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Anzeiger für -as Erzgebirge M-. monoMch I.r« Mk. «rsü-Iot x, » „ mit Ser wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luer Sonntagsblatt. Spr»chflu»S, ü«r NrSaktlon mit ftuenahm, -<r Sonntag« nachmittag» 4—5 Uhr. — L«>«gramm-fl»rrsse, Tageblatt flu,,rzg«blkg«. Z«rnsprech«k 53. «!nn 4« MaMü o.Nki». »Ntn-n«-. Zür unverlangt «ingefanüte Manuskript» kann Gewähr nicht gelelslrl werben. 87 Dienstag, äen 15. Sprit ISIS 14. Jahrgang Das Neueste vom Tage. Wilson erklärte, das; die deutschen Bevoll. mächtigten für den L5. April nach Versail- les ein geladen wiirdeu, um dort mit Vertretern der Alliierten zusamnienzu'konuuen. Der Ausschuß für die Friedensverhand ln n g e n hat sich gestern konstituiert. Er seht sich zu- solimieit aus "dem Präsidenten der Nationalver sammlung, den drei Vizepräsidenten der Natio nalversammlung und acht Mitgliedern aller Parteien. > * Un München ist es zum erneuten Bürger kriege zwischen Kommunisten und Regier ungs- truppen gekonnnen. ' « Nieuwe Motterdamsche Courant meldet au» Paris, dass die ganze Pariser Presse der Ansicht fei, duh der 'Vvlkerbund al» mi glückt zu 'betrachten » DaS spanische Kabinett hat sein Entlas sung « g e s n ch eingcreicht. Lelblwerrvaltung. P. L.A. Wir klagen über wachsende Anarchie, be-l schuldigen mit Nicht die Negierung der Schwäche. Kiel zu lauge hat sie zugesehen, statt svsort energische Mahl-, regeln zu ergreifen. Viel zu lange Zett hat sie ge braucht, nm sich Vom Bewusstsein ihrer Rechte und Pflichten durchdringen zu lassen l Sie war doch nicht ivie die gestürzte Negierung von oben eingesetzt, son dern vom revolutionären Volk — oder sind die Demokraten und Sozialdemokraten keine VolkSparteien im wahrsten Sinne des Wortes? Tiests Volk.daßLwet eiu'halb Monate Zeit gehabt hatte, zur Revolution Stellung zu nehmen, gab seinen Willen unzweideutig für Ordnung und Arbeit durch die Wahlen kund. Tie Schreier aus der Straße, dl« Unmündigen, die Neunzehn jährigen forderten Sicherung der Revolution — das Volk forderte Sicherung seines KulturbeslheS und Or ganisation der Arbeit! Dieser Aufgabe ist die Regie rung bis setzt nicht unchgekommen. DaS Ergebnis ist, daß die Wirtschaftslage immer schlimmer, die Ruhe im Laude immer geringer geworden ist. Aber auch das Volk und besonders die Bürger schaft hat die neue Zeit noch 'nicht erkanntI Statt aus die Schwäche der Regierung zu schelten, alle» Heil Von r-nlralen Verwaltungsstellen zu erwarten, müssen wir uns daraus besinnen, daß das Gute, was uns die Revolution für die Zukunft brachte, die Selbstverwal tung ist. Las Wesen des Bolschewismus sind Dekret« — unglaublichster Art —, die nirgends befolgt werden. Ta» Wesen der Demokratie ""ist Selbstverwaltung und Nvlkülwstimmuilg bis sn die kleinste Gemeinde. Die Richtlinien für diese Selbstverwaltung hat das gesamte Volk durch seine Wahlen angegeben. ES Hut weder den Unabhüngigen, noch gar den Spartakisten zuge- stimmt. Eine bürgerliche Mehrheit sitzt in 'der Ratio- nawersanuuluug und in vielen Etuzellandiagen. Da- von müssen wir uns durchdringen lassen. Uns fällt die geistige Führung zu bei der Neuordnung stil lerer kaueren Organisation, beim tüvubau unferer Wirt, schast. Gerade darum aber muß gearbeitet werden, denn die elementare Gewalt, die deut Proletariat die Macht in die Hände spielte, beruht auf Positiven Notz. Wendigkeiten. Unsere Arbeiterschaft war schon vor dem Kriege ein Hauplsaktvr unsere» politischen und Wirt- ischastllchen Leben». Ächon Viel früher hätten wir "ste iheranzteheu sollen zur Mitarbeit, zur Mitverantwor tung in allen wichtigen Fragen. Freilich, eine schwere. Schuld tragen auch die sozialdemokratischen Führer, die immer nur im Interesse der Agitation, al» marxtz stische Doktrinäre, unfruchtbar« Opposition trieben, statt schon längst Regierungspartei zu werden. AVer statt den Fehlern der Vergangenheit nachzutranerni stellen wir