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/luer Tageblatt Anzeiger für -as erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblaü. ^pr»chstun», N»Saktlon mit klusnahm» s»r Soanlag» «achmtttag» 4—s Uh». — T»l»gramm.^ür»sst, Lagedla« flueersge-irg«. -nmfhwch« -r. »«»««-, o»N«am>,«a fflr mwerlaugt eingefan-t» Maouftrtpt» kann «mvtlh» nicht gelöste« wer»«». Nr. 1S7. Mittwoch» 22. Juli 1914. 9. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Setten. seinen Gegnern nachgegeben habe: dies dürste jedoch in per Mutmaßliche Witterung am 28. Juli: SUdweft. winde, wellig, Trmperaturrücktzrng, Gewitterneigung, lein erheblicher Niederschlag. -WL Der Schah von Persien hat vor dem Parlamente den Eid auf die Verfassung geleistet. Expräsident Huerta nebst Gattin und zwei Töch- te»u hat an Bord des deutschen Kreuzer- Dresden seine Ausreise angetreten. -> Slähire» steh« an unterer Stell«. I rend es von Rußland die Erfüllung de» RAstungsvo» ! fprechM» in vollem Umfange verlange. Ein andere» Blatt . bemerkt, die bestehende Gruppierung der Mächte gebe leine 'Hqffnung, die großen Mtlitärlasten zu verringern. Es müsse eine neue Kombination erfunden werben, auf die ' - V zwischen Frankreich und Deutschland, der sich auch Rußland vollinhaltlich anschliehen könne. Allerdings wird aus solche Stimmen, wenigsten» augenblicklich, kaum gehört, sie verhallen im Winde und d'e Hetzer haben Ober. Oesterreich wird in den letzten Tagen dieser Woche .... in Belgrad «ine ruhig, aber bestimmt aöge. wasser. Die Petersburger Nawoje Wremja hobt in einem faßte Note überreichen, die wahrscheinlich » Leitartikel über die Tragweite der Reise PoinoarSs her. innerhalb 48 Stunden beantwortet wer» vor, daß der Dreiverband au» Versöhnlichkeit heraus häufig den soll.*) , seinen Gegnern nachgegeben habe: dies dürste jedoch in per * ! Zukunft nicht mehr der Fall sein, die TrtplsGntente werde Die serbische Regierung trifft, Wiener Meldun-» verstehen, die Suprematie für sich zu erhalten und im Rot gen zufolge, militärische Vorbereitungen! lalle noch zu erhöhen. Aehnliche Stimmen klingen von der größerenUm fange s.*) » Seine herüber, wo u. a. der Matin eine Aufmachung gibt * über die Streitkräfte Rußlands und Frankreichs gegenüber Anläßlich des französischen Besuches in Ruß. denen Deutschlands und dabei ^rrauf hinweist, daß die land bat der Zar zahlreiche Orden v e rstoische Strömung in Oesterreich-Ungarn so stark geavor- liehen; der Ministerpräsident Vtviant erhielt den sei, daß unter ständen mit einem Bruch der das Vortrait des Zaren 'Disziplin innerhalb der Armee zu rechnen märe, falls ' 'die aus so gemischten Nationalitäten bestehenden Truppen gegen Rußland verwendet werden sollten. Die» Geschreibsel und ähnliche andere Ergüsse bekannter französischer Houma, listen find wohl mehr oher minder bestellte Arbeit, mit dem Zweck, den üblen Eindruck zu veuwischen, den die Enthüllung de» Senator« Humbert in der ganzen wett hevvovgerufen hat, und der die Schlagfertigkeit der sfarn- zöstschen Armee in einem sehr bedenklichen Lichte erscheinen läßt. Gerade in Petersburg muß hie Rede Humberts wie eine Bombe eingffchlagen haben und sie dürfte «off lange hinaus da» Gefühl der Unsicherheit Part hevvvrgerusKie haben, indem dadurch gqzeiat worden ist, daß die Bjuud- nisfähigkeit Frankreichs doch recht viele» zu wünschen! Wrig läßt. Dies« Erkenntnis dünste für die Erhaltung des Welt, frieden» west wertvoller sein, als die Vorschläge für eine Das Wichtigste vom Tage. Tas Rennwettgesetz wird in Verbindung mit dein Awre» bereits hingewiefen habe, eine Annäherung Altpensivnärgesetz dem