Volltext Seite (XML)
9. Jahrgang. Nr. 234. Donnerstag» S. Oktober 1914. Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. WZML« — «»4aNtm mireom,t°<M»°chmta°s- 4-- Uh«. - Ltt«gramm-si»r«ff„ La-ibla« -*msi>r*ch«r -r. 7u7ch^^l°q..'.r^,'.Ä7L JA» vvvettevgt «ivgefaudt» kNimvskrtpt» kann V»»AH» nicht gelrlstrl wetten. Manuskript »ich» »«umch w»darift. Oie Kriegslage. Auch heute morgen tonnten Mr durch Sonderblatt wiederum einen Bericht aus dem Großen Hauptquartier verbreiten, der folgenden Wortlaut hatte: Großes Hauptquartier, 7. Oktober aben-s. Vie Kämpfe auf -em rechten Heeresflügel tn Frankreich führten noch zu keiner Entscheidung. Vorstöße -er Zranzosen in -en begonnen un- aus -er Nor-ostfront ver-uns wur-en Zurück geworfen. Sei Antwerpen ist §ort Sroechem in nuferem Sesttz. Der Angriff überschritt -en Netheabschnitt un- nähert sich -em inneren Zortsgürtel. Eine englische Srigaüe un- Sei- gier wur-en zwischen -em äußeren un- -em inneren Zortsgürtel auf Antwerpen zurückge worfen. vier schwere Saüerlen, S2 Zel-ge- schütze un- viele Maschinengewehre, auch eng lische, wur-en im freien Zel-e genommen. Der Angriff -er Russen im Gouvernement Euwalki ist abgewlefen s -le Russen verloren 27-- Ge fangene un- neun Maschinengewehre. In Polen wur-en ln kleinen erfolgreichen Gefechte« west lich von Iwangero- 4S-- Gefangene gemacht. Wir dürfen nach diesen Mitteilungen also weiterhin der festen Zuversicht fein, daß uns aus allen Kriegsschau plätzen der Sieg beschieden fein wird. Bevor wir oder heute die Nachrichten Liber die Vorgänge aks den einzelnen Schlachtfeldern veröffentlichen, soll -machst zum Abdruck gelangen > Ailr-nr Antwort -n Aairer Wilhelm. Die Nordd. «llg. Zig. veröffentlicht jetzt diese Aut. wort, die der Präsident der Bereinigten Staaten von Ame rika auf das bekanntt Telegrchmm dtzs Deutschen Kaffer» sandte: Ew. Kaiserlichen Majestät wichtige Mitteilung Non, 7. September ds. Js. habe ich erhofften und »on ihr mit größtem Interesse und Anteil Kenntnis genommen. Ich fühle mich geehrt, daß Sie sich wegen eine» unparteiischen llrteilsxan mich a- den Vertreter einer am gegenwärtigen Kriege wahrhaft unbeteiligten Nation gewendet haben, die den ausrichtigen Wunsch hegt, die Wahvheitt können zu lernen undizu berücksichtigen. Sie werden, dessen bin ich sicher, nicht erwarten, dah ich mehr sage. Ich bete zu Gott, daß dieser Krieg recht Haid zu ghch« sein möge. Der Tag der Abrechnung wird dai.n kommen, wenn, wie ich sicher bin, hi« Nationen'Europa» sich bereinigen werden, um ihre Streitigkeiten zu beendigen. Wso Ulnrsecht begajngen worden ist, werden die Folgen nicht chusv leiben, und die Verantwortlichkeit wird dsen Schuldigen aus« rlegt werden. Di« Böller der Erde haben sich g lick« licherweis« auf den Plan "geeinigt, daß solch «in« Abrech, nung istattfinden mutz. Soweit jedoch «in solcher Plan un, zureichend ist, wird die Meinung der Menschheit, die letzte Instanz in allen solchen Angelegenheiten ergänzend ein, greisen. iE» wäre unklug, «» wäre berfrüht, für äinen einzelnen, se chst eine dem gegenwärtiges Kchnpfe glück, licherweise fernstehende Regierung, e» Märe sogar unvsew einbar mit der Ineutralen Hutung einer Nation, die wie diese an dem Kampfe nicht beteiligt ist, sich ein endgü'j, ttge» Unteil zu bilden ober es zum Arwdntcke ,« bringen. Ach spvvche mich Iso frei au», weil ich weiß, daß Sie erwarten und wünschen, daß' ich wie Hin Freünch Wiff Freunde spreche, und weil ich sicher bim daß eine Zurück, ha'tung de» Urteil» bi» zur Beendigung de» Kriege», wo alle Ereignisse und Umstände W ihrer Gesamtheit und ihrem wahren Zusammenhänge übersehen werden können, sich Ihnen al» wahre, Ausdruck aufrichtiger Neutral ttät wo« selbst empfehlen wird. g«-.