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s. Jahrgang. Donnerstag» S. Juli 1914 Nr. ISS Diese Nummer umfaßt 8 Seite«. sehr bekannt gewor» Aus Herrn v. Dallwitz Reiche. Di« Männer Lier «lltzu ischaffen Danatt hüben nicht gerade ihren Willen bekommen. Als di« Mdgen der Er regung über Zabqrn am höchsten gingen, wurden Stim men laut, wenn solche PöbelauMreitungen di« Frucht der Wedellschen Verföhwungspolitik seien, dann Mühten eiben ganz andere Saiten auDgegagen worden; und habe Oberst von Reuter widechaartze ReichSlänber Mit Ruten geistlichen, so mühten sie künftig mit Skorpionen gezüchtigt werden. Andererseits wurde gleich davor gewarnt, al» endlich d e lamgoorausgefagte Ernennung des Herrn «. Dallwitz an Graf Wede'll» Staat vollzogen war, in dem bis herigen preußischen Minister de» Innern nicht» al» einen IW* Mutmaßliche Witterung am 1V. Juli: SUdroest. winde, heiter, »ärmer, trocken. "WH .Das Wichtigste vom Tage. Der Kaiser wird noch sein« Ankunft in Bergen dem Konsul Mohr tn der Billa Stupen «inenBesuch abstatten und vor dem Besuch der großen Fjorde einige Tage in Bergen verweilen. * Di« württembergische Regierung beschloß die Auflösung aller sozialdemokratischen Jugendorganisationen wegen ihres poli tischen Charakter«. * Durch die Ernennung des RetchStagSabgeordne- ten Beck (natlib.) zum Vorsitzenden der Lan- deSversicherungSanstalt Baden wird im Reichstagswahlkreise Hetdelberg-Eberbach cim Ersatzwahl nötig werden.*) Essad Pascha erklärte, daß er die Lage de« Für sten Wilhelm als durchaus verloren an- Ä-.1 » China v«hült noch dem englisch-chinesischen Tibet- Abkommen die Souveränität über Tibet, da- gegen bestmmt Tibet «in« autonome verwal- taug. Mitts gnlt wird ein« Prob«mobiltsation von 493 englischen Schlachtschiffen stattfinden, dies« bild« acht E«schwader von Linienschiffen, - » von Kreuzern, drei- und n«un Unters««- laken oder Norderney triffst, so wetßt du, daß er hängst keine Aphorismen mähr schreibt, sondern jme bunten und schillernden Reiseroman«, di« oho« jene Liebe äuf den ersten Blick niemäl» entstand« Wär«. Auf äen ersten Blick. Vkigze von W. TWuaudt. in««»««»«»«»«.) Di« Redaktion, die ihm sonst sein« Aphorismen pro Stück mit drei Mark besohlt«, war heute so herzlos ge- wes«, dem Schriftsteller Peter Mvlter di« jüngste Aus- wahlsendung (als nicht so recht geeignet )zurückzusenden. Und da» war ihm im Augenblick doppelt schmerzlich, da er ganz bestimmt mit der Ueberweisung eine» größer« Honorar» gerechnet hatte und nun so gar nicht wußte, womit « den Unterhalt der letzt« Monatswoche bestrei ten sollte. Gerade, als er zu dem Entschluß kam, sein« nur bescheiden goldene Uhr in «tn Leihhaus zum Stu- dium der hebräisch« Sprache zu tragen, stet ihm ein, daß er noch von der vorjährig« Wanderung durch Büh nen her einige Kron« und Heller in der Schublade hatte, di« er bet diner Bank in deutsch« Münze umwech- seln könne. Besser al» nicht»! wollt« W ihm über die Lipp« komm«, al» er «ine halb« Stunde später am BankschM« stand und di« paar Mark und Pfennige ein strich. Dabei rollt« ihm «in Fünfztgpfennigstück in eili ger Flucht über den Linoleumfutzboden, auf «in« junge, hübsch«, einfach und doch elegant gekleidete Dame zu, di« — sein Herz schlug plötzlich tn schnellerem Takt — zwanzig, fünfimdMonzig Tausendmarkfchetne auf ihr