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ftuer TageblattS Nr. 120. 1». Jahrgang. I LV«L-P '«x kiua»»»<I«> v«ch «ns«»« v»t„ f»«I l„ e„, »»»«Mch IU» m«k «,! t,r ««MI, i» Mae» , ««» t«r P»st d,st,U» «I»rI«II»hr»ch II.»» M«rk, »»««tttch ».»» m«,k. «rM.Int m»«a «alt »u»i»«d»i »»« «»»»- an» I«I,kt»-«n. U»f«i» -»Uun-,»u»«r«,«, u.r plstaag«tt,a «»I VneftrI»«» »«stiUu«,., «»!,«,,a, Vorwttstag, -r« 2-. Mat 1-21. Das Wichtigste vom Tage. T-be Meldungen, daß dem deutschen Botschaf- er Mäher tn Parts ein« schriftliche Note oder ar eine Art Ultimatum überreicht worden sei, lick falsch. » Nach amerikanischen Meldungen ist der Botschaft er Harvey ermächtigt, einen Plan Harbin«- Mr Men Weltschiedsgerichtshof den Vertretern er europäischen Regierungen zu unterbreiten. Nach den englischen Blättern haben ditz halbamtl ichen Verhandlungen zur Lösung de- Berg- n-b eiter ko nflikteS zu einer für beide Teile an- > eh mbaren Verhandlung-Grundlage geführt. * Tie. LandeSregier un g Salzburgs hat der Neuer 'Zentralregierung gngezeigt, daß sie aus techni- hen Gründen nicht mehr in der Lage sei^ die Volksabstimmung über den Anschluß an iaS Deutsche Reich, die am 29. Mai anberaumt st, aufzuheben. Die neuen Steuern. Nb. In der Presse ist zurzeit viel die Rede !bon dem ,rohen Steuerbukett, das die Negierung Wirth aufzu teilen gedenke, und das mit möglichster Beschleunigung >em Reichstalg überreicht werden soll, weil fa die Durch- üshvüng des Ultimatums zur beschleunigten Erledigung ier notwendigen gesetzgeberischen Arbeiten zwingt. Man »eM, daß die Niesenaufgabe,, die Deckung für neue 4 0 >is 50 Milliarden, letzten Endes darauf hinaus- aufon wird, so gut wie im Bausch und Bogen sümt- ichc bestehenden Steuern wesentlich zu erhöhen und >r glichst, viel neue hinzuzuerfinden. Tie Aussicht ist ücht sehr erfreulich, besonders wenn man bedenkt, daß' ns Etatsdefizit nach der letzten offiziellen Berechnung, >ie im Reichsrat bekanntgegeben wurde, schon auf.80 Milliarden angestiegen war und inzwischen weiter ge wachsen sein dürfte. Es ist daher eigentlich gänzlich Un- r find sich, .woher der neue Geldstrom sich ergießen soll, md in jedem Fall steht fest, daß das deutsche Volk vor leuen gewaltigen Belastungen steht. Man darf ohne Wei-' ereS annehmen, daß der Zwang zu dieser neuen Be-, astung den in der Negierung Wirch vereinigten Parteien, licht leicht fallen wird, aber sie. werden sich darauf!be- -usen müssen, daß die Mehrheit! des deutschen Volkes ii-r die Unterschrift des Ultimatums war und daher auch! ne Folgen dieser Unterschrift wird tragen müssen, und crner darauf, daß der Endeffekt auch bei einer Ver weigerung der Unterschrift kaum anders gewesen wäre., Zur Gegenteil, wenn Deutschland mit der Ablehnung des Ultimatums der Entente freie Hand gelassen und gleich zeitig also auf weitere staatliche Selbständigkeit Verzicht leleistet hätte, wäre wohl ohne weiteres anzunehmen ge wesen, .dckß unsere Gegner mit der deutschen Vermögens- mbstaNz wesentlich weniger pfleglich umgegangen sein würden, als jede deutsche Regierung. Aber weil es fest- lcht, daß die neuen Steuern jeden einzelnen Teut- ch e'n aufs schwerste in Mitleidenschaft ziehen werden, ft es unbedingtes Gebot, die Verteilung in wirklich an-' n'mefsener und gerechter Form vorzunehmen. ES ist vis ier zumeist seiber nur ein Schlajgwort gewesen, daß nan die stärksten Schultern belasten und die schwächeren ichonen müsse. Jetzt mutz diese Voraussetzung mit allen Mtteln erfüllt werden. ES kann unter keinen Um wänden nur darauf ankommen, .möglichst viel neue Steuerentwürfe auszuarbeiten, oberstes Gesetz muß viel mehr sein, nach der Leistungsfähigkeit der von dem Gesetz betroffenen Volksschichten zu operieren. In diesem Sinne wollen wir uns auf die