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NW M Fuer Tageblatt LSL 8 Nr. ,7. -nltag, -,n LI. Sonua, l«ri. 1». Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Nach d«r deutschen «ntwort auf die Brüsf«l«r Fra. un hat der deutsch« Notenumlauf im «rftan Haldsahre 19L0 mehr »UHenommen al» im aanden Jahr» ISIS. » Tis deutsch« Abordnung für Brüssel ist Wieder nach Berlin zurückgekehrt, .nachdem dt« Verhandlungen ergedniölo» verlaufen find. htina Vvhvhunü der Getv'eldepretse Im lupfenden Wirtschaftsjahr wird amtlich al» olusoeschlofsen dyeichnet. Li« Dduts.chdohinen hoiden in einem warmen Telegramm an den Präsidenten Ädert ihr« deut schen Gefühle für da» Mutterland betont. » Tie italienische Regierung hat in Baris und London erklären lassen, -aß st« gegen einen wirtschaftlichen Zusammenschluß Oester reich S und Deu ts ch land S keine Bedenken habe, um die österreichische Lage zu sanieren. DieWahrheil über üenVölkerbunä Don Jerome K. Jerome. Dies« flammende Anklage des berühmten englischen Schriftstellers gelangt in der nächsten Nummer der Welt bühne zur Berössentlichung. Ter Völkerbund ist tot — e» lebe der Völkerbund! So sprach Harding, und mit ihm sahen dies alle Freunde des Friedens, älle Hasser des Hasses. Verseucht von ererbten Krankheiten, mit wurmzerfressenem Leib uno geschminkter Fratze sitzt der Völkerbund, von Kissen ge stützt, auf dem Ehrenstuhl am Tische des Rates in Genf. Tie Vorhänge 'sind herabgelassen, die Türen versperrt. Tie grinsenden Diplomaten einer sterbenden Welt spiel ten ihre feierliche Posse zu Ende. Ter Bund dreier Nationen — der Bund Englands, Frankreichs und Ja pans vereinigt, um die Welt zu plündern - ist tot. Tiefer hirnlose Wechselbalg,.'geboren während der Greuel von. Versailles, dessen Vacer der Hast, dessen Mutter der Krieg "ist, dessen Taufpaten Sünde und Reichtum sind, dieser Sprößling des Teufels, gehegt von der Heu chelei, .genährt von Lügen, dieser Bastard der Habgier und der Rache, den die arotzen Vier in Fetzen vom blutenden Leib des Friedens hüllten, glaubend, ihn derart als Kind des Friedens ausgeben zu können — er ist tot. Amerika Hat fein Bildnis an der Tllrschwelle des Präsidenten Harding begraben. Europa wird gut daran tun, die anderen .Ueberreste hu begraben und zu vergessen, chuf daß die Luft Europas weniger in die Nüstern stink«. . Es ist verblüffend, Schier unglaublich, dast intelli gente Menschen sich je von diesem Betrug narren lie ßen, als ob aus etwgK fo Schlechtem Gutes entstehen könne. Der Völkerbund, geschmiedet von den listigen Gehirnen der Greise zu Ver sailles, war von allem Anfang ein Kniff. Wav nie als Bund des Friedens gedacht. Man erhoffte einen Bund der Sieger, Our ewigen Unterdrückung der Besiegten.' Man erstrebte «inen, Bund der Herrscher der Welt zur ewigen Versklavung der Arbeiter. ES sollt« ein Bund der Starken fein, der die schwächeren« Nationen hindern wollte, auch nur da» Haupt zu er heben. Ein Bund, der Männer und Frauen al» Vieh behandeln, .ihnen mcht da» Selbstbestimmung-recht ge währen wollte: «in Gebiet mit Million« n Deu t- scheu — de» lebend«« Wqfre u '— an Dolen »vn Frankreich , an Jugoslavien, die Gebirgler Tirols an Italien^.halb Ungarn an Rumä nien verschachert, ^als Preis MV die richtig« Vor- ausahnung He» Siegers? bulgarische Bauern werden Griechenland geschenkt, als Beweis der Hochachtung Und Sympathie der Entente; unsere arabischen Alliierten werden zwischen uns und Frankreich geteilt; da» chi nesisch« Volk wird an Japan verkauft — der Preis ist bloß noch .nicht festgesetzt. . Der herrliche Völkerbund sollte «in Werkzeug sein, um den Schandtaten von Ver sailles auf alle Ewigkeit.Tauer Ku