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» ' ^/M >tf«k«>u. MWWWWWWWfWP V- < /luer Tageblatt mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. ZZ^ Spnchftmk -»» N-taktt«» «11 Msmch«, See «»natag» nachmMag, 4-- Uh». — Lrlegramm^Srrss»» ragrdlatt Mu-Mölrg». -»rnstruher ». »'»» /'» Ä»'Ä"L,st.L^ 'LML ra» «»«langt «annMpte kam. «»«ah» nicht gelöst»« ««-«u Nr. 140. Sonnabenä» 2o. Zum 1914. 9. Jahrgang. Lies« Rümmer umfasst 1k Setten. Außerdem liegt'das achtsettkge tllustriette Sonntagchlatt bei. Das Wichtigste vom läge. Die Petersburger Blätter widmen dem Küntg Fried rich August her-liche BegrüHungSarttkel. * Dresden uns» Leipzig gehören nach eine« Be schlüsse des Bundesrates vom 1. Oktober dieses Iah. r«S ab in die Ortsklasse A M den Wohnungsgeld zuschutz. Das Landgericht Bayreuth hat die Klage der Frau HoskapÄlmeister Isolde Beidler gegen ihre Mutter, Frau Cosima Wagner, kostenpflichtig ab gewiesen. Die Bereinigten Staaten haben erklärt, datz sie gegenüber den Forderungen der mexikanischen Ver treter in NtagaraspllS darauf bestehen, daß der künftig zu wählende Präsident den Reihen der Rebellen entstammen nÄss«. » Auf dem höchsten Punkt« der schottischen Hoch, landbahn entgleist« bei Carrbridge «ist Stl- zug, wobei eine Anzahl Personen den Lod fanden. 1 Nü-«r«» steh« an <md«r«r »Ull,. Mutmaßlich« Witterung am kl. Aunir Ostwtnd, meist heiter, »arm, vorwiegend treck««, schwach« Gewitter» nrigung. WaffenstUlstanä in Frankreich. O Aus Paris sthreM ums unifln Mtarbeiter: AI» Nenä Viv tani am 3. Septemtber 189» im zweiten Wahl, gang gewählt worden war mndl zum mstan Male in der Kammer erschien, stillte ein republikanischer Chronist folgendes Urteil über Ihn: Viviani ist ein republikanischer Sozialist der neuen Generation Kaum dreißig Jahre alt, fn Algier geboren als der Kohn eine» > Advokaten in Tlemzen. Er kam vor 10 Jahren nach Pari», -um Jura zu studieren. Nachdem! er Lizenziat geworden war, ar- beitete er als Sekretär bei MAevand und! wandte sich dem Journalismus zu. Er spielte den Leidenschaftlichen und dank dieser schlauen Haltung zog er die öffentliche Auß- merffamkeit aus sich. Groh und vom schlankem Wuchs, ge bräunt, von schlichtem Wesen, hat er einen loyaleren und milderen Charakter als feine Schreibweise vermuten Iaht. Inzwischen sind zwanzig Jahre vorübergegangen. Mv^ani hat sich die politischen Sporen verdient, er ist Überall be liebt und geschätzt. Aber jene hervorstechenden Charakter, eigenschasten, die der Chronist au» dem Jahre 1893 schildert, scheinen ihm geblieben zu Hein Was dm alte Kämpfer RiLot nicht fettig brachte, ist dem Manne der neuen Gene ration geglückt: Der Waffenstillstand ist geschloffen. Die Gemäßigten und die Radikalen, die sich gestern noch gegen, fettig des Hochverrate» ziehen und-um zwei- oder drei jährige Dienstzeit zu jedkm Opfer und zu jeder Großtat bereit schienen, haben sich auf die geheimnisvolle Formel Mariani» bannen laffen, van der nur »ins feststeht: Datz Viviani den 1. Oktober 191h, den kritischen Wag für die im Oktober 1913 eingevückten Mannschaften als Minister präsident nicht erleben wird. Herr Biviani ist zweifel los für den Augenblick der rechte Mann. Einen Pttitzipen- reiter hätte man gegenwärtig an der Spitze der franzö sischen Regierung nicht brauchen können. Einer, der nach rechts netzte, wie RiLot, war unannehmbar für die Majori tät der Kammer, die Mehrzahl des Balkes; einer, der sich an. den Treueid von Pau hielt, wie etwa der frühere Ministerpräsident Emile