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UN- Anzeiger für -ÜA EkAAst-EkA» ,-'«'L^«s I W.''«?.^«Mr"k^^ Nr. 1--. Montag, -en -. Mal 1-21. 1-. Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. Di« KavlnettSkrist» ist noch nicht gelost; ncherding» steht wieder di« Kandidatur Stres»-- mann im Vordergrund«. An der Frag» der Annahme oder Mb lehnuna de- Ultimatum» sind die RegterunüSpar- teien noch zu keiner einheitlichen Stellung nahme gelangt. Li« Lirg« in Oberschlesien ist unverändert evnst; KönigSh.ütte und Kandrizin Und in polnischer Hand. Der deutsch.russische Handelsvertrag ist am Sonnabend in Berlin unterzeichnet worden. Unterschreiben oäer nicht? S. Unterschreiben oder nicht unterschreiben? Das ist die große Gegenwartsfrage, vor der das deutsche Volk steht. Nur wenige Tage sind es, die noch zur Ueber- leguug zur Verfügung sind. Schon darin, daß über das Geschick eines 60-MtllwnenvoIkeS seit dem Waffen- stillstandSangebot Deutschlands nur immer mit Ulti maten mit Tagesfristen entschieden wird, liegt ein so furchtbares Verbrechen an der Weltgeschichte, daß diese Tatsache allein genügen müßte, über die feindlichen Völker und Männer härteste Strafen eines allerhöchsten Gerichtes herbeizuwünschen. Und nun: Was wurde schon von dem deutschen Volke erpreßt! Wie wurde es schon erniedrigt. Was tat man ihm noch außer halb der Diktate an. Was zählten Abstimmungen? Was erleben wir in diesen Tagen in Oberschlesien! Nützt uns angesichts dieser Schmähungen und Mißachtungen des Versailler Schmachfriedens überhaupt eine Unter schrift, ein feierliches Unterwerfen der Papierdiktate? Tas, was wirklich mit uns geschieht, ist.mit dem Diktat, wie die Vergangenheit lehrt, noch gar nicht begrenzt. Jedes neue Diktat ist kraft der unbegrenzten und von keinem Menschen in dieser Welt gezügelten. Macht über uns so ausgestattet, daß es neue Handhaben zu neuen Drangsalierungen in sich birgt. Mit Genugtuung kann zur Stunde gesagt werden, daß die Regierungsparteien nach wie vor nicht gewillt sind, das neue Machwerk der Feinde zu unterzeichnen. Was aber dann? könnte man fragen. Doch diese Frage ist auch zu stellen, wenn die Unterschrift geleistet wird. Gewiß ist diese zu beantworten: Zahlen. Nicht einmal Optimisten aber sind imstande zu sagen, daß wir zahlen können. Wer das sagt, ist entweder irrsinnig, oder er ist ein Feind im eigenen Lande. der'S wider besseren Wissens sagt. 3V, Milliarden Gvldmark im Jahre auf ein Menschenalter hinaus. Welcher Blöd sinn! Nach dem heutigen Stand der Valuta sind das über 40 Milliarden deutsche Papiermark! Wissen wir nicht nur von Defiziten der Reichshost, der Reichseisem bahnen? Wissen wir nicht genau, daß alle Reichsein nahmen zur Deckung der Reichsausgaben fürs eigene Land unzureichend sind? Woher sollen die alljährlich an die Feinde zu zählenden 40 Milliarden kommen? Sollen diese die Länder, Städte und Gemeinden auf bringen, die alle vor dem Bankrott stehen? Diese war ten auf höhere Zuwendungen vom Reiche aus der Reichs einkommen- und anderen Steuern, nachdem sie alle Steuerquellen ihres Landes oder ihrer Gemeinden er schöpft haben. Also bliebe nur übrig, dem deutschen Volke neu« Reichssteuern auszubürden. Daß die Grenze der Leistungsfähigkeit aber bereits überschritten ist. weiß jedermann. Schon'jetzt ist allenthalben jeder Schaffensgeist ertötet und die Schaffenskraft erlahmt angesichts der niederschmetternden Tatsache, daß durch schnittlich .mehr als ein Drittel de» Einkommen« für Reich, Staat und Gemeinde ausgebracht werden muß. Wird vom Einkommen noch! mehr abgefordert, dann ist die Arbeit nur Frondienst für die Feinde. Schlimmer aber kann die Lage auch! nicht werden, wenn wir nicht unterschreiben. Wir fronen dann unter dem Joch der