Reichstage lur - - - - . - . . . Winter wieder vorgelegt werden. < Sieg ctee Emstcht? Polacarö in Petersburg! Für di« Chauvinisten an der Seine wie an der Newa Grund genug, Jubelhym- nen anzustimmen und die enge Allianz mit ihrer an 1 i - deutschen Spitze in allen Tonarten zu feiern. Da ist es denn nicht uninteressant, daß zwischendurch auch einsichts volle Stimmen erklingen, deren Tendenz doch nach einer russisch-franzöffsche-deutsche Entente, zu der es in den nächsten Jahrzehnten schwerlich kommen dürfte. Dom Wachsen äer äeulschen Turnerei. (Bon unserem Berliner cW-Mitarbeiter). wesentlich anderen Richtung geht. Verschiedene Peters burger liberale Blätter gießen etwa» Wermut in den Wein der Freude, indem sie den Nutzen des Bündnisses mit Frankreich sehr kühl abwägen und in ihrer Beweis- führung zu dem Schlüsse kommen, daß den wesent lichsten Vorteil bei diesem Pakt Frankreich habe, während Rußland der Gebende sei, ohne dafür eine sonder liche Gegenleistung zu schalten. So weist beispielsweise das Kadettenblatt Rsetsch daraufhin, das Frankreich jetzt die Dienstzeit von SS aus 3V Monate verkürzen wolle, mäh- Jmnttten aller neueren Bestrebungen für di« körper, liche Ertüchtigung des deutschen Volkes und insbesondere her deutschen Jugend ragt immer noch als mächtiger Stamm die deutsche Turnerei hervor. 'Ist doch auch alles, was moderne Sport- und Wänderpflsge an neuen Leibesübungen und Erholungen entwickelt, «letzten Endes aus dem Grund gedanken der Tsuvnerei, aus den Idealen der Phtlantropen und des Turnvater» Friedlich Ludwig Jahn hervovge- wachsen. Mit stattlichen Zahlen kann die deutsche Turner schaft auch in diesem Jahre wieder ihr Wachstum illustrieren. E» find sott dem vorigen Jahre nicht weniger als 65 826 Männer, so SM Knaben, 7 244 Friauen und 5906 Mädchen, also im ganzen nahezu 100000 Mitglieder neu -»gegangen. Das find Ziffern, die auch im Verhält, ni» zur Gesamtzahl de, deutschen Botte, schon etwa» be- deuten. Di« halbe Million jugendlicher Turner oird in absehbarer Zeit erreicht kein. Diese Ziffer fft natür lich ganz besonders erfreulich. Denn wenh man sieht, wie viele einander widerstrebende Einflüsse sich heutzutage um "iie Wette der Jugend zu bemächtigen suchen, so wird man den sicher einwandfreien Einfluß der deutschen Turnerei als Rückhalt für eine gesunde parteilose aber dabei echt vaterländische Erziehung in weitesten i Kreisen begrüßen. Schon allein die deutsche Wehrmacht muß den Turn vereinen für ihre Leistung dankbar sein. Sie nimmt den militärischen Erziehern einen großen Teil Arbeitslast ab, wenn sie bei Tausenden von jungen Leuten die körperliche Traft und Gewandtheit schon vorher entwickelt. Den Lau ren selbst erleichtert sie damit ihre militärische Dienstpflicht, renn der gewandte Turner hat nicht nur an den Turnge- äten des Mlitärs einen merklichen Vorsprung vor seinen Kameraden, sondern wird die Vorteile der turnerischen Di», ziplinierung, der größeren Selbstbeherrschung, der rascheren Auffassung und Anpassung -ei der Gesamtheit seiner mihi, irischen Obliegenheiten dankbar empfinden. Im Iah« 1S13 find rund 60000 Turner in die Armee eingetreten. Rechnet man fick aus, was ein solcher alljährlicher Beitrag zu unserer Auechebungsziffer schlihlich für eine Summe er gibt, ein wie hoher Prozentsatz der ganzen Armee im Ernst- falle au, der Schule der deutschen Turnerschaft Hervorgehen würde, so wird man vor der Gefahr, deren Leistung zu unterschätzen, wohl ein Mr allemal gesichert sein. E, ist kein Fehler, wenn die jungen Leute gerade auch im Hinblick auf die Erleichterung ihres Militärdienste« di« Turnplätze der