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Mer Tageblatt erpfa. S«I »»r e,ktzSst»sI«U« ob- r»pfa. u. >»»»»«- kchl» Pf,. p.fi d,stillt un» Mst ad,«h»U ,I»rt«lI»dkUch >.»» Mk., moaatttch »» Pf-, vukch »»« Vr<«strL,«r fr«I I», yau» »>,r<,l, Ehelich t.« Mk., m.natUch 74 vf^ 4»a, mit stu-o-hm, »»n Sonn- und 1»I«rtai»n. Unf«r« z,Itun,»au»- kl,» un» stu»,ad«st«U«n, f»wl» «ll» P,stanst-U«n uo» »rt«strll,«r n«hm»a P«st«Uuii,,a «»«,»,«». Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. Bprechstu«»» -rr Kesaktt»« mit ftuenahm» -er Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — Lelegramm-fiüress», Tageblatt purrrzgeblrg». tzernstrech», -r. für unverlangt ringrsanSt» Manuskript» kann bewähr nicht geleistet wer-»«. Nr. 173. Mittwoch. 2S. Zuli 1S14. S. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Selten. Das Wichtigste vom Tage. Kaiser Franz Joseph hat gestern ein Kriegs« manifest erlassen, daß in seiner pathetischen Sprache in den Herzen der Völker Oesterreichs warmen Widerhall findet.*) * Bet einem Grubenbrand auf der Zeche Hansemann sind insgesamt dreizehn Bergleute umge kommen.*) Zar Nikolaus hat sich nach Finnland begeben, nachdem er die Ermächtigung erteilt hat, vierzehn Armeekorps zu mobilisieren, und ftn Falle der Mobilisierung Deutsch lands die gesamte Wehrkraft unterWaf- feri zu rufen. Auf einigen Linien der österreichischen Staatsbahnen wird der Personenverkehr demnächst eingestellt.*) » Der Prozeß Taillaux endete mit einem Frei spruch der Angeklagten.*) «1 fl»-» an andn» >i«ll,. Mutmaßlich, Witterung am SV. Ju i: Nordwest» w.nde, wolkig, lUhl, zeitweise Niederschlag, Gewitter nicht «»»geschlossen. -WO Des Kaisers Rückkehr. Die «Vst« Kunde von der VMS ehr de» deutschen Kaiser» au» Nonwetzen in da» neu« Palais, die aus Potsdam kommt, hat di« Augen aller auf die Frage ge lenkt, wie Kaiser Wilhelm der Zweite sich zu dem öfter« e»ichischen Konflikt verhalte. Won Frankreich aus wurde schort di« Forderung erhoben, Deutschland sollte sich ins Mittel legen, um unter allen Almständen den Frieden zu erhalten. Nicht Rußland oder Frankreich, Deutsch, land habe in diesem Augenblick die entscheidenden Schritte zu tun. Bethmann-Holhweg und der deutsche Kaiser hätten die Verantwortung, wenn durch Deutschlands Reserve gegenüber dem Vorgehen Oesterreichs der allgemeine Brand herwufbeschworen werden würde. So stand es,, in fest gefügten Worten oder zwischen den Zöllen manches Zei- tunMblattes der Vogesen zu« lesen. Auch wir verkennen nicht, daß die Rückkehr des Kaisers nach Potsdam in dem Verlauf der diplomatischen Verhandlungen won entscheiden der Bedeutung werden kann. Die Verzögerung in den diplo matischen Aktionen, die eine Verständigung, mit Baleftrand notwendig machte, fallen jetzt fort. Der Augenblick gewinnt mit «feiner ganzen folgenschweren Wucht an Entscheidungs kraft. Die Wacht der Persönlichkeit dos Monarchen tritt / stärker in den Mittelpunkt der.europäischen Verhandlungen. Der deutsche Kaiser ist, wie man weiß, ein persönlicher Freunp de» Zaren Nikolaus, .in dessen Händen nicht in denen seiner Ratgeber letzten Endes die Entscheidung über den Weltkrieg liegt. Sollte nicht.auch in dieser kritischen Zeit die Erleichterung einer persönlichen Ver ständigung zwischen Petersburg und Berlin, einen Schritt zu friedlichen .Möglichkeiten bedeuten? Daß Deutschland seinem Bundesgenossen bei der Zücht'gung des schuldbe ladenen Serben in den Arm fallen soll, das ist eine Forde rung, an deren Erfüllbarkeit wohl auch außerhalb Deutsch lands niemand«, im Ernste glauben kann Der /Kaiser, der am Tage der Ueberreichung der österreichischen Note in der Fern« weilte, hat selbst durchwein Verhalten bekundet, daß wir uns in die Austragung