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??LL,E ?k-?L W- /luer Tageblatt . - -. M - M - . » ^--E-- - Anzeiger für -as Erzgebirge s» ia»A«r mit -er wöchentlichen Unterhaltoassbeklaser -wer Sonntagsblatt. MlftB« MmchchmS» »»» rnSakttoa mit stuoaahm» »n «»«nag» nachmittag» 4-- Uh». — T»l»gramm-ft-r,ff», Ta-Wlatt stuens-wte-e. stmspM»* «. ^WjL! Iü» unverlangt »iagesaaSt» Manuskript» kann chrwllhr nicht grlrtstrt «»r-ra. Nr. 143. Mittwoch, 24. Juni 1S14. s. Jahrgang. Diese Kummer »«saßt 8 Sette». Vas Wichtigste vom läge. In politisch« Kreis« vertäutet, da- di« WteHnng de» preußischen Jupigmtnister» vr. Ve- feier erschüttert sei und -war tnßolge der Haltung der Sozialdemokraten beim Schluß der letzten ReichStagSsttzung. O Der GouvernementSrat von Deutsch-Ost- afrila sprach sein Bedauern Mer di« un richtige Beurteilung der Eingeborenen durch den Reichstag aus. » Die italienische Regierung verlangt von der Schweiz die Auslieferung mehrerer infolge des Streiks geflüchteter Anarchistenfüh- rer.*) * Die albanischen Aufständischen haben nach ei ner Meldung aus Walona Elbassan eingenom men.*) * Au» Smyrna treff« noch immer Nachricht« über heftige Zusammenstöße zwischen Grte- chenbanden und türkischen Gendarmen ein.*) « Sämtliche 8000 Arbeiter der Putilowerft find in d« Ausstand getreten; außerdem strei ken in Petersburg noch Ü000 ander« Arbeiter. 1 nah«» st«n ««mm«,«»«. I«' SüdumstNsnd^ meist heiter, Temperatur »entg geändert, kein erheblicher SN «verschlag. Staatssekretär a.D. Dernburg über üie äeutsch-englischen Beziehungen Der Verein Berliner Kaufleute wurde am Sonntag in der Londoner Handelskammer empfangen, Justiziar Waldschmtdt drückte die Befriedigung über den Besuch au«, dm man in Zeit« nationaler Spannung HM« auffchi«. den müssen. Gr trat Mr «in gleich« Wechselrecht sowie die Mschaffung geheimer Kommission« «in und ging in seiner Artigkeit gegen di« englischen Gastfreunde so wett, .daß «r an Stelle künstlicher Weltsprachen englisch als Welt sprache herbeiwünschte. Bei dem Frühstück, das folgte und wo Lord Saut Hw a>rk dm Vorsitz halt«, hielt Staats sekretär a. D. Dernburg die interessanteste Rede des Tages. Bor 1870 habe England deutschen ^Kaufleuten gast lichen Boden und. «ine Erweiterung des Aktionsfeldes ge währt. Aus meiner eigen« Familie, fuhr Demburg fort, sind vier große Häuser in der City von London umd in Lwncashire «standen und gedieh« alle. Sie sind nicht nu r wohlhabend und glücklich fordern auch loyale englische Bürger geworden und hob« durch ihren Gsmeinfinn am Landeswohl mttgewirkt. Wie ich sind viele, deutsche Famt- li« England zu Dank verbunden. Im Handosrvgister aller wichtig« Städt« find, zahlreiche EngMWer deutscher Wb- ckunft. Beide Nation« unterhalt« die gnößtm gegenseitigen Handelsbeziehung« in der Welt. Als Deutschland eigen« Kolonien zu gründ« begann, diente ihm England durch das Beispiel feiner Staatskunst und Erfahrung als bestes Vorbild. Es sah, wie England Agamda in «in blühendes Baumwollenkind umwanitzelt«; es lernte die Bedeutung einer Augen EingedorenetnpoHitik kenn«. Jetzt find beide Lander im Begriff, dem Farbig« Kultur und Freiheit, Kenntnisse dar Hygiene und «ine Organisation zu bring«. Bei Besprechung des Eingeborenonpro- blems in Afrika sagte Staatssekretär a. D. Dernburg: Bor drei Jahr« hockte ich di« Ehre, der East der Noyal Afrtcan Society zu fein. Wir all« kamen überein, daß alle weihen Herrenn,attonen gegenüber dm unter worfenem Rass« durch «ine Solidarität de» Jntenesf« ver bünd« mär«, und wir betonten