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»Os»»; s»t,n f«I In, Yau, monatlich »» pfa. »,i »»« S,ich«ft»st«li» ad» »«Hali monatlich SSpfa. u. wdchont» Uch IS Pf,. »,I t»r poft dostoUt un» foldft adgodolt »iortoiildrlich 1.»» Mk., monatlich t» pfa. durch »«n Vrlrftrtlgrr frei in» hau, vlrrtrt- Üidrllch L.« Mk., monatlich 74 Pf,. <rstl>«>nttti,ttchm»enMl»a,oft!in» »rn, mit fiuonahm« »on Sonn- un» 1,i«rta,«n. Unser« A«I«un,,au.» trll,«r un» ftuogadefteUin, fowl« all« Postanstalten un» 0rl«strü,«r nehmen V«steliun,«n »nt,e,»n. Anzeiger für iöas erzgebirge GW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. Sprichst»«-» -rr «»üakttoa mit -»«»nahm» -»» Sonntage nachmittag» 4—S Uhr. — <r»l»gramm-stSr»ss« r Tageblatt -»«»rrzgrblrg». Z»rnst>r»ch»r SS. Z0r unvrrlangt »lngsfan-t» Manuskript» kann S»«ühr nicht g»l«tst»t «»»-»«. ,»«tu »er erstheinunaiwelf, »an» «»»ähr nicht »«leistet wer»«», wenn »i« fiufaab, »„ stnferate, »urch lernforecher «rfol,t »ter »a, Manuskript nicht »eutlich le,dar ist. Nr. irs. Freitag, 31. Juli 1S14. s. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Einer bisher noch unbestätigten Meldung zufolge habe Deutsch land Rußland binnen 24 Stun den um Aufklärung über den Zweck der Rüstungen gebeten.*) Der Zentrala'usschuß der Reichs bank er höhte in seiner heutigen Sitzung den Diskont um ein Prozent, von vier auf fünf Prozent. * Es verlautet, daß Preußen der Forderung der Rege lung der Bezüge der Altpensionäre aus staatsrechtlichen und finanziellen Gründen nicht stattgeben wird. * Graf Berchtold hatte mit dem japanischen Ge sandten in Wien eine Unterredung, der große Bedeutung beigelegt wird.*) Die russische Teilmobilisterung ist Tat- fache? die Reservisten der Bezirke Odessa, Kiew, Moskau, Kasan,wurden ein berufen.*) Außer der Dank von England haben auch di« Ra. tionalbanken von Frankreich, Belgien und Holland den Diskont um ein Prozent er- höht. l -1 lllliheee» steh, an ander« Stell,. IM" Mutmnßltche Witterung am 1. Augusts West, winde, wechselnde Vewö^ung, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag. -WO Die russische Geste. Es war eine Täuschung, als gestern das Gewitter abzichen zu wollen schien. Die Bekanntgabe eines Depe- schenwechselS zwischen den beiden Kaisern, die Wendung in einer amtlichen russischen Kundgebung, daß man drü ben die beständige Fortdauer der alten Freundschass ten wünsche, wurde als ein ehrliches Bekenntnis zum Frieden gewertet. Es war eine Täuschung. Während die Rechte Gruß u. Handschlag mit dem alten deutsch. Freunde tauschte, griff die Linke in der Settentasche. Der Rach- richten über russische Kriegsvorbereitungen sind in den letzten 24 Stunden so viele eingelaufen, daß keine Bogel. strauß-Politik mehr getrieben werden durfte. Man er- innert sich der Vorgänge von 1912. Auch damals erfocht Rußland seinen Steg mit der bloßen Geste einer Trup- pensarnmlung an der österreichischen Grenze, die diese Macht wahrscheinlich gehindert hat, den ausbrechenden Balkanbrand im Keime zu ersticken. Der Schaden ist viel leicht nteinals wieder gutzumachen, daß man damals in Wien, um Rußland nicht zu reizen, auf eine rechtzeitige Wiederbesetzung des Sandschaks verzichtet hat. Und man hätte doch mit dieser einfachen Maßregel, die sich auf dem Boden des Berliner Vertrages bewegte, von vornherein alle jene Weiterungen abgeschnitten, die Serbiens Vordringen zur Adria in der Folgezeit hervorrief! Tie russische Geste aber zu parieren, mußte Oesterreich V» Milliarde um nichts und wieder nichts opfern! Kein Wunder, daß nunmehr die Geduld zu Ende ist, da die Petersburger Staatskunst es zum zwei- ten