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/luer Tageblatt »—«»» Mittwoch, S. Zuli ISI4. S. Zshrgang. i Mzeiger M -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. »EI.., s« lkkttm mit Mmahme k» r-mtag» nachmittag« 4-» Uh». - rckgraaun-ft-nss», «agetla« ftn—Mbtrg«. strchpnhw «. «W» -a» umm^aagl MvstmSk Manaskript» »am» pnväh, nicht ztteisiet ««Ku. TMW^WMMWWWMMW Nr. ISS. Diese Nummer umfaßt 8 Sette«. Das Wichtigste vom Tage. Da- Reichsgericht ist zurzeit mit der Ponmkr» suchung von nicht weniger gl» neun Anklagen wegen Landesverrat» beschäftigt. Graf Berchtold wird nach bestimmten Verlautbar ungen in Berliner diplomatischen Kreisen noch in diesem Jahre von seinem Posten -urück- treten. * Erzherzog Friedrich ist anstelle des ermordeten ^-Herzogs Franz Ferdinand zum Genera lin- spekteur der österreichisch-ungarischen Armee ernannt worden.*) * Der König der Belgier traf gestern vormittag in Bern ein und wurde im Bundesratshause vom Bundesrate empfangen Die französische Deputiertenkammer nahm gestern den Kredit von 400000 Franken für die Auslandsreise de» Präsidenten an.*) Nach «in« Meldung au» London verlief die Konfe renz zwischen England, China und Li- bit in Peking fruchtlos, weil man sich nicht darüb« einigen konnte, welches Gebiet al» in- nere» und äußeres Tibet gelten sollt«. 1 NätzsM fi«-« a» ander«» Gtsll« Lkd- Mutmaßlich« Witterung am S. Juli; Südmeft» winde, zeitweise aufholternd, etwa, wLrmer, vorw e-eud keckem-wc Ewig erkenntlich. Den Mrkischm Fnangmlnffkr Dschamid Beste BUdgetrede setzte «in und klang au» in «inen Preis Frankreichs. Frankreich, da» den OSmanen au» ihren Geld nöten half, mutz die Türkei nach de» Finanzminister» Worten ewig erkenntlich fein. Und da» im Jahr« 1870/71 niedmgeworfen« Frankreich soll auch der otto- manischen Nation »um Vorbild dienen, mit Erfolg und Selbstverleugnung zu arbeiten. Denn nur auf die Weife werd« fk die Henchr ihr« Geschicke werden und die fetzt dem sfvemden Kapital eingerüumten Unternehmungen wie der an sich nehmen können. Ob diese Hoffnung sich je- mal» «fällen wird, darüb« wird wohl der Ftnantzmini- ster der Pfork selbst einigermaßen im Zweifel sein. Ab« « fühlte offenbar da» Bedürfnis, seine Hör« au» der traurigen Gegenwart in dk heitere Zukunft zu füh ren. Di« jungtürktsche Bewegung hatte ja von vornherein einen freiheitlichen und nationalen «charakkr. Sie er strebte nicht nur den Stur» de» Despotismus, sie wollte auch den Einfluß der Fremden auf das Wirtschaftsleben möglichst «infchränken. Wenn nun ein Minister, der zu den Führern dies« Bewegung gehört«, seinen Landsleu ten «zählen mutz, wie den Fremd« immer Konzessio nen eingeräumt werden mutzten, so ist da» nicht gerade angenehm Mr ihn. Und darum «griff « bereitwillig die Gelegenheit zu «in paar patriotischen Sprüchen, an deren unbedingte Gültigkeit « sich« selbst nicht recht glaubt. Diese ändern wenigstens für heute gar nichts daran, daß die Pforte Wied« einmal finanziell an Frank reich gekettet ist. Da» war sie ja schon öfter», seitdem sie in da» europäisch« Konzert etngetreten ist. Bi» in die siebzig« Jahr« hinein waren ja England und Frankreich sozusagen die einzigen Geldgeb« de» Grotz- herrn. Namentlich Frankreich, da» sich schon fett dm Tagen der Balot» im 16. Jahrhundert gern al» be sonderen Freund der Muselmann, htnstellte und da» un ter