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Nr. 1l2 Dienstag, öen IS. Nlai 192S Nu», F«knlpr«ch»ln>chlu- Nk.». /lurr Tageblatt »--«-"KE 6-u,mon-i«lIch Mk. 0«I »,r »«sch«ft,st.ll, ada«h»It monalUch ,.«» Mk. ' "»»«„Ichk>«r» »«» 0»eslragrr tt-> >n, h°», » «rtkl. - -.» N-chmItt->gLfIun».n m» stu.nohm. °o» S°nn- -m» Unstr- S«ltun,,au»«rn,,r un» Uu»gab,st«U«n, sowie all« poslanstallen u»» 0rl«si-»o,r nehmen SesteUungen enta-o-n. «nz.Igenpk-Isei dl, N.denll,spalten, P.lltz.II, »»« »>r,n Naum s!>- ^u-NN» »'!" 7-pfg., auswärtige Anzeigen so pfg., Nektamepetitzeilefür Mue und Den 0e-irk Schwar-enderg 240 pfg.» sonst LS-Pfg.orl grdfteren sldschlvn« n -nisprechen-ee Nada», sinzeigenannahm« dl»spätes!«»»» 4-d<-r U nicht geleistet werden, wenn sir Aufgabe der stnzeige durch Zernfprecher erfolgt oder daoManufkript nicht deutich ieovar ist« IS. Jahrgang Das Neueste vom Tage. Me Räumung von Frankfurt dur'ch die "Nd Belgier wurde in der Nacht zum gestrigen Montag unerwartet vorgenommen und war. lUrz nach 9 Uhr ohne Zwischenfall beendigt. Di« Geiseln wurden um 9 Uhr entlassen. LU dem wirtschaftlichen Anschluss Airols an Deutschland erklärte Landeshauptmann Schraffl, daß die Entente dem Bestreben des Lan des, sich wirtschaftlich an Bayern anzu sch lie hen, kein Hindernis in den Weg legen werde. * Wie die Agence Havas mitteilt, haben in Hhthe gestern vormittag die Beratungen der Finanz delegierten von England und Frankreich be gonnen. * Einer K.onstantinov.eler Meldung zufolge hat Aserbeidschan Armenien den Krieg erklärt. Deutsch-französische Wirtschastsverhanälungen. W. W. In Paris beginnen in der nächsten Woche Verhandlungen, die für den Wiederaufbau und die Zu kunft Europas vielleicht mehr bedeuten können, .als die um einen Monat hinansgeschobene Konferenz in Spa. Wird es in Paris gelingen, zunächst eine wirtschaftliche Verständigung^zwischcn Deutschland und Frankreich vvr- zubereiten? Selbst der hartgesottene Temps hat sich be quemt, die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Ver ständigung zwischen Deutschland und Frankreich zuzu geben. Er meint in Hinsicht auf die Pariser Verhand lungen, daß Frankreich an Deutschland Rohstoffe liefern könne. Deutschland müsse daraus Halbfabrikate er zeugen, um diese wieder nack Frankreich aus-z»führen, das daraus dann Ganzfabrikate Herstellen könne. — Tas Beispiel ist nicht schlecht gewählt, denn, es handelst sich offenbar dabei um die Minetteecze. Frank-! reich verfügt über die prächtigsten Eisenerzvorkommen Europas. Aber es hat keine Kohlen, um die Erze an Ort und Stelle zu verhütten. Tas hatte schon vor den. Kriege nicht nur das Aufblühen einer lothringisch luxemburgischen Industrie zur Folge, sondern auch ein Eindringen deutscher Jndnstrieinteressen in die Erz felder Frankreichs. Kruvp und Thyssen hatten Ge rechtsame in der Normandie erworben. Ter Krieg hat diese Verträge zerrissen, ohne daß Frankreich zunächst Weitz, was es selbst mit feinen Eisenerzen anfangen soll. Eine Schwerindustrie läßt sich nicht ans dem Boden stampfen. Selbst wenn ein geschulter Stab von Inge nieuren und eine erprobte Arbeiterschaft vorhanden wären, so fehlten doch noch die Werkanlagen. Aber selbst das würde noch keine Schwerindustrie schaffen. Tie Hauptvorbedingung ist vielmehr die Kohle. So sind zum Beispiel in England die Eisenerzvorkommen sehr gering. Aus Spanien, Schweden und Frankreich mnß die englische Industrie Erze einsühren. Allein die Bri ten verfügen über eine vorzügliche Hüttenkohle; sie, haben ihre Eisenindustrie in die Kohlengebiete gelegt und mächtig entwickelt. Wenn Deutschland und Frank reich ihre wirtschaftlichen Energien zusammenballen, so könnten sie aus den Grenzmarken der Weltwirtschaft wohl das Industriezentrum Europas, vielleicht gar des Erdballs machen. Aber bis dahin ist ein weiter 3Üeg^' ES ist klar, datz diese Jndupriegemeinschaft nicht