Cpmbes, war den Bundesgenossen gegenüber untauglich Diviani aber ist eine loyale Natur, der die richtige, nicht zu Mckde und nicht zu dauernhafte Mischung de» Mörtel» zu treffen wußte, mit der er «inen notdürftigen RegiewngsSlock au» der Rechten, der Linken und dem Zentrum zusammenzubacken verstauch dar just so lang hatten wich Äs die peinlichstem und brennendsten Fragen erledigt, sind. Das wird wohl bi» Ende des Monat» Juni der Fall fein. Dann geht die Kammer in di« Som merfrische, um erst im Herbst zu neuen Daten zu rüsten, zu deren ersten di« Wiederaufnahme der Prinzipellen Mei- nungsverschtedenheiten gehören wird! und damit»'— Diolan» Stur». «in Witzbold hat di« 17 -Hamen de» Ministerium« unteres nandepgestellt und sie solange gegen «inanderper- schoben, bis er au» je einem Buchstaben jähes Namens -fol genden Katz erhielt: H aura uv« vis drdvv. Er wird ein kurze» Leben haben. Da» ist ein Schatz; aber einer jener Narrenschorze, die «ine tiefe Wahrheit enthalten. Denn wenn man sich Bioianis Programm einerseits be trachtet, dann kann, man über die begründete Vermutung nicht hinauskammen, datz seine vom ElchsSe empfangene Sendung nicht dauernder Natur ist, datz man vielmehr notgedrungen unter dem Drucke der Verbündeten einerseits und dtzr in Frankreich herrschenden konträren 'Strömung andererseits Zeit gewinnen wollte, Um diese Prozesse nicht zu Überstürzen, sondern in aller Stille zur Reife bringen laffen. Die Erklärungen, die Viv-iani vor den Kammern abgegeben hat, decken sich im wesentlichen mit denen, die RiLot am Freitag verlas. Nur sind sie in ihrer Gesamt heit nach ungenauer abgefatzt, besonders was die MMtär- frage angeht. In der Kamnermehrheit, auf die sich diese republikaniischchömokmtische! Regierung stützt, sind aber so wohl monarchistisch-klerikale als radikal-sozialistische Ele ¬ ment« vorhanden, was natürlich auß Vie Dauer nicht gut tun kann. Besonders bemerkenswert aber ist ein Moment in der durch die Annahme der dreijährigen Dienstzeit mit- LestiMmten neuesten Entwicklung in Frankreich UM die höheren Staatslasten zu decken, müssen di« Vermögen und Handel und. Industrie, ja sogar di« Ersparnisse und kleinen Renten hevqngezogen werden. Sind Nun einerseits di« Sozialisten aus parteidoktrinären und vitalen Gründen gegen die verlängerte.Dienstzeit, so werden die französischen Kitzitalisten aller Art ebenfalls zu Gegnern des Dreijahrs, gefetzes werden und zwar in dem Augenblick, im dem sie sehen, datz .sie es fiM die die Rüstungen bezahlen Essen Schon die nächsten Finanzdebatten worden di« Begeisterung Mr die Heeveewerstarkung wesentlich «Mühlen. Schließlich wird man das merkwürdige Schachspiel geniesten, dost Ar- beitgeber und Arbeitnehmer sich vereinigen, um die Pürdt abzuwällzen, die für beide Teile, Mr das ganze Land also zu schwer geworden ist. Die Falle. * Die alten Römer haben es ihrem Feldherrn Mar. cellus zum schwerem Vorwürfe angerechnet, daß ein zehnjähriger kriegerischer Verkehr mit dem perfiden Han- nibal chn noch nicht von dar Unvorsichtigkeit geheilt hatte, em mit Gestrüpp überdeckte- Gelände mit geringer Mannschaft erkunden zu wollen — ein« Unvorsichtigkeit, die dem alten Haudegen bekanntlich da- Leben kostete. In Durazzo scheinen pich« elementaren Regeln des Kriegshandwerks auch noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Dies« Miriditen müssen ihren mittel-albanischen Landsleuten doch an militärischer An lage bedenklich nachstehen. Ihr kopfloser Vorstoß auf Schiak unmittelbar nach dem Rückzüge