dem erst« Kaiserreich dkse Ueberlteferungen wie der attfnaihm, gatt al» der finanzielle Schutzherr de» Likkaireiche». Daß darin später ein Wandel eintrat und Deutschland Frankreich» Vorherrschost aum im nahm Orient zurück drängte, da» soll man gewiß nie verges sen, wenn Dschowid Beh in echt orientalischem Ueber- schwang von d« Pforte «wig« Erkenntlichkeit sprach. Ewig ist nicht» in den B Ziehungen der Völk«. G» ge nügt schon, wenn sie sich nur Mr absehbar« Z«tt in ihrer Entwickelung vorausbesttmmen lassen. Und da» ist nicht zu u stferer Freude bei Frankreich und der Psvrte d« Fall. Dschowid Beh betonte mit großem Nachdruck, daß dk große französische Anleihe nicht dieletzte fein werde. Frankreich werde auch in Zukunft Anleihen an d« Paris« Börse zulassen, und »war auch solch« — und da» ist bemerkenöwert — dk für Ausgestaltung de» Armee« und Marinematerial» bestimmt seien. An dk Magst« Anleihe wurde bekanntlich die Bedingung ge knüpft > da- st« nicht Mr militärisch« Zweck« ver wendet werden dürfe. SS geschah da» mit der Begrün dung, einen neuen türkisch-griechischen Zusammenstoß hin tan »uhalten. Aber «» sprach doch wohl auch sehr leb. hast der Wunsch mit, dem russischen Freunde zuliebe der deutschen Militärmtssion nicht durch finanzielle Un terstützung den Rücken »u stärken. Gibt Frankreich künf tighin GÄd für Kanonen und Schiffe, fo wird e» sich ohne Zweifel bindende Versprechungen geben lassen, daß dies« Kanonen und Schiffe nicht zum Schaden de» Allier- kn an der Newa verwend« werden und daß sie dem französischen Geldgebet obendrein noch hübsch« Lkfe- rungSaufträge einbringen. So hat denn Frankreich die besten Trümpfe am Goldenen Horn in der Hand und wird sk sich« auch zu verwerten wissen, sei e» für sich selbst, sei e» Mr den Freund und Verbündeten. DK H«ren an der Seine sind nie knausperig: sk geben nicht nur ein paar hundert Millionen, und versprechen noch mehr für dk Zukunft, sk haben der Pfork auch noch allerlei kleine Geschenke in Aussicht gestellt. Go soll sk die Befugnis erhalten, den 'Konsum von Kolonialwaren zu besteuern, auch eine Aenderung der Kapitulationen üb« die Rechtstellung der Europäer will Frankreich zu- goskhen und schließlich will e» auf einen Handelsver trag mit der Pfork eingehen, der dkse Handels- und verkehrSpolitisch gleichberechtigt macht. An einem sol chen Handelsvertrag will nach Dschawid» Worten Eng land als Freihandelsstaat noch nicht so recht heran. Aber im übrigen ist der Ainanzmintskr auch mit Eng- land zufrieden und sogar Rußlands guter Wilk wird anerkannt, sich mit der Türkei üb« ostanatoltsche Bahn fragen zu verständigen. Wenn dk Pfork mit dieser Macht noch nicht in» Reine gekommen sei, so häng« da», so führt« Dschawid au», von dem AuSgang der deutsch türkischen Verhandlungen ab. Dies« mach«» offen bar Dschawid noch dk meisten Unbequemlichkeiten. Zwar gelang «» schon, dk Baukosten der Bagdadbahn herab, zusetzen, ab« üb« den Kur» der Anleihen ist man sich noch nicht einig geworden. Dschawid Bey ist offenbar nicht sehr entzückt von den Schwieri^eiten, die von Deutschland ausgehen. Gr vergißt eben, daß die Deut schen hier viel zu verlieren haben. Gr sieht in der Freud« seine» Herzen» nur dk Freigiebigkeit der anderen, dk viel zu gewinnen haben. Und e» fragt sich nur, ob spä- kve Geschlechter nicht bk «wt^SPkenntlichktt, dk Dschawid Beh den Franzosen versicherte, zu bereuen S7 Millionen. (Bon unserem Berliner S-Mitarbeiter). Kett siebzig Jahren hat sich Deutschland» Bevölkerung just verdoppelt. 