des österreichisch-serbischen Konflikte» nicht im geringsten «inzumischen gedenken. Na- tätlich nur Lis zu der Grenze, wo der Dündnisfall eintritt. Sonst aber« dachte und denkt wohl kein Mensch in Deutschland daran, Oesterreich mit Bezug auf sein Ver halten Serbien gegenüber irgend welche Vorschriften ^u machen. Das wäre ein llebevgriff in fremde Vevantwor- tungsWären gewesen. Zuletzt aber war -es der Kaiser, der an solche Beeinflussung dachte. Er hätte sonst in Wien verlangt, daß mair« ihn von dem weiteren Verlauf der Verhandlungen, über die Schritte, die Oesterreich in Ser bien zu unternehmen gedachte, fortlaufend eingehend in formiere. -Das hat er wohlbewuht nicht getan. Der Wort- laut der Note war dem deutschen Auswärtigen Amt vor ihrer Ueberreichung ebenso unbekannt, wie der übrigen euro päischen Diplomatie. Es geht aus alledem eindeutig hervor, daß der -Kaiser Zurückhaltung wahren wollte, so- lange nicht das Eingreifen Rußlands ihn kraft do» be schworenen Wndinisse» zwingt, aus seiner s— Natürlich Oesterreich wohlwollenden Neutralität hevauszutreten. Mit welchem Recht sollte Deutschland auch Oesterreich zur Aufgabe seine« Vormarsches gegen Serbien - veranlassen? Oesterreich handelt in Wahrung seiner Lebensin- ter ess en. Es tut dies einem Staat gegenüber, der Mit Rußland weder ein Bündnis geschlossen hat, noch sonst mit unserem Weichfelnachbarn -etwas anderes gemeinsam hat, als di« slawische Blutsgemoinschaft. Oesterreich strebt in Serbien keine Gebietserweiterung an, es wehrt sich nur gegen die dreisten serbischen Uebevgvisffe in sein eigenes Gebiet und in seine eigene Souveränität. Damit Oester reich und auch das zivilisierte Europa vor der.großserbischen verbrecherischen Propaganda mit. ihren Folgen, deren trau rigsten eine wir vor wenigen Wochen erlebt haben, endlich Ruhe hat, nur darum greift es. notgedrungen zum Schwert. Mrs gcht dieser Schritt also dann noch Rußland an? Richt slawische Interessen sollen vernichtet werden, ssson- dern die Auswüchse einer falschen und gefährlichen Rassen propaganda. Serbiens nationale Ehre steht doch nicht.auf dem Verzeichnis der Güter, welche Rußland mit Fug und Recht als ife i n e nationalen Interessen ansehen kann. Am allerwenigsten kann Mr das -arische Rußland die Vertei digung de» Mnigsmorde» Sin« Pflicht sein. Es ist «in himmelweiter Unterschied ob Oesterreich nach endloser Lang mut zum Abwoh rkrieg-, gegen Serbien sich entschließt, oder ob Rußland sich zum Angriffskrieg gegen Oester, reich hinreisten läßt. Rußland» Eingreifen wär« ein.Frevel am Bölkerfrieden, den sein Herrscher kürzlich noch so warm zu feiern «wußte. Denn es zwänge Deutschland und auch in weiterer Folge Frankreich in die blutigen Schranken. Wenn man also in Frankreich gesagt hat, Deutschland -sollte Oesterreich friedlich stimmen, sind wir und alle rechtlich Denkenden der Meinung, daß es Frankreich» größte Pflicht wäre, seinem Bundesgenossen vor übereil- ten, unverantwortlichen Schritten abzu. halten. In dem Bestreben, den europäischen «Frieden zu bewachen, und, «soweit es mit Deutschland» Bündnis «her vereinbar ist, den Krieg zu begrenzen, wird der deutsche Kaiser, dessen Friedensliebe über allen Zweifel erhaben ist, sicherlich alles, was in seinen Kräften ist, tun. Da» weiß -man auch «in England, wo man die moralische Berechtigung de» österreichischen Vorgehens klar anerkennt. Die eng lische Diplomatie ist redlich bemühmt den Weltbrand zu ver hüten und steht sich -- wie während der Balkankrisen dabei mit Deutschland in einer Reihe. Da» ist aus Frank reich nicht ohne Einwirkung geblieben. Auch dort hat man besonnener zu denken begonnen. Auch drüben will man jetzt vor allem die Lokalisierung des Konfliktes. So