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14. Jahrgang Nr. 1S-. Zirklichkett, oder noch besser gesagt, die tndustrieN« Geheimrat Dr. Goetz betont«, daß der Weg Deutschland» iirMchkeit/ Tft politischen Fragen wurden nach jetzt wieder austvärt» Mr«. daß sich wieder Merall emeinsamem Uebeveinkommen auSgelchaltet. und die eine Stärkung geltend mache. Jetzt stünden wir auf in «- Versuch« Rathenau», von Obers.chlesien zu sprechen, wurden von Loucheur mit dem Hinweis aus den Ver sailler Vertrag abgelehnt, Rathenau» Bericht begann mit einer bemerkenswerten Schilderung der wirtschaft lichen Lag« Europas. Ter Eindruck, den man daraus gewann, war der. daß der deutsch« Wiedrraufbaumini- ster mit dem Wirtschaftsleben mehr vertraut ist al» Wit der Frage de» Wiederaufbaus der zerstörten Gebiete. Rathenau meinte, daß die AuSfuhrabggbe von 2 6 Prozent schwer auf dem zukünftigen Budget Deutschlands lasten würde. Er scheint der Ansicht zu sein, daß das System der Londoner Obligationen durch ein neues Kreditmittel ersetzt werden könnte, vielleicht durch Wertpapiere, die Deutschland selbst un-> terzubringen sich bemühen werde. Rathenau scheint eS jedoch als nicht möglich bezeichnet zu haben, seine Pläne schon in nächster Zeit genau festzulvgen. Loucheur gab ihm zu verstehen, daß Deutschland auf keinen Fall hof fen könnte, Mr eventuelle Anleihen die Bürgschaft der Alliierten zu erhalten. Rathenau bestand darauf, daß Pie Naturalleistungen eine Hauptrolle spielen müßt«:. Er wies nach, daß.es für Deutschland bei dem gegenwärtigen Wechselkurs eine Frage auf Tod und Leben sei, daß es sich seiner Schuld durch Material lieferungen oder Arbeitskraft entledigt. Hier machte Loucheur einige Bemerkungen. Ge wiß könnten und sollten die Naturalleistungen eine große Rolle spielen. Man beschuldige Frankreich zu Unrecht, sich diesen Leistungen aus mißverstandener Sorge um seine eigenen Interessen zu widersetzen. Aber di« Naturalleistungen trügen den verwickelten Bedin gungen nicht Rechnung, unter denen sich die Frage in der Praxis darstellt. Loucheur zeigte Rathenau die Schwierigkeiten, die man erst lucheben müsse. So be- ronte Loucheur z. B. eingehend die Notwendigkeit, die Zahlungen für deutsche Lieferungen zu organisieren und sie für mehrere Jahre abzustufen. Nach den Londoner Beschlüssen sollen die Lieferungen im Laufe desselben Jahres durch fällige Kupons bezahlt werden, mit an deren Worten, die Materiallieferungen sollen in kei nem Fall die deutschen Jahresleistungen übersteigen- Loucheur konnte leicht beweisen, daß, wenn diese Ver fügung buchstäblich ausgeführt werden sollte, Frankreich nur ein geringes Interesse an den deutschen Sachlei stungen hätte. Loucheur lenkte Rathenaus Aufmerksam keit auch auf die Lieferung von Holzhäusern. DaS ist per Inhalt der ersten Unterredungen, dis Montag früh wieder ausgenommen werden sollen. verspätete amtliche SrkSlrung. Nach» einer 24stündiyen Verspätung verbreiten nun die zuständigen Berliner Stellen eine noch dazu recht nichtssagende Auslassung Mer die Konferenz . die zwischen dem Minister für Wiederaufbau Tr. Rathe nau und dem französischen Minister Mr die zerstörten Gebiete Loucheur in Wiesbaden stattgefunden hat. Es heißt darin, daß in den gestrigen fünfstündigen Verhandlungen Mer die Reparations. und Wiederauf baufragen die Punkte Sach- und Arbeitsleistung und Finanzierung zur Sprache kamen. Heute sol len noch weitere Einzelheiten erörtert werden. Eine Uebereinstimmung hat sich bei dem Bestreben ergeben, die Aufgabe des Wiederaufbaues der zerstörten Gebiete in großem Ausmaß und verstärktem Tempo zu fördern. Minister Loucheur über Rathenau. Ter französische Minister Loucheur. der am Sonn tag ^wet Besprechungen mit Walter Rathenau hatte, erklärte darüber in einer Unterredung: Ich- kann für jetzt nur sagen, daß ich in Herrn Walter Rathenau den ich zum erstenmal gesehen habe, eine Persönlichkeit ge sunden habe, die di« besten Absichten hat, ent-- Mosfen ist, der Unterschrift Deutschlands Achtung zu verschaffen und als Geschäftsmann nach den besten Mitteln sucht, dieses Ziel zu erreichen. ' Parst». 