uns fest auf den Boden der Gegenwartl Läßt sich nicht in jeder Gemeinde ein vernünftige» Zusam menarbeiten von allen Schichten ermöglichen? Bai und in Pu« geht es, asso »nutz es überall gehen bei gutem Willen. Aber auch in jedem einzelnen Werk muß an Stelle de» Mißtrauen- und Gegeneinander- arbeiten» da» Bewußtsein der Gemeinsamkeit treten Kohlrüben! Letzt wollen wir un» endlich auf gemein- Von Revolution und Anarchie haben wir nun genug same Arbeit besinnen und auf die Verantwortung d«S gehabt, sie hängen uns.ebenso zum Halse herauö wie. Selbstverwaltung und Selbstbeherrschung. Sachsen unter dem Belagerungszustand. Vie sächsischen Unabhängigen gegen -en Selagerungszusian-. — Aum Mor- ak Krlegsminisier Ueurlng. — Vie Lage im Awickau-Lugau-Gelsniher Kohlengebiet. Sonstige Streikbewegung. Tie Sächsische Negierung läßt sich im vollen Maße von dein Bewußtsein ihrer hohen Verantwortung für die Ruhe, Ordnung und Sicherheit in Dresden sowohl wie im ganzen Lande leiten und ist entschlossen, sich in Ihrem festen Willen zur Unterdrückung alter Aufruhr- Versuche nicht beirren zu lassen. Wie wir hören, Hut da» Gesamtmiutsterium gestern eine Sitzung nb- gehalten. ES wird von autoritativer Seite versichert, daß mit aller Energie gegen jede Ruhestörung und gegen jeden Versuch, die öffentlich« Sicherheit zu gefährden, vorgegangen werden Ivird. Leider wirb die Lage für die Negierung dadurch erschwert, daß die Un abhängigen im Widerspruch mit ihrer Haltung im Bei> liner Nätekongrcß, wo sie ihrer Empörung über da» Dresdner Verbrechen in Gemeinschaft mit den Mehr- heitssozialtsten Ausdruck gaben, ihrer alten Gewohn heit des Nänkesptnuens getreu geblieben sind und den Spartakisten Helfersdienste leisten. Ter LandeSvor- stand der Unabhängigen Sozialdemokrati schen Partei Sachsens hat nämlich an die Ar beiter und die Parteigenossen Sachsen» einen Aufruff gerichtet, in dem u. a. der Negierung da» Recht be stritten wird, au» einem lokalen Vorgänge, nämlich der, Ermordung Neuring», die Verhängung des Belagerungs zustandes und de» Standrechte» für Sachsen herzuleiten. In diesem Aufruf -er Unabhängigen heißt e» u. a.r Wir verabscheuen den Mord und die Gewalt. Ta» Ziel der Unabhängigen Partei ist nicht die Vernich tung von Personen, sondern die Beseitigung de» kapi talistischen Shstemö, deshalb Verwerfen wir den Mord, ob er an Liebknecht, Luxeinburg, Eisner, Auer oder Neuring Verübt wurde. Wir bestreiten aber der Ne gierung das Recht, au» einem lokalen Vorgang die Verhängung des Belagerung »zustande« und de» Standrechtes für Sachsen herzuletten. Wtr fordern das werktätige Volk Sachsen» auf, gegen den Grenzschutz, gegen die Bewaffnung des Bürger tums, gegen die Bildung weißer Garden, gegen die Verbindung von Truppen, gegen streikende Arbeiter, gegen den Belagerungszustand und die Entsendung Von Nooke.Gardeu Protest ein-ul« gen und jede Gelegenheit zu benutzen, diesen Protest zum Ausdruck zu bringen. Ter Aufruf schließt r Laßt euch nicht ei n schüchtern, eure Stärke ist eure Arbeitskraft, über die ihr selbst verfügen könnt. Ruhig Blut be wahren'und sich nicht provozieren lassen! Mächtiger als Handgranaten und Maschinengewehre ist der sieg reiche Gedanke de» Sozialismus. Go viel Sätze, so viel Entstellungen d«v Wahrheit. Tie Ermordung Neurings ist keineswegs bloß ein lokaler Vorgang — warum scheut sich der Aufruf da» Dort Verbrechen auitz»sprechen? —, sondern der Ausfluß eine» gefährlichen, aufrührerischen Geiste», der im gan zen Lande sein Unwesen zu treiben sucht und deshalb überall bekämpft werde» must. Unerhört ist e», wenn dar Ausruf e» so darstellt, al« sollte die Arbeiterschaft provoziert werden. Der gesunde Sinn der überwiegen den Mehrheit der sächsischen Arbeiterschaft wird gewiß di« krass« Unwahrhaftigkeit der Kundgebung durchschauen und sich nicht von der Bahn de« Besonnenheit abdräw- gen lassen. ktcgeumaßnahMi» gegen die» bolschewistischen Umtriebe in wachsen. Wis