Konto einzahlte. Könnt« «* überhaupt so viel Geld ge ben? Und konnte so viel Schönheit und Jugend zusam men vereint sein? Welch« Frage tn ihm zuerst dagewvs« war, datüber konnte Peter Molter sich selbst nicht Re chenschaft gckben. Aber der Umstand, daß der Dam« «ben di« Handtasche entglitt, schien ihm auf jeden Fall zur Anknüpfung einer, wenn auch noch st> flüchtig« Bekannt» schäft willkommen. Leutnant -qon den fvanziWhen ILSern nK einer ganzen Kompqgnie in feldmarschmäßiger Ausrüstung die Grenze überschritten haben und unbehelligt auf Bor- und Wick- marsch viel« Kilometer tief in deutsche« Gebiet ein- gedrungen sein. In diesem Falle scheint es sich gar nicht e nmai um eine Mitschuld des Nübels, sondern um eine Lat bösen WiHen» zu handeln, doch einmal zu ver suchen, was Vie ?ru«steu» sich heute btittsn lassen,, die der Herr Leutnant HMentlich wenigstens nicht öffentlich Mit ähnlichen Ehrentiteln geschmückt hat, wie der IM deu tisch s n SS. Regiments dienende GeffrMe mit IftwnzLWchem Ramm! Denn fovttt Erziehung hab« hoffentlich di« höflichen Fran zosen auch heute noch, wenigst«» .soweit sie iim OG- ziersrange stehen! Mrte Äettm ließ: Mein Herr! 'verzeih« Sie mir, wenn ich Ihrer Liebe auf dm erst« Blick «in wenig skeptisch gegen, überstehe. Ich bin nicht di«, für di« Sie mich, nach meiner gestrigen angenehm« Tätigkeit auf der Bank, halten müssen und auch gewiß hält«, vielmehr voowflottillm.*) -) sich. « „dWN »».o. Der Besuch äes Bönigs Zrieärich August in Petersburg hatte dem Berliner soMldemvkratffch« ZentraLovgan An laß zu einig« taktlosen Ausfällen in dem Sim» gegeben, daß d«r sächstfche König den Zaren so überschwänglich an» gehimmelt habe. Hierzu wird mm den Hamb. Npchr. unter der Epitzmack«: Bnnd«»r«gi e-rnngen und Reichspolitlk au« Berlin gMrkbm: Mer hie bei solchen Anlässen übliche Redeweise kennt, wird keinen An laß sehen, au» den acht«n»vol1«n «nv lieben», würdigen Worten, di« der König von Sachs«« dem russischen Kaiser gewidmet hat, irgendeinen Tadel her zuleiten. Auch wäre eine Mitch die sich dagegen richtete, daß der lZar kürzer und sachlicher, der König van Sachs« ausführlicher und wärmer gesprochen halbe, gleichfall» mibe- dingt ahzuweisen; denn « ist ganz seMtoerständlich, daß bei solchen Gelegenheit« der Epst in eindrucksvollerer Weiss« seinen Gedanken und Empfindung« Ausdruck gibt al» der, dem der Besuch gilt. Armer darf man, um dm Rechtssdandlpunkt zur Beurteilung de» Vorgänge» zu ge- »innen, Nicht außer Acht lasten, daß stit altem eng« Bo- ziehungen, zwischen d«m russische« und dem sächsischen Hofe bestehen, di« durch die Ernennung des Kaiser» Nikolaus II. zum Chef de» zweit« sächsischen Artillerie-Regiment» «ine bedeutsame Erweiterung erfahren hab«. Bon alledem schwieg natürlich de» Vorwärts Höf lichkeit und Wahrheitsliebe. Ihm war e» offenbar darum zu tun, diese Mrftenzusammenkunst nachträglich in» Lächer liche zu Aiehen und dlanttt zu gleicher Zeit gegen, den ver haßt« Zarismus und gegen di« Autorität, die fich in den deutschen Bundemfürsten verkörpert, einen den Mass« «gefälligen Schlag zu Whren. Diese Taktik des offiziellen Organs der deutsch« Sozialdemokratie ist selbst verständlich keime zufällige oder alleinstehende Erscheinung, sie gehört tn die Reihe dir wohlüberlegten taktisch« Quer- züg«, mit den« die Parteiorganisation, die