deutschen Murnechhcht auGuchen. Trotzdem märe e« falsch, hie Turnerei n ur im Hinblick auf da» Mli. tär zu schätzen. Körperliche Kraft und Gewandtheit find Mter, die wir weit über die Soldatenzeit hinaus überall im Leben gebrauchen können. E« ist desholv sehr erfreu» lich, wenn auch nach der Soldatenzeit der rechte Turner seinem Verein treu bleibt. Er wird es selbst nicht bereuen, bessere Gesundheit und ein höheres Altem, größere Leistungs fähigkeit in erster Linie bei körperlicher Arbeit, aber selbst auch bei geistiger Tätigkeit, die ein Gegengewicht oft so dringend erfordert, werden ihn belohnen. Daß auch an yielsn Orten immer nach jungfräulicher Boden für Neu- gründungen vorhanden ist>— fast möchte man sagen leider! — beweist der Zugang von nicht weniger als 540 neuen Vereinen im Jahre ISIS. Die Zahl der turnenden Frauen und Mädchen wächst im Vergleich zu den Zahlen der Männer und Knaben erheblich langsamer, doch muß man sich erinnern, wie di« Entwicklung des weih- 'ichen »Körpers in ihrer ganzen Tragweite für die Nation und für das kommende Geschlecht erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit richtig gewürdigt wird, während der Zwang, den die militärischen Anforderungen an das männliche Die Auttur äes Geruches. N«qMua »«roten Es klingt zwar -anal und «philiströs, von einer Kul. tur des Geruches, von einer Ethik der Nase zu sprechen, Ides Organs, das uns die selbstverständlichste Funktion unseres Körpers ausAuüben scheint. Und weil der Nase nun «in. mal das Omen untergeordneter Tätigkeit anhastet, so ist auch der menschliche Geruchssinn (im Gegensatz zum anima- lischen) im Lauise. der Zeiten ganz gegen feine eigentliche Bestimmung verkümmert. Es entsetzt uns mit Recht her Gedanke, des Augenlichts oder de» Gehörs beraubt zu sein, daß «aber auch der Verlust des Geruchssinns fürchterliche Qualen chusgulNfon vermag, «Meint un« verwundeEch und bizarr. Und doch ist es so. Versetzen wir uns nur einmal in die Lage, »wie störend es schon ist, wenn wir verschnupft find und untstr oller, ehrlicher Desichtserker, wie so schön in einem modernen Fremdwörterbuches«« «rschvöck- liche Fremdwort Näss verdeutscht steht, auf keinen Anreiz mehr reagiert! E» ist vielleicht.gerade ein typische, Zeichen unserer Zett, die .nach dem Fiasko des nivellierenden lieber. realismus wieder auf Verfeinerung uNd-Durchgeistigung unserer Lebensführung hinzielt, daß im den allerjüngsten Jahren die Kultur de« Geruches wieder mehr und mehr zu einem Spqialgebiet menschlicher Genüsse wird, und es gibt heute schon Aestheten^die den Geruchssinn nach ollen Regeln der Kunst systematW kultivieren. So find in letz, ter Saison in den ersten EMMchafttkreifen. England« und Amerika« -»genannte R'iechlluh« in Mode gekommen, zwangsois Vereinigungen, die im bffdndemn dem Studium der Gerüche obliegen und darin oft wahre Orgien feiern Und wenn ich trotz' der ominösen Absage an Propheten die bekanntlich im Vaterlands nichts gelten, ein Prognostikum stellen darf, so glaube ich, dch man — schon der «Mod« wegen —< auch in unseren «Mustoen Zirkeln Last) diesem eig narttgen Vergnügen, wem» auch nicht ackf den Geschmack, so doch 'buchstäblich aus den Geruch kommen und seine blumigen «Feinheiten' würdigen wird. Es ist in seiner Individualität «durchaus waMliungsretch und ausdehnungs fähig. Man arrangiert — nur« um an einem Beispiel die Wirkungsweise darzutun etwa ein japanisches Kirsch, bMenfesf, auf dem neben den obligaten, nur fürs Aug< bestimmten Emblemen solcher Veranstaltungen der unver kennbare Duft der Kirschblüten als Hauptsache in «die Er. scheinung tritt. Die Geladenen