^wio ob vom Wilson. Aus Sem IWgrrchuupia-e hat sich auch gestern die Lage nicht wesentlich verändert. Der Umgchuntzsvechuch de» französischen linken Flügel» darf al» gescheitert angesehen werden, 'uckd Mrd Mr hie V-Mndeten gefährlicher, je weiter sie ihn auedehnen. «»»sicht auf Erfolg hätte er Mr, wenn «r von fahr starken Lruppenmasten oorgenommen würde und durch ihn eine Vereinigung mit den letzten belgischen Kräften, die tn und vor Antwerpen liegen^ WswndeÄrne. Da» darf ade, wach Lage der Dinge al» ausgeschlossen betrachtet Müden. Englische Ginzelhoitrn Wer die Kämpf« si« Frankwich. Daily Mail veröffentlicht Einzelheiten ober die KLmpf« aitzf dem linken frairzöMchen Flügel. Danach Hütten die Deut sich en in den letzten Dagen ihre Front ständig in nordwestlicher Richtung ausgedehnt. Die Verbündeten seien dieser Bewegung erägogentzetreten, in dem sie auch ihrerseits die Front veränderten. Mir diese Maßnahme waren auf der französischen und englischen Seite lange und schwere Märsche notwendig. Die franzö sischen Truppen legten öfters Tagesmärsche von 40 bis 50 Kilometer zurück. Den Deutschen ist es bisher immer ge glückt, ihre Front mit der der Verbündeten auf gleiche: Höhe zu halten. Am Sonnabend wäre der deutschen /Armee beinahe yin Durchbruchsoerffuch bei Albert geglückt. Starkes deutsches Artillerisfeuer brachte die französische Infanterie in große Gefahr. Die Nacht zum Sonntag war der schwerste Augenblick eines gewaltigen Artilleriekamp- f e s. Das Dunkel war fast einer Dageshelle gewichen, die hervorgerufen war durch das Aufleuchten, der explodierenden Geschosse. Am Sonntag gewannen die deutschen Truppen unstreitig Terrain und bi» Mittag waren sie tn ständigem Vorrücken begriffen. Ihr weiteres Vordringen konnte durch starkes, andauerndes Atillerteschnellifeuer aufg«halten wer den. Auch am Dienstag setzten die Deutschen ihre.Angriffs versuche fort. Während des Gefechtes wurde die Reine Stadt Albert »ollkommen durch UrMerielfckuer zer* stört. Die Bewohner haben in Amten» Schutz gesucht. Amlücde franrörirDe Zcdlacvtberlcvte. Auf unserem linken Flügel dieihnt sich die Front immer mehr au». Große und bedeutend« deutsch« Kavallerien« sste„ wurden von d«r Umgebung von Lille gemeldet. Sie befin den sich vor feind jchen StqeWtäften, die di« Bewegung durch die Gegen- nördlich der Linie Tourcorng—Arm en. tirre» Msführen. Bei Arras und auf dem rechten Ufer der Somme bleibt die Lpjgje sichtlich dieselbe. Zwischen Sontzme und Oise gab e» abwechselnd ein Vor und Zurück. Bei Lats« stgny versucht« der Feind einen Sturmangriff der schäiterte. Auf dem rechten Ufer der Ai»ne, nörvich von Soiflons, sind wir gemeinsam mit den englischen Truppen lekcht vorgeMckt. Wir haben gleichzeitig einige Erfolge in der Gegen» von Berry.au-Bac erzielt. Auf dem übrigen Teife der Front fft nichts Neu«« zu melden. In Belgien Hachen die belgischen Streitkräfte, welche Antwerpen