kommenden schwe ren Steuerkämpfe vorbereiten. Vle Sozialdemokratie un- indirekte Steuern. Ter Führer der sozialdemokratischen ReichstagSfrak- Üon, der frühere Reichskanzler Hermann Müller hat iu einer Berliner Versammlung u. a. auch! das SrcUer- vroblem besprochen und, nachdem er festgestellt hatte!, daß ohne ein Eingreifen in die Substanz des Volksver mögens die Lasten nicht zu tragen seien, räumte er ein, datz auch die indirekten Steuern auf Masienge- nußmittel wie Tabak, Kaffe«, Tee, .Alkohol, erhöht werden müssen. Er führte an, «S sei eine Tat sache, daß Engländer und Amerikaner nicht verstehen, wie in Deutschland heut« noch- Unsummen für Alkohol! ausgegeben werden. E^ ist. bekannt, daß die Sozial demokratie schon seit längeren Jahren bei uns den Kampf gegen den BranntweinNÜHrt, weil der Alkoholkonsum iu dieser konzentriertesten Form, so sagte man, nur den Agrariern zugute käme. Natürlich! hat außerdem mit gespielt, daß die Befreiung vom Schnaps auch die wirt schaftliche und kulturelle Lage der Arbeiterschaft ver bessert. Bon hier aus kann die Sozialdemokratie in der Tat auch die Brücke zu erhöhten Auflagen auf.pu dere Massengenutzmtttel finden. Sie scheint sich dabei auf.Genußmtttel beschränken zu wollen und die Belastung nicht auf Gegenstände des notwendigen täglichen Bedarf» ausdehnen zu wollen. Ob es dabet bleiben kann, ist feine ander« Frage. Grund sä,«:Gegnerin indirekter Steuern überhaupt ist PU. Sozialdemokratie ja längst nicht mehr und nach dieser neuen Erklärung darf man annehmen, datz K« den Willen hat, den neuen Notwen digkeiten, soweit wie irgend möglich» Rechnung zu tragen.' Die oberschlesische Frage unä Brianäs Rammerreäe. Et. Briand hat in der mit Spannung erwarte ten Kammerred« gezeigt, datz er auch anders kann. Er hat zur allgemeinen Verwunderung «ine Rede in Moll! gehalten und hat sich von den Ungehörigkeiten fernge halten, Pie seit langem die Reden französischer Poli tiker charakterisieren. Wenn er diesen mäßigenden Ton auch in Zukunft beibehalten will, .so wollen wir daÄ dankbar begrüßen, weil es eine Verbesserung der poli tischen Umgängsformen darstellt. Was O bersch le- sien im besonderen anbetrifft, so verbirgt sich aber, hinter den ruhigen Worten die bereits früher gezeigte sachliche Gegnerschaft. In der Sache hat sich nichts geändert, und daher besteht auch! kein Grund zu irgendwelchem Optimismus, auf unserer Seite. Sach lich müssen wir um Oberschlesiens willen die Auffas sung Brtands nach wie vor bekämpfen, da diese Auf fassung keine Lösung der oberschlesischen Frage darstellt, die Oberschlesien selbst und der Sicherheit des Weltfrie dens nützen könnte. Es ist eine merkwürdige RechtS- austasfung, wenn man diese Bezeichnung überhaupt an wenden kann, daß z. B. Briand meint, die Gemeinden, die z. B. eine polnische Mehrheit gehabt hätten, müßten nun auch polnisch werden. Wie wir in unserer Note vom 1. April ausgeführt haben, ist die Bestimmung der gemeindeweisen Abstimmung nur als Wahlmodus anzusehen. Wenn man diese Bestimmung so anwenden will, wie es Briand und seine polnischen Freunde tuu. so wird man nie zu einer Lösung der ober sch lesischen Frage kommen. Wir müssen auch protestieren gegen die Art der Wahlkreisgeometrie, die der französische Mini sterpräsident zur Anwendung bringen will, dadurch, daß er behauptet,, das gesamte Mtnengebiet habe eine pol nische Mehrheit ergeben. Richtig ist vielmehr, daß die Volksabstimmung pes 20. März im Zentralrevier eine sichere, .und im gesamten Abstimmungsgebiet eine überwältigende deutsche Mehrheit gezeitigt haben. An dieser Tatsache kann man nicht vorübergehen, das kann auch der Oberste Rat nicht, der letzten Endes die Verantwortlichkeit für die ihm oorgeschlagene Lösung zu tragen hat. Eine Lösung