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Mer Tageblatt IS. Jahrgang. Vonnerstag, öen 14. Mal 1-21 Nr. 114 u. v»r>«„i,s«Ufch»fi ».».«. «u«. r,i,,ramm - r,n«d>M NuiiqiKdva«. -<cn,p«ch. tzvlchlim Nr. U. 0r,uü°pr«!, i durch uns,r, tr,I In, «au, m.un««» s.s» Mark. Sri »,r *,sch«st,st,U, ad„h»lk m,nat>Ich I Nn,rl,,nprels,; di, ft,d,,,,s»alt,n, ,»>r »rrrn «au» s«, Nn«>,,n au, N«« ö,m »»,lrk«ch»ar^nd«, ,,«» Mark. 0,I S«r Poll d«sl«llt »I«rt«y!lhnlch it.S» Mark, manaltt» ».»» Mark, «rschrlnt t»,Uch In »,n Nachmltta,.» «» Psa-, au.wSrU,« «n,«I,,n ,o plo-, -k>°m«p«M,«U« r.- M->k. ,ö^n, «,uü»I« «u?ga", »>. 5u.uah"m. -°^n. 5-.e°b.N.U.n. s..I. °U. s Das Wichtigste vom Tage. DNS ReichSkabinett hat sich gestern neben lau fenden Angelegenheiten auch »mit Personalfragen beschäftigt. Tie Beratungen wurden noch nicht «vge schlossen. Das Neichskabinett beschloß die AuSdeh- nung der Entwaffnungsaktion auf Bayern. Tom NeichSkommtssar für die Entwaffnung wurden Vollmachten für die Entwaffnungsaktion in Bayern erteilt. Man meldet über Parts, daß das englische Ka binett einstimmig die Erklärung Lloyd Ge orges in der ob er sch lesifcheN Fvage gebilligt hat. Aus London wird berichtet, daß die Entschei d'» ngüberObcr sch les icngegebenenfalls dem Völkerbund übertragen wird. Ju Wien beginnen in nächster Woche die wichti gen Verhandlungen über die ivestungarische Frage. Noch keine Ergänzung lies Nabinetts Wirth. Die Vervollständigung des Kabinetts Wirth ist noch nicht erfolgt. Das Außenministerium, das Finanzmi nisterium, sowie das Ministerium für Wiederaufbau, sind noch unbesetzt, doch haben Besprechungen, welche Reichskanzler Wirth in den letzten Tagen mit führenden Persönlichkeiten gepflogen hat, die Verhandlungen so weit gefördert, daß mit neuen bevorstehenden Entschei dungen gerechnet werden darf. Für das Außenmini - sterinm ist eins Persönlichkeit in Aussicht genommen, die sich vorläufig noch Bedenkzeit Vorbehalten hat. Da das Schwergewicht des Kabinetts sich wesentlich nach der finanziellen und wirtschaftlichen Seite verschoben hat, dürften die Hauptaufgaben des neuen Außenmini sters sein, für einen ruhigen Gang der außenpolitischen Geschäfte, für die Aufrechterhaltung korrekter Bezie hungen zu den anderen Großmächten und für die Ver meidung von Konfliktsstoffen zu sorgen. Von außenpolitischer Bedeutung wird die gerechte Durchfüh rung der Entwaffnung.sein und iM Zusammenhang da mit die Haltung der süddeutschen Staaten, namentlich Bayerns. Tie Unstimmigkeiten zwischen Berlin und München haben der Reichsregierung erhebliche außen politische Schwierigkeiten bereitet und es wird dem neuen Außenminister Vorbehalten sein, ein vertrauensvolles Verhältnis mit den süddeutschen Ländern zu schaffen und zu erhalten. Noch vor der Ernennung des neuen Ministers des Auswärtigen dürften aber, wie verlautet, personelle Veränderungen innerhalb des Auswärti gen Amtes erfolgen, bei denen auf die Wünsche meh rerer höherer Beamter, wieder im Auslande Verwen dung zu finden, Bedacht genommen werden soll. Man glaubt zu wissen, daß Staatssekretär v. Hantel für einen Botschafterposten in Aussicht genommen ist. Ter gegenwärtige deutsche Botschafter in London Stha- mcr soll amtsmüde sein. An seine Stelle dürfte Staatssekretär v. Haniel nach London gehen. Auch der zweite Sekretär im Auswärtigen Amt Boyen wird seinem Wunsche gemäß einen Auslandsposten erhalten. An seine Stelle soll der gegenwärtige bayrische Handels-! Minister Tr. Hamm treten oder Geheimrat Bierz, per durch seine geschickte Führung der Verhandlungen in Erncnnuugsfragen bekannt geworden ist. Eine wichtige Veränderung.soll auch in der Reichskanzlei bevorstehen. Staatssekretär Albert, der Chef der Reichskanzlei, soll dem Reichskanzler sein Rücktrittsgesuch Überreicht haben. Ucbcr die Nachfolgerschaft in dieser Stellung fst aber noch nichts bekannt. Dr. Hamm — Reichsfinanzminister? Der bayrische Handelsminister Tr. Hamm, der der demokratischen Reichstagsfraktion angehört, ist in Berlin eingetrossen und hat mit dem Reichskanzler Tr. Wirth und einigen Parteiführern Besprechungen gehabt. Tr. Hamm hat seine grundsätzliche Bereitwilligkeit erklärt, den Posten des Reichsfinanzminister» anzuneh men, da die Ausführung der Bestimmungen des Ultima tums lebenswichtige bayrische Fragen berühre und er der Ueberzeugung ist, daß er als Neichsminister dem Inter esse Deutschlands ebenso wie dem Interesse Bayerns wird dienen können. Vas Programm -es Kabinetts wkrth. Wie verlautet, wird der neue Reichskanzler am 31. Mat in der ersten Neichstagssitzung nach den Pfiugstferien eine Programmrede halten, in der er dem Reichstage auch Mitteilungen machen wird über die Art der Erfüllung der deutschen Reparattonspflichten gegenüber der Entente. Tie Netchsregierung arbeitet augenblickliche an einem großen Neparationsplan, über den bereits in den nächsten Tagen Mitteilungen der Oeffentlichkeit übergeben werden sollen. Tie uns aus erlegten ersten Zahlungsfristen werden strikt tnnegehal- ten werden. In seiner Programmrede wird sich Reichs kanzler Tr. Wirth auch ausführlich über das ober schlesische Problem -aS bis dahin ge- löst.sein wird. Tie Reich-eegierung dringt auf.ein beschleunigte Lösung -er oberschlesischen Frage, die we gen der Unsicherheit in der Kohlenerfassung bereits be ginnt, für Deutschland und seine übernommenen Koh lenlieferungen katastrophal zu wirken. Zur Regierungrnrubildvng in Preußen verlautet aus guter Quelle, daß die bürgerlichen Par teien eine Wiederherstellung des alten Kabinetts keineswegs dulden werden Md die Deutsche Volks partei bei.einer Umbildung ihrerseits neue Forde rungen stellen wird und auf eine Beteiligung an der Regierung Wert legt. Ministerpräsident Stegerwald will Ende Mai mit d.en Parteien verhandeln und eine Neuwahl des Ministerpräsidenten in Anre gung bringen. Bayern entwaffnet. Nv. Einer der Hauptpunkte der soeben Überreichten Ausführungsnote des Generals Nollet zum Ultimatum, soweit dieses die Entwaffnung betrifft, handelt von der Waffenablieferung der deutschen Selbstschutz organisationen und natürlich in der Hauptsache der bayrischen. Der 30. Juni wird nunmehr als der endgültig letzte Termin festgesetzt, bis zu dem sämt liche angemeldeten Waffen abzuliefern sind. Am 30. Juni werden also die bahriseben Einwohnerwehren auf gelöst sein und der Vergangenheit angehören, und da mit werden wir eine Streitfrage hinter uns haben, die verschiedentlich den Anschein gewann, als ob durch sie der weitere Bestand des Reiches in Frage gestellt würde. Aus dem ganzen übrigen Reich forderte man bei jeder Erneuerung des Ententeverlangens auf .Entwaffnung, daß.Bayern auf seinen Selbstschutz verzichten solle und in Bayern nahm man diese Aufforderung übel und es schallte lauter aus dem Walde heraus, als es hinein ge schallt hatte. Versteht sich am Rande, daß es im Bayern lande gewisse Kreise gab, die mit dem Blick auf.Frank reich und die Münchner französische Mission landesoer räterische Sonderbeichten hatten, und denen mit dem Hin und Her von Gründen und Gegengründen natürlich weidlich gedient war. Aus dieser Gegend stammten denn auch die versteckten Andeutungen über die Reichsver drossenheit Bayerns und die Abtrennungsbewegung, wo durch die Stimmung im übrigen Deutschland immer wei ter verschlechtert wurde. In Preußen, Baden, Würt^ temberg wollte und konnte man nicht zugeben, daß die Republik in Bayern eines Tages von neuem von links her bedroht werden könne, was von der Regie rung Kahr immer wieder betont wurde, und in Bayern wiederum konnte und wollte man nicht verstehen, daß Man jenseits der bayrischen Grenzen ein Sonder dorrecht Bayerns nicht anerkennen wollte. All das ist nunmehr aber durch die deutsche Unterschrift unter das Ultimatum erledigt, und obgleich