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«r. 37 Ireitag, äen 14. Jebruar ISIS 14. Zahrgang ^luer Tageblatt Mzeiger für öas Erzgebirge mit öer wöchentlichen Unterhaltunssbeklage: Muer Sonntagsbla«. KMKwW« MV -'n» Nu.-"d.b'u!!n,''°^ Sp«chgun», s»r N'Saktlon mltFu-nahm, -4» Sonntag, nachmittag« 4-3 Uhr. - Til.gramm.flür.ss,, Lag,blatt fiu«rzg,blrg,. z,rnspr,chtt «. !.'?n nW - rlir uno.rlangt »ing.sanbt, Manuskript, kann SiwShr nicht g,I«tg»t «,r-,n. Das Neueste vom Tage. LH« Reichs regterung wünscht, dis notwendige Arbeit für dl« Nationalversammlung bi» Anlang April zu beendigen, und, wenn nach Ostern noch einmal ei« Zusammentritt nötig ist, sie in verlt» tagen zu lasse«. * Am preußischen Kabinett ist gestern beschlossen wvr. den, die preußische Landesversammlung zum 4. Mär» etnzuberusen. ES besteht die Absicht, auch für Prentzvn einen Staatspräsidenten zu wähl«. A«» den Vereinigten Staaten sind 80 0 Bolschewisten und andere radikale Auswieg' !er a«»g«wiesen wvrden. * Reichspräsident Sri- Ebert wird zunächst seinen Wohnsitz in Weimar behalten, um mir der Nationalversammlung und der Regierung in steter Fühlung zu bleiben, aber später nach Berlin Übersiedeln, da» Sitz der Retchszenrrale bleibt. « Der au» Sibirien zurückgekehrt« Noce-Kreuz-Tcle- giert« Gras Karl Bond« teilt mit, daß. die Lage der deut schen Kriegsgefangenen in Sibirien sehr traurig sei; sie hätten kein« Kleider und litten unter LebenSmittelmangel. Aus Lib au wird von dem Schreckensregiment der Bolschewisten in Riga berichtet: Tort werden täglich zahlreiche Personen ohne Unterschied der Na tionalität vom revolutionär-bolschewistischen Tribunal zum Tod« verurteilt und erschossen. Die vorläufige Verfassung. D.P.K. T-ie Annahme der vorläufigen Verfassung in der Montags-Sitzung der deutschen Nationalversamm lung fordert nach zwei Seiten nachträglich zu einer Be sprechung heraus. Ter Bund zwischen Partikula- rtsten und Unabhängigen Sozialdemokra- ten, zwischen Dr. Heim und Dr. Lohn, war ein Tharak. teristikum der parlamentarischen Konstellation. Er wird sich in der Folge noch ost bemerkbar machen; denn es ist ganz ausgeschlossen, daß di« Bayerische VoltSparrei, wie das bayerische Zentrum firmiert, oder die Unabhängi gen Sozialdemokraten sich mitschasfind am großen Werk der endgültigen Verfassung beteiligen werten. Ti deutsche Verfassung kann nur auf unitarischer und demokratischer Grundlage zustande kom men. Jeder PartikulariSmu» (selbstverständlich nicht nur der bayerische, sondern in gleichem Maß« auch der preußi. sche) ist der Feind de» neuen deutschen Volksstaäles. Es gibt kein« preußische, es gibt keine bayerische Nation, sondern nur ein« deutsch« Nation. Die Mehrheit der deut sche« Natiomrlveesammlung wird sich hoffentlich niemals berait finden lassen, den Partibulartsten vom Schlage Dr. Heim» Konzessionen zu machen, die einen wahrhaften Neubau de» deutschen Staates gefährden; die Drohun gen dieser Politiker sind wirklich nicht viel mehr als Lusth-tebe. Oder will Herr Dr. Heim etwa einen selbst- ständigen bayerischen Staat gründen? Er versprech« sei- nsa LnsMteuterr doch