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Sonnabenä» S. Rugust 19l4. 9. Jahrgang Nr. 182 Der Vrelftonlrn-Mg Nach einer Meldung -er Petersburger Telegraphen agentur hat China -ie Neutralität erklärt. ! , ' > Vie belgische Festung Lüttich ist gestern von-en -rutschen Truppen kmSturm genommen wor-en. Der Letter des Angriffs von Lüttich. Der Kaiser hat dem! General der Infanterie von Ern in ich, der persönlich in dem Sturm auf Lüttich die Truppen vorwärts führte, den Orden pour le merite verliehen. Telegraphisch wird uns Wetter gemeldet: * Metz, 8. August. Auf die Kunde von der Einnahme Lüttichs ließ Der Bürgermeister die Reichsflagge auf dem Rathause hissen. Gleichzeitig lauteten die Glocken. * Berlin, 8. August. Die Nachricht von der Ein nahme Lüttichs wird von den Leuten herzlichst begrüßt und besonders gerühmt, daß schon am sechsten Mobil- Ma chungStage eine ganz moderne Festung mit den stärksten Ausrüstungen, eine strategisch so bedeutende Stadt, in unsere Hände gefallen ist, durch die der Weg in dgS Her- Frankreichs uns schon ebener ge macht Worden ist. * Prag, 8. August. Auf die SiegeSnachricht von Lüt tich veranstaltete die deutsche und tschechische Be- völlerung große Jreudenkundgebungen. Diese Nummer umfaßt S Setten. Außerdem liegt das achtseitige illustrierte Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Vas englische Unterhaus beschloß, -ie firmee um eine halbe Million Mann zu vermehren. Vie Hage in Selglen, das, nachdem der deutsche Gesandte Brüssel verlassen hat, auch in die Reihe der Feinde Deutschlands eingetre ten ist, kennzeichnen folgende Meldungen: Die Konzentrierung der belgischen Truppen. Ter König der Belgier wird Brüssel wahrscheinlich am Dienstag verlassen, wenn die Truppenkonzentrie- rung beendet sein wird. Der König hat aber schon jetzt das Oberkommando über die Armee übernommen. Schlechte Behandlung der Deutsche« in Belgien. Die aus Belgien ausgewiesenen Deutschen beklagen sich bitter über die rohe Behandlung, die sie dort er fahren haben, und äußern sich mit warmer Anerken nung über die gute Aufnahme, die ihnen in Holland zuteil wurde. Die Deutschen waren mit nur zweistün diger Frist aus Belgien ausgewiesen worden, so daß viele nur notdürftig bekleidet und ohne irgendwelche Vorräte abreisten. In schmutzigen Viehwagen hatte man sie bis zur holländischen Grenze gebracht und sie über die Grenze geschoben. Hier nahmen sich ihrer die hollän dischen Beamten aus das freundlichste an. Nahrung und Getränke wurden in reichlicher Menge herbeigeschafft und ohne Entgelt verabreicht. Hurra! Noch ist die Mobilmachung nicht beendet, noch sind die Armeen nicht gebildet, die den großen Entscheidungs kampf ausfochten sollen, und schon bringt der Draht die Kunde von neuen Erfolgen der deutschen Waffen, die außerordentlich bedeutungsvoll sind, weil unseren Trup pen damit dgr Wog nach Frankreich geebnet Wurde. Ein ungeheuerer Jubel brach gestern abend überall in Aue aus, auf «den Straßen gmd in den Gastwirtschaften, überall waren Menschen versammelt, als durch eine GonderauS- gab« des Auer Tageblattes die Meldung verbreitet wurde: Lüttich ist im Sturm genommen woräen. Lüttich ist eine modern« Festung mit starken Außen werken und seine Eroberung — die Festung giiH am Freitag früh um 8 Uhr nach einem Sturmangriff in deutschen Besitz über — war gewiß kein Kinderspiel. Aber abgesehen davon, durch die Besitzergreifung von Lüttich ist eines der schwersten Hindernisse auf unserem Vormarsch« in da- Her- Frankreichs hinein au» dem Wege geräumt. Und der moralische Eindruck dieser, man möchte sagen im Vorbeigehen gemachten Eroberung einer erstklassigen Festung, ist zweifellos gewaltig. In