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Montag, clen 7. klpnl Nr. 80 14. Jahrgang A. M Aß . UN -M D LL» d' MA D U »« rebokutionär* Zentralrat Bayern», gm Auftrage: Niektsch» suche bei Lenin ein über Erwarten große» Ver- vündnis gesunden, und «»liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten, daß diesen Fühlern in .aller Kü»e Verhandlungen folgen werden, die. weuu auch noch nicht ganz, so doch teilweise offiziellen Charakter tragen. An gut unterrichteten Kreisen wird bereit» mit Gewiße heit behauptet, daß in nicht allzu ferner Zeit, euch mindesten aber gleichzeitig mit der Zulassung der deut, schen Frtedensdelegation, mit der Teilnahme von russi schen Vertretern an den Beratungen der Friedenskonfe renz -u rechnen ist. Entente-vekstä«viOu«g «it Lenin. Tin yunksprrtch au» Lyon meldet, daß der Frieden», kunserenz nunmehr konkrete, von Lenin unterzeichnetes Vorschläge der russischen Slowjetregierung Vvrltegen, mit denen sich die Konferenz in den nächsten Tagen etugehend befassen wird. In einaeweihten Krei sen glaubt man an die Möglichkeit, die Feindseligkeiten -wischen der Entente und der russischen Regierung gu beendigen. , M W! Das Neueste vom Tage. Bayern ist gestern zur Räterepublik äus ser ufen worden. » Stach den neuesten Nachrichten scheint der Streik im Ruhrgebiet jetzt im Abflauen begriffen zu sein. Lie tnnerpolitische Lag« Italien» wird von Tag zu Tag ernster. Schon die wenigen Mel» düngen, di« die Zensur der Oefsentlichkeit nicht glaubte vorenthalten zu müssen, »eigen, daß Italien am Vor» abend ernster politischer Ereignisse ist. ! ! . * Tie Streikbewegung in der Berliner Me» tallindustrie hat sich nochweiter ausgedehnt. Tie Zahl der Streikenden hat 50 000 überschritten. Tie E! n i g ung S Verhandlungen haben bereit» be sonne«. , 's ü I !» !' Nach einem Telegramm Tr. Tillen» an den Daily Telegraph hat die Friedenskonferenz au» Grün» den der Zweckmäßigkeit verfügt, daß Fiume und Spalate Italien überlassen werden sollen. - > ÄH Bayern zur Räterepublik erklärt! Heute Vormittag bereit» verbreiteten wir ein Son derblatt mit folgendem von der Korrespondenz Hoff mann in München veröffentlichten amtlichen . Telegramm an sämMche Arbeiterrrtte. Da» werktätige Volk Bayerns hat seine Partei ungen übcrwunvc» und sich! M einem miichiiqen Ein» hit'.Sblock gegen je»« Herrschaft und Auübe'ntnng zu- samnc««geschlossen. ES tivernimmt in de« A.» un» S.» Räten die ganz« öffentlich« Gewalt. Der Landtag wiv» aufgelöst. An die Stelle »er Minister treten Beauftragte mrv Kommissare »eS Polles. Fn »en öffentlich«« Angelegenheiten herrscht »olltommene Ordnung. Tie Wirtschaft und die Verwaltung wird fortgcfiihkt. Alle Angestellten- und veamten. verbände de» Landes habe« sich mit den Arbeitern solidarisch erklärt und gewährleisten gemeinsam den Schuh und den Fortgang der Produktion. Die Betriebe , werden durch BetriebSräfv der Arbeiter »nd An» gterung sich aufbaut, die «s unternehmen will,, da» gestellte kontrolliert und gemeinsam mit der Lei» bayrisch« Volk zu knechten, tuns verwaltet. Alle» gehört der Gemeinschaft. Darum ist jede selbständige Sozialisierung a«»ge schlossen. Die Arbeiter-, ^Soldaten, un» Bauernräte lmben die Pflicht, überall für den Schutz »er ytiite- republik und für ruhige Entwicklung zu sorgen. Tie übernehme« die örtlich« Gewalt und ldntrollieren die Verwaltung. Sie sind Pem werktätigen Volk für alle Handlungen un» Unterlassungen verantwortlich. Mon tag, den 7. April ist Vtationalfeiertag. Die Arbeit r. 