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14. Zrlhrgsng Montag, äen 10. März ISIS Nr. S7 /luer Tageblatt für fr«I In, yau, vlirMjührUch « , " . , . mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /wer Sonntagsbla«. u'n» nÄ-ad.Wn," s»N! ^prechflun-, z,r NiSaktton mit sw-nahm, »», Sonntag, nachmittag» 4—s Uhr. — T,I,gkamm.st-r,ss», Tagrblatt f»u«,r-g,blrg*. Ztrnspttchn sr. »!nn «Äi«, Um,n"°Ä^ rlik unverlangt «lng.sanSt« Manuskript* kann ch.wühr nicht g,l,ist,t w,r-,n. m.'U'Mn'K»^ Das Neueste vom Tage. Die Spartakisten haben in Berlin und Umgebung furchtbar« Bluttaten verübt. , * ES besteht begründete Aussicht zur baldigst?» Wi«- deraufnahme der Verhandlungen über die Lebensmit telversorgung Deutschlands. Tie Mlockad« Über Oester reich-Ungarn wurde aufgehoben. * In Oberschlesien Herrschen wüste Zustände. Der Be- lagerungszustand ist über die meisten Städte verhängt. « Der Oberste Krtegsvat in Paris hat über die Ent waffnung der deutschen Armes und .Flotte die ent scheidenden Beschlüsse gefaßt. * Der Leutnant Graf Arco in München hat gestanden, den Ministerpräsidenten Eisner ermordet zu haben. Nationalversammlung. Weimar, 8. März. Zur weiteren Beratung stehen das 8ozlalisierung»g«seß und das Gesetz Uber die Regelung der Kohlenwirtschaft. Abg. Henke (Unabh.) bekämpft die Regierungsvor- läge. Nach Ansicht seiner Parteifreunde kann die So» zialisieruugsfrage nur auf dem Wege des schärfsten Kl afssfenka mp fes gelöst werden. Er hoffe, daß das Drängen der Massen draußen, das weitergehen wird, die Regierung dazu treiben wird, sehr bald mit anderen, besseren Sozialisierungsvorlagen zu kommen. Der frühere Direktor von Krupp, Abg. Hugenberg (Deutschnat. Volksp.) meint, seine Partei wird, entsprechend ihrem Programm, mit jeder Art Sozialisierung einverstanden sein, für die überwiegende Gründe des Gemeinwohles sprechen. Man kann aber nicht so sozialisieren wie die beiden entsetzlich oberflächlichen Gesetzentwürfe es wollen. Sie seien Verwirklichung des Kommunismus. Und wird dieser Weg beschritten, so würde unsere Volkswirtschaft zu grunde gerichtet werden. Redner beantragte Verweisung der Vorlagen an einen Ausschuß. Ministerpräsident Scheldemann r Die Behauptung, die Regierung habe unter dem Druck der Straße diese Vorlagen gemacht, weise ich auf das entschiedenste zurück. Wir haben jetzt, wo der Augenblick dazu gekommen ist, angefangen, unser Re- gierungöprogramm zu verwirklichen. Bei der Eisen bahn Verstaatlichung haben die Privateisenbahn- besitzcr genau so getobt wie jetzt Herr Hugenberg, der auf daS Haus den Eindruck eines schwergereiztenJntercssenten gemacht hat. Wir können die Ohren vor den stimmen der Zeit nicht verschließen. Gegenüber Verbrechen werden wir mit äußerster Entschlossenheit vorgchen und unbeugsam die Gesetze handhaben. Ich mache keinen Hehl, daß ich den Massenstreik in diesem Augenblick als politisches Kampfmittel verwerfen muß, er war in diesem Augenblick rin Verbrechen am ganzen deutschen Volke Es ist aber Pflicht der Regierung, daß sie auf Torheiten nicht mit neuen Torheiten antwortet, sondern den berechtigten Kern herauszuholen sucht und das tut, was dem allge» gemeinen Wohle dient. Das glauben wir am besten zu tun, wenn wir nach den politischen Fesseln jetzt auch die wirtschaftlichen lösen, wenn wir die Arbeiter zu gleich berechtigten Mitverwaltern des wirtschaftlichen Lebens machen. Was die Sehnsucht von Millionen in allen Ländern der Welt gewesen ist, seit es eine Arbeiter bewegung gibt, das soll hier zum ersten Male zur Tat werden. (Lebhafter Beifall.) Nach Ausführungen der Abgeordneten Molken- buhr (Soz.), Wallbaum (D. V.