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IS. Mrgsng Mittwoch, äen 10. Juli ISIS Mi er Tageblatt Anzeiger Mr -as Erzgebirge sWW?NLÄ mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. WÄMLÄk« u'n» s»Ä! Sprechgun-, -er NeSakUon mit Ausnahme -er Sonntage nachmittag« 4—s Uhr. — Teiegramm-fl-ress»: Lag -blatt fiueerzgeblkge. Zernsprecher SS. «!nn »I."nutz«d^ü!e Nnz»Ä M' »»..,>.»« <!»,>,-.«- I-m. «»»-->. »-«> Nr. 158 zum Mcktntt Mhlmauns. heutige MW MMW >«» da» Neber« « dokumen- z. S., 1888 Ober. 901 Korvettenka- Vie Reichstagsparteien zum Rücktritt Kühlmanns. Vie Haltung -er Sozial-emokraten. — Eine politische Debatte lm preußischen Herrenhause. Siegeszuversicht -er Negierung. — Zur Ermor-ung Mirbachs. Englische Agitatoren im Spiele. — Sll-ung einer russischen Noten Armee. — Vie neue Sier« ur- Sranntroeinsieuer im Neichstage angenommen band fand und al» russischer General gegen Deutsch« land im Felde stand. Lite sich hieraus ergeb««« den Folgerungen werden jedenfalls zu ziehen fein. Eine Anfrage Les Abg. Vogtherr (unabh. Satz.) betreffend ausnahmerechtliche Behandlung der Wahl verein« der unabhängigen Go-ialdemovratte gegenüber anderen Parteien im Bereiche des, S. Armeekorps be antwortet General von WriSbergt Zm KorpSbezirk de» stellvertretenden Generalkommandos de» 2. Armeekorps sind politisch« Mitgliederversammlungen aller Parteien ausnahmslos gestattet, wie auch! das Auftreten auswär tiger Redner in denselben, wie auch! solch« der Sozial demokratie. Verboten ist nur das. Auftreten auswär tiger Personen, Leven Reden beunruhigend wirken. Auf die Anfrage des Abg. Müll er. Meiningen, (s. B.), betreffend Einstellung der Lieferung von rei nem Buchenblsittertabak an die Mannschaften im Felde erwidert General von Oven» Seit der Verfügung Hom 18. Mai ist die Kriegstabakmischung nicht mehr an Pro viantdepots geliefert worden. Sie ist bi» -ur Ent scheidung der Ersatzpflicht der Lieferer auf Lager ge nommen. Eh« der Erlaß überall duvchgedrungen ist, mögen allerdings noch manche Pakete an die Truppen ausgehändigt worden sein. Ändere Mischungen werben bereits auf ihre Brauchbarkeit geprüft. Vorläufig wird nur reiner Tabak an di« Truppen ge liefert. E» folgt di« erste Lesung de» neuen Krieg«kredtt« von 15 Milliarden Mk. E» Wird Ueberweisung an den HeereSauSschuß be schlossen. ES folgt die zweit« Beratung der «teuervorlagen. Biersteuer und Bterzoll. Abg. Kvppner (So-.)r La» Mer sollt« al» der beste Bundesgenosse im Kampf gegen den Schnaps geschont werden, wird aber immer mehr al» Steuer quell» benutzt. Die heutig« Steuer bedeutet ein« JahreSbelastung von 1 Milliarde Mark und damit den Todesstoß für diel« Brauereien Md Tausende do« «ristenzem l Verordnung Pom 28. Juni 1917 dar und machen die Steigerung oder Kündigung von der Genehmigung der MtetseinigungSämter oder per Polizetverwaltung ab hängig. ES wird also der Mieterschutz gestärkt, ohne die berechtigten Interessen der Vermieter zu gefährden. Lite militärischen Befehlshaber sind, zweifellos auf Grund des BelagerungszustandSgesetzeS zum Erlaß der artiger Verordnungen berechtigt. Eine Anfrage des Abg. von