Feinde, im anderen Falle unter selbst aufgelegtem Joch!. Aber die Besetzung! Wir sind unseren Volksgenos sen schuldig, ihnen dies« Pein zu ersparen. Gewiß, aber wir können es nicht. Wir können es auch! nicht, wenn wir unterschreiben, weil wir nicht halten können, was wir versprechen. Und dann kommen di« Sanktionen, die Besetzungen doch! noch. Aber soviel Hoffnung müssen wir uns noch! bewahren, wenn wir nicht an Allem verzweifeln wollen, daß niemals da» Rechtens bleiben kann, was uns bis setzt angetan worden ist und noch! werden wird. Gewiß heißt «S an Wunder glau ben, diese Hoffnung zu hegen. Ein« lange Geduldsprobe! kann uns auferlegt werden. Bon heute zu morgen kann Rettung nicht erwartet werden und jeder gegen wärtig« Ausblick nach! einem HoffnungSstern ist töricht. Kein« Menschenseel« im Erdenrund erbarmt sich unser. Das muß jedem klar sein. Dem AmerikaWvärmer so wohl wie dem Jnternationale-Anhänger. Unser« Hilf« mutz uns aber irgendwo und irgendwie in der Welt erstehen. Vke Regierungskrise. D». May« lehnt ab. Ten Berliner Blättern zufolge hat Botschafter Nr. Mayer am Sonnabend dc -, f" ^»Präsidenten mitge teilt, datz er den Auftrag r"r Bildung de» neu«« Reichs- kabtnettS nicht übernehmen könne. Ter Reich». Präsident gab dem Wunsch« Ausdruck, daß Dr. Mayer die endgültia« Sntschschung guf Montag vertagen möchte. Sta Protest. i Laut Vorwärts hat am k. d. M. in Köln eine Kon ferenz von Vertretern de» Allgemeinen Deut- sHen GewerkschaftSbunde» und der Arbeits gemeinschaft freier Angestelltenverbände Westfalens, des gesamten Rheinland«» und der übrigen besetzten deut- schen Gebiete eine Entschließung angenommen,, in der die Versammelten, die rund 2 Millionen Mitglieder der- treten, auf das nachdrücklichste gegen die Gewaltmatznah- men der Entente protestieren, die Deutschland nur auf lang« Jahre zum Arbeitssklaven ihrer imperialistischen Ziele machten. Tie Entschließung ruft zur Abwehr fe der Gewaltanwendung mit Hilfe der gesamten inter nationalen Arbeiterschaft auf und erklärt, daß Zeine Maßnahme der Entente die Arbeiter und Angestellten in ihrer Treue zur deutschen Republik wankend machen könnte, und daß sie allen Maßnahmen, die auf LoS- reitzung der besetzten Gebiete hinzielen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln entgegentreten werden. Versprechungen al, Köder. Daily Telegraph meldet aus Newhork, in Ame rika sei ziemlich! allgemein die Ansicht verbreitet, es sei Deutschlands augenblickliche Pflicht, die Bedingun gen der Alliierten anzunehmen und den ehrlichen Versuch zu machen, sie zu erfüllen. Wenn der Reparationsplan in seinen wirtschaftlichen Folgen sich als undurchführbar erweise, so würden nach Ansicht Washingtons die Alliierten bereit sein, von Zeit zu Zeit ihn abzuändern, umihnderverändertenLage anzuvassen. Aus di« lang« Bank. Das Reuterbüro meldet aus Washington, daß jetzt, da die Vereinigten Staaten angenommen haben, stich! inoffiziell im Obersten Rat, in der Reparations kommission und im Botschafterrat vertreten zu lassen, die Führer des Repräsentantenhauses anregten, - die Resolution des Senators Knox, die den Kriegszustand mit Deutschland Mr beendigt erklärt, .solange zurück- züstellen, bis die größeren Probleme, die aus dem Kriege hervorgingen, geklärt sind. Tie Führer des Repräsentantenhauses erklärten., daß diese Haltung die Zustimmung der Senatskommission für auswärtige An gelegenheiten finde und, wie einig« behaupten, .auch, die Zustimmung des Präsidenten. Was tut äie Interalliierte Kommission? SW. Seit der Rückkehr des Generals L « rond nach Oppeln scheint bei der Interalliierten Kommission ein anderer Wind zu wehen. Ter Vertreter Frankreichs während der Abwesenheit LerondS, Generalkonsul Pon- so t, .hatte sich wenigstens