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Mittwoch, äen S. März ISIS Nr. S3 IS. Jahrgang Die Bergarbeiter im Kohlenbecken von Ealaia drohe» Mit dem Ausstand. M In Berlin (jt es gestern und vorgestern vielfach zu Ausschreitungen gekommen. Hau» beschließt die Besprechung der Jnterpellatt- des Antrages. Li« vrspr«chu«g. Dr. Kraft (Demokrat): Tr habe «ine etwas rss„ Di« Sitzung wird nach SV« Uhr eröffnet. Tagesordnung srehen zunächst Anfragen. Verhaftungen Im -ese-ten SiSIet. Abg. Dr. Kuhl (Deutsche Volk»p.) fragt Die UederrevolutionSre. I'.I..:?. Dtv Spartakisten verbreiten Flugblätter, tn denen st« zum Seneralstreik aussordern. Daß wir durch jeden, auch den kleinsten Streik immer tiefer tn» Elend versinken, davon ganz zu schwelgen, obwohl es Pflicht jede» Politiker» ist, zu war nen, so laut und so eindringlich r, kann! Denn da» Erwachen auch der Spartakisten wird rmsetzltch sein! Gelänge «» ihnen, ihr Ziel zu erreichen, ihr» Reformen durchzuftthren, dann »Ard« der Tag dämmern, an dem die »«trogen« und gepeinigt« Arbeiterschaft son ihnen Rechenschaft fordern wArd«. Da» wArd« «tn «bensogiost»» Verbrechen werden, wie di« Gewaltherrschaft, di» die Spartakus leut» errichten wollen, wir wollen beide» nicht, darum rufen wir zur Ruhe, solang« noch irgend jemand Vernunft bewahrt, Daß die Spartakisten zum Streik aufrufen, ist ihnen ja nur «in Mit tel, um die Regierung zu stürzen und die Nationalver sammlung zu sprengen. Nun ist und bleibt aber di« Nationalver sammlung di« freie Willen-Verkörperung des ganzen deutschen Vol kes, daran kann kein Spartakus-Flugblatt etwas ändern. Si» ist der Kopf de» deutschen Volkes, st« sprengen, hieß» «ns all« köpf, los machen. Die Sprengung der Nationalversammlung bedeutet den Selbstmordversuch des durch Hunger und Elend wahnsinnig gewordenen deutschen Volke». Aber auch di« Mittel, wie sie Anhänger werben, beweisen di» geistige Unreife dieser noch in der Mehrzahl garnicht wahl berechtigten Burschen — sie lägen, wenn sie die Blutschuld an den Berliner Vorgängen der Regierung zuschieben, denn st« haben zuerst mit Gewaltsamkeiten begonnen, zuerst von der Waffe Gebrauch gemacht, um sich Geltung zu verschaffen, Haden sich vor allen Dingen der Staatsgewalt, dem Volkswillen widersetzt. E« stand ihnen ja frei, ohne Waffen ihre Ideen zu propagieren! War. um taten sie es nicht. Ihnen ist da« Wort nie verboten worden, aber sie knrbsln mit Gewalt die andersdenkende Press«. Sie wol len den Militarismus rurnichtsn und bewaffnen sich bis an dis Zähne; verteidigen nie Soldaten rate, als wenn der Soldat noch ein Beruf, ein Stand märe, im neuen unmilitärischen Deutschland. Sie selbst, die Spartakisten, sind di« U«ü e r Militaristen — und merken es selbst nicht! Der neue Staat soll anstelle des alten Klassen, und Stände staates als Volksstaat ohne Klassen und Stände errichtet «erden! Mas wollen die S-jmnatisten? den Kampf «ine« Klasse wider die andere. Sie haben noch nicht erfasst, Kost st« damit selbst di« schlimmsten Reaktionäre sind. Sie wären in ihrer geistigen Blind heit lächerlich, wenn sie nicht mit ihren Doktor Lisenbartkuren das Lebe» des schwer fieberkranken deutschen Volkes gefährdeten. Das Volk ist krank, liegt in Fteberphantasien, verlangt in wüten den Aufwallungen tätliches Gift anstatt der Arznei, will sich viel leicht dem Wunderdoktor lieber vertrauen als dem besonnenen Arzt Da gilr «s doppelt und dreifach für all- Besonnenen aus zuholten am Lager oev Lchwerkranten, mit sanftem Zwang« das Recht« zu tun, vir Schläge und BrrzwAfiuiigsausbrllch«, di« Flüche und Verwünschungen hinzunehmen, wie «ins