13. Juni. M« Morgenblätter bringen alle ganz ausführliche nd bis inS Einzelne gehende Meldungen über die bei- m Unterredungen, die gestern vormittag und nach mittag Rathenau und Loucheur in Wiesbaden Habt haben »sollen. Die erste Besprechung habe von 1 Uhr vormittag bis 1 Uhr nachmittag stattgefunden; >r sei im Laufe des Nachmittags eine zweite gefolgt, le drei Stunden gedauert habe. Der Matin hebt be- mders hervor, daß die beiden Herren Stunden lang miteinander gesprochen hätten und heute «ine n^ue>, mindestens ebenso lange Besprechung haben würden, oucheur wird wahrscheinlich am Montag abend nach Saris zurückkehren. Die vorliegenden Meldungen Mer ad Ergebnis diese» Besprechungen, ob sie nun stattge- inden haben oder nicht, werden fast von-sämtlichen Mtern mit der größten Genugtuung und mit Wohl wollen auftzenwnmen- Daß derartige Besprechungen an- esagt werden oder stattfinden könnten, hätte man vor wenigen Wochen noch für unmöglich gehalten, ebenso aß die öffentliche Meinung dies« Besprechungen günstig nfnehmen würde. Der Grund hierfür ist in einer teflexwtrkung der außerordentlich starken Spannung in en Beziehungen zu England zu suchen. GS zeigt sich arin das Bedürfnis und der Wunsch Frankreichs, sich om englischen Vorspann in der Konttnentalpolittk frei- umachen. GS bleibt abzuwarten, wie das Parlament ch dazu stellen wird, immerhin lassen die Pressekom- mentare schon einen günstigen Schluß zu. Vor wenigen Lochen wäre «in Minister, der es gewagt hätte, persön- ch mit einem deutschen Minister zu verhandeln, un möglich geworben und hätte das gesamte Kabinett ge- ihrmden können. Heute stehen die Tinge wesentlich iiderS, .und die in der Kammer immer mehr in Er hebung tretende Stimmung gegen England dürfte iriand neuen Wind in dis Segel blasen. Eine AuS- ahme werden natürlich di« Erzkonservattven machen, äs sind aber eine Minderheit, .deren Einfluß diesmal in so geringer sein wird, als die bisher in der, OPPo- tion verbliebenen Sozialisten und Kommunisten er Frage der Annäherung an Deutschland in di« ierunosfveundlichen Bänke einschwenken Warden. der Verlauf -er belöen Sefprechungeu. Tie Unterredung zwischen Loucheur und Rathenau «stand, wie der Petit Partsien au» Wiesbaden mell et, in einem Meinungsaustausch über die Hauptfra- en der Wiedergutmachung. Beide Männer, schreibt da» llatt. sind sehr verschieden voneinander, aber doch ü» lanet, sich zu verstehen. Ter Wett« Geist Rathenau» cht, der deutschen Ueberlieftrung' entsprechend, von tnem allgemeinen System au». Ta» ist ganz HaS Ge- enteil von dem. wa» die Intelligenz Loucheur» denn- eichnet. Ter Boden, auf. dem sie sich.trafen, war di« festem Boden, wir hätten auch ein neu«» Staat»- pefühl in Deutschland entwickelt. Nicht auf die Form d«» Staate» komm« e» an, sondern auf den Staat selbst. Bor allem heiß« e» trotz aller Krisen Mr» Vaterland zu arbeiten und di« Kerntruppe de» Wiede» aufbaue» zu stärken. Die Versammlung bekannte ihr« Treue zum Vaterland« durch da» Sied Deutschland- Deutschland Mer alle». Hierauf folgten