bemüht, guten Willen zu zeigen. Jetzt aber scheint sich das Blättchen gewendet zu haben. Tas zeigt besonders ein Von der Interalli ierten Kommission veröffentlichtes Kommunique, dem zufolge eine Entspannung der Lage im Aufstands gebiet eingetreten sein soll. Gegen eine derartige Auf fassung der Lage, die den tatsächlichen Verhältnissen in keiner Weise entspricht, muß allerschärffter Wider spruch erhüben werden. Wie kann die Interalliierte Kommission von einer Entspannung im Aufstandsge biet sprechen, in dem sie keinerlei Machtbefugnisse mehr ausüben kann? Eine Entspannung der Lage wäre auch! dann noch! nicht eingetreten, wenn «S Korfanty ver standen haben sollte, unter dem Truck der polnischen Waffen etwa» zu schaffen, da» wie Ruhe aussteht.. Aber selbst -aS hat Korfanty nicht getan, sondern unaus gesetzt laufen bei allen Stellen Nachrichten über Drang salierung der Deutschen und über Plünderung deutschen Eigentums ein. Und trotzdem behauptet di« Jnteralli« ierte Kommission, eine Entspannung der Lage sei ein getreten. Ta ist eS denn doch nötig, auf di« Verant wortlichkeit der Interalliierten Kommission ganz be sonders hinzuweisen. Ti« Kommission ist Pon deutscher Seite viele Male gewarnt worden. Ihr selbst Ionntsn auch! die umfassenden AufstandSvorbereitungen nicht ver borgen bleiben. Hätte man damals di« geeigneten Schutzmaßnahmen getroffen, so wär« der Aufstand von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen- Die In teralliierte Kommission aber tat nichts.' Sie hat dann beim Ausbrechen des Aufstandes, das soll gar nicht bestritten werden,, den besten Willen geäußert, der Lage Herr zu werden. Es sollen auch! nicht die Schwierig keiten verkannt werden, di« der Aufgabe der Inter alliierten Kommission entgegenstanden. , ES darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß nicht all« Mittel ergriffen worden sind, die nach deutscher Auffassung hätten ergriffen werden können. Warum hat man/ gezögert, da» Angebot der Schutzpolizei anzunehmen? Prestigegründe können dafür doch, nicht in Frage kom men, denn das Prestige der Kommission hatte durch.ihr Versagen schon zur Genüg« gelitten. ES darf.auch nicht verschwiegen werden, daß wieder, wie beim Augustauf stand 1920, die französischen Truppen an zahlreichen Stellen ganz ofstn mit den Aufrührern fraternisiert haben. Tie Flaggenehr« der interalliierten Mächte ist ihre Angelegenheit; unser« Angelegenheit aber ist da» Schicksal der Deutschen in Oberfchlesten, und daraus er wächst unsere Pflicht, di« Interalliiert» Kommission nut» endlich zu Taten aufzurufen, wenn sie glaub« sollt», auf dem ««rhandlungSwege den MuOand rückgängig -u machen, so irrt sie sich doch sehr in Korfanty. Ober» schlesien braucht jetzt die Tat« der gütevalliiert« Kom mission. nicht» andere». , Eka» vorlütrfig» Regelung -er obersthleflsthra fraget , England i« Gegensatz ,» Frankreich Wie Petit Parisien mitteilt, hat in der Sitzung de» Botschafterrates am Sonnabend ein Vorschlag der englischen Regierung vorgelegen, um angesichts der Lage in Oberschlesien zu einer provisorischen Regelung zu gelangen. Die englisch« Regierung wünscht, daß unverzüglich die südlichen Bezirke von Pletz und Rybnik den Polen und die Bezirk« auf dem linken Oderuser Deutschland zuge- sprachen werden. Der strittig« industriell« Be- zirk soll indessen unter alliierter Verwaltung bleiben, und in diesen Bezirk sollen sich sämtlich« inter alliierten Truppen zurückziehen, da e» augenblicklich unmöglich ist, zur Wiederherstellung der Ordnung Verstärkungen nach Obersch lefien zu entsenden Nach dem Petit Parisien soll dieser Vorschlag geprüft werden. Ter Botfchafterrat wollte sich am Montag wieder mit ihm beschäftigen. Das Blatt Meint jedoch, es sei zweifelhaft, ob er für