von rechtsstehender Seite in Bayern wie im Reiche anscheinend letzte Ver suche angestellt werden, um Bayern zum wetteren Durch halten anzureizen, kann man erfreulicherweise die Er wartung hegen, daß die Entwaffnung der bayrischen Selbstschutzorganisationen bis zu dem angegebenen Zeit punkt erfolgen wird. Hat doch selbst der ungekrönte König von Bayern, der Bauernführer Tr. Heim, sich in diesem Sinne in der Unterzeichnungsnacht im Rejchs-> tag Pernehmen lassen. Es wird sich erweisen, daß im letzten Gruüde die Entwaffnungsfrage für Bayern und das Reich immer mehr ein Problem technischer Art ge wesen ist, Obgleich es manchmal nicht diesen Anschein hatte, und am Ende wird sich auch hier wieder zeigen, daß der Reichsgedanke durch alle Widerstände nur im mer weiter gestärkt wird. Aorfantys neuester ^»chachzug. R. Bei der Bewertung des Korfanty-Telogramms, in dem er seinen Rücktritt ankündigt, ist mehrfach ein Optimismus zutage getreten, der, wie dem Auer Tage blatt geschrieben wird, keinerlei Berechtigung hat. EÄ ist verkehrt anzunehmen, daß^nunmehv die Liquidation des oberschlesischen Aufruhrs erfolgen würde, und es besteht auch kein Grund zu der Annahme, daß Aor- fanty durch Warschau oder durch die Rede Lloyd Geor ges zu seinem Schritt beeinflußt worden ist. Viel näher liegt vielmehr die Vermutung, daß gewisse gute Freunde in Oppeln ihm diesen Schritt angeraten haben, und wir gehen Wohl nicht fehl in! der Annahine, daß Generäl Lerond selbst feine Hand mit in diesem Spiele hat. ES ist doch! nicht bestritten worden und es kaust nicht bestritten werden, .daß der französische Mi litärbefehlshaber General de Brantes in den letz ten Tagen wiederholt mit den Aufständischen verhandelt hat. Auf diesem Wege wird wahrscheinlich dann die französische Anregung zu Korfanth gedrungen sein. Korfanty will keineswegs daS ganze Auf stand Sgebi et räumen, .sondern nur ein Gebiet, das, wie es in dem Telegramm wörtlich! heißt, groß, ge nug ist, um zu sichern, daß die Feindseligkeit mit den Deutschen sofort aufhöre. TaS bedeutet also, -atz Kor- fanth nichts anderes WM als Verhandlungen mit der interalliierten Kommission >um zur Festlegung einer Demarkationslinie zu kommen. Labet ist^a ganz gleichgültig, .ob diese Linie drei, vier oder fünf Kilo meter hinter der fetzt gehaltenen Linie liegt. Im eigent lichen AufstandSgebtet will Korfanth nach Wie vor seine Macht Hefestigen und aufbauen. Korfanth will aber noch mehr. Er hängt sich Letzt ein ethische» Mäntelchen um, er will aus dem eigenen Unrecht heraus 'und will di deutschen Verteidiger heimatlichen Boden» in Unrechts setzen. Bon den französischen Truppkn, di« di» sogenannte neutrale Zone besetzen sollen, hat er, dasi haben sa die Ereignisse hinlänglich! gezeigt, nicht» zu befürchten. Er hofft aber, datz eS zu Konflikten zwischen diesen Truppen und dem deutschen Selbst schutz kommen wird, da der Selbstschutz ein berechtigtes Mtztrauen gegenüber den französischen Truppen zeigen wird, die bisher oberschlesischen Boden gegen die Polen nicht verteidigt haben und von denen nicht anzuneh men ist, datz sie das in Zukunft tun werdest. Da die Anregung zu dem Telegramm offenbar von der inter alliierten Kommission selbst gekommen ist, so besteht auch die berechtigte Befürchtung, daß diese sich nunmehr zu Verhandlungen mit Korfanth bereit er klären dürfte. Solche Verhandlungen würden aber eine Anerken nung Korfanths und eine Anerkennung des be stehenden Zustandes bedeuten. Dagegen müssen wir aufs allerschärfste Front machen, denn dann würde zu dem tatsächlichen Bankrott der interalliierten Kom mission auch noch eine rechtliche Bankrotterklärung treten. Es besteht also aller Grund, den weiteren Ver lauf der Tinge mit dem größten Ern st zu betrach ten, denn allem Anschein nach wird ein Abschluß dieser Verhandlungen die Einigung darstellen, die Frankreich erstrebt, .und die dann auf