die Tatsache, daß dstr Dor- t«tl dos «in« auch der Vorteil des anderen sei. Di« Ein geboren« können zwischen dem einen und dem anderen Weih« Nicht unterscheiden, unsere Herrschaft hängt van dem Prestige unserer Farbe ab, und der Prestigeverlust der «inen Nation schadet auch der anderen. Damals versprach« wir einander, dies« Jnteressensolwarität aufrecht zu erhalt«, und ich freu» mich feststellen zu können, daß wir beide dieser Verpflichtung nachgekommm find. Wir arbeiten an dem gleich« Unternehmen, den farbig« Mann zur «Kultur zu erzieh«, indem wir neu« Bedürfnisse Mr ihn schaff« und befriedig« und ihm durch Ausdehnung unserer Herrschaft die Segnung« unserer wissenschaftlichen Kenntnisse, unserer ärztlich« Erfahrung und «ine bessere Organisation geb« So arbeit« wir, und zwar zum gegenseitigen Vorteil «n- seres Handels, an einer der größten Aufgaben, die die zivilisiert« Welt je vor sich hatte. Dornburg erinnerte ferner daran, daß nach dem Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1808 die deutsch« Staatsmänner ihre Blicke auf die In stitution« Englands richt« um di« Nation zu regenerieren. Di« deutsche Selbstverwaltung stamme au» England, und die Ordnung und da» Gedeih« der größt« !Stüdte sei «ine Frucht der Anwendung «lisch« OrganisationBähigkeit. Wie bet dem afrikanisch« Kolonialproblem, fuhr Dernburg fort, arbeit« beide Nation« auch in der Sozial- reform »— der zweit« groß« Frage de» 20. Jahrhun dert» —- Hand im Hand. In einig« Punkt«, wie in der Fabrikgesetzgebung, hat England viel« Jahve die Führung gehabt, in ander«, wie der obligatorischen Versicherung, ist Deutschland an di« Spitze gerückt. Sie seh«, in wie mannig facher Weise die Zukunft unserer beiden Nation« durch «in gute» gegmstitiges Verständnis bedingt ist; und je größer und imtiiner unser« beiderseitigen Interessen wer den, desto geringer wird die Notwendigkeit, Organisationen zu ^schaffen, um die Interessen beider Nation« im Billig keit wahirzunvhm«, auqzugleichen. England und Deutsch- land find die groß« Konkurrentem in der Schiffahrt der Welt. Als ihre Interest« kollidiertem wurden hi« im London internationale Koiffiorenz« gehakt«, Abkom men geschlossen und befriedigende Lösung« «reicht. Dern burg erklärte voller Zuversicht, daß auch im Zukunft solche Differenz« im freundschaftlichem Geist und mit ange messener Berücksichtigung der beiderseitig« Interest« bei gelegt werd« würden. Er erinnerte ferner davam daß nach dem Untergänge der Titanic Deutschland zuerst eine internationale Konferenz anvegte zum besser« Schutz van Leb« und Eigentum auf hoher See. Eilte andere Frage von großem Interest« sei die Sicherheit der Handelsmarine, wenn sie in Kriegsseiten Konterbande führe, und er Höffe aufrichtig, daß auch diese Frage durch eine Verständigung ihr« Erledigung finden würde. Exzellenz Dernburg fuhr fort: Ich freue mich, sag« zu können, dah die poli tischem Beziehungem zwischen unser« beiden Lau odern den normal« Status erreicht haben, der beiden er- laubt, die Dinge ohne Mißtrau« zu betrachten. Und wir sollten uns erinnern, wie sehr England und Deutschland die Schiedsgerichtsbewegung unterstützt haben. Mit dem Gefühl der Dankbarkeit, im Geiste der "Solidarität und de, guten Will«» und in der tiefsten Ueberzougung^datz das Gedeihen beider Nation« von einem gutem Einvernehmen abhängt, find ich und meine Freunde hierhergekommen, und Ihr« Aufnahme hat Visse Empfindung« bestärkt. Dern burg sprach dann der Londoner Handelskammer dm wärmst« Dank do» Verein, au» und gab der Hoffnung Ausdruck, ihre