annehmbar erklärt werde, denn durch «ine derartige halbe Lösung würde man die Gemüter erregen und außerdem die alli ierten Truppen in eine schwierig« Lage bringen. Schließ lich berichtet Petit Parisien, daß zwei Vorschläge für die Grenzfestlegung in Oberschlesien von der interalli ierten Kommission in Oppeln eingegangen sind, ein Be- richt von General Lerond, der sich auf den pol nischen Standpunkt stellt, und ein Bericht von dem englischen Oberst Pereival und von dem ita lienischen Gesandten de Marini.. der vorjchlägt, daß nur die Kreise Pletz und Rybnik den Polen zugesprochen werden sollen. Ter Botschafterrat hat nunmehr beide Berichte an die Interalliiert« Kommission zurückgegeben und sie aufgefordert, sie solle versuchen, zu einer ein-! hettlichen Lösung zu gelangen. Henchl« Korsantg. Dem Berichterstatter der amerikanischen Zeitung Newhork World erklärte Korfanty, an dem Au»« bruch des Aufstandes sei er selber schuldlos, später aber hab« er sich seinem Volke nicht entziehen kön nen. Er habe di« industriellen Werke, Wasserwerke und Elektrizitätswerke fest in der Hand, darum brauch« er auf die Besetzung der Städte keinen Wert zu legen. Am Montag werde der Generalstreik abgesagt werden, aber er wolle 40 000 Mann unter den Waffen behalten. Am Freitag habe er einen Vertreter nach Oppeln entsandt, der mit der Interalliierten Kommission verhandelt. Un angenehm könnte ihm lediglich! eine Entsendung eng lischer Truppen werden, doch werd« er auch dann der Lage gewachsen sein. Eine unverschämt« Proklamation. Ter polnische Kommandeur Jan Phka veröffentlicht folgenden Anschlag! Oberschlesien ist nunwehr in den Hän den der Polen. Tie ausführend« Gewalt ist in unser« Hände übergegange«. Alls Bürger haben sich unseren Verordnungen zu fügen und di« gesetzlichen Bestimmungen zu achten. Zuwiderhandlungen und alle HandlMrgen gegen die bewaffnet« Polizeimacht ziehen die schärfsten und strengsten Stra fe« «ach VA. Das Hauptquartier der Insurgenten, da» Schillersch« Hotel in Hindenburg, ist durch französische Post«n besetzt worden. Don Staät unä Lanä. «ue, S. Mai 1921. posaunenfest in fiue. a. Warmer FrühlingssonneMein lagerte gestern über dem Auer Tale und beträute das 20. Posaunenseft des «v-luth. Jung- männerhundes in Sachsen, da, in unserer Stadt abgehalten wurde. Außerordentlich stark war die Zahl der PosaunenMser ev.-luth. Jungmannschaften, die zur Teilnahme an diesem Feste nach Aue gekommen waren, außer 400 Bläsern hatten sich weit mehr als 1000 Gäste von iauswärts etngefunven. Mit fast allen Verkehrsmitteln waren fie — viele schon am Sonnabend >— hie, eiNgLtroffen, und am Sonntag morgen noch brachten Mit jungem Birken geschmückte Lastauto, große Teilnehmerscharen au, dien näher gelegenen Großstädten. Di« vielen Gäste, die über Nacht hier ^blieben waren, konnten dank der beinahe sprichwört lich gewordenen Auer Gastfreundschaft trotz der herrschenden Wohnungsnot alle Lei prächtiger Aufnahme in hiesigen Familien untergebracht werden und waren am Sonntag morgen, al, Vie Feierlichkeiten thrm «tzfang nahmen, rechtzeitig zur Stech. Doch nicht allein die Mitglieder de, sächsisch« «v-luth. Amg> männervundes von nah und fern beteiligten sich an dem Fest«, auch die Einwohnerschaft unserer Stadt und der Ortschaften der Umgebung nahm daran regsten Anteil. In aller Herrgotts frühe schon herrschte deshalb am Sonntage lebhaft«, Treiben in den Straßen und die Langschläfer mögen andächtig aufgehorcht haben, al, um 88 Uhr feierliche Posaunenkläng» die Luft durch, zitterte«. Weithin hörbar war di, Morgnruwsik auf dem Taßler-Platze^ die nach einer nur für Vie Bläser bestimm ten Morgenwethe in der NteolaUirch» (Schrtstverlesung und Ge bet. umrahmt von Posaunchworträgen) den in der Oefftatlichstit