der Insurgenten übersteigt all« Begriffe von schlechter Mihrrmg und er weckt starke Zweifel an der Leistungsfähigkeit de- alten Herrn Btb Doda. Natürlich ist auch die europäische Oberleitung von der Mitverantwortung Mr die durch aus vermeidbare Schlapp« nicht freizusprechen. Schon dieser vierte Tag des Feldzug» dürfte gezeigt haben, daß der gefallene Oberst Thomsen von keinem der gegen wärtig In Durazzo weilenden Militär» ersetzt werden kann. Und auch der Verlust von 400 der ohne hin nicht zahlreichen Fürstentreuen wird kaum wettgemacht Wer den können — von den moralischen Folgen der Nieder lage ganz zu schweigen. Der ganze Grfotz der glücklichen Gtadtvertetdigung erscheint wieder aufgehoben. Die Rebellen kehren zurück und beginnen den Sturm von neuem. Mögen sie aber mals zurückgeschlagen werden, und die Residenz sich be haupten: lange kann der Zustand nicht fortgehen, daß di« von Europa eingesetzte Obrigkeit sich im Mauseloch« ver kriechen und froh sein muß, ihr nacktes Leben zu erhal- ten. Den Unsinn des großen Umgehungs« und Ümztnge- Der weibliche Nietzsche. sNachdruck «ertöten.) Humoreske von Georg Müller-Hein», (Dresden), In Swinemüside hatten wir uns da» Jahr vorher kennen gelernt, an-Bord der iHetthq, die nach Heringsdorf dampfte. Sie war ein« schlanke Blondine mit einem starken, griechisch geschlungenen Knoten, Verneine üppige HaaMlls verriet; intelligente, ein wenig Warf ausgeprägte Züge und hellblau« Augen, die sich streng auf den Gegenstand der Betrachtung Ächteten, liehen mich vermuten, daß sie keine Durchschnittsfrau war, vielleicht eine Lehrerin, Zahn ärztin oder so etwas ähnliche» Ne fuhr im leichtem Som- mergewand ohne schützende Ueberhüll«, den Strohhut in der Hand, hinaus auf di« See. HaWwegs, auf der Höhe von Ahlbeck, bot ich ihr meinen UWer an; denn der Nord- west war frisch Sie lehnte ab, höflich, anmutig, aber b«. stimmt: Es ist Zwar kühler, als ich dachte. Ich habe Mich von der Sonn« täuschen laffen. Ich war «och nie auf der See. Aber was man sich «ingeLockt hat, soll man aus essen! Die Antwort verriet Energie und reift« mich, st« näher kennen zu lernen. In Kertngchvrf hat sich Gelegen heit. Wir verlebten dm Nachmittag in anregendem Gv- spräch, au» dem. sich ergab, datz st« Breslauerin war, Höre rin an der philosophischen Fakultät und im Leben allein stand, unabhängig durch elterliche» Erbteil. Au» ihren Wor ten offenbarte sich ein eigentümlicher Charakter. Sie schwärmte Mr Gleichberechtigung der Frvmmtt dem Manne, da da» Gesetz ja auch keime Ausnahme mache und jede» .Der- gehen gleicherweise bestrafe, ob die,Frau nun «inen treu, losen Geliebten töte, oder ob sie auch nur atz Chauffeuse zu schnell um di« Ecke fahre. Nicht einmal ach körperlich« Unbchaglichkeiten nehme der Richter Rücksicht, höchsten» in den ersten Stunden nach der Geburt. Warum solle die Frau nicht auch gleiche Recht« -alben? Ich sagt« ihr im DafS der Strmchpvamenade ach den rvopf zu, daß sie schon Vorträge Mr Frauelstimmraht ge halten habe. Das ist schon was! lächelte sie. geringschätzig. Was ändert das Stimmrecht, da» sogar die-Männer oft mißbrauchen, an der unwürdigen Laze Her Frau! tzch bin keime Frauenrechtlerin im landläufigen Sinne. Mich ärgert nur, wenn uns die Männer wie kleine Kimber be handeln, al» müßten sie uns schützen, begönnern, weil wir nicht aus eigenen Füßen stehen können. Dabei ertragen wir Schmerzen standhafter, -al» die Männer überhaupt fähig wären. In der Straßenbahn macht man un» Platz, in der Universität öffnet