ist nur möglich^ wenn man die wirtschaftlichen und geographischen Ver hältnisse, so wie es der Friedensvertrag vorsieht, auch mitentscheidend sein läßt. Diese Verhältnisse können aber, wenn sie richtig Anwendung finden, nur so ge deutet werden, daß ganz Oberschlesien unge teilt beim Deutschen Reich verbleibt. Briand hat endlich davon gesprochen^ datz man Polen pip Existenzmöglich keil geben solle. Polen besitzt diese Möglichkeit bereits in genügender Weise. Tatz es bisher noch nicht davon Gebrauch gemacht hat, ist eine polnische Angelegenheit, in Warschau hat man zurzeit anderes zu tun, als sich! um die innenpolitischen Ver hältnisse zu kümmern. Tort bereitet man die Aufstände vor, dort will man Oberschlesien an sich! reißen, das Polen in WirkÜichkett gar nicht gebraucht. Wir vertei digen mit der Forderung ncub einem ungeteilten deut schen Oberschlesien dagegen ein guteSRecht, das uns auf Grund des FriedenSverrrages und auf Grund des Ergebnisses der Volksabstimmung gegeben ist. * vor einem polnischen Ultimatum. Ter Warschauer Kurier meldet, daß Präsident PiV- sudski erklärte, er werd« im Namen der polnischen Re gierung an die deutsch« Regierung ein« Note senden, di« in ultimativer Form die Räumung der oberichle- sischen Bezirke von deutschen regulären Truppen bis Donnerstag abend fordert, widrigenfalls auch reguläre polnische Truppen tn Oberschlesien einrücken werden. Ein neuer Aufruf Korfantys. Korfanth erlätzt einen Aufruf .an die Deut schen tn den Städten des Abstimmungsgebiets, in dem er sagt, datz der Ring der Aufständischen sich von Tag zu Tag enger an die Städte zusammenschließe, so datz infolge des unausbleiblichen Hungers in den Städten selbst bald innere schwere Kämpfe auSLrechen müß ten. Tann heißt es weiter: Wenn die durch die deut schen Chauvinisten aufgestellten Orgeschbanden Wer die offene Grenze aus Deutschland tn Oberschlesien eindrin gen und den Kampf gegen die um ihre Freiheit kämp fenden Arbeiter und Bauern aufnehmen, werden unsere Leute von einer verzweifelten Wut erfaßt wer-' den, die kein Mensch, auch nicht unser Exekutivkomitee, auch nicht wir Unterschriebenen werden halten können. Tas wird unberechenbare Folgen nach, sich ziehen, unser Streben nach! Wiederbeleben des Wirtschafts lebens OberschlestenS unmöglich machen und «iw Unglück für die oberschlestschen Städte bedeuten. Ober schlesien wird sich in einen Trümmerhaufen ver- wandeln. In Eurem eigenen Interesse und im Inter esse der ganzen Bevölkerung fordere ich Euch guf, Pen Kampf um die Wiederbelebung des Lande- und der Industrie aufzunehmen. Fordert von den Vertretern der Interalliierten Kommission, datz sie di« Städte tn die Hände de-polnischen Volke», da- um sein» Freiheit kämpft, übergeben! Nur auf Pies« Art kön nen Sure Städte vor Unheil bewahrt bleiben. eine eagllsihr Warnung an Pols«. Wie die englische Presse erfährt, wird Lloyd George aus der kommenden Konferenz der Alliierten beantra gen, daß man Polen eine Warnung Vermittle, wor in Pi« polnische Regierung fstr. alle Schäden verant wortlich gemacht werde, di« di« Aufständischen tn Ober schlesien anrichteten. Tie englische Regierung sei der Ansicht, datz Korfanth sich! von Anfang an auf amtlich« Aufträge der polnischen Regierung berufen habe und auch deren Befehle au-führt«. Englische vemühnng«« zur Wiederherstellung der Ruh«. Ter englische Botschafter tn Paris hat dem HavaS- büro eine Mitteilung zugehen lassen, worin die bis jetzt von der englischen Regierung gemachten Bemüh ungen für die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Oberschlesien dargestellt werden. Tie englische Regierung weist darauf hin, datz sie bemüht ist. durch ihren Botschafter in Berlin und durch ihren Vertreter in der Plebiszitkommission die bekannten