-P.) und Jmbusch (Ztr.) erklärt in der NachmtttagSsitzung on, Das Kabinett ist in der Frage der Sozia isterung vollkommen einig. Die Vorlagen find kein Zugeständnis an die Revolution, sondern sie sm ' an den Geist der neuen Zeit. W r ten drin in der sozialen Revolution; . . , setzt, der treibt Deutschland in die Anarchie und da- Chaos hinein. Eingriffe in da» Eigentum werden kom men und sie sind auch notwendig, denn die schrankenlose Ctgcntnmöentwlcklung, welche wir vor dem Kriege ge habt haben, dieser überspannte Etgentumsbegrisf, ist nicht zuletzt der Untergrund der sozialen Uebel, unter denen wir zu leiden haben und damit auch der Revo lution selbst. WaS die Sozialisierung auch im schlimm- sten Falle bringen könnte, würde bei weitem nicht so ichltmm sein alS da-, was durch da- Kohlen« R«lch»minist«r Si«»b«rt»r Zugeständnis nd ein Zugeständnis r stehen noch mit- ; wer sich ihr wider- syndikat den Verbrauchern zugemutet worden ist. Wenn auf die Gefahr des Bolschewismus hinge wiesen wird, so wird gewiß niemand der Regierung vorwerfen können, daß sie nicht alle Machtmittel aufge wandt hat, um die Gefahr zurückzudämmen. Es muß ein Weg gefunden werden, um die Arbeitsfreudigkeit des Volkes zu erhalten, und das ist der Weg einer ver nünftigen Sozialisierung. (Lebhafter Beifall) Nach weiterer kurzer Debatte gehen die Entwürfe über die Sozialisierung und die Kohlenwirtschaft an den Reichshaushaltausschuß. Nächste Sitzung Montag 2 Uhr: Ernährungsinterpellationen. Nochmals äie Entwaffnung Deutschlanäs. vl« v,stimmttng,n üb«r H«, «nd Flotts. Reuter meldet au- Pari«: Di« Bedingungen, welche hier behandelt wurden, können wie folgt zusammengefatzt werden: »Deutschland« Heerwirdaus LOÜOOOMann Deutschlanäs Lebensmittel- Versorgung. Unterbrechung, nicht Abbruch der Verhandlungen. Dem Reuterbureau wird au» Pari» telegraphiert: Di« Stockung bei den Verhandlungen in Spa bildet augen blicklich den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. E» wär« aber falsch anzunehmen, daß di« Verhandlungen ab- g«broch«n sind. Di« Del«glert«n d«r Alliierten «nd de» Feind«» sind nur d«»halb in ihr« Ländrr zurückgekehrt, «m weiter« Instruktionen «inzuholen. Di« Mitglieder der alliierten Kommissionen, dl« in Deutschland waren, scheinen alle einer Meinung darüber zu sein, daß «» notwendig ist, Deutschland sofort mit L«b«nomitteln zu v«rfeh«n, wenn der Bolschewismus vermieden werden soll. Aber die Allierten sind offenbar nicht geneigt, mit dem besiegten Feind« darüber zu verhandeln, wieviel Lebensmittel geschickt werden sollen. Die Amerikaner sind geneigt, nachsichtiger zu sein al» die Franzosen, die strengere Forderungen stellen. Wie ferner der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" aus Paris meldet, hat der Rat der Zehn beschlossen, die Blockade von Oesterreich-Ungarn aufzuheben. Die Lebensmittel werden auS Fiume und Triest geschickt werden. Die Italiener waren gegen den Beschluß, die Franzosen, Engländer und Amerikaner dafür. Ein Vor schlag Cecils, Deutschland zu helfen, wurde von Lloyd George, Clämenceau und Oberst House besprochen. Lloyd George und House billigten den Vorschlag. Clämeneeau verlangte Bedenkzeit. Es wird beab. sichtigt, ausreichende Mengen von Lebensmitteln nach Deutschland zu schicken. Die Bezahlung soll mit Kali, das die Vereinigten Staaten brauchen, und Kohlen geschehen. Man erwartet, daß Deutschland seine Handels schiffe zur Anfuhr der Lebensmittel übergeben wird. In einer Rede in Newcastle sagte der Lebensmtttelkoutrolleur Roberts, der Wirtschaftsrat in Paris tue alles, um der Lage gerecht zu werden. England könnte nicht ruhig zu sehen, wie Europa hungere und selbst aus dem Vollen heraus lebe. Dl« Auslieferung der Handelsflott«. Der Oberste KrtegSrat hat bezüglich der in den Ver- Handlungen von Spa eingetretenen Stockung beschlossen, an Deutschland eine Note zu richten, worin es davon in Kenntnis gesetzt wird, daß es die Bedingungen des er. gänzenden Waffenstillstandsabkommens vom 16. Januar, in denen es sich verpflichtet, die Handelsflotte unter die Kontrolle der Alliierten zu stellen, auszuführen hat. Die Alliierten find der Ansicht, daß Deutschland jetzt nicht berechtigt ist, für die Auslieferung der Flotte Bedingungen zu stellen. „Daily Lhrouicle" meldet aus Paris vom Freitag, eS sei Grund, zu hoffen, daß die Schwierigkeiten, welche in Spa entstanden, nicht unüberwindlich sein würden Man stelle nicht in Abrede, daß die Lebeusmtttcllage i» Deutschland so ernst ist, daß der Zustand als ge fährlich bezeichnet werden müsse. R««tral« Empörung über di« Hungerblockad«. Die Hungerblockade Deutschlands ruft in den weitesten Kreisen des neutralen Auslandes die heftigste Empörung hervor. Diese findet ihren Ausdruck in einem Aufruf derFrauenSchweden-tn Stockholms „Afioubladet", worin als erste Hilfe vorgeschlagen wird, daß die