verteidigen^ diie Rupe!» und Ntthelinie stark besetzt; Angriffe der Deutschen darauf schei terten. , vom 8. Oktober Nband». Die Kennzeichen der Lage sind noch immer dieselben. Auf unserem linken Flügel nördlich der Oise wird der Kampf immer heftiger. Im Zentrum ist Verhältnis mäßig Ruhe. Auf dem nördlichen Leibe der Maashöhen haben wir etwa» Terrain gewonnen. von den Kämpfen im Obereffaß. Don dem Kampf im Sundgau wird, der Köln. Ztg. zu folge, tn schweizerischen Blättern berichtet, daß die deut sch e L a n d w e h r sich hier mit äußerstem Mut und großer Ausdauer schlägt. Die DeckuNgstruppen im Sundgau hat ten tn den letzten Wochen einen aufreibenden Dienst. Tag für Tag fanden größere Gefechte statt, trotzdem Ist die Stim mung ausgezeichnet; ebenso der Gesundheitszustand. Aus Mülhausen wird berichtet, daß die Franzosen über 1000 Geiseln aus dem, Sundgau nach Frankreich ge schleppt haben, Mein von Mülhausen aus eWge Hundert. In «lstec Linie wurden Beamte verhaistet. Me die Frau eines Beamten erzählt, «wurde, als man ihren Mlqm nicht fand, sie und ihre Kinder festgenommen. Al» dann ihr Mann sich stellte, wurde er nach Süvfrankretch gebracht. Deutsche Gefangen« in Fratffkttch erschoßen. Der bekannte Kriegsberichterstatter Darzint tele graphiert dem Torriere della Sera über da» tragische Los deutscher Gefangener, di« zwei und Awei anetnandergesesselt in» Gefängnis transportiert und dort von französischen Ge- neralstaLsoiffizieren vernommen und peinlichst ausgefragt wurden. Dann wurden die armen Soldtttech immer ge fesselt, weitertransportiert. Alle deutschen Gegangenen, Lei denen angeblich geraubte Gsgvnstände gesun- den wurdqm werden unbarmherzig erschossen. Sie gehen all« mutig und ohne Mit der Wimper zu zucken tn den Tod. Nur einer rief klagend aus: Ich habe vier Kinder. Ne hätten früher daran denken sollen, antwortete ihm kühl der Prchoh, jetzt ist'» zu spät. Der Deutsche er widerte nicht. Die -um Lode verurteilten Deutschen woll ten sich die Auge« nicht verbinden lasten, sie knieten nieder, kälteten die Hände und ermatteten in betender Stellung die Kugel. Me SercbMng v-> A>mekpe«. Et« au» Antwerpen am Mittwoch nach Rotterdam ge» flüchtete» Fabrikant berichttt, daß' di» Antwerpener HoM. täler infolge de, Menge der verwundeten Mangel an Btt, ten haben. Zahlreiche Verwundet« fttivn bereit» in Privat, Häusern untergebracht. Seit gestern morgen ist da» Fort Oeleghem unter Muer genommen worden. Die inner« Fortslinie habe gleichfM» stchtl gelWen. Der westliche Ausfall mißgiickttz. -r bet St. Nikolas stärkeres deutsche Truppenkräfte standen. Bon Antwerpen aps find vier deut, sche Fesselballons sichtbar, anscheinend Beobachtungspostm. Durch die Beschlagung mit den 4L-I«nt!i>mff«tetz,Ge, schützen zittere der Boden Antwerpens vulhchiißh. In Antwerpen sind nur 3V00 Engländer mit Maschinen, gewehren vorhanden. Nicht der König, wohl aber der französisch« Gesandte Klobukowstt habe Antwerpen per! tzsten. ZU der letzteren Behausung wird unterm 6. Oktober aus Antwerpen ferner noch gemeldet: Zahlreiche Personen verlosten die Stadt. Der, König und die Minister sind, entgegen anderslautenden Meldungen, bis jetzt geblie ben. Der Kommandant hat jedem, der den Wünsch aus spricht, die Abreffe freigestellt. Gin holländischer Bericht über die Kämpfe. Von der