nicht mehr, «I» er halten kann! Die »«ursch« Mrs»ssun« barm selbstverständlich auch nur aus demokratisch« Grundlage zustande kommen! Damit ist schon gesagt, da- di« Unabhängigen So- gialdemokraten sie nicht mitbeschließen werden. Wären sie ehrlich« Demokraten, so hätten sie am Mon- tag ein aufrichtige» Bekenntnis zur Souveränität der Nationalversammlung abgelegt. La» haben st« nicyt ge. tan, sie haben vielmehr, indem fie den revolutionären Organen der Arbeiter, und Soldatenräte auch weiterhin Etnslutz auf di« Gesetzgebung gewähren wollten, indem st« osfea mit einer Fortführung de« Revolution gegen dw aus breitester «ast» gewühlte Nationalversammlung drohten, sich außerhalb der demokratische legalen Par teien gestellt, Sie liebäugeln mit der äußersten Linken, sie koletttsren mit Spartakus, warum sagen sw da» nicht offen? warum bekennen sie sich nicht mutig zu d«r Politik, die sie nun doch einmal betreiben? Ter Von- wärtD spottet« kürzlich über di« Unabhängig«» als über Lw neuen Nattonalttberawn. Er hott« nur ,u recht. Der Taktik d«r Unabhängigen in b«r Frag« der Geheim« d1pl«mati« war bereit» gedacht. Wir unsererstttS find sicherlich dt« entschiedenstm Gegner des alten inte«. national-diplomatischen Systemsf wir «innen unS aber nicht zu de» Ansicht durchringan, datz all« anderen Staa te« wUte-r-in Gchümtmträg» abschtteßäa dürfen, nur ausgerechnet wir gehalten sein sollen, da» nicht zu tun. Ter Kamps der Unabhängigen Sozialdemokraten war denn auch nicht viel mehr als «in Kampf gegen Wind mühlen; genässt hat er dem auch von unS gewünschten Ziel nichts, geschadet aber hat er der Sache des Vater landes, des Völkerbundes und den neuen Methoden im internationalen Verkehr. Tie Unabhängigen bleiben sich eben überalt gleich : die Rolle dÄS Herrn Eisner in Bern !vv "dieser sonderbar« Herr au» München weiter munter sein eigenes Vaterland anklagt, gehört mit in das Kapi tel nationaler Würdelosigkeiten, von denen die Geschichte ser Unabhängigen bereits mehr als genug aufweist. Ein anderes Bild der Montags-Sitzung der Natio nalversammlung darf indes über der augenfälligen Par, tikulartstisch- unabhängigen Opposition nicht übersehen werden. Tie provisorische Verfassung ist auch don der Rech ten, von der Deutschen VolkSpartei wie von der Teutsch-nationalen Volkspartei mit beschlossen wvrden. Tie Verwahrungen dieser Parteien, die Verwahrung insonderheit der Teutsch-nationalen VolkSpartei wird indes vielleicht in der Oeffentlichkeit nicht so zur Geltung kommen, Wei! die deutsch-nationa len AbänderungSanrräg« zu Beginn der Sitzung zurück gezogen wurden. Ties« Anträge werden in ähnlicher Weis« bet den Beratungen der endgültigen Verfassung wieder kehren; sie hatten zum Zw«ck, die republikanisch? Berfas, sung zu durchlöchern dadurch, daß die Möglichkeit einer monarchischen Spitze in aller Form offen gelassen wurde. TaS ist selbstverständlich «in« Politik, die a limsne ab- zuivetsen ist. ES kommt heut«, wie ost soll e» gesagt wer den, gar nicht darauf an, wie Man theoretisch! zur Frag« der Monarchie oder der Republik gestanden haben mag, sondern einzig daraus, mit