von Staat zu Staat geformt werden kann. Jnteressenver- bände, die eng zusammenarbetten wollen, .müssen sich auch .gegenseitig kapitalistisch .durchringen. Frankreich darf dabei nicht verlangen, datz gller Nutzen ihm Mein in den Schoß falle. Liefert Frankreich die Erze, so darf die Arbeitsteilung natürlich nicht so erfolgen, datz Deutschland nur Halbfabrikate herstellt und Frankreich die weitere Veredelung überläßt. Deutschland verfügt ja bereits über eine Veredelungsindustrie, in der die Erfahrungen und Erfolge von Jahrzehnten stecken. Sie kann und darf nicht stillgelegt werben. Vielmehr muß hinsichtlich der Verarbeitung der verhütteten Erze «in Verteilungs-Schlüssel zwischen Deutschland und Frank reich gefunden werden. Ob die Verhandlungen in Paris diese industrielle, Gemeinschaft tatsächlich schon Herstellen, hängt von der Einsicht der Franzosen ab. Deutschland hat mehr zugeben'alS Frankreich. Das ist unabänder lich und läßt sich durch eine drohend erhobene Faust oder durch Redensarten nicht in das Gegenteil ver-, kehren. Wenn aber die beiden Länder in Paris zur Verständigung in dieser wirtschaftlichen Frage gelangen, so ist Aussicht vorhanden, datz in absehbarer Zeit eine Brücke entsteht, über die hinweg Deutschland und Frank reich gemeinsam am Wiederaufbau Europas arbeiten können. Was deäeutet Paris für Spa? .Ein Diplomat schreibt in der Deutschen Allge meinen Zeitung zu den bevorstehenden deutsch.sranzö- sischen Wirtschaftsbesprechungen in Paris: Man weiß, daß Herr Millerand das Zustandekommen dieser Wirtschaftsbesprechungen sehr hoch etntaxtert, und von zahlreichen Seiten der deutschen Industrie wird bestätigt, datz diese Einschätzung auch Vie der franzö sischen Industrie ist. Da nun die Besprechungen nicht zwischen P olttikern, sondern zwischen Wirt schaft lern stattfinden, da sie nicht nach Prestige und Schlagworten, sondern nach wirtschaftlicher Notwendig keit und Verdienstmöglichkett geführt werden, furz, .da sie weder taktische Spiegelfechterei noch "Dekoration sein wollen, sondern ein Geschäft, so sind sie zu einem guten Teil all den ZwischenfäUen und Presseeiniällen entrückt, die bisher jede politische Handlung zur Ergeb nislosigkeit verdammten. Gelangen sie zu einer Ueber- einkunfft so bedeutet dies im selben Augenblick ein A b hängigmachen des einen Wirtschaftsleben von dem andern, eine Verpflanzung französischer Interessen in deutsche Wirtschaftsgebiete und damit eine Verletzbarkeit dieser französisches: Interessen durch jeden Streich, der gegen die deutsche Wirtschaft geführt wird. Es ist klar, daß eine solche dem Ursprung nach un politische, der Wirkung nach höchst Apolitische Verflecht- tung französischer und deutscher Lebensvorgänge, eine/ Grundlage für Spa bilden würde und sie selbst von Nurpolitikern nicht so leicht Zerschlagen werden kann. Deshalb mutz das Werk von Spa auf solcher Unterlage in Paris begonnen werden. In Paris werden Vie Wirtschaftler,, in Spa die Verwalter und Diener der Wirtschaftler, in Spa die Politiker reden, d. h. in Paris die Männer, die Frieden haben wollen und brauchen, was auch immer in der Vergangenheit liegt, in Spa die Verwalter und Diener der Vvlksstlmmnug, die alle Abmachungen und Ergebnisse an der Etikette frage messen, ob sie sich für den Sieger auch .schicker: und ziemen. Es wird Sache der deutschen Unterhänd ler sein, die Synthese von Paris und Spa zu ziehen, d. h. .ihre politischen Vorschläge und ihr politisches Enk gcgenkommen, worunter die militärischen Dor sch lägeaner st er Stelle stehen, so einzurichten, datz die Gegner für gemeinsame wirtschaftliche Notwendig keiten Gehör haben können, .ohne ihre Volksstimmung überhören zu müssen. * Tas Ergebnis vor Konferenz in Hhthe. In der von den englischen und den französischen Ministern am Schluß der Konserenz abgegebenen Er klärung erkennen die englische, und die französische