still» Diakonissin, ein treuer Arzt sie hiunimmt! Mr glaub«» an die Wieder, genesung unseres Volkes, müssen an st« glauben, solange noch Leben im geliolsten Körper sich regt. Es muss die Stunde kommen, w« eg wieder seins klaren Augen ausschlägt und der Spuk vea- fliegt. Halten wir ans! Doktor Spartakus darf un, unser Volk nicht zu Tods kurieren, und wenn wir ihn zwangsweise aus dem Krankenzimmer entfernen müßten. Das Neueste vom Tage. Die Rrichnegierung veröffentlicht den Entwurf eines Ä'ozialisieruttgsgesetzes. Die neuen Waffenstilistandabedingungen werden noch vsr dem 17. März frstgelegt ^werden. . In der Sächsischen Volkskammer gab es gestern eine scharfe Erörterung über die Lebensmittelversorgung Sachsen». Nationalversammlung. Weimar, L. März. Auf d«r Verhaftungen erhoben wurde, ein endgültiger Bescheid sei bisher nicht erfolgt. Papiernot und Presse. Abg. Arnstadt (Deutschnat. Dolksp.) und Genossen fragen, was di« Regierung zur Beseitigung des Papiermangels für die deutsche Press« tun will. Reichswirtschaftsmi- ntster Wissell: Lin« befriedigende Papierversorgung der Presse wird erst dann möglich sein, wenn das deutsche Wirtschaftsleben wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zurückkchrt. Landwirtschaft »nd Diing«mttt«I. Abg Ohler (Deutschnat. Bolksp.) fragt wegen «nzn, reichender Belieferung der Landwirtschaft mit künstlichen Düngemitteln. R«tch»minist«r Schmidt: Dis Reichere- gierung ist bemüht, »an d»n Sistierten di« Freigabe der Produktion aus den besetzten Gebieten zu erlangen «nd tut auch sonst all«», was tn ihrer Macht steht. Es folgt die Fortsetzung der Verfassung,brratnng. Es sprachen dazu di« Abg. Hink« (Unabh.) »nd D r. Stresemann (Drutschnat. Volksp,). Reichsminister Dr. David: Ich hab» au» der Dedatt« den Eindruck gewonnen, al» ob man üd«r der Kritik da» g rst> tz« Gut« undWert- volle vergißt, dao uns dies« neue Verfassung bringt. Die republikanische Staatssorm, die darin festgelegt wird, ist Hoch keine Kleinigkeit. Wir haben die demokratische Republik, in der di« höchst« Staatsgewalt beim Volke liegt, und unser Wahlrecht ist demokratischer, al» in irgend einem anderen Land«. Letzt erst hat die Regierung die volle Ver antwortung vor dem Volk«, jetzt erst haben wir eine wirkliche Reichs!,gierung. Ich freu« mich, daß im großen und gan zen tn der Nationalversammlung ein Zug zu einer möglichst weitgehenden Vereinheitlichung «nd starken Zentral gewalt de» Reiches zum Ausdruck gekommen ist. A u f der Arbeit er demakratie ruht der starke Zusammen halt des Reiches, und sie wird ihn tragen. Dazu ist allerdings nötig, daß neben der politischen Demokratie nun auch die wirtschaftliche ihren Einzug hält, di« auch im Berfassungswerk zn verankern ist. Aber der Sozialismus, welcher den Menschen mit Maschinengewehren aufgezwungen werden soll, den man mit Recht bezeichnet als den Looislismus asiatious, taugt wenig. Hier hat das deutsche Volk eine nationale Weltmission zu erfüllen, sich selbst zum Heile und anderen Völkern zum Vorbild. (Lebhafter Beifall). Die Verfassungsvorlag« wird an «inersAusschuß von 28 Mitgliedern verwiesen. Nächste Sitzung Mittwoch 3 V« Uhr: Poleninterpellation. M .