besonder« Ver anstaltungen der Frauen und Jugend, bei denen Frau v. Koerber und Studiosu» Relf-Leipzig sprachen. Ti« vaterländische Kundgebung Hürd bei allen Betei ligten bleibenden Eindruck hinterlassen und in alle« deutschen Landen einen starken Widerhall finden. Die Meyryeltvsozlaliyen, Unabhängigen ch Kommunisten veranstalteten gestern nachmittag Berlin Kundgebungen für den ermorde- ,n Abgeordneten Garet!». » Dor kMr Sondergericht des Landgericht» 1 zu erltn begann am gestrigen Montag der Prozeß ge- eu den berüchtigten Bandenführer Hölz. tzd DaS amerikanische Repräsentantenhaus ahm di« Debatte Mer die Resolution Porter jeder auf,die den Kriegszustand mit Teutfch- ind und Oesterreich beendigt. Man erwär- !t allgemein die Annahme der Resolution. Vas Wichtigste vom läge. WiederaufVauminister Rathenau hat gestern noch- kttag Wiesbaden vertagen. um nach Berlin rückzukhren. Miniyar «oucheur wird deute ichmittag Pie deutschen Vorschläge dem Mt- tstervräsldrnten vriand «ntervrettrn. Tie parteiamtlich«« ZentrvmS-Parl.-Korr. spricht sich >gen Neuwahlen au», da sw zu große Beun. ihigunyen mit sich bringen, eine Verschiebung ,r ReichStagSmehrheit aber kaum bringen kdeu. ! ! « , oucheurs Zusammenkunft mit Walter Rathenau. Uever die von französischen Blättern gemeldete usammenkunft des französischen mit dem rutschen Wlederanfbauminister liegen heute eue Meldungen vor, die das gestrige Dementi des TB. zu dementieren scheinen. Die Unterredung zwt- hen Loucheur und Rathenau isoll danach in W ies- aden stattgefunden haben. Die Information des wlffschen Büros hätte somit nur insofern das Richtige -troffen, als sie davon sprach, daß eine Reise des rutschen Wiederaufbauministers nach Paris ntcht ge saut sei. Tie Pariser Meldungen lauten jedenfalls so ejttmmt, baß wir glauben sie unseren Lesern nicht ^enthalten zu dürfen. Wir lassen sie nachstehend ilgen» - Dr. Stresemann über die politische Lage vor und nach dem Ultimatum. In Hamburg trat der Zentralvorstand der Deut schen Volkspartei zusammen. Dr. Stresemann erstattet« Bericht über die politische Lage. Er gab dabei einen Rückblick über die Ereignisse seit dem 6. Juni 1920 und einen Ausblick auf die bevorstehende Entwicklung. Dr. Stresemann wies daraus hin, daß gegen die Annahme d«s Ultimatums anfangs eine völlige Einheitsfront bestanden habe, die sich auch hätte durchsetzen können, wenn nicht der Einbruch Korfanchs in Oberfchlefiai dazu gekommen wäre. Viele hätten nunmehr geglaubt, Oberschlesien durch Annahme des Ultimatums retten zu können. Tie Lage sei am 8. Mai eine völlig ander« geworden,,, als das Zentrum erklärte, es sei ein stimmig für die Annahme des Ultimatums. In diesem Augenblick habe er versucht, nachdem Mer die Annahme des Ultimatums kein Zweifel mehr bestand, wenigstens die Erfüllung gewisser Voraussetzungen zu erreichen, be sonders die Sicherung des oberschlesischen Industriege bietes. Ta bis zur Abstimmung im Reichstage kein« genügende Gewähr für die Erfüllung dieser Voraus setzung vorlag, sei eine Annahme des Ultimatums durch die Deutsche Volkspartei überhaupt ausgeschlossen ge wesen. Tie Fraktion habe es aber mit Recht abgelehnt, in dieser Frage einen Abstimmungszwang auSzuüben. In Bezug auf die Haltung gegenüber der neuen Regie rung vertrat Dr? Stresemann den bisher eingenom menen Standpunkt der sachlichen Opposition- ES wurde eine Entschließung angenommen, wonach d«r Zentralvorstand die Ablehnung des Ultimatum» durch di« ReichStagSfraktion billigt und sich mit der Oppo sition einverstanden erklärt. Abzulehnen lind sozial demokratische Experimente