For derungen auf Nichtintervention durch! Deutschland unp auch die Weiterbelieferung Oberschlesiens nnt Lebens- Mitteln zu unterstützen. Diese Mitteilung.an da- Havasbüro ist anscheinend bestimmt, di« von der französischen Presse verbreiteten Nachrichten über eine englische Zustimmung zum französischen Ultimatum und zur französischen Drohung mit der Ruhrbesetzung zu dementieren. Die barbarische Kriegsführung Polens. Amtlich wird in London mitgeteilt, daß Katto- wttz während der letzten 48 Stunden zum Mittwoch ohne Wasserzuführ gewesen ist, da diese von den pol nischen Aufständischen abgeschnitten wurde. Man ist in London über die Anwendung derartiger Mitt»! barbarischer Kriegsführung sehr erregt. Man nimmt an, daß die französischen Truppen in der Nähe von Kattowitz sofort Maßregeln treffen werden, um diesen Zuständen ein End« zu machen. Die engli schen Truppen, die nach Oberschlesien gehen, um di« Ordnung wiederherzustellen, sollen reichlich! mit Tanks und Flugzeugen ausgerüstst sein. Die polnischen Plünderungen dauer» an. Ueber die Lage in Oberschlesien wird berichtet, datz die Räumung Lands berg- bestätigt wird. ES ist wieder eine Anzähl deutscher Landsleute verletzt! worden und Plünderungen vorgskommen. Gestern früh beschoß polnische Artillerie das so schwer yeimge- suchte Leschnitz. Fortdauernde Störung der Telegraphenverbindung. Eine Instandsetzung.sämtlicher seit mehreren Tagen östlich! der Linie Kreuzburp—Ratibor wieder gestörten Fernsprech- und Telep^aphenleitungen war bisher nicht möglich!, da die Linien und die Hauptstö- rungsstellen im Feuerbereich! der Aufständischen liegen und die Jnstandsetzungsarbeiten auch! unter militärischem Schuh der Interalliierten Kommission ohne Lebens gefahr nicht ausführbar sind. Deutsch-chinesischer Frieäensvertrag. Wie W. T. B. von zuständiger Stelle hört und wie im Auer Tageblatt schon gestern kurz erwähnt wurde, ist am 20. Mai in Peking ein Abkommen zwischen Be vollmächtigten der deutschen und der chinesischen Regie rung unterzeichnet worden. Hierdurch! wird der K r ie gs- zustand zwischen Deutschland und China de tzure beendet. Ti« diplomatischen Beziehun gen werden wieder ausgenommen und der deutsch« Han del in China erhält wieder freie Bahn. Ta-Ab kommen soll unverzüglich! den gesetzgebenden Körper schaften zur Genehmigung vorgelegt werden. Es trägt den Charakter eine- vorläufigen Vertrage-. Ein eigentlicher Freundschaft-- und Handels vertrag zwischen Deutschland und China sott später auf der Grundlage diese- Abkommen- abgeschlossen wer den. o Ter Sonderfriedensvertrag zwischen Deutschland und China ist dadurch notwendig geworden, -atz China den Vertrag pon Versailles nicht mitunter zeichnet hat. Es hat zwar an den Verhandlungen teilgenommen, bei denen e- durch den Minister de» Aeußern Zengziang und den früheren Minister Wang vertreten war. Aber diese haben schließlich von Peking Anweisung erhalten, die Unterzeichnung peS Vertrages zu verweigern, weil st« keine Aendexung.de» Abschnitte» über Schantung Mrtikel 156 und 158 d«S Vertrag-) durchzusetzen vermochten. GS sind die» dieselben den Japanern überaus günstigen Bestimmungen, die mit einer der Gründe für di« Nlchtratifikatton de» Vertrag» durch den amerikanischen Kongreß waren. Wie zwischen Deutschland und Amerika, so ist Auch zwischen un« und China der Friedenszustand d« facto schon seit einiger Zett wieder hergestellt, und die Handelsbeziehungen sind, wenn auch in wesentlich beschränkterem Umfang, wieder ausgenommen worden. Aber der Wbschlutz eine formellen Friedensvertrage»,, bet dem e» auch viele ver wickelte Rechtsfragen zu regeiln galt, war selbstverständ lich ein« Notwendigkeit und ist auf- lebhafteste zu L* grüßen. Ta- deutsch« Volk wird dem chinesischen sein«