welchem System Deutschland aus der Revolution wie der zu Zuständen der Gesetzmäßigkeit und der Ordnung herauSgeführt wer den kann. Ties System aber ist allein das republi kanisch«, und darum mutz «S gewählt und vor allen Verdunkelungen geschützt werden. TaS republikani sch« System allein gewährleistet auch den Ausbau de» deutschen Staates in ungarischem Sinne, von dem nnr oben sprachen: Grund genug, den deutsch-nationalen Herren in der Nationalversammlung scharf aus die Fin- a«r zu passen. Im übrigen werden die bevorstehenden großen Debatten in der Nationalversammlung schon er kennen lassen, daß von der Mehrheit, die die provisori sche Verfassung beschloß, nicht auf die ArüettSmxhrheit der Zukunft geschlossen werden darf. Tie Arbeit», m« hrheit wird gebildet werden au» den Parteien, die auch die Mitglieder de» neuen Reichsministeriums stel len: aus MehrHeitSsozialdemokraren. deut- schen Demokraten und Zentrüm. Diele Mehrheit soll picht besagen, daß sie andere Parteien von der Mit. arbeit auSschließen will, im Gegenteil, jeder, .der ehrlich in demokratischem Geist« mitzuarbetten bereit ist, ist willkommen. Kein Raum aber ist und darf ^ein für politische Zweideutigkeit«», di« de» Fluch des alten System» waren, Tie neu« Regierungsmehrheit wird, wie wir hvfien, ihr« Tätigkeit besinnen mit einem klaren der Ordentlich- leit unterbreiteten Programm: daran sollen sich die Geister scheiden. So allein wird segensreiche Arbeit ge- leistet werden von der Versammlung, qus die da» Volk blickt al» aus Deutschlands Hoffnung, ja vi^tmebr als Deutschland» Rettung l randtz»«»«, N-KHDNMMG, ' i N«dk«, ReichHWehramt, , ; . , ! '. ' Lr. Veli, Neichswl««iavms, Gte-bert», Reichspostamt, Dr. Ko < th, DemobUmachnnMnnt mit Sitz «Ser oha» Stimm« 1« Kabinett. Reich»ialniskr ohne Portefeuille.sind Dr. David, Srzberger und Gothel«. Nunmehr tritt da» Haus in die Tagesordnung ein: Entgegennahme einer Erklärung der neuen ReichSregie- rung. E» nimmt das Wort der Präsident des Reichsmini, steriumS, Schetdemann, der zunächst da» Ppssramilr d«»Rereh»mrirlft«rrttm»» da» die Aufgaben der nächsten Zukunft umfaßt, dvrträgt. E» enthält die folgenden Hauptsächlichsten Punkte: Festigung der Einheit de» Reiche» durch ein« stark« Zenttulgewalt. Herbeiführung soforti gen Friedensschluss«», Festhaltung an Wil svn» Programm, Ablehnung jede» Ge walt sried «n», Wiederherstellung eine» deut- schen Kolvnialgebiete», sofortig« Rück, gab« der deutschen Kriegsgefangenen, gleichberechtigte Beteiligung am Völkerbund, gleichzeitige und gegenseitig« Abrüstung, obliga torische Schiedsgericht« zur Vermeidung de» Kric. g«S, Abschaffung der Grheimdiplomatte, in der Innen. Politik dem okratisch« Verwaltung, Heranzieh ung der Frauen zum öffentlichen Dienst, Schaf fung eine» BolkSheereS auf Demokratischer Grundlage zum Schutze de» Vaterland«» unter wesent. licher Herabsetzung der Dienstzeit, Entlas sung der in den Kasernen befindlichen Soldaten, auch de» Jahrganges 99, Fürsorge für die bisherigen akti ven Offiziere und Unteroffiziere, für di« Kriegshinter bliebenen und Kriegsbeschädigten, einheitlich« Grund lagen für