'it an diesem Tage. Die Eisenbahnen, die Nahrung«, Wasser-, Licht- und Heigbetriebe versorgen da» Volt »eiter. Mer 7^ A? 8 ankert i man konnte annehmen, daß die Gefahr vor- über sei, was aber nur auf Täuschung beruhte. Tenn sie schlummerte nur, um bet geeignetem Änlasfe um so drohender hervorzubrechen. Daß ihr Erwachen btvorfrand, verkündeten in den letzten Wochen die außer ordentlich weitgehenden Vorbereitungen zur Sozi alt- sierunL, zu welchem Zwecke man sich einen radikal. Pen Spezialisten au» Sachsen verschrieben hatte, Herrn Neurath. Bet un» in Sachsen drang dieser Herr nicht durch mit seinen BeglückungSideen, »vir atmeten auf, al» er die weitz-grünen Grenzpfähle überschritten hatte, um sein Tätigkeitsfeld nach Bayern zu verlegen. Dort, > wenn e» Räterepublik bleibt, wird sein Wetzen blühen, dort wird ihm dann die Gelegenheit werden, zu »eigen, tvohin seirtd utopistischen Pläne führen, die er mit dem krankhaften Eifer de» Fanatiker» betreibt. Wie ge sagt: wa» in München, zeitlich »usammenfallend mit dem Attentat auf Kurt EiSner, am 2j. Februar ejngesädelt wurde, soll nunmehr vollendet werden. Was heißt nun Räterepublik? E» ist die Ver ewigung der A.« und S.Rät«, die bei Au-bruch der Revolution nur als vorübergehend« Einrichtung gedacht waren r späterhin sollten sie ihre» politischen Charakter entkleidet werden und nur noch auf rein wirtschaftlichem Gebiet« sich betätigen. In Sachsen sind die S.-Rät« ja auch bereit» aufgehoben worden, andere deutsche Staa- ten verfahren ebenso, München aber will seine A.- und T -Rät« nun behalten und st« zu einem gewaltigen poli tischen Machtfaktor in ganz Bayern anwachsen lassen, dem die gesamt« Regierungsgewalt obliegen soll. Ti« Rä eregierung gleicht also VVlljg den russischen Sowjet», sie ist nicht» andere» al» da» RegierungSsh st em der Bolschewisten. Und dies« russische Ausgeburt taimNslerter Sinne soll Bayern sich jetzt ru eigen ma chen'. Alle. Macht den Arbeiter, und Soldahnräten, diese» der Straße seine Entstehung verdankende Schlag wort ist in München in die Tat umgesetzt worden. Ta» heißt also, daß jetzt in Bayern die Diktatur de» Prole tariat» herrschen, daß die oberen Schichten de» Volke»' entfernt werden sollen, daß vom Staat», und Gesell schaftsbau nur die Arbeiterschaft als Grundgemäuer übrig bleibt. Tie Macht soll ausschließlich und alketn dem Proletariat gehören und die Fahne, di« in der Räierepublil gehißt wird, di« Inschrift tragen: Knech tung und Ausmerzung de» Bürgertum». Wir werden ja bald sehen, wie die Dinge in Bayern Wetter laufen, auf einer wie breiten oder engen Minderheit diese Re- Ruftlanä unä äie Aieäenskonserenz. Ta» russisch« Problem, da» in den letzten Tagen in den Beratungen de» Diererrat» «ine erhebliche Rolle' gespielt, hat, schiebt sich mehr und mehr in den Vor dergrund de» Interesse» der Friedenskonferenz. Wie ein Vl.währtzmann erfährt, kommen sowohl Wilson'wie 's