Negierung an, daß die Wiedergutmachung der durch den Krieg verursachten Schäden unverzüglich sicher gestellt und die zu diesem Zweck nötigen Miltes so schnell wie möglich flüssig gemacht werden müssen. Deutschland müsse in den Stand gesetzt werden, durch .rasche Erfüllung ferner Verpflichtungen seine finanzielle Autonomie wieder zu erlangen. Die Re gierungen halten es für notwendig, zu einer Regelung der Gesamtheit der Kriegslasten zu kommen. Die Sachverständigen der beiden Länder werden beauf tragt, sofort den Mindestbeitrag der Schuld und die Zahlungsmodalitäten zu bestimmen. . Aus einer weiteren amtlichen Mitteilung zieht her vor, daß außer der Hinausschiebung der Konferenz von Spa bis nach den ReichstagSwahlen vereinbart wurde, vorläufig das Versailler Abkommen in vollem Umfang aufrecht zu erhalten, und zwar hauptsächlich in bezug auf die Abrüstung. Bezüglich der Entschädi gung stimmte Millerand der Festsetzung eines Pauschal betrages zu, wenn nur Frankreich einen Vorschuß von Deutschland erhält. Wie der Neuyork Herald aus Hythe meldet, sollen von Deutschland 9 0 Milliarden GoIdmark, zahlbar in 30 JahreSzahluugen, als Ent schädigung verlangt werden. Deutschland soll ermäch tigt werden, die beiden ersten Zahlungen durch zwei von den Alliierten garantierten internationalen Anleihen zu begleichen. Die Räumung äes Maingaus. Am Sonntagnachmittag teilten die französischen Be hörden den Amtsstellen in Frankfurt mit, .daß die Räu mung Frankfurts und des Maingaues Montag früh von -1 Uhr ab erfolge. Um während der Räumung unliebsamen Vorfällen vorzubeugen, forderten die /ran- züsischen Behörden für Montag früh die Gestellung von Geiseln. Außerdem sollte eine Bürgschafrssum- me von 1 Million Mark hinterlegt werden. Um 2 Uhr nachts wurde an den Plakatsäulen in der Stad: eine, Bekanntmachung der Behörden angeschlagen, .die die Bevölkerung ersuchte, beim Abmarsch der fremden Truppen Besonnenheit zu bewahren und ihrerseits zu verhindern, daß durch, die Handlungen unverantwort licher Elemente der Abzug der Truppenceile gestört oder zum Anlaß von Demonstrationen benutzt wird. Neben diesem Plakat wurde noch einmal die erste Bekanntma chung des Oberkommandierender:, Generals Degoutte, an die Bevölkerung des neubefetzten Gebietes vom 6. April angeschlagen und darunter in auffallender Schrift gesetzt: Tie Franzosen halten ihr Wort. Der General, Oberbefehlshaber der französischen Nheinarmee gez. General Degoutte. " Ter Rückmarsch der Franzosen aus dem Maingau begann überall schon in den Morgenstunden von 4 Uhr ab. Tie Truppen marschierten nicht durch.die Stadt, sondern über die Außenbezirk« nach Westen. Die Mä chen wurden überall um 7 "Uhr aufgehoben. Blau« Polizisten mit dem Gewehr über d«r Schulter und viele Geheimschutzleute sorgten für die. Aufrechterhaltung der Ordnung. Aber nur wenige Neugierig«, hatten sich auf den Straßen versammelt. Um 7^ Uhr wurde die Stabswache in einem Auto verladen und abtranSPor. tiert. General Vidalon dankte dem Oberbürgermeister Voigt für die besonnene.Haltung der Frankfurter Be völkerung und verabschiedete sich sodann von den sechs« Herren, die sich als Geiseln hatten ^zur Verfügung stel- len müssen. Dem Oberbürgermeister wurde daraufhin die hinterlegte Summe von 1 Million Mark in Gestatt eines Schecks auf die Deutsche Retchsbank zurückgehän- digt. Um 10 Uhr verließ General Vidalon mit seinem Stabe und dem Platzkommandanten, Oberst TeSvigne, Frankfurt, gefolgt von 3 PanzerautoS. Tie Polizei von Frankfurt hat einen erheblichen Teil der ihr vor einer Woche von den Franzosen abgenommenen Gewehre zurückerhalten. Tie städtische Mi litärko mm is st o n erläßt zwei Bekanntmachungen mit der Aufforde rung an alle Personen, die vom 6. April bis 16- Mai! französische oder belgische Einquartierung, sei «S auch nur für Tage, gehabt oder durch, die Besatzung Sach- schaden irgendwelcher