Deutschen ungehindert in ihren Küstengcwässern ftsch-n dürfen, um dadurch den hungernden Massen Nahrung zuzuführen. herabgesetzt, die durch da« Los gewählt werden und ei Jahr lang dienen müssen. Keine Aushebung darf die Zahl von 180000 überschreiten. Offiziere müssen 25 Jahre, Unter offiziere 15 Jahre dienen. Die Menge der Waffen und Munitton wird auf die von dieser Streitmacht benötigte Menge herabgesetzt. Es werden Garantien für die vollstän dige Durchführung dieses Planes geschaffen. Die Be dingungen für die Flotte enthalten Bestimmungen für eine entsprechende Herabsetzung der deutschen Flotte, die nur hinreichend sein wird, um Polizei- und Verteidigungs zwecken zu genügen. Sie wird nicht mehr zu den Hotten ersten oder zweiten Ranges gerechnet werden können. So wohl die Heeres, als auch die Flottenbedingungen werden in Kraft bleiben, bis der Völkerbund anders beschließt. Die Bedingungen für die deutschen Luftstrettkräft« setzen die Zahl der Flugzeuge herab. Das Personal des Flugdienstes wird aus 1000 Mann bestehen. Es 'wird die Aufgabe haben, bis zum 1. Oktober Minen zu suchen. Da nach wird der ganze Dienst aufgehoben. Obwohl die Einzel heiten dieser Bedingungen noch näher besprochen werden müssen, werden sie zweifellos in der Hauptsache unverändert bleiben. Nach einer Blättermeldung aus Paris verlautet in ameri kanischen Kreisen, daß die deutsche Armee in den Friedens bedingungen wahrscheinlich auf 70000 Mann Berufs soldaten festgesetzt werden würde. Es wird keine Dienst pflicht gestattet werden, sodaß es Deutschland unmöglich sein wird, im geheimen eine Armee aufzustellen. Ein Brief Wilson». In einem Brief an ein Mitglied des Repräsentanten hauses schrieb Wilson am 1. d. Mts.: Der Vorschlag, die deutsche Flotte zu versenken, kommt mir vor wie ein Ratschlag von Menschen, die nicht wissen, was sie sonst tun sollen. Der Präsident fügte hinzu, daß die Frage nach seiner Rückkehr nach Paris weiter erwogen werden wird. Das Lnäe äes Leipziger Streiks. Tie Wiederaufnahme der Arbeit. Wie wir bereits am Sonnabend durch Extrablatt mitgeteilt haben, ist am! Sonnabend in einer gemein schaftlichen Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrates und der Betriebsausschüsse in Leipzig der Beschluß ge faßt worden, die Arbeit in allen Betrieben DtenStaü früh wieder auszunehmen. Weiter wird noch gemeldet! Sonnabend vormittag fand eine große Sitzung alle« Arbeiterräte, Soldatenräte, Vertrauensleute und Arbei terausschüsse statt. In dieser wurde mitgeteilt, daß der sächsische Staatsminister Schwarz, der ^zur Beilegung des Generalstreiks nach Leipzig gekommen ist, im Namen der Regierung zugesichert habe, daß die Mrbeiterräte anerkannt und in der Ver fassung verankert werden sollten. Ebenso habe er zu gesichert, daß die Militärgerichtsbarkeit abge- schaffl und in Sachsen die Bildung von Freiwilligen verbänden nicht geduldet werde. Tie Streikleitung gibt sich jedoch hiermit noch nicht zufrieden, sondern will erst am Montag mit den Unternehmern Fühlung neh men und diese veranlassen, die sofortige Anerkennung! der Arbei'terräte vorzunehmen. ^Tann wird vielleicht am Dienstag di« Arbeit wieder aufgenommen.werden. Ten endgültigen Beschluß hierüber sollen die für Mon tag nachmittag etnberufenen Streikversammlungen fassen. Es soll Wetter daraus hingearbeitet werden, daß den Streikenden die Stretktage bezahlt werden. Sonnabend mittag kam eS in der .inneren Stadt mehrfach zu tumultartigen Austritten. In der Grimma- tschen Straße fielen bet dieser Gelegenheit auch! einige Schüsse. Auf den Straßen sah man zahlreiche bewaff net« Arbeiter. Auch! das Hauptpostamt, da- soyst von Soldaten bewacht war, wird von bewaffneten Arbitern bewacht. «ine Folge de» Leipziger Streik». Infolge der großen Schwierigkeiten, welche durch den Generalstreik in Leipzig entstanden sind, und.nachdem das Generalkommando de» 19. Armeekorps Infolge Beseitigung aller Offiziere praktisch ausgchört hat zu bestehen, Hat da» Ministerium - für Militärwesen alle Truppenteil« und Behörden des 19. Armeetzrp» bi» auf weiteres dem Generalkommando de» 12. Ar meekorps unterstellt, Die Intendantur, da» Sani- tät-amt und da- Versorgungsamt de» bisherigen Gene ralkommando» IS arbeiten bi» Ms wettere» wie bisher.