oyd Georg« ä-lmählich zu der Uebcrzeugung, daß die russische Frage den Schlüpfet des .ge samten Komplexe» der FriedenSjragen btl. ?e und daß ein Völkerbund, an dessen Pforte ein mit Weürevolution drohende» Rußland steht, ntemniü! seine Aufgaben erfüllen wird. Ausschlaggebend für dies« Auffassung find in erster Reihe di« Berichte der englischen und amerikanischen Mission in Rußland ge wesen, di« übereinstimmend über die beträchtlich« Stärkung »«» Militärisch«* Machtmittel de» SaMM-NchuAtr berichteten und die darauf htnwiesen, daß «in« Be drohung Rußland» durch militärisch« Machtmittel un- bedingt einen neuen Balkanbrand entfesseln wür. de. Aehnlich beunruhigend laut«t«n die Berichte über dis Situativ»» in Deutschland. Vertrauenlinän- ner der englischen R«gt«rung Haden bereit» vor einiger Zeit darauf hingewiesen, daß «in durch d«n Gewalt frieden zur Verzweiflung gebracht«» Deutf-land. mit NoiwimdiMt in di« Gefolgschaft Rußland» getriob«»» würde. Besonder« Aufmerksamkeit hat dl« Mitteilung hervorgerufen, daß auch unter den deutschen anttrevv- lu.ionärin Partei«» di« Neigu,^ bsstiht, dem Beispiele Ungarn» zu folg«» und mit d,n Kommunisten gemein- ,am« Sach« zu machen. Unter d«m Druck dt«ser Tat- fachen haben sich Wilson und Lloyd G«orgs veranlaßt gesehen, vorläufig in *«ver«A»izcho» -mm, Mt S»»i» PWkm«- zu «ehmen, um sein« Haltung für d«n hfall »ins» V«vständ«gttngch af.io.» zu sondisrs«. Wts.G» hoißt, had«n diese Mr« Aeie Bahn für sozialdemokratische Staätrate. DevStz«, 6. April. Ta» Gesamtministerium hat der Volkskammer unter dem Titel Entwurf eine» Gesetze- üb-r di« Wah len sür die Gemeindeverwaltungen «ine Ge setzesvorlage zugehen lassen, di« erkennen läßt, wie weit die Regierung sich als VollzugSrat der beiden sozialisti schen Kammerfraktionen betrachtet. Ta» Gesetz schafft die Möglichkeit, daß in kürzester Frist Überall dort, wo die Stadtverordneten, und Gemeindevertreterwahlen sozialdemokratisch« Mehrheiten ergeben haben, alle unbesoldeten Stadtrat»- und Gemeinbeält«, stenstellen mit Sozialdemokraten besetzt werden können. Nach dem Entwurf sollen am 1. Januar 1920 alle unbesoldeten StadtratSmitglteder und nicht berufsmäßigen Gemeindeältesten, die vor den in ' der Bekanntmachung..vom,28. November 1918 ange- vrdneten Wahlen gewählt sind, au» ihren Remtern au»- scheiden. Demnach erlischt spätesten- am 1. Januar 1920 da- Mandat aller, auch der auf längere Zett gewählten unbesoldeten RatSmttglie- der und Gemeindeältesten. Ti« Gemeinden kön nen jedoch, so besagt der Gesetzentwurf, schon «in frühere» Ausscheiden beschließen. Von die ser Möglichkeit werden selbstverständlich die sozialdemo kratischen Gemetndevertreter-Mehrhoiten schleunigst Ge brauch machen. Damit aber auch! eine frühere Neuwahl dort möglich sein soll, wo sozialdemokratt'che Mehrheiten in d-n Gemeindevertretungen noch nicht vorhanden sind, sieht der Entwurf Wetter vor, daß da» Ministerium de» Innern ein früheres Au»schetden anordnen kann, wenn da» Verbleiben der nach dem früheren Wahlrecht ge wählten unbesoldeten Ratsmttglieder usw. im Amte Schwierigkeiten bereitet oder sonst erhebliche Gründ« sür die Neuwahl zu einem früheren Zeitpunkte al» dem I. ^a.cuar 1920 