Male mit einer solchen Geste versucht, ihren deutsch österreichischen Gegenspieler in eine Zwangslage zu ver setzen ! Was will Rußland eigentlich! Wir setzen voraus, daß es Oesterreichs gutes Recht nicht streitig zu machen ge denkt, für den Mord seines Thronfolger» von den Hin termännern der Verschwörung 'Rechenschaft zu fordern, obwohl seine Balkan-Diplomaten auch früher schon sich nicht gescheut haben, von politischen Kampfmitteln solcher Art Gebrauch zu machen. Und Oesterreich hat erklärt, daß es Serbien nicht einzuverleiben gedenke — da hätte man in Petersburg doch abwarten sollen, bi» diesem Versprechen nach einer anständigen Frist die Erfüllung verweigert würde. Nun findet fich tn einer ersichtlich von Herrn Iswolsky herrührenden Auslassung des Pe tit Parisien die Wendung, Rußland könne sich nicht mit einem österreichischen Verzicht auf Landerwerb zu frieden geben, solange nicht auch für die Erhaltung der serbischen Voll-Souveränität eine bindende Ber- Pflichtung eingegangen werde. Es sei zweifelhaft, ob nicht schon die Forderungen der Note vom 28. Juli über diese Richtschnur hinausgingen (Teilnahme österreichi scher Beamter an der gerichtlichen Untersuchung usw.) Wenn das amtliche Rußland «in« solche Selbstenttäu- schung Oesterreichs, ein Zurückweichen hinter da- wohl. erwogene Mindestmaß seiner Ansprüche imFriedens- zustande begehrt, wie es die Fristnote begrenzt hatte, dann ist allerdings die Hoffnung gleich Null, daß eine Verständigung über die Bedingungen möglich sei, die ei nem! im Kriege besiegten Serbien aufzuerlegen wären. Ein Staatswesen, in dem noch so dünne Fäden RegierungSmjänner mit Burschen von der sittlichen Reise der Princip und Grabes verbinden, darf nicht mehr als «in vollberechtigtes Glied der europäischen StaatSgemeinschast forthestehen. Man sollte mei nen , daß dieses Argument einer sittlichen Interessen - Gemeinschaft und des völkerverbinden den Kultur-Katechismus an den Verantwortlichen Stellen der russischen Hauptstadt eine durchschlagende Kraft bewähren müßte. Ist dem aber nicht so, beharrt Man dort auf seiner einmal erprobten Methode, dem öster reichischen Willen Mit Gesten per bezeichneten Art Zwang anzutun, dann soll man nicht die Schuld auf andere ab wälzen wollen, wenn solche Hinterhältigkeit das Ge fäß der Langmut und der fortgesetzten Nachgiebigkeit um de» Frieden» willen zum Ueberlaufen bringt? wenn zu letzt einmal mit kalter Entschlossenheit die Anfrage ge stellt wird? Was wolltest du mit dem Dolche? sprich! Man hat lang« gewartet, «he man sich zu einem solchen Schritt« entschloß? seiner möglichen Folgen eingedenk. Fürst Bismarck hat einmal «klärt, « halte wohl ein scharfes Auge auf die russischen Truppencmsammlungen und Krieg-Vorbereitungen an der Grenze — die bekannt, lich «tn Jahr nach dem Berlin« Kongress«, im Spätsom mer 1879, ihren Anfang nahmen —, unterlasse ab« bis zur äußersten Notwendigkeit solche Befragungen, die wahrscheinlich ein» schroff abweisend« und diegegenseis- tige Gereiztheit nur noch weit« verschärfende Antwort finden würden. Bi» dahin beschränke « sich auf Gegen maßregeln. Sollte heute der kriegerisch« Augenblick ge- kommen sein, wo, wie Bismarck ein and« Mal sich bild lich ausdrückte, von zwei sich nächtlicherweile im Walde begegnenden Reisenden, der eine in die Tasche greift und darauf der andere losdrückt? Hoch äas äeutsche Hanäwerkl (Bon unserem Berlin« S-Mitarbeiter). Die kriegerische Spannung der Zeit, die so vielen an deren Dingen eben die Aufmerksamkeit ablentt, beeinträch tigte begreiflicherweise auch den 16. deutlichen Hand werks- und Gewerbekammortag, der gerade