holländischen Grenze wird berichtet: Dem Maasboten wird aus dem belgischen Grenzorte Putte un term 5. Oktober gemeldet: Heute früh wurde im Nethe« Gebiet heftig gekämpft. Wahrscheinlich.sind die Deutschen von Waelhem und Wavro-St. Catherine in nörd licher Richtung vorgerückt. JWchtlintze, die von Tontich und Aertsar, 3 oder 4 Kilometer von der Stadt entfernt, eingetroffen sind, erzählen, daß schon Schrapnells in vielem Orten große Verheerungen ungerichtet halben. Daraus ist zu ersehen, daß die Deutschen dicht vor Antwer pen stehen. Das englische Hilfsckorpq, das zwischen Linth und Lierre Ausstellung genommen hatte, beginnt schon seit zwei Tagen eine Mchvärtsbewsgung. Einstweilen ist das ganze belgische «Feldheer auf das Gebiet zwischen Antwer pen, Lierre und Schelde zuvüchgeganlgen. Auf diesem Raum sind heftige Kämpfe im Gange. — Der Mdasbote be richtet ferner, daß die Zahl der Engländer in Ant werpen nicht 10 000, sondern 3 000 Man n'betrage. Trotz des Regens sei Dienstagmittag und nachts heftig an der Nethe gefochten worden, wo die Deutschen trotz des schweren belgischen Feuers eine Brücke zu schlagen versuchten. Die deutschen Granaten «sollen bereits in den Ort Vieux- dieu, drei Kilometer von Antwerpen, einschlagen. Die Dörfer Hove, Mortsel, Vieuxdieu und vor allem Voßberg haben «schwer unter dem deutschen Feuer gelit ten. Es handelt sich dabei um kleinere «Ortschaften in dem Bezirk der Fort» 4 Md 5 der inneren Linie. Die Kaserne tn Tondi ch ist zerstört. Alles weist daraus hin, haß die Not in Antwerpen groß ist. Mrd sich Antwerpen ergeben? Die Belgier schlagen sich nach einem Berichte de» Berl. Lok.-Anz. Mit großem Feuer, da die Engländer an ihrer Seite sind. Man fragt sich, ob die Regierung der Stadt das Elend einer Beschießung ersparen werde. Es gibt Leute, die die Stadt Straße für Straße verteidigen wollen. E» sind aber Andeutungen da», aus denen man schließen darf, daß die Stadt sich ergeben werde, nachdem die zweite Linie gefallen sein wird. Die Anwesenheit der enOffchen Soldaten bürge aber dafür, daß die Stadt früher nicht kampflos flalles, werde. » General v. Bffeler, der Oberbefehlshaber der Belagerung»- armes von Antwerpen, besten Name jetzt belkannt wurde, ist ein Sohn de» berühmten Rechtslehrers, der jahre lang eine Zierde der Berliner Universität war; und der Bruder de» preußischen IustizmitMfftertz. Geboren am 27. April 1880 in Greifswald, trat er am 1. April 18SS in da» Garde-Pionierbataillon ein. Im Feldzüge 1870 holte er sich da» Eiserne Kreuz 2. Klasse. Er nahm cm den Be lagerungen von Pari» und Metz teil und lenkte schon da mals die Augen seiner Vorgesetzten auf sich. Später hat er die Artillerie« und Ingenieurschule besucht, wurde zur Kriegsakademie kommandiert und kam im April 1882 als Hauptmann in den Eanemlstab. Nachdem er mehrere Jahre Frontdienst« getan, kam er 1888 al» Mafor wieder m den Großen Generalstab. 1898 al» Oberstleutnant wurde er iin da» Krtegsminffterium versetzt, wo er bald Wbteitlungschef wurde. Nachdem er 1898 zum Oberst aufgerückt war, be fehligte er da» 85. Insianterie-Regiment in Köln. Dann kam er erneut in den GeneraRtaH Md wurde OLevquvttier- meister. 1901 war er zur Leitung der AuoschGuny der ostasiatischen Expedition nach Bremerhaven wich während der KaisevmanÄoe: 1902 und 1905 (»al» Generalleutnant)