Brock Hausen (konf.) betreffend Belieferung der land, und forstwirtschaftli chen Arbeiter mit Stiefeln und Schuhen bei Ein tritt kälterer Witterung beantwortet 'Direktor im Reich-wirtschastSamt Mülle« Paul o. Hintz«. Der als Nachfolger KUHlmannö in Aussicht genommene Paul v. Hintze istau» der Marine hervorgegangen. Er ist am 13. Februar 1864 in Schwedt a. d. O. geboren und trat im April 1882 al» Scekadett in die Kaiserliche Marine ein. 188b wurde er Leutnant leutnant S, 189b Kapitänleutnant, Aus äem Reichstage. Auf der Tagesordnung der gestrigen Reichstag-fit- zung standen zunächst , Auslagen. Auf die Anfrage des Abg. Tr. Arendt (d. y.), wie der Reichskanzler di« schwer« Unbilligkeit gegen di« Hausbesitzer durch die von den stellvertretenden Ge neralkommandos de» 1„ 2. und 7. Armeekorps erlasse- n«n Mietskündigung». und MietSsteig« . rungsverbot« zu v«rhind«rn gedenke, erwidert General vonWrtSberg» Ties« Verordnungen erfolgten auf Antrag und im Einvernehmen mit den Zivilbehörd«», um einer durch Massenkündwungen und Metsstetgerungen VIS zu 4Ü Prozent entstandenen woh- nungsnot und der daraus folgenden schweren Beunruhi gung der Bevölkerung tm Interesse der Sicherheit dei» Reich«» so schnell wie mügltch.'-b fen. Die ver, ordnungen stellen nm «ine Ex de« Bundesrat». v. Kühlmanns abgelehnt werden würde. Die Sozial- mecklenburgischen Regierungen sind gegenwärtig mit E«. demokraten, die beschlossen hatten, dieKriegSkredite zu Wägungen darüber beschäftigt, o» Herzog Karl Mi- bewilligen, erklärten heute, sich vor eine gänzlich neue Si- chael, dessen Aufenthaltsort in Rußland noch nicht tuation gestellt zu sehen, die ihre bisherigen Beschlüsse ermittelt werden konnte, Vu^rch Be r-^ch t ftw von denen s " " hatten, völlig hinfällig macht. Nach einer (Amtlich.) Große» Hauptquartier, 10. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Im Kemmelgebiet an der Lys und Somme lebte die Gesechtstätigkeit in den Abendstunden auf. Nächtliche Er- kundungsvorstSße de» Feinde». Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Der Franzos« setzt« sein« heftig«« Teilangrifs« fort. Süd westlich von Noyon und südlich der Ai«n« stieß er mehrfach und De« Loge» westlich von Äutheuil sowie in alten franzö sischen Gräben nördlich von Longoont fest. In den anschließen-! den Abschnitten «urd« er durch Vorstoß abg«wies«n. Bei» örtlichen erfolgreichen Vorstößen Westlich von Lhateau-Lhierry „ „ - machten wir mehrer» Gefangen«. Reg« Srkundung»tätigkeit de» Feinde» beiderfeit» von Reim». Heeresgruppe Herzog Albrecht. Im Sundgau brachten Stoßtrupp» au» französischen Gräben nördlich von Largitzen Gefangen« zurück. De« Erft- «e«-ralqu«rtterm-lst<» L«den»»rsf. 15000 Tonnen versenkt. (Amtlich.) Berlin, S. Suli. von unseren U-Booten wurden im Mittelmeer versenkt: ö Dampfer und 1 Segler von rund 15 000 Brt. Der Chef de» Admtralstabe» der Marika. L 7° 'L.N, !2." .