sich dem Völle dar, das» -war den Beifall der Chauvinisten und Reaktionäre, aber schwerlich eine arbeitsfähige Majorität in der Kammer finden wird. Herr Poincare konnte da» Wagnis der veränderten Bolkssttmmung zu trotzen nur unternehmen, weil die St- tuatiön noch Nicht so wett geklärt ist, daß die vereinigte Linke über die absolute Mehrheit gebietet. Die un sicheren Kantonisten, die Mitläufer einer jeden am Ru der befindlichen Macht scheinen zur Zeit den Ausschlag zu geben. Daß dieses politisch« Treibholz aber keine st- chere Grundlage für eine in sich schon schwach fundierte Regierung bildet, liegt aüf der Hand. Herr Poincare konnte ferner für seinen Entschluß di« Rücksicht auf den russischen Verbündeten in» Feld führen, und diese scheint den Ausschlag gegeben zu haben. Ruß- land hat die Aufrechterhaltung der dreijährigen Dienst, zett befohlen. Da» neu« Ministerium ist das Kabinett de» russischen Zaren in Frankreich. Man hat sich nicht ae». scheut, den Machtspruch Rußland» offen in btt Wagschatt zu werfen, und nicht einmal knirschend folg«« diejeni gen Kreise de» frauzüttschen Volkes dein B«f«chtt von der vtewa, in denen man die alten Traditionen föanzüstsch»« Stolze» zu finden glaubt. ... , Aber das Phantom der Revanche verblaßt, die Fa ta Morgana der russischen Hilfe bet Wiedererlangung der verlorenen.Provinzen, die ein viertel Jahrhundert lang den von Deutschenhaß verhetzten Gemütern ein ver führerisches Spiegelbild war, verflüchtigt sich Mehr Md mehr. Immer klarer wird «S den Getäuschten, daß Ruß land die nationalen Gefühle im eigenen Interesse auS- beutet, und zwar in einem Maße, daß Frankreich an den Rand des finanziellen Ruins geführt wird. Und die ses System der von Rußland abhängigen Revanchepolitik, die bei der letzten Wahl vom französischen Volke desavou iert worden ist, will und soll nach dem Verlangen Poin- cares das neue Ministerium fortsetzen. Wird das Gewalt mittel durch die Entziehung der russischen Freundschaft wirksam sein?! Die zusammenstehenden Radikalen und Sozialisten würden voraussichtlich die Möglichkeit ha ben, das Ministerium Rtbot schon bei seinem ersten Auf treten hinwegzufegen. Man kann erwartens daß sie es nicht tun werden. Sie werden zunächst die gewohnten pa triotischen Phrasen de» Pathetischen Greises Ribot von der Würde und der Friedensliebe Frankreichs anhören, von d er Würde, die vor- dem moSkowtttschen Oberpräsi denten der Republik kriecht, und von der Friedensliebe, die die Aufrechterhaltung der Revancherüstung fordert. Aber die HohGeit und Unwahrhaftigkeit dieser Phra sen hat ihr« Zugkraft geschwächt. Darum wird man Taten vom Ministerium Äiwot verlangen. Diese Taten liegen aber auf dem Gebiete der Finanzen. Die Herren Dou- mergue und Eatllaux -haben Vas- StaatSschtff in dem Augenblick der größten Berfahrenheit der Vraaisftnan- zen verlassen. Die Parteien der Linken erwarten und verlangen nun eine gründliche'und dauernde Vtefvrnne- rung, nicht eine vberftächliche Berkittimg-de» brüchigm 'FinanzshstemS, eine Heranziehung' des Besitze» durch direkte Steuern. Sie-werden vermutlich dem Ministerium Rtbot einen Spielraum lassen, urk mit Vorschlägen aus diesem Gebiete an die Kammern heranzutreten, Fal len diese unbefriedigend'ctuS, lehnt dle herrschend«-Plu- tokratie "wiederum die akttzemetnt Einkommen- ünd Ver mögenssteuer ab, erfolgt di« Dvckung durch- Vermehrung der Staatsschulden zu einem Zinsfüße so'-ungünstig, wir ihn die Rchmbltk niemals zimev erlebt htit, dann dürfte der Tag der Abrechnung gekommen sein. Tie .ministe rielle Erklärung' stellt in Aussicht, eine Uebeveinstim- mung der beiden Kammern über die Einkommensteuer