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12. Jahrgang Mnzeiser für -as Erzgebirge mit -er wöchentliche» Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. ÄA «L H-nchD«»» -« «e-attto» mit Mwn»h«e »m «oamago ««chWl—Ao 4-, VH,. — r «»,. IM» Hu,«,,.»«»,.. -nmfpr»ch„ SS.. )ü» unveelanAt etngrsanSt» Manustripi« kann S»«SH» nicht geklstet »er-,». Nr. 2S0 . Montag, äen 3. Dezember 19N AMWllstaMverdanSIungrii beim vbrrbeleMsber ckr östWen MegMaupIcher ?rMre» Lespolcl von -Mir. 5n zahlreichen Abschnitten der Ostfront ist Waffenruhe vereinbart, in einem Armeeabschnitt Waffenstillstand abgeschlossen worden. Lnglischs Angriffe bei <passchendasle und Lambrai abgswlesen. — Dis Sahl der bei Lambrai gefangenen Engländer auf Sddd, die oer Geschütze auf über 10V gestiegen. — 55 HM Tonnen versenkt. — 15 Milliarden neue Kriegskredits vom Reichstag bewilligt. Hindenburg und Ludendorsf über den Frieden. Die Neue Freie Presse veröffentlicht «inen Bericht über rmen Besuch ihres Berliner Korrespondenten bei Hinden burg und Lndcndorff. Während 'die früheren drei Be suche in einer Stadt iin Osten erfolgten, ging der diesmalige m einer Stadl am Rhein vor sich. Es sieht alles gut, beginnt Hindenburg das besprach. Lndcndorff bekräftigt dies. Die Kriegslage berechtigt zu der größten Zuver- N cht, Ileberwintern müssen mir allerdings, fährt Hindenbnrg fort, und einige Anstrengungen werden wir wohl noch machen müssen ebenso wie unsere Verbündeten. Je mehr sich der Krieg dem Ende nähert, um so weniger dürfen wir die Kräfte sinken lassen. Nur fest stehen und stark sein, dann kommt der Friede von selbst. Ludendorsf fügt hinzu: Den Termin des Friedens können wir natürlich nicht be stimmen. Kein Heerführer kann sich auf solche Prophezeiungen Anlassen. Nur eines können wir mit Bestimmtheit vrrsichern: der Krieg wird nicht als Remisparti« abgebrochen «erden, er wird für uns entschieden günstig enden. Auf die Frage des Besuchers, durch welche Mittel der Friede am sichersten herbcigeführt werde, antwortete Ludendorsf: Der Friede wird um so eher herbeigeführt werden, je günstiger unsere Kriegslage ist. Noch steht die Tat über dem Worte. Hindenburg fügt hinzu: Deshalb sollten wir nicht mehr vom Frieden sprechen. Der Friede ist noch «ine zu zarte Pflanze, um auf die Darier eine Berührung pl ertragen. Den Anfang, führt Ludendorff fort, scheinen die Russen machen zu wollen. Ich will nicht damit sagen, daß ich die Kundgebung der Bolschewiki schon als ein Friedensangebot betrachte. Erst muß die Sicherheit be» steh-n, dos; d ie Regie ru ug auch die Mach t hat, nach innen und außen die Ergebnisse der Verhandlungen mit uns durchznsetzen. Waffenstillstand mit Rußland können wi r a llerdi ugs jede rz e it schließe n, sobald mir die Sicherheit seiner Einhaltung haben. Die Frage eines allgemeinen Waffenstillstandes wird schwierig sein. Ich null nur die eine Frage heraus- greifen: Sollen sich während des allgemeinen Waffenstill standes unsere ii-Voote jeder Kampfhandlung enthalten und währenddessen die Handelsschiffe ungestört nach Eng land, Frankreich und Italien fahren und die Lage der Eegncr verbessern, während wir keine Zufuhren erhalten? Ein Waffe n st > llsta nd von drei M onaten, von dem öfter gesprochen wird,ist reichlich lauge. In dre> Mo naten kann sich in den feindlichen Ländern vieles zu unserem Schaden verändern. Mau muß sich in kürzerer Zeit klar werden und zu Entschlüssen kommen, wenn die mnilänfche Lage nicht Schaden leiden soll. Ludendorfs sährr fort: Wenn mir jemand sagt, die russische Revolution sei ein Glückszufall für uns gewesen, so protestiere ich immer. Die RevolutioninRu ßla n d war kein Mückszafall, sondern die natürliche und notwendige Folge unserer Kriegführung. Mit dem modernen Kriege hat es seine Esgen« B waudtnis Früher haben die Armem geg -ue n aüdrr Krieg geführt. Heute ist es "in Krieg der Böller. Früher ging dec Krieg dadurch zu Ende, daß die feindlich - Armee b> siegt wurde, jetzt endet der Krieg mit der Ve- siegung bes feindlichen Volkes. Das haben wir vor diesem Kriege nach nicht gewußt Entscheidende Schlachte» wie in früheren Feldzügen gibt es nicht mehr, oder vielmehr siK eni scheiden, wie die Schlacht bei