in Liesen kritischen Tagen in Mannheim verhandelte. Eine große Anzahl der Beteiligten fühlte sich durch die Nach richten über den Merretchijsch-serbischen Krieg so stack be unruhigt, daß sie auf Abreise drängte und so fanden nicht nur die Diskussionen vielfach «in rascheres Ende, als es unter normalen Verhältnissen der Fall zu sein pflegte, son dern es wurden einige Punkte von der Tagesordnung aL- gesstzt. Trotzdem darf man sagen, daß der Mannheimer Tag auch unter diesen besonderen Umständen noch wertvolle Arbeit geleistet hat. Er zeigte das Handwerk aus dem Plan, wo es gilt, seine soziale Stellung tn materieller wie ideeller Hinsicht zu verteidigen und wo er viel erörterte Punkte nicht zur Entscheidung brachte, da trug er doch Wesentliches zu ihrer künftigen Klärung bei. Von Ver teidigung muß man beim Handwerk nun einmal reden, weil dtp moderne Wirtschaftsentwicklung 'so viele neue Formen des Erwerbs und der Produktion links und rechts vom Handwerk hervorgebracht hat, daß dem letzteren per Räum oft ungebührlich beengt wird. Den Schwarzsehern aber, die daraus kühnlich das völlige Verschwinden des Handwerks prophezeihen -u sollen glauben, gab die Mann heim« Versammlung doch einen kräftigen Beweis des Gegenteils. Man sah da nicht nur eine zahlenmäßig und wirtschaftlich beachtenswerte Vertreterschaft des Handwerks von heute beisammen, sondern konnte auch aus den Ver handlungen entnehmen, daß dieses Handweck für seine Zu kunft noch manches zu wünschen und zu leisten hat. Energisch wehrte man sich vor allem schon dagegen, daß das Handwerk einfach mechanisch wie nach der jetzigen Ge- werbeordnung al» Kleinbetrieb von der Industrie als Groß betrieb unterschieden werde. Es gebe auch Großbetriebe im Handwerk, die durch die handwerksmäßige Herstellung ihrer Waren sich von einem Fabrikbetrieb immer noch wesentlich unterscheiden. Da freilich mit der Zett der elek trische oder sonstige Motor auch in die Werkstatt des Hand- wecker« tmm« mehr eindrtngt, ist die Bestimmung der Grenzen zwischen Industrie und Handweck kein einfaches Nechenexenrpel. Praktischen Mert hat Vie GrenMtimmung wegen zahlreicher Vorschriften der Gewerbeordnung, die einem Fabrikbetrieb natürlich nicht schematisch die gleichen Verpflichtungen auferlegen wnnen wie einer Meisterwerk» statt. In Mannheim selbst kamen die zwei wichtigsten hier- hergehörigen Punkte zur ausführlichen Erörterung. Gin» mal der tz 100 g, der ja auf kein« rechten Hantzweckerver- fammlung mehr zu schien pflegt und der dem Handwerk die Festsetzung von Mindestpreisen verbietet außer in jden freien Innungen. Das Handweck Möchte die Mindestpreise aber auch gern in di« Zwangsinnung anfnehmen, um so der Schmvtzkonkurren- radikal den Lebensfaden abAuschnei- den. Es fragt sich nur, ob dadurch nicht mancher technische Fortschritt in tatsächlicher Verbilligung der Arbeit hin angehalten wird und vor allem, ob nicht eben die Konkur renz der Fabrikarbeit dadurch an Räum ggmäwne. Das ist der Line Grund, weshalb so häufig darum gestritten wird, ob ein größerer Betrieb noch verpflichtet sei, einer Handnerkerinnung beizutreten oder ob er als Industrie betrieb seine eigenen Wege gehen darf. Falls der 8 100 g wirklich siele, würde der Streit um, die Begriffsbestimmung des Handwerks wohl noch viel heftiger entbrennen. Eine zweite wichtige Frage ist die in der Fabrik 'so wesentlich andere Lehrlingsausbildung gegenüber der Meisterlehre. Hier hat man auf der Mannheimer Tagung als Richtlinie ausgestellt, daß auch den in den Mabrikbe- trteben handwerksmäßig ausgebildeten Lehrlingen Gelegen heit gegeben werde, d'e Gesellenprüfung vor