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5 Mittwoch, cien 8. Januar 14. Iachgang /»UL? Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge 'ANWT"Z wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /tuer Sonntagsblatt. W'«iW^ Ä.0".a"n^"!!^'^v-o',t'«Ä! Sprich,llun». -,r N«»akri«n mit Fu.nohm» »<r Sonniagr nachmittag 4 4 Uhr. — reiegrvmm.fiSrttst, Tag,blatt flueeczgebirge. z«r»spr«ch»r SS. »!7o «l/'n-k,!»'.'',« N«N o,n.uun,,0 rn«,«,,» Zur unvrrlangt «ingrsan-t» Monufkript» kann Gewähr nicht gleistet wrrärn. Vas Neueste vom Lage. Di- Känchft mit d«n Gpartakussen .in Berlin Lauern fort. Verhandlungen der Negierung mit den Spartakus- leuten süchrtcn nnch zu Vetnem Ergebnis. In den gestrigen Kämpfen sind zahlreiche Tot« !zu beklagen. Ein hollindischer GvzialistenMMer erklärte in Dort mund, das; auch in Holland die Nevolution bevvrstche. Tie deutsche NeichSregierung hat die Feinde um be schleunigte Hcrbeisiihrung des Friedens ersucht. Mackensen soll bvn Saloniki nach Frankreich gebracht iocrden. Spattakuz. Volt erwach«! — Solist bist du verivcrm! so mbchle mun jedem einzelnen Volksgenossen zurnrfvu, denn mit Schelten und Fluchen gegen die Versuhrer ist es niM m'tcm. Gegen tvahnsinnige Verheihnngen, gegen das Äijt der Vcrslihrnng Hilst ;iuc eines: gesunder Menschen verstand. Solange es nicht zu spät ist! Jedem, der das Voll liebt, gleich diel, ob er bürgerlich oder sozialdemokra tisch den!:, krampst sich das Herz zusammen, wenn er' das Treiben der unverantwortlichen Spartakisten steht. Wenn das Volk den Verstand verliert, seine wahren Freunde von den falschen nicht mehr sondern kann, wenn eL uner- stillbaren, wahnsinnigen Versprechungen uachläust, bann ist es verloren. Nicht genug, bah die Leute vvm Spartakusbund Len Pöbel der Grossstädte zu Acurb, Gen alt rind Plünderung aufrühren, nun versuchen sie auch noch LaS Volk auf d e m L a n d e zum Selbstmord zu treiben. Nur eins kann uns retten: Arbeit, Ordnung und Einigkeit, und was predigt Spartakus -Zerstörung, Aufruhr, Klasse uh atz! Die Werkzeuge, die wir brauchen, um arbeiten und leben zu können, sie sollen zerstört werden. Denn es ist nicht anders. „Die Diktatur des ProlstaT» rats", die die „kapitalistische Wirtschaft" sofort sozialisier re» soll, bedeutet die GpreNgung he- DampMs«-, L« den ganzen Betrieb in B^v-gung setzt. Wir chaLen in unserem WirtschaftSs-ven rutch keine wnSere Triek-ErLsk» als das ä'tpital, zerstört rS, und Eure Maschinen stehe» still! Aber es ist noch, schlimmer. Wir hasten kein Brot! Wir können das Brot nur bekommen von Ame rika, das den Bolschewisten nichts geben will Zwei felt noch immer jemand daran, datz Amerika auSfiihrt, ',v«S es sich vorgenommen hat? Tirpih, der Amerikas Trvhung verhöhnte, wird von unserem Volke nicht ge segnet, Liebknecht, der gegen Amerika, »regen den BiLtwerdand MmpM WM, — ihm jubeln die Wahn sinnigen zu! Frieden brauchen, wir nm je den VreiS, Liebknecht und die MpartakusleuL; verhindern der? Frieden. In lvesseu Namen Wmipft.n sie? — Mchr im Ka rnen des deutschen Volkes! Hanstlanpee Lei» /erfchka^r- neu 'N u tzlands sollen w?r werden! Den Zarismu hüben wir niedergerungcn, jetzt sollen wir Len Bolsche wisten, die in Nutzland chlutrünlligee wüten als je der Zarismus, zu Hilfe kommen? Liebknecht und die sei nen haben sich dur ch U us sis ch eö Geld lauien lassen, mit »daö deutsche Volk an den Mattk'.'Lnrhl ?.n binden, sie geben eS selbst zu — und die Begriffe Lrr Vr.nnust sind so sehr in unserem Volke erlosch«», dass rS ihnen fv'lyck, statt sie, als