Volltext Seite (XML)
fiuer Tageblatt für das «r-s-birs- LW nüt -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. »Ä Spnchstunw -er N«-alN»n mstsiuenahm» S-r Sonnlag, nachmittag» 4—» Uhr. — r-l-gramm-fl-r-ss-r Lag,blatt -lurrrzgrblrgr, f,»nspnchrr «. »!"n «AjK rnMLW",» .«LV r«' "«»«langt eing.fan»«. Manuskript, kann S.w-Hr nicht g.I.isl.t w,r»«n. Vr. 3S Mittwoch» äen 12. Zebruar 1919 14. Jahrgang Das Neueste vom läge. Vans Rumänien befindet sich im Aufstande. Bei« Beschießen de» KönigSpalaste» in Bukarest wurde der «ünßg leicht verletzt. * - 8«nn VeichVprSfidenten wurde gestern von der deutschen Nationalversammlung Ebert gewählt. * chindenburg reist« gestern Nachmittag von Wil- h«!m»h0h« nach Kolberg ab, wo sür die nächste Zeit das Trotz« Hauptquartier seinen Sitz hat. u ' AnZerttnunskreisen wird der Plan erwogen, ein f.l-Bandist«» Reichskolonialamt beizu- behalten. In diesem Falle würde an die Spitz« de» SwichskoldnIakMle» Erhberger treten. a Sw» Zentrum hat an Stell« Giesbert», der fetzt Staatssekretär de» ReichApostamtes wird, den Abgeord neten Becker-Arnsberg als Unterstaat», fetretär de» Rekchswirtschaftsamtes borge» « Lid für Donnerstag angekllndigte Sitzung des Staatsministeriums, die über die Einberus» ang der preußischen Nationalversamm- lan > veschlutz fassen sollte, ist vertagt worden. Die Wetterecken, P.Ü.Y. Noch immer sind wir zur Pariser Konferenz nicht zugelassen, noch immer ist vom Frieden nicht die Rede ^sondern höchstens von der Wassenstillstandsver- lüngerung. Schon Hört man von neuen, wahnsirpiigen Bedingungen, die uns auserlegt werden sollen. Und die anS auserlegt werden, wenn Frankreich nach wie vor die Führung btzhält. ES gibt aber Bedingungen, die wir nicht au» unserem eigenen Interesse, sondern aus wohl verstandenem Weltinteress« nie und nimmer annehmen dürfen. Wir haben Pflichten nicht nur wider und selbst, sondern wenn wir eine große Nation sind und sein wollen, gegen die Welt. Wir sind verpflichtet an dem Frieden-wert so mitzuarbeiten, daß ein dauernder Friede gewährleistet wird. Dazu gehört, daß wir unsere Lebensinteressen vertreten und wahren, denn wir wo!» len den Krieg nicht, daß wir sie durchsetzen, denn ihr« Befriedigung ist ein« Voraussetzung d.eö Welt» frieden». ES dürfen keine neuen Wetterecken in Europa ge schaffen werden. Ter Funken, der Europa in Flam men setzt« und nach Amerika hinübergrtsi, sprang im Balkan auf, nun soll ein« Wetterecke im Herzen Eu ropa» entstehen. .Schon kristallisiert sich alles neu. An Stell« de- friedlichen Mitteleuropa, von dem Naumann träumt«, entsteht «in brodelnd«« Hexenkessel, der nicht zu« Ruh» gebracht werd«» kann, indem man den Po len weit« Teile Deutschland» überantwortet. Denn Po len und Tschechen liegen sich heut« schon in den Haaren. Bon der Selbstverwaltung durch Jahrhundert« sernge- halten, fehlt ihnen di« Schule der Verantwortung und Selbstbeherrschung, di« ruhige Würde großer Nationen. Sie sind hoffnungslos dem Größenwahn und der Grobe» rungswut tzßrsalkn. Schon sucht Ungarn Anschluß an Deutschland- um der Slaven Here -u werden. Ungarn das von der Ukraine, Rumänien, .Serbien Und den Slo waken von allen S«it«t eingeschlossen und bedroht ist, hat