Bel. gien wird man schon bitter bereuen, daß man unseren Truppen den friedlichen Durchmarsch verweigert hat, in England Wird man lange Gesichter machen und in Frankreich Wird man nicht mehr ganz furchtlos den kommenden Ereignissen entgegensetzen. Wir aber danken Gott für diesen ersten guten Sieg und haben stet» festes Vertrauen in den weiteren guten Fortgang des un» auf gedrungenen schweren Kampfes . — U eber die Aufnahme der Siegesmeldung in Barlin liegt folgende Meldung vor: Der Kaiser, der den Chef des Generalstabes empfangen hatte, sandte gegen abend einen seiner Flügeladjutanten nach dem Lustgarten und ließ dem Publikum Mitteilen, die Festung Lüttich sei ge fallen. Das Publikum brach in stürmische, immer wieder von neuem einsetzend« Hoch« und Hurrarufe au». Bald verbreitet« sich in der ganzen Stadt freudige Erregung, allenthalben stieg-n die Siegesfahnen empor. bemessen. Zweitens soll insbesondere mit Rücksicht auf aus wärtige Moratorien einstweilen verhindert werden, daß Forderungen — auch wechselmäßige — aus dem Auslände, die vor dem 31. Juli 1911 entstanden sind, im Inlands ge richtlich geltend gemacht werden. Der Verlauf der Mobilmachung. Im Jahre 1870 erging der Mobilmachungsbefehl am 18. Juli. Erst nach drei Wochen kam es zu dem erstem, größe ren Gefecht. So wird auch jetzt trotz des ausgedehnten Eisen bahnnetzes bis zu entscheidenden Kämpfen noch einige Zeft vergehen. Die Öffentlichkeit muß sich darüber klar fein, Paß die Kriegslage es erfordert, Wer die Ab wickelung der Mobilmachung strengstes Stillschwei gen zu bewahren. Der gestrige sechste MMlmachungsdag ließ aber bereits eine Mitteilung Wer den bisherigen Ver lauf der Mobilmachung zu. Wie Molff» Bureau von maß gebender Stelle hört, ist an den Großen.Generalstab noch keine einzige N tlckfrage gestellt worden. Die Mo bilmachung und die Eisenbahn - Transportbewogungen ver laufen demnach in größter Ordnung nach dem im Frieden aufgestellten Plane. Auch im verbündeten Oesterreich- Ungarn geht die Mobilmachung glatt von statten. Die zwischen den Generalstabschefs von Deutschland und Oester- reich schon seit Jahren bestehenden näheren persönlichen Be ziehungen haben sich jetzt zu einem engvertraulichen Bündnis ausgestaltet. Die Sicherheit unserer Sparkassen. Vorbildliche Stimmung in Lothringen. Als Beweis für das zunehmende Vertrauen in die Sicherheit der Sparkassengelder und für das Vertrauen auf die Schlagfertigkeit unseres Heeres gibt der Bürgermeister von Metz bekannt, daß die Sparkasseneinlagen bedeutend zugenommen und in den letzten beiden Tagen 110000 Mark betrugen — Die Metzer Zeitung hebt die vorbildliche vaterländische Gesinnung hervor^ die in die ser schweren Stunde die alte einheimische lothringische Be völkerung an den Tag legt. So war die Stimmung einer lothringischen Reserve- und Landwehrformation die denk bar beste ohne jeden mißmutigen Willen. Ferner wird dem Blatte von verschiedenen Seiten mitgeteilt, daß die einge- zogenen ^Lothringer auf jedem Posten ihre Pflicht und Schul digkeit bis in» kleinste erfüllen. Ale Sie WegreiMrung gegen fraMelch vor sich ging. Das Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiserlichen Botschafter in Paris vom 8. August, 1 Uhr 6 Minuten nach mittags, in dem Freiherr von Schön den Auftrag schielt, infolge des Einbruches französischer Truppen auf deutsches Gebiet, der französische" Regierung zu erklären, daß Deutsch land sich durch die französischen Angriffe in Kriegszustand versetzt habe, ist tn Pari» — vielleicht absichtlich —- ver - st ümmelt eingegangen, sodaß es in vielen Punkten unverständlich -lieb. Gsleichwchl hat der Kaiserliche Botschafter i» richtiger Erkenntnis der Lage eine