sich gern als Arbeiterbewegung bezeichnet, die Fundamente unsere» monarchisch« Staatswesens zu untergrab« sucht. Es war Nicht das erste Mal, «h ein derartige» Her austret« eines deutschen BundesWrsten auf da» Gebiet ledigte ich bloß ein« Auftrag meiner Herrin, der Bo- ronesse von Bober. Sollten Sie trotzdem bet Ihrer Ab sicht «ine» Wiedersehen» beharr«, so fei Ihn« mitge- tetlt, daß ich am nächst« Gonntagnachmtttag ein« Spaziergang nach der Kronmburg mach«. Zchre er- geben« Klara Müller. Schade, immerhin schade! murmelte Peter Molter verleg«, als er am ander« Morgen da» so diskret duf tende Schreib« wieder und immer wieder überflog. Ab« verdammt anständige» Briefpapier Hat dies« Stütze oder weiß der Kuckuck, was st« sonst sein mag, doch. Wenn ich bloß trübte, wer mir für nächst« Sonntag ein Fünstmrrb- stück pump« könnte, um mir die blond« Schlankheit we nigsten» einmal ein biß« näher anzusehen und zu Kaffee und Kuchen einzuladen. Peter, bist du wtrklüh der Egoist, der du manchmal schein« magst? AVer man kann «bm nicht nur von Ideal« Leb«! — Al» rr dann freilich einige Tag« später, unter den dunklen Ei ch« im Krönend urghof, tief in zwei klare, blaue Mäd- chenaugen schau« durst«, war e» ihm im ehrlichst« Her zen gänzlich gleichgültig, ob ihre Besitzttin über ein paar Dutzend Tausendmarkscheine oder gar keine zu ver füg« hatte. Vielmehr zwang ihn di« Scham zu dem Ge ständnis, daß, wenn ihn vielleicht damals beim Moder schreib« de» Inserat» irgendwelche ander« Sehnsüchte denn die augenblicklich« bewegt hätten, er sich verachte, daß er unwürdig sei, zu hoffen, jemals eine Hand zu erring«, die Wenn du, schöne Leserin, tn diesem Sommer vielleicht den inzwischen sehr bekannt aewor- Mer Tageblatt Mnzeiger flir -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. «pwchstmrw Se» «waws« «U fiumah«, »er Smmtage nachmittag« 4-S Uhr. - «elemamm-stSresst, Tageblatt Mmoygetlrge. Jernshrech- «. U» Iü» unorrlangl ringesao-t» Manuskript» »an« orwühr nicht geleistet wir-»». Manuskript »ich» »«üuq t«»«-« stack« Mann zu erblicken. Im allgemeinen find« die Wsäsfer bi- jetzt, nun sie den neuen Statthalter gut zwei Monate bei sich hab«, an seinem Auftret« Nichts Sonder liche« auqzusetzm. Mag di« Geselligkeit em Statthalter- Palai» ein« Viertelton weniger herzlich «Mein«: an kor rekter Freundlichkeit hab« die Empfänge nicht» vermiss« lass«. Für einen hab« sich freilich die Do« geschlossen: Herr W ette rk6 erhAt keime Einladung mehr. Und wenn ihm seine QffenHerztsckeiten künftig mal wieder zu einem stillen Kämmerlein «erhoffen sollten, so wird er auf keine BiellWbchen und sonstige Trvstspendon mitfühlender Seelen mehr rechn« dürfen. Die Gelegenheit kann aber leicht konmzen,- denn dem Her« AVb6 fehlt nun einmal dies Or. gam, dm DallepvanVschen Satz zu begreifen, daß die mensch liche Svache zur Verbergung dgv Gedanken erfunden sei. Als er van dem neu« Her« das erste Mal geschntttzen war, hat er darüber mit einer Füll» von Scheltwort« quittiert, unter dm« k'ndisch so ziemlich da« mildeste war. Jetzt wird Herr v. Dallwitz sich doppelt zu dem .Entschlüsse be glückwünschen, mit einem Manme von solch« Erziehung«- mangeln all» gesellschaftlichen Verhältnisse von vornherein abgelehnt zu haben. Dagegen dürfte der Statthalter in einer ander« Streit frage den Kürzzren