ieglicher Art in der Wirt schafts- und Finanzpolitik. Hinzuwirkon ist auf die Auf- rechterhaltung der durch .die bisherig« Steuergesetzge bung in weitestem Umfang bereits zermürbten mittel ständischen Schichten. Ferner wird der furchtbaren Lei den Lberschlesiens gedacht. UEr Tageblatt mit NsoaadM. »»» So.o» axd tias««« u»t s»»l» «ll« s »I« »»I »»t 0kl«fte-s« o.st.llo.g« Ausdehnung äes Streiks in Dagern. Ter Generalstreik hat fick auf Nürnberg ausge dehnt. Tie Straßenbahnen Verkehren nicht. In den großen Werken ruht der Betrieb, die Tageszeitungen erscheinen aber. Wieweit die Arbeiterschaft am Streik beteiligt ist, läßt sich erst im Laufe des Tage- feststel len. Aus den übrigen Provinzstädten liegen bi» jetzt keine Nachrichten über eine Streikbeteiligung vor. Ti« über die angekümdigte Generalstreikausdehnung vorlie genden Nachrichten au» Kempten, Lindau, Pas sau und Landshut besagen, daß der Streik teil- weise durchgesührt wird. Tie Zeitungen 'er?ch«inen dort nicht. Zu Ruhestörungen ist es nirg.eNd» gekommen.. Allenthalben hatte die organisierte Arbeiter schaft Mr den gestrigen Nachmittag Versammlungen ein berufen, um zur Lage Stellung zu nehmen. Die Ruh« und Ordnung in München selbst wurde am Sonntag und Montag nirgends gestört. Ter Streik der Arbeiter schaft in den großen Betrieben geht weiter, .dagegen wird in den kleinen und mittleren Betrieben gearbei tet. Tie Straßenbahn verkehrt; auch gestern wurde der Dienst.mit Einschränkungen zur gewöhnlichen Stunde ausgenommen. Ter Eisenbahnbetrieb ist normal; die Züge verkehren regelmäßig. Das über der Mordtat schwebend« Dunkel hat sich poch.immer nicht ^lichtet, der Täter ist noch immer frei. > tzwftrs zu PratMvrrsaoualuage, VaKL Laut Montagspost riefen di« Sozialdemokra ten und Unabhängigen di« Gewerkschaften und Angestelltenverbände in Berlin aus Anlaß'der Ermor dung de» Abgeordneten Garet» zu Protestversammlun gen Mr den gestrigen Montag auf. Tie Sozialdemo kraten hatten zum Nachmittag nach sech» großen Sälen Bersammlungen einberufen zum Protest gegen di« Zustände in Bayern. Di« Kundgebung -er Unabhängi gen auf dem Gchloßplatz sollt« u. a. die sofortig« Auf hebung de» Belagerungszustandes in Bayern. Mittel deutschland und Ostpreußen, die Aushebung -er Sonder gerichte und den Rücktritt der Regierung Kahr fordern. Da» gleiche Blatt meldet, daß an der Ermordung de» Darris zwei Personen beteiligt gewesen feien. das Erzgebirge Vaterländische Feier aus dem Collmberge. Ter Kreisoerband Leipzig der Deutschen Demokra tischen Partei veranstaltete am Sonntag auf dem Eollm- berg bei Oschatz eine vaterländische. Kundgebung. Tav herrliche Fichtenwald war der rechte Ort zu der wuch tigen Kundgebung für das Deutschtum. Tie Partei freunde aus Leipzig, Oschatz, Wurzen und anderen Or ten des KreiSverbandeS hatten sich zu einer stattlichen Versammlung zusarmnengefunden. U. a. waren Reichs minister a. D. Dir. Koch- Berlin,. .ReichstagSabg. Ge heimrat Goetz-Leipzig, tzinanzminister a. D. Dr. Rein hold, di« LandtagSabg. Jähnig-Mittweida und Frau Salinger-TreSdeNt Frau Johanna Lasse-Wurzen und Frau v. Koerber anwesend. Tie Veranstaltung smchm «inen glänzenden Verlauf. Nach einer Wanderung durch di« Oschatzer Gegend sprach Reich-Minister a. D. Koch am Nachmittag auf dem Tollmberg unter freiem Himmel üb«r die politische Log«. - Seine klaren und überzeugenden Ausführungen wurden begeistert, ausge nommen. Rechtsanwall Weineck au» Oschatz.sprach dem Minister Mr sein« vortrefflich«« AuSMrunaen den wärmsten Lank d«r Partei und de» Vaterland«» au». , - Vlenstag, -en 14. Junl 1»21