sprach man am Sonntag etwas zaghaft, am Montag schon deutlicher in der französischen Diplomtte. Nun, wenn e» Frankreich damit wirklich ernst ist, so find sich, ja Deutsch, land, England, Italien und Frankreich in ihrer Haltung einig. .Auch der Zar, der Vater der Haager Friedenskon ferenz, wird das nicht ohne Genugtuung sehen, und gegen eine solche Einheit dürsten, so sollte man erwarten, auch Vie «paNslavlstischen «Kriegshetzer tn Rußland nicht aufkommen können, lind so wird denn «Kaiser Wilhelm, der ebenso wi« sein greiser österreichischer Bundesfround sein Reich schon durch manchen Konflikt geführt hat, und der jetzt auf 26 Jahre starker Friedensregievung zurückblicken kann, irie Macht seiner Persönlichkeit Mr den Frieden einsetzen, für den zu wirken <r dank seiner Erfahrung, seiner Macht und seine» politischen Ansehens berufen ist, wie nur irgend «in Staatsoberhaupt. Die serbische Regierung. (Bon unserem militärischen Mitarbeiter.) Bet Gelegenheiten, tote sie der österreichisch-serbt- ch« Konflikt darstellt, verfällt, man leicht tn den Fetz er, di« militärischen Streitkräfte eines kleinen Ballan- taates wie Serbien gering «inzuschätzen. SS wird un verhohlen von einer österreichischen Gtrafexpedition ge gen Gerbten gesprochen, und doch muß man die Serben nilitärisch alS einen ebenbürtigen Gegner ansprechen der natürlich der österreichischen Macht auf die Dauer nicht standhalten kann, der aber doch besiegt sein will und nur der Macht Weichen wird. Die ersten bei» >«n Aufgebote, nach unseren Begriffen stehende» Heer, üeserve und Landwehr I, umfassen 10 Jnfanterte-Dtvt- tonen und «ine Kavallerie-Mvision, alle zusammen wird nan mit etwa V» Millionen Streitern veranschlagen prüf en. Sin drittes Aufgebot, also all» JahreSklassen von etwa unserer Landwehr II an auswärts, hat geringere Etatsstärken in den Gefechtseinheiten, ist tn Wetter« üns Divisionen gegliedert und soll die rückwärtigen Per- »tndungen und die Grenzen nach Osten und Süden si chern. Alles in allem kann man daher die serbisch« Streitmacht auf 380000 Mann beziffern. Die Bewaffnung de» Heeres ist ohne jeden Zweifel < Ut. Die Infanterie hat ein 7mm Mausergewehr Modell >9, die Kavallerie den gleichen Karabiner, die Artillerie »«sitzt Schnellfeuergeschütze mit Rohrrücklauf und S-chutz- childen, Modell 1907, schwere Artillerie und Gebirgs» Geschütze fehlen auch nicht. Mau muh auch bedenken, «aß die serbische Armee nicht kriegsunerfahren ist, also wird sie sich ihrer Haut zu wehren wissen. An der öster ¬ reichisch-serbischen Grenz« kann man von Landesbefesti gung nicht sprechen, was bei Belgrad, Semendrta und Kladowa wirklich vorhanden ist, ist für die Angriffs mittel eines großen Heeres wie das österreichische nicht der Rede wert. Also muß die Entscheidung in der offe nen Feldschlacht fallen. Ob der Rückzug der Serben in das Landesinnere ernst zu nehmen oder ob er ein wohl überlegter Schachzug ist, das läßt sich schwer sagen. Aus jeden Fall stehen der österreichisch-ungarischen Streit macht -Wei Einmarschwege von Norden und Westen her offen. Sachlich-militärisch gedacht ist die Lage des serbi schen Heeres nicht beneidenswert, es ist schließlich ein« Frage der Zeit, daß es von der österreichischen lieber macht erdrückt oder nach dem Muster der Bourbacki- schen Armee im deutsch-französischen Kriege, auf neu- traltsches Gebiet gedrängt und zur Entwaffnung gezwun gen wird. Hoffentlich macht der Oesterreicher nicht den Fehler, daß er seinen Gegner allzu gering einschätzt, dann würde er sich unnötige Arbeiten bereiten und sein Ansehen schwächen. Oesterreich stelle sich auf den Stand punkt des Züchtiger», von vornherein starke Kräfte ein und jag« seinen Feind solang« vor sich her, bis