wtr au» zuverlässiger Quell« hören, hat die Regierung di« wachsenden bolschewistischen Umtriebe von Anfang an mit größter Aufmerksam- samkeit verfolgt und bereits vor längerer Zeit all« not wendig erscheinenden Vorsichtsmaßregeln Mros- fen. A» haben Besprechungen im Ministerium stattge- fnndelp wobei der Fall «mögen iovrden ist, daß sich di« Bewegung über da» ganz« Land ausbreiten könnte. Für dies«n Fall Witt dk Regierung in den nächsten Tagen an die regierungstreuen Organ« de» Lande» Verhaltungsmaßregeln gegen bolschewistische Ge waltakte ergehen hissen, damit eine einheitliche Haltung dieser Organ« im ganzen Lands gewährleistet wird. Vis Untersuchung -es Mor-es am sächsischen Krlegsmknlsie», Tie Untersuchung nach den Mördern de» Minister» Neurtug ist in vollem tzwnge. ES sind bereit» Vie» Personen verhaftet word«n, die in dem dringenden Verdacht stehen, än der Lat beteiligt zu sein. Lerne» i/t tu der UmgebuiH de» KrwgSnviutstsÄum» eine Such« nach verborgenen Waffen abgehalten worden. Dabei wurden im Keller eine» Lause» der Meißen« Straße vier Maschinengewehre Uno An« größere Meng» Munition vorgefunden. ^Tie Hausbewohner erklärten, daß ihnen die Waffen von Soldaten übergeben worden seien, die einen Schein, unterzeichnet vom Spar- takistenbund, vorgezeigt hätten. Soweit bisher sestge- stellt werden konnte, sind bei den Unruhen am Sonnet abend zwei Zivilisten getütet und weitere zehn leicht bz!w. "schwer verwundet worden. Tie Leiche de» Minister» Reuring Ist noch nicht gefunden. Neuring hinterläßt eins Witwe mit zwei Töchtern im Alter von 1V uud 1» Jahren. Gravnaner an Ara« NenrinA 'Ter Ministerpräsident hat an Frau Neuriyg fol gendes Beileidsschreiben gerichtet: Liebe Frau Neuring l Wir alle sind in tiefste» Seele erschüttert angesichts der entsetzlichen Untat, deren Opfer unser lieber Kamerad Gustav Neurtng geworden ist. Wtr verlieren in ihm einen Mitkämpfer und Freund, der die trefflichsten Eigenschaften in sich vereinigte. Er hat sich schon früher al» "Gewerk schafissührer und während der letzten Mvimte, da di« Not unseres Voiles immer hölv- stieg, al« Minister 'für Milltürwesvu durch seine rastlos« Ausopfrrun- iw Dienste der All<wnwinheit große Verdienste erwarb»». Unser ^nl oleibt ihm gewiß, sein Andenken werden »vir stet» bewahren. Jin Namen de» Gesamtmtntste- rtums des Freistaates Sachsen spreche ich Ihnen und "Ihren Kindern unser tiefste» Beileid für den furcht baren, schweren Verlust aus, der Tie betroffen hat. Für da» Gesamt Ministerium: Tr. Grad neuer, Ministerpräsident. Tie Demokratisch« Partei hat durch ihren ersten FraktiouSvorsitzenden. an da» Gesamtnuilisterium folgende Kundgebung gerichtet: Tie Volkökammevfraktiou der Teutschen demokra tischen Partei ist von tiefein Abscheu über da» an dem Minister für Militärwesen Neuring verübt« Verbrechen erfüllt. Sie bringt der Regierung ihr aufrichtiges Mitgefühl Mr de» erlittenen schweren Verlust zum Ausdruck und bedauert im Inter esse unsere» ganzen Lande» da« Htnfchetden «ine» Manne», der, selbst ein Sohn de» Volke», in über nommener Pflichttreue bestrebt war, ans gesetzlichem Weg« nnserein der Verzweiflung nahestehenden sächsi schen Volke Ruhe und Sicherheit zu geben. Tie Frak tion fühlt sich in ihrer Trauer' über di« Tat einig mit allen Volksgenossen vhn« Unterschied de« Partei, do wn: tz» um Herbvtsührung geordneter Zusiänd« zis tun ist. Mttzschke, i. Vorf. Ter Nachsorge» Reirrtteg». Al» Minister für da» Mlttärwesen wird vermutlich der mit der Wahrnehmung,d«r Geschäfte Beauftragt» Kirchhof «rnannt werden. Kirchhof ist Schneider von Beruf» war bisher Verbandsbebollmächtigter der Schnei der in Dresden, Vorsitzender de» GeiverkschaftSkaneM und hatte seit der Revolution die Stellung «ms» Ivsin geordnet,y de« A,. und S-Mates beim Generallon» inando de» IS. Armeelorp» Inn«. Sr ist Mitglied de» 'ächsisch«« Volkskammer, gehört zur Fraktion de» Mshr- mUSsoztalipen und ist auch Mitglied d«A