Liebenswürdigkeit erwidern zu können. Di» deutsch« Institutionen dürften im politischer, MM«, kom merzieller und industrieller Hinsicht sehr viel interessant« Punkte Stetem, die in England noch unbekannt wär« Exzellenz Dernburg schloß: Lasten Sie un» in diesem Prin zip des Austausches vom LttbenswüMgkeiten und nützlicher Kenntnisse fortfahven, und last« Ste uns ehrlich« und un abhängige Konkurrent« und Freunde bleiben. . Die Mstungsanleihe. Bon unserem Pariser Mitarbeiter wird uu» geschrieben: Die neue französische Anleihe, die von Deputierlenkammer und Senat mit einer erdrückenden Majorität angenommen wurde, ist auf 805 Million« Franc» festgesetzt, wovon b Millionen für die Gpesm zu verwenden fern werden, so daß 800 Million« die eigentliche Höhe der Anleihe dar stell«. Der Finanzminister NoulenS hat dm Sr/wrozmtigen Typ in Vorschlag gebracht, der auch trotz einiger Gegen projekte angenommen worden ist. Er bietet dm Rentnern einen gewiss« Vorteil dadurch, daß die Anleihestücke »um neuen Kurse von etwa» über 90°/o auszugeben sein werb«, während sie zum vollen Nennwerte zurückgezahlt werd«, sodaß also die Differenz eine Art von Prämie Mr dm Rentenkäufer darstellt. Der Wert der Prämie erhöht sich dadurch, daß die Anleihe in der nicht allzulang ausgedehnt« Zeit von 2b Jahren amortisiert wird, sodaß also mit dem Kauf der Stücke eine gewisse Spekulation verbünd« sein wird. Je früher das gekaufte Stück zurückgekauft wird, desto höher bewertet sich der Gewinn, während bei den erst im Jahre 1989 zurückzuzahlenden Stück« die Prämie von Technische Runäschau. Hachdr ck v,rl>olen (Au, der Technik der Weinkelter«!. — Saisonbetrieb und Ialsrevbetried. Ltfser au, Beton. — Vie Verwandlung von lvaldboden in Ackerland. — Sprengstoffe zum Entfernen von Baomwurzeln. — vir SLure im Baumstumpf. — Neue» Verfahren bei der Anlage von Telegraphen, lettnngen. — »o Gruden an einem Tag. — Ver Areuzer North La. rolina, — Druckluft gegen LeckschSden. — Lin» «»5 Ailometer lang» Elektrizität»!,itung.) Die Bereitung de» Meimos ist «ime. uralte Technik, die immer noch in derselben Weife auqgellbt wird wie bereit» vor, Jahrtausend«. Vielleicht hat sich deshalb nicht viel geändert, weil man Mochtet«, durch Einführung von Neue rung« die Güt« der verschieden« Weinsorten ungünstig zu beeinflussen. Arbeitete man nach den alt« Verfahr« so wußte man, was man zu tun hatte, und welche» Pro dukt man bekam. So «klärt es sich warum di« modern« TechM hi« doch auf all« Gebieten menschlicher Tätigkeit ein« so «Meidenden Einfluß ausübt, gerade vor der Weinlboveitung haltgsmacht hat. Aber auf di« Dauer wird sich auch diesfer Zweig.der Gärungotechnik den Fortschritt nicht ganz verschließen können. Zunächst einmal scheint es, als ob die Zeit. Mr die Kelterung der Traub« «ine «er- schiebung erfahren dürft«, al» ob «s hier so gehen wird wie in der Bierbrauerei!. Früher konnte man ja auch Mr im Winter vier -rau«, weil in der Hitz» des Som mer» di« WirM Mr,allzu leicht mMMinelten, sauer wur- dm oder in sonstiger Weisse verdarben. Bett die Kältein dustrie es «mWcht hat, ste auch im hechO« Sommer bei der erfahrungsgemäß günstigsten zu er ¬ halt«, ist di» vieLrauewi au» einem SaH-Nbetrieb -u einem Jah*«sbetrisb geworden. Auch der Wein wurde st» fort nach der Weinlese gekeltert, da man ja die Traub« nicht ausheb« konnte, sie wären dabei vertrocknet und ver schimmelt. Nun hat dieselbe Kälteindustrie, die auch auf die Arbeitsweise der Brauerei einem so entscheidendem Ein fluß ausübte, Verfahren, gefunden, um die