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NrchGktDGW vrttai 1-. Jahrgang Montag, -sn 17. Januar 1-ri. Nr. 13. ind " 3ö nicht zu MH war. Der König mahm «S sehr ungnädig auf. Hatz Bismarck bei den Verhandlungen die Titel frag« eigenmächtig entschieden hatte, und verweigerte dem Baumeister de- Reiches, wie dieser selbst erzählt, bei der Feierlichkeit sogar den Händedruck. In der ga° leri« de- glaee-, dem grotzen Gpiegelsaal des Versail ler Schlosse», Verla» dann König Wilhelm um die Mit» tagSstunde ve» 18. Januar die Urkunde über die Wie- derausrichtung -er deutschen Katserwürde, worauf Bi», marck den Aufruf An da» deutsch« Volk zur Verlesung brachte. Ter Schlußsatz dies«» Aufrufe» lautste: Uns und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer de» Deutschen Reiche» zu seinnicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gittern und Gaben de» Frieden», auf dem Gebiete na tionaler Wohlfahrt, .Freiheit und Gesittung. — In diesem Zeichen ist Deutschland dann zu ungeahnter Größe em- porgewachsen, als auf die Festtage Werktage und aus die Zeit der Erhebung «ine Zeft ernster, nüchterner Ar beit folgte. In diesem Friedenszeichen wird es, des sind wir gewiß, dereinst wieder siegen und das, was ein barbarischer Krieg ihm genommen, in friedlichen, nicht kriegerischen Eroberungen zurückgewinnen. Am Scheiäewege äer PnanzpolMk W. W. Tie deutsche Finanzpolitik steht am Scheide wege. Tie bisherigen Methoden gestatten nicht mehr für die Gesamtheit die Summen flüssig zu machen, die angesichts der ungeheuren Fehlbeträge im öffentlichen Haushalt erforderlich sind. ES handelt sich nämlich nicht um ein paar Milliarden, di« vielleicht durch allerbeschei denste Haushaltsführung und durch starke Beschränkung dec öffentlichen Tätigkeit «ingeKaxt, auch nicht um Mehrbeträge, die für die hauptsächlichen Reichesteuern bei Erhöhung der Sätze errechnet werden könnten son dern um Beträge von mindestens 60 dis 80 Milliarden Mark jährlich, d. h. eine Summe, welche die gesamten heutigen Einkünfte von Reich. Ländern und Gemein den um ein beträchtliche» übersteigt. Man neigt in der i >- — Das Wichtigste vom läge. Dos süitzssNch« V»samtm,1n1Y»r1um hat den tzsetzentwurf Mr das Volksbegehren und den toNsrntschsld derabsKlAdst. Der Wlrts.chafispolitis.ch« Ausschutz de» «ich»Wirtschaftsrates sprach sich für völlige Aus« «bung dsr gesamten Tabak-wangSwirt« schäft au». Die Reich »reg ierung hat der Friedenskonferenz und den Ententeregierungen ein« neue Not» und umfangreiche» Material überreichen lassen, da» di« polnis.chen Vorbereitungen f.ür einen neuen Putsch in Overichlesien betrifft. An der ostpreutzischen Grenze z«tgen sich seit Mittwoch polnisch« Truppenansammlungen. Midlich von Johanniöburg sind mindesten» zwei Divisionen versammelt. * Ti« Zusammenkunft des obersten Rates wird wiegen der französischen MtnisterkrisiS nicht am 19. Januar stattfinden können. Man glaubt, daß die Zusammenkunft noch vor Ende dieses Monats stattfinden wird. fünfzig Zahre Deutsches Reich. 1871 — 18. Jmmar — 1921. Versailles! Trauer erfüllt das Herz jedes Bater- landSfteundeS, .zu welcher Partei er sich -auch bekennen mag, wenn ihm heute dieser Name ins Ohr klingt, der Name der prunkvollen alten Bourbonsnresidenz, in der in den Januartagen des Jahres 1920 das Deutsche Reich durch einen Friedensschluß, der ein politisches Todes- uer TageblattNE M ..... M. Wiederherstellung einzulvsen. Da» Werk erfordert Zett. E» ist deshalb im Interesse nicht nur des deutschen Schuldner», sondern auch der BerbandSgläubiger un erläßlich, daß un» ein« Schon frist «ingeräumt wird, in der wir da» neue FinanzinsLrument schnrieden und zur Anwendung bereit machen. Lin Aufruf an äie Eisenbahner. Der SechizehnerauSschutz erläßt im Einver ständnis mit den hinter ihm