er sich stellt zur offenen und ehrlichen Auseinandersetzung öder bis er es vorzieht, den anderen vorhin angedeuteten Weg zu beschreiten. Alle» andere würde eine halb« Maß nahme sein. Da» natürlich rein militärisch gedacht, die Herren Diplomaten denken vielleicht ander». Die österreichischen Heerführer. Generalstabschef Freiher, Eoiwad von -ötz«ndovf. Dem gegenwärtigen Chef des österreichischen Generäl stabes, dem General der Infanterie Conrad Freiherr von Hötzendprf wendet fich im Hinblick aus di« bevor stehenden militärischen Operationen wohl das meist« In teresse zu, Freiherr von Hötzendorf, der wohl der bekann teste und pMUäiste der österreichischen Heerführer ist, ge hört zu den markantesten Persönlichkeiten der öfter» -reichischenArmee und genießt sowohl wegen seiner hervor, ragenden Militärischen Fähigkeiten als auch wegen seiner eisernen Energie allgometnstes Ansehen und Vertrauen. Auch als MilitLöschriftsteller hat sich Freiherr von Hötzen- dotf einen guten Namen gemacht. — General der Infan terie Freiherr von Hötzendotf ist am 11. November 1882 tn Penzing Lei Wien geboren und trat 1671 al» Leutnant in das 11. Iägerbataillon ein. 1873 macht« er als General- istabsoffizi«! die Okkupation von Bosnien und der Herze gowina mit. Mr seine tapfere Haltung vor dem Feinde -wurde er wiederholt ausgezeichnet. Am 17. November 1906 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Generalstave» der österreich-ungarischen Armee; 1908 wurde er zum General der Infanterie ernannt. Au» politischen Gründen trat er Ende 1910 von seinem Posten zurück und übernahm «in« Armeeinspektion. Sein Rücktritt war vor allem darauf zurückzuführen, daß er im Gegenjfatze zu dem damaligen österreichischen Minister Freiherrn von Aehrenthal schärfere militärische Maßnahmen Mn Schutze der Grenzen für den Fall eine» Krieges forderte. Nach dem Lode Aehrenthal» «wurde Freiherr von Hötzendorf jedoch wieder zum General stabschef der Armee -urückberufen. General von Hötzendorf zählte zu den vertrautesten Freunden des ermordeten Ery> herzqgihvonsolgers Franz Ferdinand und war wie dieser stets bemüht, die österreichische Politik im Sinne einer -höheren Aktivität zu beeinflussen. Daß von Hötzendorf die Operationen gegen Serbien an Ott und Stelle letten wi»d, ist nicht anzunehmen, vielmehr wird er wohl ftn Wien verbleiben und vorläufig von dort aus die Ober» leitung führen. > Kriegsmintsha Nstter von KroLatin. Neben Areiherrn von Hötzendorf W vor allem der Kriegsminister der österreichischfungcrrlsckM sikmee, Feldzeugmeister Ritter von Krobattn zu nennen. Ritter von Krobatin ist nicht nur als ein tüchtiger Organisator bekannt, sondern hat sich auch auf dem Gebiete des Ar» tilleriewesen» er ist au» der Artillerie Heivorgsgangen -- einen Namen gemacht. Die letzten Heeresvermehvungen Oesterreichs find ihm vor allem zu danken, der sie mit großem parlamentarischen Geschick in der Volksvertretung durchzubringenr verstand. Seit Dezember >1912, bekannt lich jener Zett, als der Ausbruch sine» Krieges mit Ser bien und Rußland auf de» Messer« Schneide stand, steht er an der Spitze des Kriogsministeriums. Erzherzog Friedrich. Der höchste und zugleich vangälteste Offizier der öfter» reichisch-ungarischen Armee ist Erzher zog.Fried ri ch, der, von seinem bisherigen Posten al» Oberskomman» dant der Landweh, enthoben, an Stelle de» ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand zur Verfügung des alle» höchsten Oberbefehls ernannt wurde. Ob ihm das Ober» kommando über die gegen Serbien bestimmten Truppen übertragen wird, ist noch nicht bekannt. Feldmarschallin»tnant »on Achsmua. von den kommandierenden Generalen der Armee ist vor allem der Generail der Infanterie Blasius