VolkSverräter ankzustotzen. Tein, der das Volk liebt, blutet das Herz, der aber, der das Volk ver achtet, der lacht im Stillen. In wenigen Tagen kau« es soweit kommen, Latz es 'kein freitS Deutschland mehr giSi: datz die Entente unser Land beseht und die deutsche Arbeiterschaft in die ewige Sklaverei Prosit. Was können wir tun? Nur das eine, u>,r> zufammenWiesten, arstriteni WVÜelttm am Volk! ErMlaste« sollen sie UN», aber dis -um letzten Augenblliik wollen wir unserem Volke die ne» und lieber untergehen, als die Gchmach unseres Vol kes überleben! Auch diese Schrannen können nur herr schen, wenn sie das Volk knebeln. — Deutsche» Volk, wahre dein heiligstes Gut, deine bluterkämpste Frei heit! Niemand hat stster dich -u bestimmen, als Leine NationalversamMilung. Diese aber wollen die Vparlakusse dem Volke rauhen. Sie können nicht hof fen, auf dem Lande, wo eineV den andern kennt, Len Druderrkieg zu entfache». Avec die Wahlen wollen sie auch hier verhindern, — Li« Waylon, die sie hinwegwegen würden aus den Neichen der deutschen Arbeiter. Vie Vorgänge in Leriln. Große Kunüjsi.bungen für -le Negierung. Vom gestrigen Tage wird aus Berlin berichtet: Während in den frühen Vormittagsstunden das 6cbcn und Treiben nichts Ungewöhnliches bot, nahm es, je weiter die Zeit vorschrttt, wie der an Lebhaftigkeit zu. Trotze Trupps Angehöriger vrrschiedc- ncr industrieller Werke durchzogen mit riesigen Plakaten die Straßen der Hauptstadt und versammelten sich in der Wilhelm- stratze vor dem Reichskanzler Haus. Jede neuangekom mene Abteilung wurde mit Hochrufen auf die Regie rung empfangen. Gegen 12 Uhr war der nördliche Teil der Wilhelmstraße, der Mlhelmplatz und die Votzstratzc so dicht de- se>ä datz der Zu und Abgang zum Negierungsgebäude kaum möglich war. Die Massen hielten sich in ausgezeichneter Ord nung. Irgendwelche Zwischenfälle waren nicht festzustellen. Zu einer großen Demonstration kam es gcgetr 2 Uhr auf dem Potsdamer Platz. Die Straßenbahnwagen und sonstiges Gefährt wurden durch den Demonstrationszug der Unabhän gigen ungehalten und als improvisierte Rednertribünen besetzt. Dies löste eine Gegendemonstration aus und allenthalben hörte mau Hochrufe auf die Regierung. Grsschützfrner. Gegen 2 Uhl nachmittags waren die Mlhclmstraße und die benachbarten Stratzenziige von Demonstranten für die Regierung Ebert-Scheidemann dicht gefüllt. Als durch die Mauerstrutze ein großer Zug von Anhängern des Spartakusbundes an rückte, wurde der Wilhelmplatz und der Platz vor dem Hotel Kai- serhof geräumt und militärisch abgesperrt. Balkone und Fenster des Hotel Kaiserhof und der gegenüberliegenden Häuser waren von Soldaten mit Gewehren und Maschinengeweh ren dicht besetzt. Kurz nach 2 Uhr rückte Artillerie an. Kurz darauf fielen Schüsse. Auch an anderen Siellen der Siadi kam es wiederholt zu Schiebereien. So fielen auch aus den Fenstern des Wolsfschen Büros, das immer noch von den Sparwkvsleutcn besetzt ist, mehrfach Salven. Der Straßen» bahnverkehr vollzog sich wie gewöhnlich. Der Kampf um -ie Eisenbahn-lrektloa. Neun Tote. Gestern vormittag wurde das Gebäude der Eisenbahndtrek- tion und die Linienkommandantur am Schöneberger Ufer von Truppen der republikanischen Soldatrnwrhr besetzt. Sparta kus a n h L n g e r, die di« Gebäude besetzt hielte«, «»«de« nach hartem Kampf vertrieben. Sie hatten sieben Tote und eine Anzahl verwundete, die Soldatenwehr zwei Tote. Weiter» Kämpfe. 