kein«» anderen Bundesgenossen al» Tentschland. G«, gen das polnisch« Selbstbestimmung-recht ist nichts ein» zutoenden, aber «S lie^ im Welttnteresfe, daß Polen nicht so groß, sondern so klein wie möglich bleibe, Tie Doktrin wo« Zugang pum Meer« ist im Ernst fa un- haltbar. Tanztg etwa in der Hand der Polen ist nicht Gewähr für den Frieden, sondern für einen baldigen Krstg. Aber da» andere» wenn man un» herabdrückt ans iwn Stand einer klein«» Nation, dann brauchen wir di« Wetttwcken nicht zu fürchten, ab«r die andern, denn au» den Wetterecken hat noch! ied« kleine Nation Vorteil gezogen, wir wollen aber nicht nur unseren Vorteil, sond-rn den Frieda» d«r Welt, darum können wir mit freier Stirn« fordern, daß die deutschen Grenzen im Osts» unangetastet bleiben, daß do» deutsch« Volk in sei ner Gesamtheit, unter Einschluß D«utsch.veswrr«ichs, Deutsch-Böhmens, ja svgar dos Baltikums seiner histo rischen Mission erhalten blsib«, Europa vor Asien zu schütz««, di« Kultur vor dem Bolschewismus zu fchlr- m«n, ja di» wett der Slaven der Kultur ,u«usühr«n. Ebert - Reichspräsident. Weimar, 11. Februar. T-ie Nationalversammlung ist heut« überfüllt. Tie Regierungkbänke sind gedrängt voll. Aus dem roten Tev. pich drängen sich die zahlreichen Regierungskommissare um den Präsidententisch, selbst der dritte Rang, die Zu. schauertrivünen, starren bis an da» Tach von Menschen, ein seltener Fall, denn bisher war dieser Rang noch nie bis aus den letzten Platz besucht gewesen. Seit g«, stern liegt auch ein« andere Stimmung üb«r der Ver sammlung. Tie Zeit d«S kleinlichen Feilschens hinter den Kulissen, der Kuhhandel zwischen den Parteien ist vorbei. Tic Regierungsbildung macht rasche Fortschritte. Alle Arbeiten des Hauses schienen wie beflügel:, würdig der geschichtlichen Bedeutung des Augenblicks, in dem die Augen der Welt aus-Weimar gerichtet sind. Nur un. geduldig und mit merkbarer Unruh« hört das Haus heute die zahlreichen Begrüßungsanträge an, mit deren Ver lesung di? Schriftführer wieder nicht unbeträchtlich« Ar beit haben. Tann folgt die Wahl tz<» AelshOppLst-snt««. Ti« Wahl wird durch Stimmzettel vollzogen. Der NamenSrus beginnt mit dem Buchstaben E. Ter Zu- satl w.ill, daß Volksbeauftragter Ebert als erster der Ausgerusenen seinen Zettel dem Schriftführer übergibt, der ihn in die Urne legt. Präsident Dr. David: Meine Dame» und Herren! Ta» Resultat der Wahl ist folgendes: Abgegeben sind S7S Zettel, davon Ware« ungültig (weiß) SL. ES blei ben also gültige Stimmen 328. Dis absolute Mehrheit davon ist ISS. ES habe« gültige Stimmen erhalten: Ebert 277, Graf Posavowsky 4Ü, Scheidemaua 1 and Erzberger 1. (Heiterkeit.) Der Herr Abgeordnete und bisherige Bolksbeanftvagte Fritz Ebert ist zum Prä sidenten deS Deutsche» Reiches gewählt. (Bravo! Zuruf bet de» N. Soz.: Friedrich der Einzige!) Ach richte die Frage an ihn, ob er die Wahl annimmt. Volksbeauftragter Ebert: Herr Präsident, Ich nehme die Wahl z,«m Reichspräsidenten mit Dank an. (Lebhafter Beifall.) Präsident Dr. David: Somit hat das Reich zum ersten Mal« «in Oberhaupt, das nach! der Art seiner Berujung berech tigt ist. im Namen des Deutschen Volke» zu sprechen und hu handeln. (Beifall.) Verschwunden ist der Vormund aus ererbtem Recht. An seiner Stelle steht der selbst, gewählt« Führer. Tatz der neue Reichspräsident das Steuer des StaatSschitsfeS zu führen versteht, hat er in den Monaten des stärksten inner- und außenpolitischen Sturmes bewiesen. Tatz die deutsch« Revolution nicht dem Beispiel der russisch!