Tannenberg bewiesen bat, nichi unmittelbar, sondern mittelbar. Die militärischen Nied Klagen erschüttern das Vertrauen des Volkes zu seiner Rrgierung, die Opposition verstärkt sich und gewinnt an Macht, die Regierung stürzt, und wenn wie in Rußland das ganze System 'morsch und reif für den Verfall ist, kommt cs zum allgemeinen Zusammenbruch. Die russische Revolnlion ist kein Glückszufall,sie ist die Folge unserer Siege. Hindenburg und Ludendorsf wünschen einen Frieden, der möglichst sichere nud stabile Verhältnisse schafft, einen Frieden, der uns gesicherte Grenzen ^ibt und freie wirtschaftliche Betätigung in der Welt und auf dem Weltmeere. Uebcr die russische Armee äußerte deie General« feldmarschall: Große Kampfhandlungen sind, soweit man gegenwärtig urteilen kann, von ihr wohl kaum noch zu ecwarlen. Natürlich läßt sich auch hier nicht- mit abso luter Sicherheit Voraussagen. Vielleicht reißt in Rußland llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllülllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Der WtlilMegMWm heute Amtlich.) Großes Hauptquartier, 3. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nach heftigem Trommelfeuer bei mondgeller "lacht ;rifs«n die Engländer gestern früh mit starken Kräften lnsere Stellungen bei und nördlich Passchendaele an. thüringische und hessische Truppen warfen den Feind n schneidigem Gegenstoß zurück und machten 60 G<> sangene. Nach Abwehr der Angriffe flaute das Feuer ab. Hs lahm am Abend vorübergehend wieder sehr erhebliche Llärke an. Bei Cambrai war tagsüber nur in wenigen Abschnitten die Fcuertätigkeit lebhaft. Am Abend griff )er Feind nach starker Feuerstetgecung zwischen Jnchh and Bourlon an. In heftigem Nahkampfe wurde er abgewiesen. Einzelne Teilangriffe bei La Folie schei teren. Im Gegenstoß wurden 9 Geschütze und 18 Ma« "chinengewehre erbeutet. Tie Zahl per am 30. Novem ber gemachten Gefangenen hat sich aus 6000, die Beur? rn Geschützen auf 100 erhöht. Heeresgruppe Deutscher Kranpriuz. In den Argonnen wurden in zahlreichen Unterneh mungen Gefangene eingebracht. Heeresgruppe Deutscher Aroupriuz. Die lebhaft« feindliche Tätigkeit im Thaner-Tal und im Sundgau hält an. In den letzten drei Tagen verloren unsere Gegner im Luftkampf und durch Abschuß von der Erde aus 27 Flugzeuge und 2 Fesselballone. Leutnanr Müller errang seinen 30., Lcucnant von Bülow seinen 27. und 28., Leutnant Bvngartz seinen 25. und 26. Lustsieg. köstlicher Kriegsschauplatz In zahlreichen Abschnitten dec Kampfsrvnt ist von Division zu Division örtliche Waffenruhe vereinbar,, worden. Mit' einer russischen Armee im Gebiet Vv» Prippet bis südlich der Lipa und mit mehreren russi schen Generalkommandos wurde Waffenstillstand abge schlossen. Weitere Verhandlungen sind im Gange. Eine russische Abordnung ist in dem Besehlsbereüb des Geveralseldmarschalls Prinzen Leopold von B zur Herbeiführung eines allgemeinen Waffenstillstandes eingecroffen. Mazedonisch« Krönt. Keine größeren Kampfhandlungen. ^laUruische Front. Nichrs Neues. Der erste Generalquartiermeister s«. r. B.» Ludendorsf. IIIUUIIIIUU>IIlIIIIIIIUIIIlIIlIIIlINI>II>IIIIl>IINI>I!IIII>II>II«II»IIIIUUINl»IUlIIIIIUI»II»NIIIIMNI schließlich ein Gewaltmensch, etwa eilt Nikolai Nikolaije- witsch, die Macht an sich und peitscht das kriegsmüde rus sische Heer noch zu einer letzten Anstrengung auf. Das Gespräch wandte sich nun dein Westen zu. Auch über die Lage an der Westfront kann ich mich voller Zu versicht aussprechen, versicherte Hindenburg. Wir verteidi gen uns dort, und wir verteidigen unS mit Erfolg. Aller dings ist es eine elastische Verteidigung. Das bedeutet, daß wkt uns nicht an jedes Dodenstück festklammern, auf dem wir gerade stehen. LS kann vorkommen, daß wir auch mal eine Stellung aufgeben, wenn sie durch daS feindliche Feuer so zermalmt ist, daß sie nur mit den schwersten Menschenopfern gehalten werden könnte. Ist in diesem oder j.uem Falle die deutsche Heeresleitung zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Erhaltung deS LebenS ihrer Soldaten für sie höheren Wert hat alS die Besetzung eines Stückchens Sumpf oder einiger rauchge schwärzter Drümmer, so verkünden unsere Gegner jedes mal einen Sieg. Wenn eS ihnen Vergnügen macht, so haben wir nichts dagegen. Sie mögen sich noch soviel Siege von dieser Art zuschreiben — nach Belgien oder gar an den Rhein kommen sie doch nicht und Werden sie nie kommen. Deutscher Reichstag. Sitzung vom Sonnabend, den 1 Dezember. Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt das Wort u einer Erklärung Abg. Prinz zu Dchoenaich. Eharolath (Natl.)r Als Berichterstatter über den Etat des Auswärtigen Amte- habe ich vom Hauptau-- chuß den Auftrag erhalten, folgende Erklärung im Na- nen des .Hauptausschusses hier abzugebenr Zu den Ver tändlungen des HauPtauSschusse-'hat der Staatssekretär )«s Auswärtigen Amtes weitere Mitteilungen Über das russische Friedensangebot gemacht. Der Hanpta uS schuß hat sich einmütig zu den Erklärungen des Reichskanzler- vom 29. No vember über seine Bereitwilligkeit zu Verhandlungen über den russischen Friedensvorschlag bekannt. Der neue Kriegskredit. Auf der Tagesordnung , steht di« 3. Lesung der Kriegskreditborlage, die 15 Milliarden fordert. Schatz sekretär Graf Rödern empfiehlt nochmals die Vor lage. Eine vorläufige Schätzung des Gesamtergebnisse- der in diesem Jahre veranlaßten Kriegssteuer kann vor. läufig nur summarisch erfolgen. Immerhin glaube ich sagen zu können, daß die Kriegssteuer mit Zuschlä gen dem Reich einen Ertrag von rund S Milliarde« Mark bringen wird. Ter Durchschnitt der schon abge schlossenen Bezirke stellt sich auf etwas mehr als das Fünffache der Ergebnisse des WehrbeltrageS. Da- Re sultat ist also erheblich besser, als wir es bei der vor jährigen Gesetzgebung veranschlagt haben. Der Wehs beitrag, die Besitzsteuer und die Kriegssteuer stellen zu sammen die vom Reich während des Krieger erhobenen direkten Steuern dar, die zusammen über 6 Milliarden Mark ergeben werden. Auch die Bundesstaate n und die Kolumunen haben ihre direkten Steuern erhöhen in ässe» Bei Zugrundelegung der preußischen Verhält nisse wird man annehmen können, daß hier ein Mehr betrag von etwa 2 Milliarden Mark gegenüber der FriedenSzeit erhoben worden ist. Ich bin mir be wusst, dab unsere bisherigen Kriegssteuern in erster L nie dazu dienen, das bisherige Zinsen-Zoll sowie die Aue fälle an anderen Steuern zu decken, und daß nur «'N Teil der Kriegsstcuern eine tatsächliche Minderung v-s Anleihe-Solls herbetfüchren wird. Mein englischer Kollege Bonar Law hat fr h neulich mit lebhaftem Interesse mit unserer Kriegs finanzierung beschäftigt. Er wies darauf hin, daß in - ngland der Betrag der bereits jetzt dort geschaffen«» i Einnahmen genüge, um die späteren Friedensausgaben « »schließlich der Verzinsung der Kriegsschuld zu, lacken. Nach meinen Berechnungen ist da «in Fragezeichen zu machen. Noch bedenklicher ist aber die völlig au- der Luft gegriffene Behauptung, wir rechneten unsere Vor schüsse an die Verbündeten nicht in die bewilligte Kre ditsumme ein. Ich will das harte Verhältnis zwischen dem englischen Gläubiger und seinen Gchuld- nerst na: en nicht mehr trüben, als die- inzwischen Statist und Eeonomist getan haben. Beide behaupten unverhohlen, daß England genötigt sein könnte, die -Lirmme, die sich bereits aus 2 6 Milliarden beläuft, in den Rauchfaug zu schreiben. Tas, was wir in irgendeiner Form zur Stärkung des Kredits unserer Bundesgenossen getan haben, ist nur ein kleiner Teil der englischen Vorschuß summen, und alles auch das, war wir in Form von Bürgschaften geleistet haben, wirb auf Heller und Pfennig in die von Ihnen bewilligten Kredit« eingerechnet. j Ter Zigarettensteuer-Kriegszuschlaq wird, wenn das zweite Halbjahr den Erträgnissen bed ersten aleichkammi, über 300 Millionen Mark gegenüber 126 Millionen Mark des Anschlages ergeben, die Koh- lenst euer hat im Oktober 78,7 Millionen Mark ge- brachl, die Verkehrs st euer kommt nur allmählich in Gang. Die Abgabe von den Gütertarifen ist ein geführt, die Steuer von den Personentarifen erfordert wegen des Neudrucks aller Fahrkarten noch einige Zett. Das erfreulich» Ergebnis der 7. Kriegsanleihe hat bewirkt, daß das Jahr 1917 mit seinen beiden An leihen uns einen Ertrag von mehr als 25 Milliarden Mark gebracht und damit die Iahte 1915 und 1918 um da« GesamtanletHeergeSnt» überflügelt hat. Den Dank,