gezogen haben. Ein große» Geschärt ward darüber erhoben, daß «in Pfarrer Herr von Hart weiler bei Her« o Dallwitz» Einzüge tn dip» Doüs mit dem Kirchenglochen zu läut« verboten hab». Run veröffent licht der Pfarrer «ine Erklärung, daß nach «in« älter« Vereinbarung Misch« den geistlich« und dm weltlich« Aemtem di« Glock« nur zu Kaiser» Geburtstage und bei Besuch« kaiserlich« Prinz« zu «läuten hätten,: im übrigen erst nach Migchokter besonderer bischöflicher Genehmigung. Herr v. Dallwitz Mrd sich «wohl bei diesem Kommentar be- bMa den und di« Haupt- und Staatsaktion, Heiner Fehde mit Hariweiler damit für beendigt ansehm müssen. Daß übrigen» dbe Herren, di« sich «kgm Vie Bezeichnung Mack« so sehr gewehrt haben, nicht jene umWMgen Dämm« sind, für die st« in dem Jabemer Stätte gelten wollt«, hat jetzt wieder einmal so ein Exemplar gezcksgt. Ein Limtten- soldat oom SSsten Regiment«, Vefzeiter sogar, hat e» ferütz gebracht, deutsche Tourist« auf deutschem Bohm mit Schimpsredien Är französisch« Sprache zu belästigen sedtsu pruusleu; weräe !a ?ru»«s). Die «rase von vier Monaten, di« das Metz« Kriegsgericht üb« dm Burschen verhängt hat, ist eigentlich nach zu niedrig ausgefallen. Hoffmtlich wüide SN «Kriegsgericht in Verdun oder LunS- ville ebne französische MMtärperson schärfer «mfassen^ Ui« ihr Nakiiomckgefühl 'n solch« Pöbelei« zu betätig« sich Herausnähme I Es war wirklich hohe Zeit, daß der neue Kurs im Elsaß verfügt hat, daß o« Rekrut« aus dem Elsaß wieder allgemein draußen im Reiche ihre Dfionst- M cht erffüllen sollen. Dttntit sie endlich «inimal sich als Franzos« zu empfind« verlern«. Freilich scheint das Volk von der Mosel auf Leid« Ufern nicht leicht zu lernen. Obwohl es Pun schon 4S Jahre her find seit dem Frank furter Frieden, hat man fich am Lite damals gesteckten Gren zen noch nicht recht gewöhnt. In d'esen Tagen fall ekn Obgleich sein Ritterdienst nur mit einem stummen Kopfnicken beantwort« wurde, schien ihm doch da in den Augen her schön« Unbekannten etwa» auszublitzen, da» ihn für dm ganz« Tag unruhig macht« und am Abend zu dem Entschlüsse bestimmte, der Lokalpvst folgende An nonce aufzugeben r Di« junge Dame, die gestern früh auf der Tepost- tmkass« L. der Preußischen Bank 25 000 Mark ein zahlte, wird von dem Herrn, der die Handtasche aüf- hob, um «in Wiedersehen zweck« ehrbarer Annähe rung gebet«. Antwort erwartet sehnlichst P. M. 25. Liebe auf den ersten Blick. Expedition de» Blatte». Baroness« Claire von Bob« wollt« gerade die Zei tung gelangweilt fortleg«, ckls ihre Augen auf eben je nem Inserat Haft« blieb«, da» ohne Zweifel an sie selbst und keine andere gerichtet war. Sie mußte lächeln. Di« alt« Geschichte! Diese» Mal noch dazu in einer so we nig taktvollen, ungeschickt genug maskiert« Form, di« ihr «igentlich jede» Eingehen auf die plump« Bitte von vornherein verbot. Ab« schließlich siegte doch in ihr der Reiz «ine» Abenteuer». Sie würde -um mindesten eine hübsche Portion neu« Menschenkenntnis al» Gewinn da vontrag«, von dem vergnüg« de» Briefwechsel» an sich ganz zu schweig«. Ob man sich dm jungen Mann einfach -um Tee bestellt« und ihm gründlich di« Wahrheit in» Gesicht sagte? Nein, «in« kleine Komödie würde aus jeden Fall amüstrnter sein. Und sie holt« au» der unter sten Schublade ihre» Rokokoschretbttsch«» da» am wenig«