-<> L "5 MA im November erfolgen dürfen, «eil in der Zwischenzeit der Schleichhandel zu große Freiheit genießen konnte. So sei Rochlitz aus einem Ueberschuß- zu einem Zuschußgebtet geworden. Für die freiwillige Abgabe von Kartoffeln Hütte di« Regierung Nährmittel anbieten sollen, niemals aber Hütte sie Zwangsmaßnahmen ergreifen dürfen. Der VermrhrunL der Anbaufläche für Kartoffeln müsse ganz besonder« Sorg falt zugewendet werden. Für die Zuweisung der nötigen Menge Saatkartoffeln dürfe nicht die Bedingung der Abgabe der gleichen Menge von Speisekartoffeln gestellt werden. Abg. F«llisch (Soz.) begründet den Antrag b « z. de« Aushebung derBlockade. Schon während des Krieg«» sei die V.oclaoe eine Scheußuchkeic gewesen, jetzt aber sei st« rin Verbrechen, gegen da» da» ganz« Volk nicht laut genug protestieren kann. Durch da» Vorenthalten der Rohstoff« machen es «ns die Feind« unmöglich, «ns wieder «uszrntchten. Das schlimmst« an dieser Tatsache sei, daß di» Völker der feindlichen Länder zu diesen Scheußlichkeiten schweigen. Wenn die Blockade nicht bald zu End« geht, «erd« das deut sch« Volk bald ausgerottet sein. Die Schuld der Entente an der großen Sterblichkeit unter unserer Bevölkerung und di« Schänd, sei so groß, daß si, tn der Geschichte nie mals würden ausget'.lgt werden können. Wer in dieser Zeit nach Putsch, und Streik» inszeniert, der fügt zur . Blockade de» Feinde» die Blockade im Innern und hilft dazu, daß unser« Frauen «nd Kinder dem unabwendbaren Hungertod« «ntgegengehen. Wirtfchaft,mlnister Schwarz. Daß «in einzelner Stant die Aufhebung der Blockad« fordert, sei keine neu« Erscheinung. Di« Regierung werd« einer von der Kammer zu beschließenden Kundgebung zu stimmen. Zur Frage der Kartoffelversorgang erklärt er, di« Regierung werde mit allen Mitteln für di» Versorgung der Großstädte «intreten. Wenn «in« Kata strophe drohe, dann pfeife «rauf gesetzlich«Bestimmungen und würde di« Nahrungsmittel einfach dort weg nehmen, wo si« sind. Saatkartoffeln seien tn genügender Menge vorhanden, so daß zu Befürchtungen auf diesem Ge biete kein Anlaß vorhanden sei. Wir hätten es schwierig, heute von der Entente die Menschlichkeit zu fordern, die wir selbst nicht beachteten, als die deutschen Waffen tm Vorteil waren. Wenn ein Teil des deutschen Volkes von der En tente Gerechtigkeit zu fordern berechtigt sei, so sei das nur die sozialdemokratische Arbeiterschaft. Auf die Anfragen der Interpellanten erschöpfende Antwort zu geben, sei unmöglich, weil Sachsen Zuschußgebtet sei und nicht wisse, was es be komme. Die Runkelrübenstreckung bedeute keine Ver' schlechterung des Brotes. Es sei damit zu rechnen, daß wir mit dein Brotgetreide bis zum Mai ausretchen wer den. Wenn die Landwirte in den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres mehr Vieh als sonst abgaben, so seien dafür keineswegs patriotische Beweggründe maßgebend gewesen. Unser Viehbestand sei nicht so schlecht, wie es so oft hinzuste'l-n versucht werd«. Di« Beschwerden der kleineren und mittleren Städte, daß die Großstädte in de» Weischversorgung bevorzugt waren, seien berechtigt gewesen. Di« Differenzierung zugunsten der Großstädte müsse ver schwinden. Wie di« Lieferungen der Entente aussehen wür- ds«, könne die Regierung nicht sagen. Die Fletschver sorgung Deutschlands sei mit den Mitteln der Gutente- lünder möglich, aber es fehlten die Verkehrsmittel. Di« ersten Lebensmittellieferungen, allerdings nur kondensiert» Milch, seien nun endlich aus Holland «ingetroffen. Die Schwerarbeiterzulage werde für gewisse Arbeiterkatego- rten auf all« Fälle beinhalten werden. Die Obstbrwirt- sch «ftüstg Mtbe im kommenden Iah?