man uns Äe Türen . . . und mit einem reizenden Anflug von Schelmerei fügte sie h'nzu: auf dem Schiffe bietet man uns den Mantel an, gerade, als ob wir un» nicht ohne die Hilfe der Männer durchs Leben fänden! Ich warf ein paar Worte van völligem Verkennen da zwischen^ von traditioneller Ritterlichkeit des stärkeren Ge schlecht», hatte damit aber kein Glück. Diese sogenannte Ritterftchlett sei weiter nichts al» Egoismus, entweder, datz die Männer sich die Sympathie der Frau erringen wollten, oder um den anderen einen Beweis ihrer guten Bildung zu geben. Und mm, fuhr sie fort, da» stärke«! Geschlecht! Du lieber Gott! Denken Sie am die Jungfrau von.Or leans die Bäuerin in Glaube und -Heimat und alle die Heldinnengestalten unserer Dichteri Der Mann paradiert mit feinem Mute, di« Frau besitzt ihn. Glauben Ne, datz jeder Mann, wenn er im Müde angefallen wich, zuerst seine Begleiterin Witzen würde? In der Gefahr lieft di« Wahrheit; er würde -«nächst nur auf sein Wohl und Wehe bedacht sein. Aber, warf ich jetzt ein, erlauben Sie güttast! Wer find denn die Memmen, di« Ihnen «ine so geringe Mei- nung vom Mvmne beigebracht haben? Würden Sie sich stramm auf Mensur stellen, mit keiner Wimper -ucken, wenn Ihnen der scharf^. Stahl die Wange spaltet? Ach, meinte st«, gehen St« mir doch damit! E» gibt ja keinen Wag kräftigeren Beweis Mr den Egoismus ddr Männer. Pu« Eitelkeit ist es! Me st, den Doktor machen nicht t»r Wissen schaft Halver, sondern um nach.außen damit prunken zu Mimsn, M sehnm sie sich nach dmn Durchzieher, dm akade mischen «ifitenLarch di« sie dann Mm. ob er will «der nicht, präsentieren, weil sie sich die gedruckte Karte ja schließ lich doch nicht an die Krawatte heften können. O, ich kenne das stärker« Geschlecht! Mich überzeugt man nicht! Das sah ich -nun ein und ließ alle HoGwmg sichrem Aber ein intereffantes'Persömchen mar es dach und der Nach mittag mit seiner Rückfahrt -neben Thusnelda König auf dem Autobus-Verdeck stand mir plastisch das ganze Jahr über von der Seele. Am Abend noch mußte ich nach Stettin zurück; der Urlaub war zu Ende. Eine genaue Adresse hatte ich nicht. Die männerhaffende Philosophin war pussse; schade! .... * O du goldiger erster Ferientag! Du verklärst Welt und Menschen und söhnst un» mit allem au», was unvoll kommen und -Mich ist! Nur dem Weihnachiecheiligabench dem Frühlimgserwachen und dev Freiballanfahrt über herbst liche Gefilde stelle ich dich gleich! Aus dar Lausche, dem Riesen de» Zittauer Gebirges, fitze ich in Höhenweltrekord- Stimmung. So mutz einem Flieger zu Mute sein, wenn der Zeiger de« Barograph» den letzten Strich überklettert, den vor ihm nur ein einziger, der Verwegenste, erreicht hat. Im Dämmern de» Abend» schau ich hinab aus di« schlummernde Wett. So friedlich lieft sie rings um den Birg; und doch, wie viele kampfdurchwMt» Schicksale auch in diesem Kreis von Höhen, die der Wanderer nur zur Erholung -geschaffen wähnt. Latz doch mal sehen, was alle» in den Kurorten und Sommerfrffchen da unten da» gleiche Urlaubsglück sucht wie ich! Di« Fremdemkisten hat Mr der freundliche Herbergsvater auf den Tisch gelegt. Laute»' fremde Namm! Nun die Tabelle der Touristen in Jons dorf, die nur wenige Tage bleiben. Da — al» dritt letzter Name auf der Sette: Thusnelda König au» B-eslau l » Der nächst« Morgen MH mich an^HGvetM vorn» grünen Baum in JonÄvrf. Mit langen -Schritten mar ich in all«, Herrgottsfrühe den Berg hinabgeeilt. Di» Welt- weis« mit dem -affenden Herzen mutzte ich Wiedersehen, «he