sprechen. Hiernach braucht eine sozial» demokratische Minderheit nur dem Ministerium gegen über zum Ausdruck zu bringen, daß ein.weitere» Per- bleiben der bürgerlichen Stadträte usw. im Amre Schwie rigkeiten bereiten würde, dann kann da» Ministerium auch dort ein« Neuwahl der PatSmttPisder usw. ohne weiter«» anordnen. Tie Regierung hat -irr, ohne auf die von bürger licher Seit« zum Ausdruck gebrachten schweren Beden ken und gewichtigen Einwände zu achten, schleunigst dem Drängen der sozialdemokratischen Kammerfraktia» n«u nachgegeben, anstatt die Erneuerung der Gemeinde ordnungen «rst im Zusammenhang mit der endgültig«» Gestaltung der Staatsverfassung Vovzunehmen. Man will eben die augenblicklich"für die Wahl sozialdemokra tischer Stabträte und dergleichen noch günstig« Kon- funktur ausnützen und nimmt nicht Rücksicht damu', da-, nachdem daß, neu« Gemetndewahlrecht tu den uirtsten Fällsn «in« ganz wesentlich verändert« Zusammensetzung o«r Stadtverordnetenlollegien b«zw. der GtmetiioevöA «relungen brachte, die Natslollegien in ihrer alten Zu sammensetzung im Interesse eiu«s ungestvrtm kwrtgan- gr» d«r v«rwaltung noch recht vonnöten sind. Di« Re gierung sagt vielmehr in ihrer Begründung, daß fi* -urch d«n Umstand, daß durch die Anordnung »llgsniit« nsr Neuwahl«« in den Städten die im Inwr«ss», «M ruhigen Entwicklung gesetzlich dorgeschrteb«»« - LtzltM «rneuvrung de» Stadtrar«» unterbrochen wird, ni« »»- «influsfin könne. Vie grundsätzlich« odsr DrMrneunmng werd« Vegcnswnd^r Er-riyunE - bst bsr n«usn P«m«indeordnmig sein. Dte vähloü''- So ist tm Schicksal Bayern» ein« neu« Wen dung «ing«treten, München hat sich angemaßt, die Diktatur de» Proletariat» in Bayern zu proklamieren. Mtt dieser Ausrufung.Bayern» zur Räte republik findet letzten Ende» die Entwicklung ihren Abschluß, di« mit dem brutalen Anschlag auf den Lapd,! tag am 21. Februar ihren Anfang nahm, bet dem die ilbgeordneten Auer und Osel kommunistischer Gewalt zum Opser fielen. Denn zweifellos war dieser Anschlag von den Kommunisten in G«m«tnschaft mit den Unabhängigen sorgsam vorbereitet gewesen — baß eit d«m di« treibenden politischen Kräfte in Bayern Immer dieselben gewesen find, geht daraus hervor, daß di« Mörder des 21. Februar heut« noch immer frei herumlaufen, obwohl deren Haupt allg«m«!n be kannt ist und di« Spatzen auf den Dächern devrn Namen pfeifen. Damals verhinderte der Widerstano d«s ganzen Lande» die Errichtung der Räterepublik, scheinbar kehrte noch einmal Ruhs ein und dt« Wogen ebbten an d«r Oberfläche ekivas ab, um im Inneren desto reitzendersn Strudeln di» Sntwickluna zu gestatten, die nunmehr da» ganze wirtschaftlich^ Leb*» Bayern» in dt« Di«f« ja reißen drohen. ES wurde damals »in r«in sozialistisch«» Ministerium gebildet und um seine oalmn, sar °«n di« L'., «-E wurden v. Li* versa,sung der- uk.w.i zu sondisrs«. heißt, hab«» diese - - - 1 '-Mk , fiuer Tageblatt MW «-»»»-krMbirs-1 mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: fluer Sonntagsblatt. Spr.chgun». S.r N.»°ktwo mUNu.nvhm.«.»«»nn.og. nochmlaag. 4-- Uh». - «„.gramm-fi-nss,. -«g.dl-,« zz ' ^h'nk,7°Ä7uun7.":n?,Än' )llr uno.rlano: .lng.san»,, Manuskrl»,« kenn V.wShr nicht g,l,lst.t «.r».n. r»nfpttch.«