°'L"Lü dLä,' d°« 7- Aus ein« Anfrage des Abg. Heck sch er (f. v.) da» treffend Erhöhung de» täglichen Berpfle- —igsgelde» auf S Mark für Urlauber ev- k widert General von Oven» lieber di« Erhöhung der Geldabfindung zur Selbstbeköstigung ist «ine Entschei dung in der nächsten Zeit zu erwarten. Abg. Tr. Stubmann (natl.) fragt, ob der Reichs kanzler dahin wirken wolle, daß di« Ordnung de« Thrvnfolgefrage in Mecklenburg-Strelttz in Ueberetnsttmnmng mit dem modernen Rechtsempfin den und nicht lediglich, nach, dynastischen Gesichtspunb. ten erfolgt, und zwar Unter eingehender Feststellung und voller Berücksichtigung der Interessen der Bevöl kerung des Landes. z UnterstaatSsekretär Nr. Lewaldr Di» j Thronfolgeverordnung ist verstlfsUngSMäßigeS Rech» de« einzelnen Bundesstaaten. Di« beiden großherzoglich- bcschlössen''h'att'en'"dteK r t e gSk"r edlte"zu Wägungen darüber beschäftigt, io» Herzog Karl Mi- rten heute, sich vor eine gänzlich^neue Si. ^5^_',?^sen AuM^altwrt^t n R u tz^a nd^noch nicht sie'bereits"'der Negierung Mitteilung gemacht; solgercch t verloren hat. Cs ist'festgestellt, daß hinfällig macht. Nach einer Ablehnung de,' Herzog Karl Michael wenig« Wochen vor Ausbruche de» Krtegskredtte durch die Sozialdemokratie (die Unabhängigen!- Kriege- au» der mecklenburgiMn ^aatKangehörtgft>it Sozialdemokraten stimmen ohnehin dagegen) müßte sichi entlassen wurde, Aufnahme tm russischen Untertanenvev» Dr. Richard v. Kühlmann steht im 46. Lebensjahre. Er ist als Sohn des damaligen Direktors, späteren Gene- raldirektors der Anatolischen Bahnen, am 17. Mürz 1873 geboren, seine Mutter war eine geborene v. Redwitz. v. Kühlmanu war während seiner Amtszeit ans zahlreichen diplomatischen Posten beschäftigt, so u. a. in Washington, Petersburg, Marokko und in Persien. Während seiner Tätigkeit in Tanger fiel der bekannte Besuch Kaiser Wil- Helms in Marokko. Später wurde er zum ersten BotschaftS. (ekretär in London ernannt, wo er bei der Formulierung de» neuen Bagdad-Vertrages und de» afrikanischen Ver. trage» mit der englischen Regierung beteiligt war. In London blieb er bis zum Ausbruch de» Krieges. Nachdem er London verlassen hatte, ging er zur Unterstützung des deutschen Gesandten nach Stockholm, wo er aber nur we nige Wochen blieb, weil er al» Botschaftsrat nach Kon stantinopel berufen wurde. Im Frühjahr 191b, al» der damalige deutsche Gesandte im Laag auS Gesundheits rücksichten zurücktrat, wurde v. Kuhlmann sein Nach folger. Nach anderthalbjähriger Tätigkeit wurde er im Oktober 1916 al» Nachfolger des inzwischen verstorbeüen Freiherrn v. Wangenhetm zum Botschafter in Kon stantinopel ernannt, von wo er Ende Juli 1917 al» Leiter de» Auswärtigen Amte» nach Berlin berufen wurde. pitän, 1906 Fregattenkapitän und 1907 Kapitän z. S. Von 1896 bis 1898 tat er als Kavitänleutnant in der Marineverwaltnng Dienst, in den nächstfolgenden Jahren war er während des spanisch-amerikanischen Krieges als Hlaag-Leutnant dem von Vizeadmiral v. DiedertchS be- ckligten Kreuzergeschwader in Ostastcn zngetetlt. Nach einer Rückkehr war er dann zunächst beim Admiralstab »er Marine beschäftigt, worauf er ein Kommando als Erster Offizi.r dcS Linienschiffe« „Kaiser Wilhelm II." er hielt. Im Sommer 1903 erfolgte seine Ernennung zum Marine-Attachö für die skandinavischen Staaten mit dem Sitz tn PseterSburg. Im Frühjahre 1906 