stehenden Verbänden, dem Deutschen Etsenbahnerverband der Gewerkschaft deut scher Eisenbahner und StaarSbediensteter und dem All gemeinen Eisenbahnerverband einen Aufruf, in dem e» heißt: Nach langwierigen Verhandlungen, welche am 14. Januar in der Reichskanzlei ihren Abschluß.san den, wurde ein Ergebnis erzielt, da» zustandsgekvmmen ist.unter Mitwirkung von Vertretern der großen deut schen Spttzenorganisationen und nach vollständiaer Er schöpfung des Verhandlungsweges. Tie Vorstände der Etsenbahnverbände werden setzt auf Hem schnellsten Wege zu dem Ergebnis Stellung nehmen. Die Vertreter dec Opitzenorganisationen haben den Sechzehnerausschuß ersucht trotz der in verschiedener Beziehung nicht zu friedenstellenden Abmachung seine Bedenken, zurückzu stellen und das Ergebnis zur Annahme zu empfehlen. Sobald die Stellungnahme der Verantwortlichen Organi- saUonsinstanzen feststeht, wird diese mit aller eingehen den Tarstellung des gesamten Sachverhaltes ven Mit gliedern unterbreitet werden. Tie vom Sechzehneraus schuß zusammengeschlossenen Verbände ersuchen ihre Mitglieder, .diese Stellungnahme der vorant- wörtlichen Verband sstel len abzuwarten und sich durch keiner lei von unverantwortlicher Seite kom mende Beeinflussungen zu Teilstreiks und dergleichen hinreißen zu lassen. Die Vertre ter der Eisenbahnerorganisationen müssen die große Verantwortung für derartige Aktionen ablehnen und ersuchen die Mitglieder ihrer Verbände dringend, die Schlagkraft ihrer Organisationen nicht zu gefährden. ' g nge ger Themnls > bietet voll beringe. L islchtlgung l «Hiner gege . Deutsche 7 Leipzig. düro ?r. 3916 ükungea mck Le- mx von 8/stemj rrsnrea. LNg Sa. und tter«, meiner rund, be und , bitte rtragen »nrpt« g«». » Haupt S, bür». ten. Sü bi» so. o Diensten tf 189. urteil bedeutete, dem Untergang« nahegebracht wurde, dasselbe Deutsche Reich, das 49 Jahre vorher in diesem selben Versailles aus langem Dornröschenschlaf.zu neuer Pracht und Herrlichkeit erstanden war und zu glorreicher Einheit von unvergänglicher Tauer zusammengeschweißt zu sein schien. Jetzt, wo sich der Jahrestag der Reichs gründung zum fünfzigsten Male jährt, können wir, rück schauend, nur mit Wehmut der glänzenden Vergangen heit gedenken und nur in des Herzens tiefsten Schächten die Hoffnung Hegen, da^ einst vielleicht kür das in grau samster Weise gedemütigte und erniedrigte Reich, das jetzt nur ein Torso ist, nach langen, trüben Wintertagen ein neuer Blütenfrühling, ein zweiter Auferstehungstag kommen wird. Ter große Gedenktag der Reichsgründung aber sei uns Anlaß, noch einmal an unserem geistigen Auge Historisch-Gewordenes vorüberziehen zu lassen, noch einmal uns an einem der erhabensten Bilder aus deutscher Vergangenheit auszurichten. Militärisch einig war ganz.Deutschland 1870 gen Frankreich in den Krieg gezogen; Politisch.einig sollte es daraus zurückkehren. Tas war der Gedanke, der seit den ersten Siegen alle wahrhaft deutschen Männer durch drang. Von dem Tage von Sedan an stand «S für die Volksseele unwiderruflich fest, daß der Siegespreis ein neues Deutsche» Reich sein müsse. Verhandlungen mit den Südstaaten Bayern, Württemberg, Baden und Hes sen, di« Ende September 1870 eingeleit^t worden wa ren, wurden bald nach Versailles, wo sich.da» Haupt«' quartier befand, verlegt und Mitte November zu Ende geführt. Obwohl durch gewisse Reservatrechte der Klein staaterei noch immer wichtige Zugeständnisse gemacht wurden, wurde durch Pie Versailler Verträge doch ein einige» Deutsche- Reich geschaffen. Im Dezember schon genehmigten der Norddeutsche Reichstag und die Land tage von Baden, .Hessen und Württemberg die Verträge, während Bayern erst am 21. Januar 1871 folgte. In Versailles hatte man aber die Zustimmung des bayri schen Landtages al» sicher angenommen und