brauchen sich mit gedank. lichem Ballast nicht -u beschweren. Sie flinkem in ihre weichen Fauteuil», schließen die Augen und saugen die dufftge- schwängert« Atmofpähre ein, die ihnen Stimmung und Illusion- eine» wirklichem iKiischblilttenffftes Vesser vozw täulschen vermag, al» die schönste bildltchdokoratioe Nach empfindung, die naturgetreuesten Papplastiken, wie sie die Bühne bietet. So läßt man sich die Sinne betören, be rauschen, ohne der nüchternen Vernunft, die sich beim Sehen immer wieder aiffdrLn,gtz »Konzessionen machen zu müssen, läßt man sich, gemächlich hinllbertvärynen in da» glückliche Lmrd der aufgchenden Sonne, mit all seiner bunten, farben frohen Minevaturwelt. seinen wohlgepflogten Gärten und schneeblütemoeißen Kirschbäumen, unter denen niedliche Geisha« ihr freudevolle» Leben spazieren tragen. In ähn. licher Weise lassen sich Mottos, für andere Festlichkeiten er. sinnen: ein Gang durch die Rosenffelder vom Schiras, ein« Stunde im Harem, ein Herbsttvaum. in den Erfurter BlumenfeÄ»evn, in den Veilchenfeldern der Champagne, ein Fest in den Basaren von Chan «Kholtl^ ein Besuch im -trmefifchen Ehawlladen u. a- m. E» ist erklärlich, daß die orientalische Wunderwelt- mit ihrer ausgeprägten Vorliebe für Wohlgevüche den größten Pvqzentstch aller Ideen be- streitet. Diff» entbehren aber »auch unter sich keineswegs der Originalität. bekanntlich ist die Erfindung des Patschuli, d« meistumstrtttenrn aller Parfüm», auf die Freude früherer Generationen au dem extravagant en Geruch de* echten in. dischen jShMl» zurückzüfiHven. Man fand in ihm etnr Blume, wie der Meinfachmann wohl sagen würde (für den Geruchssinn fehlt begreiflicherweise eine entsprechende BegriUserklwrung noch), eine prägnante, charakteristische Eigenart die. selbst genossen »werden will, «m eim treffen des Urteil abgeben zu können. Immerhin war dieses Ver gnügen kostspielig, denn indische Shaw!« sngros zu kaufen^ ist nicht jedermanns Sache. Da kam ein Seifenfabrikant in Lyon auf die Idee, den typischen »orientalischen iShojall- gevuch durch Mischung verschiedener Ingredienzen künstlich festzuhalten, und es gelang ihm dies Euch wirklich. Er hat damit nicht allein den Vorzug gehabt, sein Leben- al« Erfinder de« Patschuli, sondern auch al- »vielfacher Mil- lionär zu bffLließen. Eine beliebte Abwechslung der feu- dalen Riechklubs ist e« nun, Vie differenzierten Unterschied« zwischen Patschuli und echten Shawl», «Mischen Veilchen parfüm und lebenden Veilchen, zwischen Rosenöl und wirklichen Riffen richtig«« erkennen. Zu diesem Zweck« stehen zwei »verdunkelte Kabinette zur Verfügung, die je ein wirkliches und ein imitierte» Odeur enthalt««. Richt minder beliebt ist da» Erraten der Namen verschiedener Parfüm«. Derartig« Künste find kstneckweg» «in« bloße Spielerei, fie werden sogar recht ernst gemvmmen und tragen entschieden dazu bei, die Kultur de« Gmuchffkime» auf ein höhere«, und berechtigte«« Niveau -« heben, al« di«« bis her der Fall war. Belügen wir «n« nicht: wir all. fühlen instinktiv, daß die verfeineruna de« G-rach» p»m Leben gehört, auch wenn ihre systematisch« Pfleg« »mm im Drang« de» Alltagsleben« fast ganz abhanden gekommen ist. Unser Unterscheidungsvermögen, unser instinktiv«» Bemüh««. Ge rüchen eine bestimmt«, ganz «ng umgrenzt« Eigenart ob- zugewinnen, sucht immer wieder aus eigener Roffoendigfieit heraus zu spezialisieren, fuchf mechanW zu sichern: « und fo absurd «O auch Hingen MUK fv nr ev mny die Nttse ist dem Fühlhorn, da» Tasto «gon»- dm» inneren Körper. Ist d«r Wächter mner ^ffundh-it, der j«d«n Geruch g»n»k oistert «nh be« GffPnack «m da»