Art erlitten haben, .ihre An, sprüche anzumelden. Sächsische Volkskammer. In der gestrigen Sitzung der Sächsischen Volkskam mer begründete zunächst Finanzmtnister Tr, Reinhold die Vorlage über die Gewährung eines Dar lehn» von 2 Millionen Mark an die Gesellschaft Volks- Haus in Leipzig zum Wiederaufbau des BolkShau- ses. Nach kurzer Aussprache wurde die Vorlage gegen die deutschnationalen Stimmen angenommen. Zu Punkt 2 der Tagesordnung, AcMermdg dos IlebcvLMgsschu'lgesetzeH vom 22. Juli 1919 (Beibehaltung des Religionsunter richts), erklärte Abg. Ni tzs,ch e (Sozialdem.), daß sein« Partei die Regierungsvorlage ablehne. Abg.. Kaiser (Disch. Volksp.): Nachdem ein Vertreter der Regierungs partei die Vorlage ablehne, sei es interessant, daß er als der Oppositionszugehörtge der Vorlage im allge meinen zustimme. Abg. Kruspe (Dem.): Ti« Vorlage stelle lediglich die Reichsverfassung wieder her. Redner geht näher auf die gegenwärtigen Verhältnisse bezüglich des Religionsunterrichts ein. Für die Erteilung wirk lich einheitlichen Unterrichts bestehe jetzt so gut wie gar keine Garantie. Es müsse endlich eine. Atmosphäre de» Vertrauens zwischen den einzelnen Bevölkerungsklassen geschaffen werden. Aba. Vrof. Tr. Rsnotorfk (Ttschnat. Volksp.) : Mit der Vorlage stehe man an der Grenze zweier Anschauungen, einer ideellen und einer! materialistischen. Die Vorlage trage lediglich der RetchS- verfassung.Rechnung. Die Schule gehöre nicht den Leh rern, sondern den Eltern, der Allgemeinheit. Seine! Partei verlange die Wiederherstellung des Recht» der Privat schulen und die Wiedergutmachung des an dem Stande der Schuldirektoren begangenen Unrechts. Vize präsident Lipinski (Unabh.) lehnte namens seiner Fraktion die Vorlage ebenfalls ab. Tie Vorlage, wurde dem Rechtsausschuß überwiesen. Abg. Göldner (Soz.) begründete sodann den An trag .Arzt und Genossen auf ErnrmMüg von Zeitungen M Amtsblättern. Zu Amtsblättern seien früher nur konservativ« Zei tungen benutzt worden. Dieses hab« einen wesentlichen Vorteil für die bürgerliche Press« ergeben. Auch die! Revolution habe daran nickt viel gebessert. Man mutz annehmen, datz Amtsblätter auch,im Sinn« der Regie rungsparteien schreiben, zum Teil sei das Gegenteil der Fall, deshalb müsse auch «ine Demokratisierung ein treten. Ministerialdirektor Tr. Schulze erklärt daß di« Negierung eine andere Stellung zu den Anftsblät-, tern einnehme, als die Vorredner. Amtsblätter dienen« für di« Verwaltungsbehörden lediglich zur Publikation der behördlichen Anordnungen. Eine andere Einfluß nahme auf die Zeitungen fei nicht vorgesehen. Gin- Kommission zur objektiven Neuregelung de- Amtsblatt- wesenö fei bereits eingesetzt. Eine zu starke Vermehrung der Amtsblätter würde dj« PubltkattonSkosten zu sehr verteuern. Auf ausdrücklichen Wunsch der Pressever treter sei bet der Neuregelung die Bestimmung ausge nommen worden, daß parteipolitisch« Rücksichten nicht maßgebend sein sollen bei der Auswahl der Amtsblätter. Nach den Abgg. Blüh er (Disch. Volksp.), Dir. Barge (Dem.) und Schmidt - Freiberg (Teutschn- Volksp.) er klärt« Ministerpräsident Buck: Von der Regierung sei unausgesetzt in dieser Sache gearbeitet worden. Von 230 sächsischen Zeitungen würden 114 zu amtlichen Pu blikationen benutzt. Er wisse sehr svohl, daß viel« Zei-I tungen beim Kapp-Putsche nur ihre, publizistische Pflicht erfüllt haben. Aper der aufmerksam« Leser wird er kannt haben, ob dies mit innerer Freud« oder mit Wi derwillen erfolgt ist. Eine Erhöhung der Publikations kosten dürfe bet einer Neuregelung doS Amtsblattwesen» nicht eintreten. — Nach dem Schlußwort de» Abg. Göldner wurde der Antrag dem Rechtsausschuß,über wiesen. Kleine politische Meldungen. Deutscher Protest gegen di« Kronenwährung für Schleswig. Die deutsche Regierung hat gegen die beabsichtigte Einführung der Kronenw ährung in der ersten schleswtgschen