Vas Deut sche Reich schon mit dem 1. Januar in Kraft treten las sen. Di« Kaiserproklamation, die ursprünglich für den selben Tag angesetzt war, fvurde mit Rücksicht auf Bayern hinausgeschoben, schließlich aber doch noch vor dem bay rischen Landtagsbeschluß ahgehalten. Die Wiederherstellung des Kaisertum», die der Aus druck der vollzogenen Einigung Mn sollte, .fand bet den leitenden Persönlichkeiten durchaus nicht ungeteilte Zu- stimmung, am allerwenigsten bei dem greisen König von Preußen, .für den die neue Würde bestimmt war. Lang sam, unter harten Kämpfen brach Bismarck den Wider stand des Königs, der die Kaiserkrone nur aus den Hän den der Fürsten, nicht der Volksvertretungen entgegen nehmen wollte. Nachdem am< 6. Tsezember 1870-der nord deutsche Reichstag beschlossen hatte, .die Titel Deutsches Mich und Deutscher Kaiser in die Verfassung einzu setzen, erschien am 18. Dezember in Versailles da» von Stmson geführt« Reichstag-Präsidium, um an den Kö nig di« Bitt« zu richten, er möge die ihm von den Fürsten angetragen« Kaiserwürde annehmen. Am 18. Januar, -em Jahrestag per Krönung des ersten Königs von Preußen, .fand dann die Katserproklamation statt. In letzter Stunde, apr Vorabend de» festlichen Tages, erhob sich .noch einmal der Widerspruch des König». Gr wollt« nicht Deutscher Kaiser, sondern Kaiser von Deutschland heißen, .obwohl dies« Fassung staatsrechtlich Oeffentltchkeit dazu, «ine erhöht« und stark stei gende Einkommensteuer als Rückgrat der ge säurten Bedarfsdeckung des Reiches hinzustellen Es ist allerdings sehr bequem, jeder: Mehrbedarf des Reiches einfach .dadurch zu. decken, daß man Zuschläge zur Ein kommensteuer erhebt. In der Praxis kommt Visse Maß nähme jedoch.auf «ine vorzugsweise Belastung derjeni gen hinaus, die auf Arbeitseinkommen angewie sen sind. Diese Volksgenossen, ob sie Arbeiter, Ange stellte, .Beamte oder sonst gegen festes Entgelt beschäf tigte Personen sind, bezahlen die Einkommensteuer rest los, da das Einkommen ja aus den Lohn- und Gehalts büchern jederzeit nachgewie sen werden kann. An ders ist.es 'bei den Personen, die Einkommen aus den verschiedensten Quellen beziehen, und bei denen häufig die Quellen verborgen und unrein find. Zahlreichen Ar ten von ProvistonS-, Vermittler-, Beteiligungs- und anderen Gewinnen gegenüber versagt unsere Steuer politik. Je höher die Steuersätze nach oben gestaffelt werden, .umso größer ist der Anreiz für Bezieher solcher Einkommen, .falsch« Angaben zu machen und sich damit der Steuer ganz oder in erheblichem Grade zu entziehen. Ueberspannung der Einkommensteuer bedeutet also die Belastung erwerbstätiger Schichten, denen inan vom Standpunkt der Staatsmoral und der wirtschaftlichen Ziveckmäßigkoit am ehesten Schonung angedeihen lassen müßt«. Lähmt einerseits eine übermäßige Einkommen steuer den ErwerbStrieü und damit die ArbeitSenergie des Einzelnen, .so würde anderseits ein« übermäßige Be lastung des Vermögens dazu führen, daß wirtschaftliche Produktionsmittel zu Geld gemacht und verbraucht werden. Ties« Erkenntnis führt zu dem Schluß, daß ganz neu« Wege der Finanzgebahrung beschritten werden müssen. Tie Grunderkenntnis, daß dauernde Abgaben nur au» den.h Erträgnissen der Wirtschaft fließen kön-! nen, führt dazu, die geschaffenen Werte dort zu er fassen wo sie entstehen, d. h. also in der Wirtschaft selber. Tie Heranziehung wirtschaftlicher Unterneh mungen, bezw. der organisierten Wirtschaftsunter n«h- mungen «in«s ErwerbSzcheigeS bedeutet im wahren Sinn ein Schöpfen der Steuer an der Quelle. Tie vor einiger Zeit vielgenannten Steuers.hndikate würden Ga rantie. und Umlagestellen der organisierten Wirtschafts zweige sein. Tas Reich würde diesen Organisationen bestimmte Summen als Beiträge zum öffentlichen Haus halt auferlegen und sie