1844 -Shlte man iim Gebiet des heu tigen Reiche» 83808000 Personen, während nach Vm Schätzungen des Kaiserlich Statistischen Amtes da» deutsche Reich jcht 67I8L2 000 Einwohner hat. Man daO Hirse Berechnungen^ die noch nicht mstgLMg find, «her Mr zu nkdrig als zu hoch halten. Auch für da» vergangene Jahr hatte das vorsichtige Statistische Amt dk Bevölkerung um 146000 Seelen gering« berechnet als sich erfreulicher Wesse jetzt ergibt. Der geschätzte Bevölkerungszuwachs beträgt seit dem vorigen Jähre 8P 000 Personen, er ist also fast ebenso groß wk die Zunahme der Bevölkerung von 1042 stastVa angelegt hott«, an dk Holländer und k au», doh er, Mr sM»e Richengarde «in Mufti- üegemerhklt. Dieselben waren wahrfchetn- ad Hohvm aus» Klarinette und MM. Ä Preußen stk Dk MMtävmustk hat sich, wenn wir besonders die! Augenblick an zu gebrauchen, al, der Gleichschritt der Sch- deutschen uiw darunter wieder di« preuh scheu Verhältnisse AM tknve Ve« Kekaebntm ktzabr« im Luge behalten, nur sehr allmählich «ntwilstlt. Schlacht- musst Mr Krieger aus dem Marsch und im der Schlacht hat „ fett biblischen Zeiten gegeben. DK Landsknechte ,im Dreißigjährigen Krkge hatten Trommler und Welfer, und dem Drommeffchlag wurde der Text untergeleyt: Wahr' dich, Bauer, >ch komm!: denn di« Landebkchte plün derten bekanntlich unbarmherzig und besonders gern tte wehrlosen Bauern. Aber auch während de» Dreißigjäh rigen Kriege, kam schon besonders bei der Kwacrler e Itk Trompete aus; auch Pauken wurden auf den Werden mit- geführt. DK rauschende Musst, dk wir heute ak Jantt- scharenmusik beze'chnm, lernten di« Preußen erst 1688 kennen, al, sie dem Kaiser unter Vm Generalen von Bar- fu, und von Schöning Hilfe gegen dk Wirken leisteten und 1688 bei der Erstürmung van Lffen eine große An- zahl türkisch« Musikinstrumente «roberten. Unter Janit- scharenmusst verstand man immer die Gchlaginstru- m « nte. also die groß« und dk kleine Trommel, dk Pauke, da» Triangel, da» Glockenspiel und den SchellmLamn, so wie den Halbmond mit dem RoMchweff, den noch -mk merkwürdigerweise sämtliche ÄnstnkerWaMen de, deutschen Her«, führen. Luch dk Farbe der Rpßschweiffe an dem SchelluüVaum: weißund rot, ist dk alte türkisch, Farbe. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen ver handelte dk 'Kolonien, dk fein Großvater, der Groß« Kur- Mrst, tnWMafMr machte M» l gerüsttt. Vie Obo«, da« Fagott, M dk Flöte wovon dk Haupttnstrumm tächapellm. DktzaG üftßm Houk Mstitttvmuftkr »ohoWa«, kkm den Trommlern und Pfeifern, welch« aü> Signalist«« in de- Kompagnk verwendet werden und dk Bezeichnung Spi«li<ute Mhrrn. Ws Marschmusik -rar dk MlitLrmusst erst von do-? baten eingoführt wurde. Am Ende de, siebzehnten Jahr hundert» noch hielt man « Mr unmöglich «ins größer« Schar von Soldaten dazu zu bringen, beststÄg in gleichem Schritt« zu marschieren. Man hielt da» Mr zu anstrengend und auf dk Dauer nicht Mr durchführbar. Aber der preußische Drill überwand die befürchteten Schwierigkeiten. Unter dem alten Destauer wurde der Gleichschritt n der preußischen Armes einysführt, trotzdem alte Militärs bei dieser Neuerung den iKapf schüttelten und chshaupkten, sie würde sich niemals