anzubahnen, Sache der Böurgoiste-Und des von ihr be herrschten'Senates ist eS, das nötige Entgegenkommen zu beweisen. Herrn Ribot ist es gelungen, zwei Namen seiner MiUlfterktste etnzufügen,. die im heutigen Frank reich Klang "haben,; Leo n Bourgewts und Del- cafe«; ihre Träger Übernehmen die wichtigsten Mi nisterien des Austvärtigen und des Krieges. Ihre Ge schicklichkeit und Erfahrung mögen die Tage des neuen Ministerium- nach Möglichkeit verlängern. Aber trotzdem rechnet man in der französischen sowohl wie in der ausländischen Presse nicht mit einem langen Bestände. Was uns Deutsche dabet interessiert, ist die Frage: Ist dieser Versuch, die Revanchepolitik aufrecht zu erhalten, der letzt«, stehen Wir vor einem baldigen Triumphe der Vernunft in Frankreich? ! Zum Ableben äes Grobherzogs von Mecklenburg-Strelitz. In einer Proklamation hat der Großherzog Adolf Friedrich VH die Regierung de» nwcklenburg-strelitzschen Lande».angeireten. E» wurd^e eine dreimonatige Landes- trauer und eine sechsmonatige Hoftrauer angeordnet. Di« Truppen wurden am Freitag vormittag auf den jetzt -regte- renden Eroßherzog vereidigt. Die Leiche de» verstorbenen Großherzog», dle heute, Sonnabend, vormittag um 10.40 Uhr tu Neustrelitz «IntrWt, wird mit großen: Trauergepränge nach dem Schlosse geleitet und dort im Gartensaale ausge« bahrt werden. In der Residenzstadt Neustrelitz tragen .zahl- reiche Häuser die Flaggen auf halbmast. In vielen Geschäf ten sind Trauerdekomtionen ausgestellt. Im mecklenburgi schen Regterungsblötte wird angeordnet, daß au» Anlaß de» Ableben» de» Eroßherzog» Adolf Friedrich V. «in aNge- meine» Trauergeläut täglich mittag» von 12 bi, 1 Uhr tu sämtlichem Kirchen de» Lande» 14 Tag« hindurch stattfinden soll. Auch soll am Betis«tzung»tage,!M ganzen Lande weder Tanzmusik noch Schauspiel gestattet sein. Die öffentlichem Behörden haben sich drei Wochen lang de» Schwarzen Siegel» zu bedienen. Vom Kaiser ging beim Eroßherzog von MeckleiÄurg-Etrelitz folgendes Beileid»- t«ttgramm «in: Lief erschüttert durch Deine Mitteilung vom Hin- «scheiden Dein— Vater»,-di, ich im Augenblick meiner Ab reis« erhielt, bitt« tchpvich, de» Auttstuck meine» tlesemp- fundenen Vctlrid« «utgegeiMne-men und Deiner so schwer pekofsenen Mutter auszusprochen. Lcöge der per» Li: Aurft »eben, D«tn neue» Amt mit Energie -um Heile Deiuer Untcrtancn auezustshvei. ,Sr trützi Such.alle, vtt auch di« arme Großtante Augusta. Die Kaiserin schließt sich.von.Herzen am. Wilhelm, - Der Königliche Hof in Berilsn hat Mr den Groß herzog von Mecklenburg-Strelitz die Trauer,aUf 14 Tage, bis einschließlich den 25. ds. Mts., der Erohherzogliche Hof inSchwerin eine zweimonatige Trauer, Äs mit ll. Aug^ angelegt. Der Hof im Altenburg legt auf acht Tag« Trauer an. Der Reichsanzeiger schreibt: Se. König!. Hoheit der Giotzherzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz ist nach schwerem Leiden sanft entschlafen. Mit tiefer Anteih- . nähme wird diese Trauerbotschaft, aus die inan nach den ! ärztlichen Berichten vom.Krankenlager des hohen Herrn ge faßt sein mußte, wie in den mecklenburgischen ^Landen auch im weiteren deutschen Vaterlands «ausgenommen werden. In dem Heimgegangenen Eroßherzog verliert Mecklenburg-Stre- l°tz einen fürsorglichen,gütigenLandesherrn, das Reich einen hochgeschätztem bewährten Bun de »fürsten, der dem u schon Miserhause durch ver wandtschaftliche Drehungen wie in treu gepflegter ^Freund schaft nahestand. In einer Regierungszett von wenig mehr als zehn Jahren hat der Verblichen« sich um di« Entwicklung seines Landes Verdienste erworben, die ihm «in ehrenvolles Angedenken bei seinen