« eine «schere wer- . den müssen. Unsere Äanbwiri« hätten nsch kein» Ahnung, wie es um unser Volk steh«, Ihrem Verlangen n ach AufhebungderZ wangs wirtschaft könne nicht nachgegeben werden- Noch gebe es viel« unter ihnen, die sich Wucherpretse zahlen lassen. Wenn «in Streik der Landwirte etntretrn würde, werde er sofort seine Zustimmung dazu geben, Li-se Landwirte zu enteignen. Das onen und Sächsische Volkskammer. Dresden, 4. März. Nus der Tagesordnung stehen Interpellationen der Abzg. Blüher, Dr. Kaiser, Dr. Koch und Dr. Niethammer über die «erssrgunt Sachsen« mit Lebensmittel«, die Interpellation des Abg. Dr. Roth und Genossen über di« Äartsffelnst, und di« allgemein« Vorberatung über de« Antrag des Abg. Arzt und Genossen wegen , AufkeWnH der Msckad«. ?lbg. Blüher (Deutsche Bolkspartei) »endet sich mtt scharfen Worten gegen di« Fortführung der Blockad« trotz Ab schluß des Waffenstillstandes. In dem System unserer Nuhrungsmittelversorgung seien in letzter Zeit er höhte Schwierigkeiten zutage getreten. Die Lage Sachsens ,t besonders schwierig, wie aus der gestiegenen Sterb lich L«i t s z i s f e r hervergche, DK Erhöhung der BMWttsü et aus Rücksicht auf die pMstHe Lage erfsigt- Ächt teh« die Absicht, in Tachsen diKBrütrktiöN vom S. März ab dadurch herabzusetzen, daß man mit ö Prozent Runkelrüben streck«. Die auf die letzte Kartoffel ernte gesetzten Hoffnungen seien arg getäuscht worden. Schon im Dezember hätte im ganzen Reich di« Ration auf k Pfund hrrabgesetzt werden müssen- Hier macht sich noch mehr al» bei der Brotversorgung der Ausfall Posens bemerkbar, durch den lm Reichs 10 Millionen Zentner Kar toffeln fehlen. Gr frage dir Negierung: Wie lange »eichen wir mtt den Kartoffeln? Neichen dl« Nühr mittel zum Ersatz der fehlenden Kartoffelmeng« ? Die Wtedereinholung der auf die L-Kart« gelieferten Kartoffel« sei zwar auf große Schwierigkeiten gestehen, sie müsse aber durchgestthrt werden. Di« Fleischversorgung sei da» nächste Kapitel. Wir haben «inen sehr reduzierten Viehstand. Di« Sorg« vor der Wegnahme hab, »iel» Vtehbesitzer veranlaßt, größere Vieh bestände zu verkaufen. Die Gemtisev«rsorgung hab« sich so gestaltet, daß hier di« Zwangswirtschaft aufhören könne; b«t der Kartoffelv«rsorgung dürfe da» noch nicht geschehen. Abg. Dr Roth (Demokrat) verbreitet sich über di« gan- unzulänglich« Versorgung der Städt« mtt Kartoffeln. Dt«Fr,tzügtak«tt der Lande»kartoff«l!art« bedeut« «inen Mißgriff, weil all« Ueberstcht und Kontrolle v«rlor«n ging. Dl« Bistandaufnahm« hätte sofort nach d» Gmt«, nicht «rst Abg. Dr. Kraft (Demokrat): Gr habe «ine «twas ruhiger« und sachlicher« Beantwortung seitens de» Ministers gewünscht. Gr hätte gern etwas darüber gehört, welche Maßnahmen di« Negierung.treffen wird, um di« Vrr- Wendung der Saatkartoff«ln zu g«währl,tst«n. Di« Kartoffelanbaufläche sei bet uns zugunsten der Gemüseanbau flächen sehr zurückgegangen. Da« müsse tn Zukunft verhin dert werden. Ts sei ein unerhörter Zustand, daß di« Land wirte an« Profitsucht Gemüs« anbauen. Die Preise für Gemüse müßten herabgesetzt werd««. Wir Müs- s«n dafür sorgen, di« landwirtschaftlich« Produktion rationell zu benutzen. Wir können nicht von der Entent« Aufhe bung der Blockad« fordern, wenn bei uns, wi« da» tn Leipzig der Fall ist, durch terroristisch« Kreis« einzeln« nach den Schritten der Rsicharsgieruiig, um die sofortig« Befreiung der vom Feinde zur Verantwortung gezogenen deutsch«» W«rkl, it« r zu bewirken, di« während de« Krieg«» von der deutschen Heeresverwaltung in d«n besetzten G«bt«t«n Lndustriematerial angekauft haben. Gin M,gierung»kommtssar erwart, daß b«i den Allterten mehrfach Einspruch gegen di« Mer Tageblatt Mzeiger für das Erzgebirge A mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblaü. AW' ic/cü"üab«st.u-n?sow:« Eprechstunö» See n»-aktl»n mit ikuonahm» ü«k Sonntag» nachmittag» e—s Uh«. -- Trlegramm-Körrste r Tageblatt ftu»»rzg»blrg». I»rnspr«ch»v Zur unverlangt »ing»sanV» Manuskript» kann V-rvähr nicht g»l«lst»t werSen. »Um,