denWiederausbaudeSWirtschaftS- leben», Förderung der durch die Kriegsfolgen schwer geschädigten mittleren und kleineren Ge werbetreibenden, zunächst Aufrechterhaltung der Rationierung und Höchstpreise für notwenotge Le bensmittel, an denen wir Mangel leiden, Unter stellung der Wirtschaftszweige, die einen pri- vatmono o.i'chen Eharaker angenommen haben, unter öffentlich« Kontrolle b^w., soweit sie sich da- zu eignen, Sozialisierung, Festlegung der Kva. littonSsreihett für federmann, aus sozialpoliti schem Gebiete planmäßige Verbesserung der Volk»» gesund h eit, Wo hnu«g»sürsorge, Ausbau de» Mutterschutz«», der Säuglinge und Jugendfür sorge, Regelung de» Arbeit«Nachweise» auf öf fentlicher, rechtlicher und paritätischer Grundlage, Schaisung eines freiheitlich!:« Beamten- und DiS- ziplinarrecht», Steigerung der lanowirt« schastlichen Erzeugung, verschärft« Erfas sung der Kriegsgewinn« und wiederholt« Er heb««- einer MehreiNkommensteuer, Heran, zwlung d«r vermögen zur Vermtnveru«g d«r R«ichsschulde«l»st, Mcherstellvifs der G«wis- senssr«ih«tt und Freiheit der MemungSLutzerun- in Wort und Schrift, Freiheit der Presse, Wissenschaft und Kunst, der Versammlung und Vereinigung. ES folgten dann die politischen Ausführungen. Bei Besprechung der inneren Wirren erklärt« in sei- n«r Red» Das neue Neichsministerlum — Scheickemanns Programmreäe. Weimar, IS. Februar. Vizepräsident Haußmann eröffnet di« heutige Sitzung der Nationalversammlung um 3 Uhr 20 Mtn. mit der Verlesung de» ihm vom Präsidenten Dr. Da vid zugegangenen Schreiben», in dem dieser infolge sei ner Berufung in vie vteichSvegierung sein Amt al» Prä. ident der Nattenalversammlung niederlegt, ferner eine» Schreiben» de» »rMpräsidente« übe» die Vttdrrir- de» AetetzAmknistsPittMS. Danach setzt sich das endgültige Kabinett nunmehr wi« folgt zusammen t GräswWt WO SWHHMWstME WtziW-wMt noch: Wir haben zur Vermeidung des Pkrger- kr i«g*S all»» getan, nicht zuletzt auch, weil wi» wuß ten, datz nach Entfesselung de» Bürgerkriege» .Scheusstich, kei.en auf beiden «eite» nicht zu vermeiden sein würden. Di« alleinige Schuld für da», wa» grfchehea ist, trifft «»»schließlich diejenigen, die alle« Warnungen und Beschwörungen zum Trotz da» Verderben entfes selt haben. (Lebhafte Zustimmung), von dem Pro gramm de» Präsidenten Wilson sagt« Gcheid«. mann: V» ist von un» aus inne«« Ueberzeu-ung ange nommen worden. Da» deutsche Volk hat süh da» Selbst- bestimmung»r«cht nach furchtbaren Kämpfe« errungen, wie sollte e» ander» al» freudig dem Grundsatz huldi- gen, daß Völker und VvMteile nicht wi« Bauern aus dem Schachbrett verschoben werden dürfen. Aber es darf auch rem« neae «navevel aufgerichtet werben. Tw Matyrpolv, titüv der Entent« können un» Wohl zum Frieden zwingen, aber sw werden nlemals 70 Millionen Menschen zwingen können, etwn solchen Frieden ty» Innersten kyres H«P ins al» uihrlich und -»recht anzuerdmnen. (Allseitig« lebhaft» Zustimmung), Unter wkchafwm PPM dichßsw Sch«ic«mank einen Wn»men Appell an allo Neu, tral«n, dw sich An swsühl der Menschlichkeit büvn-rt habe», uns in de» Forderung aus sofortig» Hei»-