wurde er zum Flügeladjutant de» Kaiser» er nannt, zwei Jahre später erhielt er den erblichen Adel. Im Sommer 1908 wurde er Militärbevollmächttgter am Kaiserlich Russischen Hofe und als solcher der Person des Kaisers attackiert und dem Hauptquartier zugetetlt. Den aktiven Dienst verließ er tm Frühjahre 1911 und trat unter Verleihung des Charakters als Kon teradmiral in» Auswärtige Amt ein. Im Mai 1911 wurde er als Gesandter nach Mexiko geschickt, welchen Post-n er bis nach Ausbruch des Weltkrieges bekleidete. Hier echieit er den Auftrag, die deutsche Vertretung in Peking zu übernehmen, wohin er aber, da der Vierver- band daS freie Geleit verweigerte, nur unter größten Schwie rigkeiten und Gefahren gelangte. Nach Abbruch der Be- Ziehungen mit China kehrte er auf dem sogenannten Di» plomotenschiff über Amerika nach Holland und Deutschland zurück. Im Juni 1917 endlich ging Herr v. Hintze nach Christ lania, um hier an Stelle des abbernfenen Ge sandten Dr. MichahclleS zu treten. Hintzes Vater, Julius Ferdinand Hintze, war Kaufmann in Schwedt a. d. O. seine Mutter eine geborene Hardmann; beide Eltern sind nicht mehr am Leben. Di» Stellungnahme der Parteien. Wie die Berliner „Nat.-Ztg." aus parlamentarischen Kreisen erfährt, stellt sich die vnrch den Rücktritt Kühl- manno geschaffene politische Lage folgendermaßen dar: Der Rücktritt de» Staatssekretär» findet bei den Parteien de» Reichstag» eine zwiespältige Aufnahme. Während ein Teil der Parteien in den» vollzogenen Rücktritt eine Gr. klärung der Lage sieht, stehe vor allem die Sozialde mokratie auf dem Standpunkte, daß der Rücktritt Kühl mann» tn Zusammenhang mit der nunmehr al» sicher geltenden Nachfolgerschaf' gewicht milttäris tter«. Bon anderer Seit« „ Di« Mitglieder der Mehrheit de» Reichstag» glaubten mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß da» DemtssionSgesuch Herr v. Payer genötigt sehen, selbst e ne Demission zu geben. Nach der Aussprache der Fortschrittlichen Volks» Partei, die anfänglich sehr bewegt verlief, wurde jedoch von fortschrittlicher Seite erklärt, daß die Partei mit einem Rücktritt des Vizekanzlers nicht rechnet. Wie in Reichs- tagskreisen bestimmt verlautet, werden jedoch die Mehr- hettssoz allsten die KriegSkredttvorlage nicht ablehnen. Die alldeutsche „Tägliche Rundschau" schreibt zu Kühl- mannS Rücktritt u. a.r Ist das nun ein Steg derAlll deutschen? Man muß diese vergiftete Aus- und Unter legung von vornherein mit aller Entschiedenheit ablehnen ES handelte sich nicht, wie unterstellt wurde und wird, um derl Kampf eines Systems gegen ein System, eS handelte sich und konnte sich nur handeln um die Ausschaltung eines Staatssekretärs, der in geradezu unerhörter Weise gegen Kur.S des ihm vorgesetzten einzig verantwortlichen Kanzlers zu steuern versuchte. Der Mann KUHlmann Hai hat sich politisch unmöglich gemacht. Den Manu Kühl mann gilt eS zu ersetzen durch jemand, der nicht, wie er, jedes politischen Kredites bar ist. Weil dem so ist, knüpfen wir an KühlmannS Ausscheiden keinerlei besondere Er- Wartungen, sei eS freudiger oder unfreudiger Art; der Kurs bleibt der alte.