43 Tote. Aus der Köpenickrr Straße hatten die Spartakisten vor mittags ein Proviantamt besetzt. Hier kam es zu sehr heftigen Kämpfen bei der Kaserne der Garde - Pioniere. Von den Pionieren wurden für die Licbknechtleute bestimmte Lastautos angehaltcn. Bei dem Kampfe hat es 15 Tote ge geben. Veranlassung zu den Kämpfen soll gewesen sein, daß einige Marinclandflieger verhaftet werden sollten. — Ferner wird mitgeteilt, datz auch vom Kriegsministerium aus i Erschossen worden sein soll, wodurch 8 Personen getötet ' »:nd 10 schwer verwendet wurden. Weitere schwere i Kämpfe fanden am Hafen platze und der Köthener jkratze statt, wo es der Regierung gelang, wieder in den . Besitz des E i s e u b uh u d i r e k i i o n o g c d ä ud e » und des sAnhalter Wüterbahnhofes zu kommen. Es gab dabei Tote und Verwundete. Die Zahl der Toten wird mit etwa 20 angegeben. Schwere Kämpfe fanden ferner am Brandenburger Tor statt. Di« Spartakisten hatten sich in den Besitz des Brandenburger Tores gesetzt und schwenkten oben vom Siegeswagen aus die rote Fahne. Die klein« Besatzung der Regierungstreuen musstr sich nach kurzen Verhandlungen an gesichts der Ueberzahl ergeben. Als ein Auto mit Waffen und Munition für die Spartakisten anlangte und die Besatzung den Rcgierungstruppen im Reichstag und im Hotel Adlon gegen über Widerstand leistete, begann ein kurzer, aber überaus inten siver Fcu erkämpf. Die Spartakisten schossen vom Branden burger Tore aus mit Maschinengewehre, anderseits wurde von den Regierungstreuen auf bas Brandenburger Tor geschossen. Der Tausende und Abertausende von Menschen, die den Pariser Platz unk den Platz vor dem Tore belebten, bemäch tigte sich eine gewaltig« Yanik. In wilden «näseln flüchteten Männer und Frauen, die Uniformierten voran, durcheinander und suchten Deckung. Al« die Schießerei zu Ende war, bemäch tigte sich der Menge wiederum eilte Art von Ulkstimmung. Wäh. rend Verwundete nach der nächsten Unfallstation abgefahren wur den, wetteiferten regierungsfreundliche Soldaten einerseits und Unabhängige und Spartakisten anderseits in Hoch- und Nieder rufen auf Schribemann und Liebknecht. Gewehre an Spartakus. Gestern hat im Marstall und im Polizeipräsidium die «ei- tr»e Ausgabe von Waffen und Munition an das Proletariat durch den Präsidenten Eichhorn stattgrfunden. Dor dem Puliz»iprüfldium wurde mitgeteilt, daß rund. 1ü 000 Gewehre an 'Spartakus ausgegeben waren. Gberstleutnant vouprl Sta-tkomman-ant von Gerlln. Nach einer Meldung der „Freiheit" hat aus Anordnung der Reichoregierung in Vertretung de» Leutnant» Fischer der Oberstleutnant Vaupel hie Geschäft« der Berliner Komman dantur bis auf weiteres übernommen. Hauptmann Mack» wurde ihm zugeteilt. Nach der „Freiheit" haben die „Franz«" Protest erhoben gegen eine Heranziehung unaufgeklärt« Truppen, die in Berlin lagern sollen. De, weiteren protestierten sie gegen die Einsetzung de» Oberstleutnants Laupel und de» Hauptmanns Mack» al» Stadtkommandanten durch die Regierung. Me Serliner Sol-atenkätr für -ir Neglrnrng. Die Soldatenräte aller Berliner Garnisonen haben sich auf seilen der Regierung, gestellt. Luch von den Garnisonen in Brandenburg, Frankfurt a. Ob« und Küstrin sind zahlreiche Kundgebungen an die Regierung abgegangen. Volkskommissar Roske hat im Auftrag der Regierung die Alarmbereitschuft an alle Garnisonen Groß-Berlin» übergeben. Liebknechts Slegeshoffnungea. „Daily Mail" meldet indirekt aus Petersburg: Dem Sowjet wurde ein Fun'lspruch Liebknechts mitgL-.l^ ei« Sieg des Bolschewismus in Deutschland in Aussicht stand». Es wurde bekanntgegeben, daß 14 russische Sowjetvertre ter zur Unterstützung der Bewegung in Deutschland