verleihen. Er sollt« «in Bund sein, d«r der Plutokraiie die Welt sichert, sie von allen Gefahren der Temokrati« befreit. Er sollt« ein Bund sein — dieser Bund der drei Rationen —, der gan- Europa unter Frankreich» Stiesel wirft,, halb Asten an Japan verpachtet, alle Meere.der Erde in «inen englischen See verwandelt. Er sollte ein Bund sein, der di« Freiheit in Ketten schlägt, -en Militarismus auf das Volk losläßt. Schon sehen wir seine blutig« Spur in Indien und Jrlastd. Lein Zweck de» unhet- ligen Bündnisses können wir beurteilen, wenn wir an Polen und an Rußland» längs Agonie denken. Fragt Armenien, ob nicht der Zweck -«» Völkerbünde» der Krieg ist. Schlechte Menschen zeugten ihn, um mit ihm Böses zu 'tun. Solange er noch.atmete, konnte nichts erreicht werden. Noch heute verrammelt seine Leich« der Welt den Weg.' Möge sie begraben werden, viel« Fuß tief unter der Erde. Und möge darauf geachtet werden, .daß Kalk aus die Grub« gestreut werd«, da mit nicht au« dem Sarg der «erwejun»»-,«. ruch die Welt verpest«. « Und dcknr laßt un« einen «Und der DM« schaf- ßm. der wohr-eit und «ein» Lüg« ist. Ohne ihn nm» di« Welt zugrund« geh«n. T«r Kreb» de» Hass«» hat sich in unser« Eing«weid« «in gefressen: wird er nicht schleunigst entfernt, ko sind wir verloren. Und dennoch können unsere Politiker und unser« Presse nicht« ande re» tun, ,ai» nach Haß schreien. Sie fordern unsere jungen Männer aus. sich auf neue Krieg« vorzuberet- t«n. Wa» fällt unseren Männern der Wissenschaft «in. da» sie mit friedlichem Studium die Ze t vergeuden? Mögen si« doch lieber noch tödlich«»« Gifte, neu« Me- thod«n der Zerstörung erfinden, vor denen di« ehr- geizigsten Träum« de» Tode» selbst verblassen müssen. Ti« Herrschaft über da» Land., da» Meer, di« Lust: sind sie denn nicht dem Menschen gegeben, chli daß er um so rascher di« Rasse UuScotte?' Von. Europa allein wurden in dem Krieg, der heut noch kein Ende gefun den hat, .zwanzig Millionen Leben geopfert. In dem Krieg, den wir oorb«reiten, werden «», -ie» wissen wir all«, vierzig Millionen sein. Wir haben keine Furcht. Wir können un» leisten, noch vierzig.Millionen uns«, rar Sökne zu verlieren : so prahlen die alten Männer Europas und reiben sich -i« knochigen Hände. Haben die Götter, .die un» vernichten, wollen, .un» zuerst wahn sinnig gemacht? Haben un» unsere bösen Leidenschaf ten in verrückte Schwein« verwandelt und treiben sie uns, gleich jener Schweineherd« von Ga-ara, der Selbst zerstörung entgegen? Noch immer ist der Mann, ver uns neuen Metzeleien entgeL«nM'hrt, unser Idol — noch immer wird der Mann, der den Frieden verkün det. verachtet. Tie blinden Führer der Blinden rufen: Tie Lava kühlt ans! — Und -Sängen immer näher an den Rand des Kraters. So war einst die Lava aus- gekühlt über dem Trümmerhaufen, der vormals Pom peji gewesen. So wird sie «inst auLkühlen über dem. was einmal Europa war. Und die unter der Asche be grabenen Völker werden endlich. Heu Frieden haben. Festsetzung üer Gesamt- entschääigung oäer nicht? Ministerpräsident Briand beim deutschen Botschafter. Am 18. d. M. abend hat der französische Minister präsident Brian- den deutschen Botschafter in Paris ausgesucht und mit ihm die Frage der Beziehungen Frankreichs zu Deutschland und die der Reparationen besprochen. Ter Botschafter hat bei Vieser Gelegenheit ausgesührt, daß Deutschland bisher immer daran fest gehalten habe, daß sein« Ge sa m t sch ul d festgesetzt werden müsse.' TieS hätte auch Mr Frankreich -en Vor teil gehabt, daß man aüf -er Grundlage einer Regelung des ganzen Reparationsproblems leichter zu' einer in ternationalen Anleihe gelangen könne. Wenn man ein« Lösung nur für etwa fünf