den nach der Gewerbeordnung Mr Handwecker ausgestellten PrGungs- bebingungen und vor den entsprechenden Ausschüssen ihre Prüfung abzulögen. Man hofft so manchen tüchtigen Hand werker auch aus der Schule des Fabrikbetriebs noch her- au »ziehen zu können. Mit der Lchrlingpbildung hängt enge die Frage auch der Stellung der Frau im Hand- werk zusammen. Denn wenn hiess heutzutage noch vick umstritten ist, so erklärt sich da» zum 'grüßten Dock au» der sehr mangelhaften Regulierung d« UuMIdung weid, licher Lehrlinge. Was sich da alle» unter dem Titel Putz» mach« — Schneiderinnen — a. Kursen breit macht, bietet teilweise nur sehr schwach« Garantie wirklich fach, gemäß« gründlicher Bildung. Biele Mädchen treten auch hier ein, um angeblich nur Mr den Hausbedarf etwas zu lernen und tun dann doch später ein selbständig« Ge» sa-äft auf. Freilich ist die Lohckingszüchtigeret, Pie bet den männlichen Lehrlingen durch di« Gewerbeordnung glücklicherweise jD unterbunden ist, bei den weiblichen noch stark im Schwung. Der Handwecks- und Gewerbe« kammertag kann wohl aus do» allgemeinste Verständnis rechnen, wenn « auch Kr die weibliche Vorbildung di« gleichen Bedingungen wie Mr die männlich« aufstellt und vor allem auch die staatliche Kon-Monierung von Kursen verlangt, die zur handwerksmWgen AusLHung einer Fettigkeit anleiten wollen. Für die gegenwärtig« mate rielle Lage des Handwecks von großer Bedeutung mar die Behandlung der Frage nach der Beleihung von Gebäude grundstücken. Hier glaubt man durch Reformen des Ab- schätzungswesens, namentlich bei richtig« Würdigung pes wemger schwankenden Bodenwertes, ferner durch strengere Amortisationsbedingungen dem Handweck die Beschaffung von Kapital zu erleichtern, und es so im Konkurrenzkampf mit der Industrie -u stärken: Alles in allem: viele wett- volle Anregungen. Mögen sie an maßgebender Stells be achtet werden, wie ja der Staatssekretär des Innern auch schon versichert hat, die Wünsche der Sachverständigen de» Handwerks bei künftigen Handelsverträgen -u beachten. Bei so vereinten Bemühungen wird es wirklich wie am Schluß der Tagung heißen dürfen : Hoch das deutsche Hand werks Politische Tagesschau. «u», 31. Juli. * Einberufung de» Bundesrates. Deute findet eine Sitzung des Bundesrates statt, an d« jedoch Wed« der Reichskanzler von BethMann Hollweg noch Staatssekretär von Jagow teilnehMen. Wie e» heißt, wird sich der Bundesrat nur mit inneren Angelegenheiten befassen. * Die Zusammenkunft de» tückischen und grtechi» scheu Ministerpräsidenten. Nach authentischen Informa tionen aus Konstantinopel, ist die Zusammenkunft des GrvtzwesirS mit dem griechischen Ministerpräsiden ten BenizeloS nicht aufgegeben worden. Benizeloi» erwartet in München die Nachricht, wann der Großwesir abreist. * Die mexikanische« FrievenSverhandlungen. Die Re gierung von Mexiko ernannte den General Lauvo Biliar, sowie die Juristen David Gudierrez Allende und Salva dor UrbinS al» Delegierte, um mit den Delegierten ber Aufständischen üb« die Ueb ergäbe der Regierung un- ter Sicherstellung der nationalen Interessen zu verhan deln. Die Delegierten reisten vorgestern nach Tampico ab. * Die holländisch«« Offiziere bleiben vorläufig tn Dmrazzo. Bet der Ueberreichung des GntlassungSgesuche» der holländischen Mission erklärt« Tewe« dem Fürsten, daß die Holländer Albanien tm gegenwärtigen Augenblick nicht verlassen, jedoch nach Klärung der Verhältnisse die» insgesamt tun Würden. — Am heutigen Freitag werden die beiden Kind« d«S Fürsten nach Gi» naja gebracht. * Dw Italien« w DckpottS. Au» venghasi wird telegraphiert: Zwei unter dem Befehl de» General»