durchführen lasten. Aber sie gelang, und es stellte sich sogar heraus, daß der gleichmäßige Schritt dk Leute weniger ermüdete, wenn sie lange Märsche tzu machen Hatkit, al» da» unregelmäßig« Nebeneinand« laufen ohne Tritt. Durch den Gleichschritt bekam der Marsch einen Rhythmus, der mm auch durch dk Mlitärmusst auHge- dvllckt werden konnte, und dm man gern durch di« soge nannt« Janitfcharmmusst, also da» bertzit» erwähnte Schlag zeug, markiert«. G, gewannen daher um 1700 nach Gin- Mhrung de, Gleichschritt» dk Mlitärmächche und mit ihnen di« Milttärmus« eine erhöht« Bedeutung. Zu den Holtz- Instrumenten «amen setzt wrvmpokn, Hörner, Posaune* mit denen sich ganz andere Märsche al» früh« spielen ltchen. Der berühmte Lewmarsch de. Een Dessauer, mit dem untergelegten Text: So leben wir, fo leben wir, fo leben wir alle Tage! Hat sich bk heute erhalten. Friedrich der Drehe inkrWerte sich sehr Mr gute MMtämnustk and hat KWst zwei Mär'.',. ' der gespielt werden und ein» «Swisfe Berühmtheit der Hehmsriedebergey, dm er im Jahre 1746 dem N LnsbachBayvmth verlkh, und der Torgauer, d« 1' ersten Mak gBpklt wurde, llnkr Friedrich MW wurden dk fogmannkn Lrmeemärsch« in Preußen gcham. nklt: Märsche von besondm« Mstung, gukm Klanaund fttaffm Nhychmu* dk durch Mr «kkr oder Är« Mmodtm LT «wowm ftnd. IV. .l'ch dkl da, Be-d de» jetzt wgkrmden Kaiser, ist e». befon- den» dk alten Machchmeststkn mor belebt und dk Militär- Mlitärmustk. Plauderei van L. Veste Klaußmann. HßMDßM Wenn mit einem SHstge dm Mttttärmusstern ver boten würde, auch zu zivilen Zwecken «Muspielen, fo Wmm Vereine, Körperschaften, Kommunen vklle cht in dk aller- größk Berliegenheit. Auch Mr die zivile Oeffentlichkeit lsind unsere MMtärmussten von großer Wichtigkeit gewor den, seitdem sk in> den letzten Jahrzehnten aus eine blon dere Es MMthrmusst, weil die Aivilmusster behaupten, durch da» Mil - - irsche kömpankrt, dk^noch h^ immer wie nert zum Wilhelm M. gebracht wursten and vortreffliche Musst machen, eht «ine alte Gegnerschaft der iZiivtlmusster gegen dk in ihrem Erwerbe gestört und in ihren Einnahmen zu werden. Durch zahlreiche Petitionen hoben sich die Parlamente auch mit d-kser Frage beschäftigt, und Mr Preuhm hat der Kttegmiiniskr einen besonderen Taris «lasten, unter dem vk Mtlttärmmsver nicht spkkn dürsm, damit nicht durch sie ein« schädigende Konkurrenz Mr di« Ztvilmustkr entsteht. Mn öffentliche «Konzerte zu gebe», dazu hoauO dk MilitämmM stek dk Erlaubnis de, Rxginknteftmvmandeur». Schließt Vie Mttitärmusll Mr «in« ganz« Satfon «inen Vertrag wegen Kongerkw ab, fo muh dieser Vertrag vom Regimentskommandeur mitunter- schrieben und genehmigt werden, schon decha«^ weil jv di« RegimmttLapelle während der Letreftendm Stunden, in denen da, Konzert stattfindet, Nicht zum D'enist heran- gezogen werden «am. Der Kriegmriniskr hat verfügt, daß kein MtlUävnrustker rmkv «'n« Mark pro Stund« Musst machen dach'. Für öffentliche Konzerte «Hält also der ein zeln»- Musiker gewöhnlich vkr Mark Mzvkr Skundm von 7 bi, LI Uhr. «in Sonntag b-stmMt sd« Mann M, d'chew« Z«it ah« mindckkm stwm MarL D« K»stsll- m«iskr dach nicht unk« W Mach da, KoiWtt Akn, und Kd- weit« angchangen» Stunde kchkt pro Mam. d« spelle SO Wemiae mehr. Such da» SPKlen in Unfform sst dm Mlititn-apell m nur E hchondekr Genehmigung -es Rvgimentstommandeurs gestattet.