Jahr« treff«, so sei dies insofern mißlich, als -as deutsche Volk dann noch.immer kein Ende absehen und fürchten würbe, umso mehr zählen zu müssen, je mehr es arbeite/ Trotzdem habe die deutsche Regierung sich aUf.Wunsch der Gegenseite unter gewissen Voraus setzungen welche in Brüssel zur Kenntnis der Alliier ten gebracht worden sind, bereit erklärt, über eine Lö sung -es Problems zunächst nur auf eine Reihe von Jahren zu. verhandeln. Ter Bätschafter betonte, daß Deutschland nach seiner Ansicht nicht imstande sein wer de, in den nächsten Jahren einschließlich -er Kohlen lieferungen mehr al» «inen TeÜ der. vän un» verlang ten Summe und ander» als in natura zu leisten. Mi nisterpräsident Briand gab darauf seiner Hoffnung Ausdruck, ist der ReparationSfrage bald ein« Verständigung-u finden. ' Vke Vorschläge -er Entente. Jahrrszahlungen von drei Milllardrn, 300000 Lonn«n Hand«l»schlff»raum erlassen. Echo -e Parts teilt in einem Artikel mit, daß bi« Brüsseler Sachverständigen der Alliierten am 18. d. M. in d«r Reparationsfrage ihr« Vorschläge -em Obersten Rat mttgeteilt haben. Ei« raten dar in. -on Deutschland 5 JahreStzahlungen von 3 Milli arden Goldmark zu!, verlangen, -te teil» in bar, t«tlS in natura gezahlt werden sollen. Eine Fest setzung -er deutschen Schuld bi» zum 1. Mat 10 21 findet nicht statt. Tie Deutschen sollen K «- wisse Konzessionen erhalten. Go sollen ihstvn die 300'000 Tonnen HandelSschtffSraum, welche sie, -en Alliierten noch schulden, erlassen werden. Ob die Kosten der Okkupationsarmee, die nicht mehr als 240 Millionen Goldmark betragen würden, in die JahreSzahlungen verrechnet werden,.steht noch nicht fest. Für -en Fall, -atz Deutschland sein Wort nicht hält, .sind Sanktionen vorgesehen, Beschlag- nähme -er Zölle, .Beschlagnahme oder Einrichtung vex- schtedener Monopole, wie B. - da» Galzmonopol. Lor- Avernon habe hervorgekpben, -aß, wenn di« deut sch« Schuld nicht endgültig -i» zum 1. Mai festgesetzt sei, man in Widerspruch mit dem FriedenSvertrag von Versailles komm«. Liese Abänderung des Frie den »vertrage» müßte di« Zustimmung der and» ren Länder, in erster Linie Leutschland», erhalten. Ueber -1« Verhandlungen mit Bergmann teilt da» Echo noch mit, daß dieser am Dienstag erklärt hab«, er nehm« di« Jahreszahlungen an, aber nur in Höhe von 2 Milliarden Goldmark jährlich, wobei dt« Narj-ahluntzen nicht mehr al« V00 Milli onen betragen dVvften. Außerdem hab« er noch allerhand Zügest^ndnisL» vevlangt. Ti« All- irrten Hütten sich daraufhin entschlossen, ifr Programm feftzusetzen, «ihn» weiter de» »ersuch -u machen, mit den Deutschen zu einem Einverständnis zu kommen. Echo de Päri» bekämpft da» Programm der Alliierten und tritt wiedev für die Pauschalsumme «in. Nur -in Fühl«. Uvening Standard bringt Unter der Ueberschrist: Keinerlei neu« Grundlag« Mr Entschädigung — die von maßgebend«« Seit« herrührend« Mitteilung, daß di« in einem Teil der Berlin« Press« erschienenen Vor- schlüge Deutschland« Üv«r ein« neu« Grundlage für di« EntschädigunMrage in London al» Fühler be- trachtet werden. Bezüglich dieser Borschläge sei ä» keineSweg» Ku irgend einer Abmachung zwischen Eng land und Frankreich gekommen. S» habe auch weder «in«. Erörterung darüber stattg«sunden, -atz auf fünf Jahr« verteilte Zählungen stattfistden sollen, noch habe di« Frage der Bezahlung -urch Waren den Alliierten irgendwie Vorgelegen., Solche Vorschläge würden zu- rüchgewiesen werden. Wo bleibt äss Schlichtungsgesetz? Von unserem Berliner Mitarbeiter wird un» ge schrieben: Zu Begistn der Beratung eine» Etat» im HauÄhaltSausschuß de» Reichstages hatte der Reichs- ärbeitSminister Tr. Bvaun» einen recht lebbasten Kampf