«: gefolgt ist, daß sie nicht, wie dort, in ein blutiges Chaos und zur völligen Auslösung von Recht und Ordnung geführt hat, daß sie nicht zur Zer- reißung alles politisch«» und wirtschaftlichen Lebens g«. führt hat, da» ist zum größte« T«il» da» Verdienst des Mannes, den Ti« heute an die Spitz« des Deutschen Reiches berufen haben. So darf das deutsche Volk da» Vertrauen haben, daß es der bewährten politischen Klug, heil. Tatkraft und WillenSsestigkcit gelingt, auch weiter, hin di« junge Freiheit zu schützen vor allen Gefahren, die komm«» von rechts oder link». (Lebhafter Beifall bet der Mehrheit, Unruhe b«i den unabhängigen Sozial demokraten). To möge Senn L<« Botschaft hinausdrin- gen in di« deutsch«» Lander «in volksgMählter Füh rer ist an die Spitze de» Reiches getreten, ein Mann, durchglüht von d«r Lieb« zum deutsch«« Volke, «in Mann voll tiefen Verständnisses für seine Nüt« und Tor gen, für sein« Wünsch« und Hoffnungen, ein Mann, er. füllt von starkem Willen^ s«in«r Msfion gerecht zu wer. de», die Freiheit zu Mten und den Frieden zu schaffen im Innern und nach außen. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen im Saal« und aus den Tribünen.) AsishspLitfiSsnt Gbevtr Mit allen meine» Kräfte* un» mit voller Hingabe werbe ich mich »«mühen, mein Amt gerecht nud un- parteiisch zu fuhren, niemand zu Lieb« und niemand zu Leid«. Fch gelobe, daß ich di« Verfassung der deutschen Republik getreulich beachten nn» schützen werde. Ich will nn» w«rd« al» Beauftragter d«s ganzen deutschen Volke» handeln, «ich» ul» Varmann «iner einzigen Partei. (Lebhafter Beifall.) Fch bekenn« atze» auch- daß ich «iu Sohn »es NstbeiwdsteNdeb »in, nustzewnchlse« tu der Se« duukmweli des Eatziulismu», und daß ich weder mein« Hertuust, nach uwstw ttebecheugun« jemals z« «wrleug- u«n geseuue» bin. Durch uwiu« Wahl Huben SW die Ow wühl ich« VedmtsuuD da» tzlssehtertziush« hü» dis A usgaben der Zukunft Deutschland» anertzannt. geht hat da» deut sch« Boll »a» Vorrecht der Geburt auf dem Gebiete de* Politik restlos beseitigt, und auch ans soziale« Gebiete vollzieht sich dies« Wandlung. Auch hier werde» wir bestrebt sein müsse», alle« im Rahme» des Menschen möglichen de» gleiche» Ansgangstzunckt zu geben und da» gleich« Gepäck anfznlaven. Die Freiheit kann such nur in fester staatlicher Ordnung gestatten, sie zu schü tzen und »tederhertznstellen, wa sie «rgetastet ist, da» ist daü erste Gebot derer, die die Freiheit lieben. Fed« Gewaltherrschaft, von wem sw auch komme, wer den wir bekämpfen bis zum Aeußerste«. (Letzn Hafter Beifall und Händeklatschen.) Stu» aus da» freie Selbstbestimmung-recht wollen wir unsere« Staat grün den nach innen und außen. Wir Warum aber um de» Rech!iS Witten «ich» dulden, daß MM unsere Brüder der Fr.