Traub« längere Zeit hindurch aufzubewahrm. Dieses Perifahren besteht darin, daß man si« Mit längen, Stengeln- abschneidet und dann in Wasser stellt. Eie komm« hierauf im «inen Kühl raum, im dem sie Lei ein« Temperatur von einem Groh aufbewahrt werd«. Dabei halt« sie sich monatelang un verändert, es tritt kein« Fäulnis und auch kein Vertrockn« «in. Zunächst «Meint diese» neue, im Holland erfundene Verfahren geeignet, uns auch im Mtntea den. Genuß ein heimischer Traub« zu ermöglichen. Dann ab« ist es »unter Umständen auch Mr di« Weimkeltevei« ein Vorteil, .wenn st« mit ihr« Arbeit« Nicht an eine bestimmt« -Jahreszeit gebunden sind, sondern wenn sie sie gleichmäßig über das ganz« Jahr verteil« können. - Ein «etter«, mit der Bereitung de« Meine» ^ng ver bunden« Regu istt ist da» Fatz, da» im Lauf»'der Zeiten ebenfalls stet» da» gleiche geblieben ist. Dis. alten Mmer und Griechen bewahrten allerdings ihren Wein in tönern« Krügen, auf, di« dann später fast allgemein — auch im Süden Europa» -- durch die leichter« hölzernen Fässer er setzt wurden. Nun will man wieder, zum Steingut zurück- lehren, jedoch nicht zur Tonware, sondern zu Fässern au» Beton,,jenem von unserer heutig« Technik im so vielseitiger Weis« verwendet« Material. Da» Beton ist bekanntlich »in Gemeng von Zement, lKte» Md Sanst, da» di« Eigen schaft hat, nach dem kkmührm mit Mass« zu «in« stein hart« Miass» zu erhärten und da» sich durch Eingieß« oder Einstampf« -wisch« BvetttmeMaMingen in jede beliebig« Form bring« läßt. Stellt man au» Brettern oder einem sonstigen geeignetem Material di« Fwm «ine» Fasse» har und stampft man den Zwischenraum d«-beiden Bretterver schalungen voll Beton, so ist dieser binnen kurzem erhärtet. Nimmt man dann die Verschalung ab, so steht da» fertige Betochah da. Es ist leicht «inzusehm, daß sich auf diese Weise bedeutend rascher ein großes Daß Herstellen läßt als nach den alt« Verfahr«, nach denen man jede einzeln« Daube erst, zuricht« muh. Das Heidelberger Faß würde, aus Beton angsfertigt, beträchtlich schneller entstand« sein, al« e» in Wirklichkeit geschaffen werd« konnte. ,DiP Be- tonfässsr heb« aber den Nachteil, daß sie «in Mhr hohes Gewicht besitzen. Man wird sie deshalb nicht -al» Dmns- portsässer, sondern lediglich al» Lagenfässer benutzen können. Al» solche, find sie bereit, in Gebrauch genommen worden, wobei si« dm Vorteil gewähren, daß si« auch in feucht« und dumpfen Kellern niemals faul«, und daß man sie leicht reinig« kann, so daß es möglich ist, «in und da» selbe Faß nacheinander Mr verschiedene Weinsorten zu ver- Wenden. Außerdem sind si« billig« und «möglichen «im bessere Ausnützung de« Raume». Allerdvng» greift Pie Gäupe mancher Wsinv dm Beton etwa» an, und man wirst st« deshalb zunächst wohl Mr Mr billigere Massenweine und nicht für di« sein« Auslesm und dergleichen in Verwen dung nehmen. Außerdem hat man der Wirkung td» Meine, auf die Jnnenwandung de» Fasse» dadurch vor ge beugt, daß man diesem nicht eine rumda sondern, «im mehr kastenförmige Gestalt gab und dah man dm Jnmnraum mit gerippt« Glasplatten auskleidete. Üebeeall da, wo Wal-Loden in Ackerland umgewandelt oder als Baugrund verwendet werd« soll, ist es nötig, di« nach dem Fäll« der Bäum» »uvückbleibenden Baumstümpfe M entfern« -- «im mühselige, zeitraubend« Md «vr allem auch kostspielige Arbeit. Rodet inan di» Baumstümpfe mit Hacke und Spaten aus, so müssen esst Grabm gegraben, di» einzeln« Wurzeln -hochgeschlagen und dann sihließlich die Stümpfe mit Hilfe von Zugtieren oder durch maschinell«