auSzufechten, weil man ihn von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam machte, daß das Koalj- t'ionSrecht und die Freiheit der Arbeiterschaft durch ltnkSra-t'kale Terrorakte so Hut wie- illusorisch g«. macht würden. Man führte eine lange Reihe vpn oft in der Tat skandalösen Fällen an^stw k o m m u n i st.isch o Element« innerhalb der Betriebsräte.und der Be legschaften Arbeitskollegen, di« politisch mehr recht» standen, aus die Straße geworfen haben. Tr. Braun» erklärte demgegenüber, -atz von seinem Ministerium alle» geschehe, um da» KoalitivnSrecht vor jeder Be einträchtigung zu schützen, und daß, er in diesem Be streben bet den großen Arbeiterorganisationen auch vollstes Verständnis und all« Unterstützung fände. Aber e» war trotzdem begreiflich. .daß. von demokratischer Seit« wieder der Ruf nach der Schlich tungSord- nstntz erschallte, d. h. also nach dem Gesetz, durch da» iw erster Linie dis wirklich entscheidenden Streitfragen innerhalb der Arbeiterschaft der endgültigen Lösung zu- geführt werden sollen, denn natürlich darf das Streik recht innerhalb de» gesamten Arbe'itervechtS einen be sonderen Platzt beanspruchen und auch di« Frage der politischen Richtung eines Arbeiter» verliert an Schärfe wenn diese Hauptfrage in vorgeschriebenen Bahnen und bst allen vorkommenden Gelegenheiten behandelt wird. Wie behauptet wird, soll da» SchlichtungSgesetz nunmehr in absehbarer Zeit im Plenum -es Reichstages zur Erörterung gestellt werden, Und -as kann umso leichter geschehen, al» dieses Gesetz ja mit keinen besonderen Geldaufwendungen verbunden ist, eist« Unterfrage, .die jg in der Sozialgesetzgebung der Gegenwart eine große Rolle spielt. Nicht mit Unrecht hat man nämlich ge sagt, -aß zurzeit an einen Ausbau -er sozialen Gesetz gebung kaum gedacht werden kann, .und daß Tr. Braun» deshalb auch mehr von einer Erweiterung gesprochen hab«. Sein Programm brachte demgemäß auch ^iur Vorschläge, und er denkt in erster Listte an -en Ausbau der RLtegesetzgebung, während die nicht minder notwendige Arbeitslosenversicherung au» den erwähnten Gründen noch zurückgestellt werden muß. Aber noch .einmal sei e» gesagt r wichtiger al» all» an deren Entwürfe ist da» Problem -er schiedsgerichtlichen Behandlung -er Materi« tn Fällen neuer Streiks, weil nur so -ts schweren Beeinträchtigungen de» Wirt schaftsleben» in Zukunft Unterbunden werden können!, unter denen wir kn der letzten Zeit so ungemein ge litten haben. > Das Problem äer Pazifik. Nv. Der AuSgang des Weltkriege» hat auch da» Problem de» Stillen Ozean» in ein« neu« Beleuchtung gerückt. Man weiß, -aß durch di« Beteiligung -er eng. lischen Dominion» an den Kämpfen auf den französi schem Schlachtfeldern, .deren Stellung zum englischen Gesamtimpertum eine grundlegende Aenderung in -ev Richtung .auf.ein« größere Verselbständigung der poli tischen Grotzkolonten zur Folg« hatte.'. Im vesondettn war ja die Haltung Kanada» gegenüber England jederzeit durch .seist« Lag« inmitten -e». ankert kant sch en, Kontinents bedingt. Wie nicht ander»' zu erwarten, mußte Kanada sein« Politik dadurch bestimmen Halfen, daß seine wirtschaftlichen Interessen sehr Wesentlich durch dt« der vereinigten Staaten beeinflußt lind, und auf Grund dieses Umstande» wußte die Nachricht große Auf merksamkeit erwecken, daß nach der Meldung eine» Newhorker großen Blatte» Kanada in ausschlaggeben der Weise in den Rahmen «ine« ntznen Programm» strategischdr Umorganifation «inbezogen wer- -en Würde, -äs ungefähr im Mär- MO vom Marine- Departement der vereintsten. Städten au-gearbeitet worden ist .und zur-eit durchgeMhrt wird. Amerika vermindert seinen ÄinheitenstanW^auf den Atlantischen