unsere Kosten, auf Kosten Oberschlesiens, zustande kommen soll. korfantps Appell an Llop- George. Ei« Telegramm Korfanty». Morning Post veröffentlicht ein langes Telegramm, do» Korfanty an Lloyd George in Erwiderung aus dessen Unterhaus- rede über Oberschlesien gerichtet hat. Korfanty erklärt darin, er habe durch feine Unternehmung die Anarchie und den Bür gerkrieg in Oberschlesien ve rh i nder t..,(l) Weiter heißt es in dem Telegramm: Gewisse englische wie auch französi sche Kreise könnten Ihnen sagen, daß ich in Berlin während de» großen Krieges mein Leben aufs Spiel setzte 0), »m selbstlos der Sache Englands u nd i F rank reich» dienen. Korfanty appelliert zum Schluß an das Gerechtigkeits gefühl Lloyd Georges und seine Ehre als Engländer und fordert einen gerechten Urteilsspruch, der aus den Vertrag von Versailles gegründet sei. / Korfanty kompromittiert die Alliierten. In einer Unterredung mit dem Sonderberichterstat ter des Daily Expreß erklärte Korfanth: Wenn di« Alliierten den polnischen Standpunkt nicht einnähmen, so würde er Oberfchlesien verlassen. Tie Alli ierten würden dann aber für die folgenden Ereignisse verantwortlich sein., Wenn er gehe, werde in Ober schlesien das Chaos herrschen (?). Korfanth erklärte, gegenüber Polen sei nichts aus reiner Liebe geschehen. Ties fei besonders wahr im Hinblick aus Großbritan nien, .dessen Haltung gegenüber Polen durch politi sche Notwendigkeiten bedingt sei. Die polnische Regierung läßt Korfanty fallen. Ter polnische Ministerrat beratschlagt zurzeit über die Stellungnahme der Regierung zur oberschlesischen Frage, besonders zur jüngsten Rede Lloyd Georges. Tas Resultat dieser Beratungen wird eine Erklärung des Premierministers Witos sein, die dieser in der heu tigen L an d tags sitz un g abgeben wird. Soweit bis jetzt feststeht, wird Witos sich nicht mit einer kurzen Erklä rung begnügen, sondern Lloyd Georges Ausführungen Punkt für Punkt beantworten. Man glaubt, an nehmen zu können, daß die Regierungserklärung bei aller Wahrung der polnischen Behauptung, daß Ober schlesien ursprünglich polnisch gewesen und dies zum größten Teil auch geblieben sei, nicht nur entschieden jede Kenntnis der polnischen Regierung von dem sich vorbereitenden Aufstande verneinen, sondern auch in unzweideutiger Weise von Korfanth abrücken werde. Llopü George über Gberschlesten, Lloyd George erklärte: Seine Rede vom 13. d. M. sei von der öffentlichen Meinung der alliierten Länder einstimmig ge billigt worden. Großbritannien werde der von der Mehrheit der Mächte, die zur Festlegung der schlesischen Grenze berechtigt seien, getroffenen Entscheidung sich getreulich anschließen, wie auch tmnst, der Spruch /ausfallen möge. Wir nehmen, sagte er, datz Plebiszit voll an al» Ausdruck de, Wünsche der Bevölkerung Oberschlesiens. Da» Fair Play England». Reuterbüro erfährt: Tie Haltung der britischen Regierung .gegenüber dem Aufstande in Oberschlesien sei Fest halten an ihrem F.air Play gegen Polen, sowie gegen Deutschland, eine Haltung, die sich auf -en Versailler Vertrag stützt. Großbritannien beabsichtige, loyal seine Verpflichtungen auszuführen, könne aber keinen Versuch dulden, der Entscheidung des Obersten Rates durch Schaffung eines fait accompli vorzugreifen. Ter britische Standpunkt zur Frage einer Teilung Ober schlesiens sei vollständige Unparteilichkeit. Tie Haltung der deutschen Regierung werd« als völlig Korrekt ange sehen. Aber das dilatorische Verhalten der Polen, di es unterließen, die Grenz« zu Beginn -es Aufstande» zu schließen, wird als durchaus unbefriedigend ange sehen. Propaganda für den unabhängigen Staat Oberschlesten. Der diplomatische Mitarbeiter der Daily RewS schreibt, es herrsche allgemein Uebereinstimmung dar über, datz der oberschlesische Jndustriebetzirk nicht ohne ernste wirtschaftliche Gefahren g«. teilt werden könne. Es sei jedoch äußerst unwahr.