treuen Mecklenburgern und.beim deut schen Dolle stchern. Die Nordd.AHg.Ztg. schreibt zum Tode.des Großherzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg- Strelitz: Mit dem Herrscherhause nimmt an der Trauer, die das Herrscherhaus Mecklenburg - Strelitz ,und sein Land betroffen hat, das deutsche Volk warmen Anteil; bestehe» doch zwischen dem Hause der Hohen, zollern und der Familie von MecklenburgStvelitz, der unsere unvergessene Königin Luise entsprossen. N alte auch enge verwandtschaftliche Beziehungen, die durch die bwnde»treue Gesinnung des verewigten Fürsten «in; unablässige Pflzg« fanden. Seit seiner Hronbesteigung hat Eroßherzog Adolf Friedrich diese Gesinnung jederzeit betätigt und in eiNE regen Interesse an dM R^ichsqug^legenL^iten zugleich ein« Förderung des eigenen Lande» gesehen, hvm er von Beginn an bis zum letzten Atemzuge ety äremorgemder Herrscher ge- wesen ist. Die iy-Neustrelitz erscheinende Landes-ei- tung-sür Heide M«chl«nLurghebt in dem dem Pa» Hingeschiedenen Eroßherzog gewidmeten Nachrufs-Hevoor, daß er «» als seine höchste Ausgabe angesehen habe, seinem Lande reiche wirtschaftlich-«soziale , und politische Werte zu sichern. Insbesondere habe.er die Gehälter per gesamten Beamten, Geistlichen und Lehrer den veränderten Zeitoer« hältnisson entsprechend erheblich ausgebessert und ihre Pen sionierung, . ihr Ruhegehalt, die Versorgung .ihrer Hinter bliebenen gesetzlich geregelt, was bis dahin-noch nicht-der Fall war.- P'esonderes Interesse schenkte per Eroßherzog dem Schulwesen des Landes, das vollständig neu geregelt ^wupde. — Da» c. ' » - ' ' < Dresdner Journal , . schreibt:,'Nicht unerwartet kommt die'.Nachricht von dem Heimgange des erlauchten Herrschers des mecklenburgisch- strelitzschen Landes; der hohe Herr hat seit langem mit schwe rer Erkrankung zu kämpfen gehabt, und wenn es auch in jüngster Zeit noch einmal so scheinen wollte, al» wende sich das Leiden des Fürsten zum Besseren, so hat Gott der Herr es nun doch aniders beschlossen und den erlauchten Herrn he unberufen zu, seinen Mtern. .Eroßherzog «Adolf Friedrich hat ein Alter von nicht ganz 66 Jahren erreicht; den Thron von Mecklenburg-Strelitz hat er zehn-Jahre lang-verwaltet. Er ist seinem Lande ein gerechter, weiser und mi-lder Herr scher gewesen und für des Reiches Größe bewahrte er sich zu allen Zeiten seines Lebens ein warmMhlsndes Herz und einen von echter Vaterlandsliebe erfüllten Sinn. Mit sei nen treuen Untertanen beklagt die Nation auf» tiefst« den Heimgang dioses vortrefflichen Herrscher» und Lundes- Mrsten. i- , , - politische Tagesschau. 18. Juni. * Ein« österreichisch« Baronin unter Spionageöfrdacht. Di« Wiener Zeit meldet-die VechaftunaderMahrigen Pa- rontn IohannaMurmann vonMarchsf e. l d wegen Spionage für Rußlan.d. Vor -wft Jahren wurde ihr Soh n, der ehemals - in 'österreichischen Diensten sichende, dann in russische Dienste wergetretene Offizier Alexander Murmann wegen Spionage zu Sier Jahren Kepler und Ab erkennung des Mels verurteilt. , * Da, französisch« Kabinett gestürzt. Nach ^tper beweg ¬ ten Debatte im Parlament wuäk gestern die van dem ge einigten Radikalen Dal im irr und Genossen eingebrachte Mtßtrauen»ordnurng mit 806 gegpn 262 Stimmen angenommen. Da» Abstimmungsergebnis wurde von der ganzem Linien mit stürmischem Beifall vegoiHt. Die Minister verließen sofort Hon Saal, um dem Präsidenten d«r Republik jhr« Dsm-tsssjsonzu über- rstchen. ,- . * D«» vorgehe« grzon Pie «lLimlsche» vufstündisch«». Nach Meldungen «u» 'L> nrazzo soi: Sie Twidt Tirana, d»r Heio de» Ausslan»«», grstern nach: von.MmMtnuen T'riippen besetzt worden ohne daß WiiMtand ge«