ermächtigen, die Beiträge wie der auf.die Mitglieder umzulogen. Die Höhe der aus zubringenden Summe muß abhängig gemacht werden zunächst von der Höhe des öffentlichen Bedarfs, sodann aber auch von der Prosperität des betreffenden Wirt schaftszweiges. Ti« Körperschaft, die diese Grundlinien in dis Praxis umzusetzen geeignet ist, ist der ReichS- wirtschaftsrat, da» Organ der deutschen Wirtschaft. Hier durch wird die Bedeutung pes von Tr. Wirth unlängst im finanziellen Unterausschuß de» Reichswirtschaftsrats gesprochenen Wort« gekennzeichnet; e» steht ein großer Tag für den RetchswirtschaftSrat bevor. Ti« Orientie rung auf.dem neuen finanzpolitischen Wege erfordert Zett. Deutschland entschließt sich M der großen Re form nicht nur, um seine eigene Wirtschaft und seine eigenen Finanz«« in Ordnung zu bringen, sondern auch um da» vor Beginn der WafsenstillstandSverhandlun- gen im Oktober 1S18 feierlich gegebene Berwrechen der Appell äer äeutschen Bergarbeiter an äie Internationale. Ter fast 500000 Mitglieder zählende Verband der Bergarbeiter Tecktschlands macht in einer einstimmig an genommenen Entschließung die der Bergarbeiter- Internationale angehörigen Bergarbeiterverbände in Frankreich, Belgien und Großbritannien, sowie die Lei ter der Allgemeinen Gewerkschafts-Internationale (Am- sterdam) dringend darauf aufmerksam, daß nach dem Ablauf des Abkommens von Spa über die Kohlenliefe rungen Deutschlands von den deutschen Bergarbeitern eine noch höhere Lieferung gefordert werde, und da? außerdem die 5-Goldmark-Prämie nicht mehr gezahlt werden solle. Tagegen müßten die deutschen Bergarbeiter entschieden Protest erheben unter Hinweis darauf, daß der Kohlenmangel in Deutschland jetzt weit größer sei als in den anderen großen Industrie staaten, daß die deutschen Bergarbeiter mehr Stunden wöchentlich arbeiteten, als nach dem Beschluß der inter nationalen Arbeitskonferenz in Washington zulässig sei, und daß der Fortfall der 5-Goldmark-Prämie deren Er nährungszustand derart verschlechtern würde, daß ein unabsehbarer Rückgang der Leistungsfähigkeit eintcäte; die deutschen Bergarbeiter bitten die Kameraden in der Bergarbeiterinternationale und der großen Gewerk schaftsinternationale, sie energisch .zu unterstützen in ihrem Bemühen, zu einem Kvhienabkommen zu gelan-, gen, welches di« deutsche Bergarbetterschäft nicht noch stärker belastet, sondern sie in humaner Weise entlastet und der deutschen Volkswirtschaft die Lebensmöglichkeit gibt. Minister Hermes über äie Crnahrungslage. MeichSminister Dr. Hermes sprach gestern iw Dresden vor Pressevertretern über die gegenwärtige Er. nährungslage und die zukünftige Ernährungspolitik. Er führte dabei u. a. au», daß die große Not nur durch Steigerung des Angebots an Lebensmit-, teln zu lindern sei. Ti« Zwangswirtschaft sei eine Mangelwirtschaft. Ter Mangel müßte aber durch Steigerung d-r Jnlandsproduktton und der Einfuhr von Lebensmitteln gehoben werden. Der Abbau der Zwangswirtschaft entspräche sowohl dem Produzenten, wie den Verbrauchern. Aber nicht Nur auf.Erfassung des Getreides und Abbau der Zwangs wirtschaft dürfe da» Augenmerk gerichtet werden, son dern vor allem auch auf Pie Förderung der Pro duktion. Diese könne nur gesteigert werden durch ge nügende Menge von Kunstdünger und bessere Ein fuhr von Futtermitteln. Ter Ausbau könne nur nach einfachen und klaren Grundsätzen erfolgen. Di« Brotgetreideversorgung sei schwierig wegen des dauernden Rückganges der Ernte und wegen ves Versagen» der Exekutive. Di« beste Kapitalsan. lag.« fei die gute Ernäb.rung. Deswegen müssen 2Vr Millionen Tonnen Brotgetreide einge führt werden. Ein Teil diese» Einfuhrprogramms sei bereit» abge wickelt. Ter andere Teil sei zwar schwieriger, aber nicht unmöglich, wenn di« Entente weiterhin Erleichterungen