-ih.it der Wahl berankt. Dio Freiheit atter Deutschen zn schützen mit dem äußersten Aufgebot an Kraft und Hingebung, deren ich fähig bin, da» ist »er Schwur, den ich in dieser Stand« in die Händ« d«r Rattenatdersamm» luug lege. Ei» so hart«- Geschick unser Batt auch be troffen hat, an seiner lebendige« Kraft verzweifel, mir nichi. All« diese Forderungen stelle» a» «ich schwerst« Aufgaben und Pflichte». Mein Beste» will ich dafür «iu- setzen, ihnen zu genüge«, gemeinsam aber welle» wir unermüdlich arbeite« für da- Glück und Wohlergehen »e» freie« deutscher« Volke». An» s» lasse« Sie un» ruse«: Da» deutsch« Vaterland und da» brut sche B»lk, st« tebe» hach! Da» Haus, mit Ausnahme der unabhängigen Sozial demokraten, hat sich erhoben und stimmt dreimal in den Hochrus ein. Händeklatschen im Hause und auf den Tribünen. Mit diesem HöhHrunkt schließt die Sitzung. Ebert verläßt da» Verhandlungsgebäude, vor dem sich eine gewaltig« Menschenmenge angesammelt hat. Hoch ruse erklingen, während er in sein Auto steigt und zum Schloß fährt. Drinnen im Saal wird nur noch rasch VW Tagesordnung für die nächste Sitzung sestgelegt, die erst Donnerstag stattsindet. Der heutig« Tag ist für die Beratungen der Reichsregierung freigehalten, die in der Tvnnerstagsitzung durch den Mund de» Ministerpräsiden ten Scheidemann eine Erklärung abgeben wird. Die Lebensmittelversorgung in )rage gestellt. Dw Veröffentlichung der «afftustittstandskommtssim» über da» am 8. diese» Mo »als in «tzau «utekzeichuete L-bensmittelabk»»««» hatte tzervargehabe», »aß die Erfüll«»« de» ««uze» Abkomme»» v«u de» Bem tretern der alliierte» Regier»»««» ausdrücklich! «bhä««i« gematzt wurde do» der Au««-«» und »e» der AusfNH- rnug »er «ediuguugeu, di« sw aus betreff» der Ab» gab« »er He »del »flott« a»ftrl««t habe» u»d »ach, «ulcriegen wollen. AuzwistzM ist der Bericht Übe» dw verhandln»«»« der «benfstts i» Spa« ta«e»de» Uutew kommifswnm für die Erledig»»« de» Gch-ifsahrwebko«, meus eiugelaufe«. Au» ihm «r»ibt sich, »aß dw E»te»w ihre Be»i»g»»«e» weiter verschärft, s» daß sich bi» jetzt kein« Einigung hat erzielen lasse». »w mündlichen Verhandlung«« sind zunächst abgebro chen worden» «awr »wse* «mständen btelbm di« Aus» sichte« sür unser« «ebes»ttt,i»e» - s-rgunO «ach wie dsr unsicher» Deutsch« WafsenftillstundSkommissi en. dl» Wshrl-smachun- dsutjchlatl-s. Hinsichtlich »er verlänOerun« de» Waff«». stillst«*»«» «st dw Lag« «»«eublickltch s«ße kritische »w Regierung beriet i» Metmar eiugeheud darüber, uud es »st «icht au-Oefichwfft«, daß mit stück- , sicht auf die Mm der Gutmw uufgestellt«» immer»«»«» ! verfchärfuuge» deutscherseit» -rkläet werde» muß, daß daraus nicht ei»««»«»»«» werde» ksu»e. T«r Korrespondent de» »Wüterichen Bureaus in Pa ri» meldet t In ««rbindung mit d« Frag« der Ern«u«. runp de- Waffensttlkstande» wird «» ratsam s«in, auf di« Meldungen von bestehenden Meinung»v«rschwdenh«1wn nicht viel Mert s» legen, da «»ja nur Meinung-Verschie den h«it«n über dw M«thod« »nd nicht über da» Ziel seien, soweit überhaupt Meinungsverschiedenheiten be ständen. All« seien sich, darüber einig, daß dw Sntmi. litartsier«na Eudopst» eines der wichttgstmZiels der Fried,nskons«,«»» sei »nd »aß, unw» j,ns« «esichtspnnkw -«tracht«», »isssr Pr»»sß t» D,»tschr«nd feinsn «nfan, nehmen m-sfe. S» »w Ber«in»«>Uü »e» «rckLaoacht iv«utW<üch»