Grklä- rung abgegeben, die im wesentlichen dem Auftrage entspricht: der Auftrag lautete folgendermaßen: ist ficheMch eine schwere Belastungsprobe deutscher Kraft und deutscher Tüchtigkeit. Aber erspart wäre uns dieser Krieg doch nicht geblieben, das hat Greys rückhaltlose Offenheit uns klar gemacht. Und das wird dem deutschen Volke die Kraft geben, auch den Kampf nach der See hin mit jener freudigen Zuversicht zu führen, mit der es Frankreichs und Rußland» Herausforderung annahm. Dank sei unserer M- gierung, daß sie, gewarnt durch Rußlands Beispiel, sich nicht länger durch Greys zweideutige ErÄärungen Hinhalten ließ, sondern mit Entschlossenheit den gordischen Knoten zerhieb. Die Lust ist jetzt klar geworden, vorbei ist es mit allen Ver suchen unvettksserlicher Schwärmer, mit unseren Wider sachern zu einer Verständigung zu gelangen. So stehen wir denn jetzt gerüstet da und haben bereits überzeugende Pro ben unserer Schlagfertigkeit gegeben. Deutschland, Deutschland übe, all«! Ein Mort de» Fürst«, Bülow. Fürst Bülow veröffentlicht in den Hamburger Nachrich- ten einen Artikel, in dem es u. a. heißt: Es geht um alles, um die Schlacht von 1870, um daq, was unsere Väter vor 100 Jahren erkäinpft haben, es geht nicht nur um das junge Deutschs Reich, es geht auch um da» alte Preußen, es geht um die ganze ruhmvolle Vergangenheit bis tn die fernsten Tage unserer Geschichte. Es kann und wird nicht sein, daß so viel Wille und Geist umsonst autfgswandt werden solle. Die Nation muß mit unbeugsamem Willen^ uner schütterlich und geschloffen hinter unserer Armee stehen. Die Kriegsfreiwilligen. Aus allen Gegenden Deutschlands wird gemeldet, daß die Meldung von Freiwilligen so zahlreich erfolgt, daß sie gar nicht alle berücksichtigt werden könmn. So haben sich z. B. die Berliner Studenten so zahlreich gemeldet, daß ein ganzes Regiment Kriegsfreiwilliger aus Berliner Studenten rekrutiert werden konnte. Fürst Lichnowsly ans der Heimreise. Wie aus Amsterdam gemeldet wird, ist der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky aus London E Bord des Dampfer» Petersburg der Harwich-Linie in Hoek van Holland eingetroffen. Er passierte am Donnerstagabend tn Begleitung mehrerer deutscher Konsuln in Großbritan nien mit ihren Damen den Aentralbahnhof von Amsterdam und fährt nach Deutschland weiter. Kein allgemeine» Moratorium. Dafür andere Erlcichterungsmaßnahmen. De« Bundesrat hat gestern zwei gesetzliche Anordnun gen getroffen, durch die einem allgemeinen Moratorium vorgebeugt werden soll. Ein allgemeines Moratorium wird nicht erlasse» werden. Erstens soll das Gericht dem Schuldner einer vor hem 81. Juli 1914 entstandenen Fords- rung »in« Zahlungsfrist von längstens drei Monaten, nöti genfalls unter Auflag: einer Sicherheit, bewtMgen können, soweit die, nötig und mit der Rücksicht auf den Gläubiger vereinbar ist. Der Antrag soll nicht nur im Prozeß oder während der Zwangsvollstreckung, sondern schon voächer zu lässig sein. Die Gerichtskosten möglichst zsring Vie Hilfsaktion für -le sächsische Lan-wirtschnst ist austeror-eatlich schnell -urchgesührt wor-en. Vle Reichszentrale -er Arbeitsnachweise stellt fest, -ast zurzeit ausreiche«-e Grga» nisatlonen für alle einschlägiger» Zragen bestehen. Vie serbische Skupschtlna in Nksch hat -as Konkor-at mit -em Vatikan an genommen. /luer Tageblatt ZKWWD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. ir«,,e UN» Nu»gni>.st«u«n, sowl« Sprechstunöe Ser Ne-aktio« mit -ruonahm» Ser Sonntag» nachmittag» 4—s Uhr. — Telrgramm-stSreffe r Tageblatt stueerzgebirge. Zernsprecher SS. w«nn »I, Nuf,ob« »«. Ins.rat«, für unverlangt eingesanS.e Manuskripte kann dewShr nicht geleistet «erbe».