weilen. Von anderer Seite wird gemeldet, daß in Berlin 1000 russische bolschewistische Agitatoren in deutschen Uniformen eingetroffen find. Negierungserklärung un- Aufruf -er Nrgienmg. Die Regierung hat in der Montagnachi den revolutionären Obleuten der Berliner Großbetriebe gegenüber folgende Erklä rung abgegeben: ,,E» ist uns eine Eewissenssache, Gewalt lediglich zur Abwendung von Gewalt anzuwenden. Auf diesem Standpunkt bleiben wir stehen. Wir werden von der Waffe keinen Gebrauch machen zu Angriffen. Zu irgend einer Abmachung können wir un» nur dann verstehen, wenn di« am Abend des 5. und im Laufe de» S. Januar besetzten Gebäude freigegeben find. Die Regierung hat dem nicht» hinzuzufügen. Die Erklärung ist nur ein neu« entschieden« Ausdruck ihre» Programms: Kampf gegen jede Rechtlosigkeit." Die Retchsregierung «läßt ferner folgenden Aufruf: Kameraden! Deutschland ist in schwere» Gefahr Während wir an den Ausbau unser« Inneren Freiheit arbeiten, ist die Freiheit unserer Landsleute im Oste«, aus dem täglich erschütterte Hilferuse an uns gelangen, von außen bedroht. Noch «in paar Tage ohne energische Abwehr, und wir müssen befürch ten, daß weitere Gebiete im Osten dem polnischen Impe rialismus zum Opfer fallen, der unter Brechung von Gesetz und Landesfrieden die schwerste Stunde der jungen deutschen Republik mißbraucht. Negierung und Volk protestieren gegen diese Versuche, vor Friedensschluß die Welt vor fertige Tatsachen zu stellen. Wir haben die Wilsonschen Punkte als Grund lage für den künftigen Frieden angenommen und werden sie ge- wissenhaft halten. Kameraden, Protest, allein nützen nicht». Sie ersetzen di« Nahrungsmittel nicht, die un, gesperrt find, fi» schaffen die Kahlen nichi, ohne die uns« Wirtschaftsleben zu grunde gehen muß. Sie bringen uns da« Ansehen nicht zurück, das uns verloren geht. Sie helfen den Kameraden in den Ost- seeprnvinzen zri keinem «ngistärien Abschnb. Wehren müssen wir uns! Meldet Euch! freiwillig zum Grenz- schütz! Bei jedem Bezirkskommando werden Meldungen ent- gcgengenommen, und auch die günstigen Bedingungen miigetcilt, unter denen die Anwerbung von Freiwilligen «folgt. Wir wollen Euch in keinen neuen Krieg sührriN Ihr sollt das Vordringen von Landesfriedrnsbrechern aufhalten. Ihr sollt das Ueberrumpeln wehrloser Städte und Dörfer ver hindern und unmöglich machen, daß Fremde in Deutschland, wie in ein herrenloses Haus eindringen und sich festsetzen. Ihr sollt als republikanische Wehrmänner die Errungenschaften der Revo lution sicherstcllen und die im Innern geschaffene Neuordnung verteidigen. Noch jede Revolution, die französische wie die rus sische, hat unter der Fahne ihrer neuen Ideale freiwillig« Armeen aus dem Boden gestampft. Folgt dem Ruf« der deutschen Revolution! Sie kann obne Ture Hilfe nicht ihr Ziel «reichen. Zeigt, daß di« Revolution den Militarismu» g«. tötet habe, aber nicht die freiwillige Lchutzberettschaft ihrer freien Bürger! Die Republik ruft Such, fie sorgt für «ach, «»« fi« braucht Euch auch. Freiwillige vor! dkr Nepubllk Hessen für -le Negieimng. Der Dolksrat der Republik Hessen hat einstimmig beschloss««, daß er auf Grund der jüngsten Berliner Vorgänge geschlossen hinter d« Regierung Ebert—Ccheidemann steht. Spartakus ln Halle. Gestern srüh wurde da» Gebäude der Saale-Zeitung von Spartakisten besetzt, wekche da» Erscheinen der Z«tt»ng v«. hinderten und die für die Demokratische Partei g«. druckt«« Flugblätter verbrannten. Di« Besetzung wurde jedoch »i«d« ausgehoben. Da, Blatt kann sied« erscheinen.