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Nr. 174. 14. Jahrgang. vouarrsta-. -eu rr. ^ull 1-ri. Muer Tageblatt «SS Mw.'' p7/';:«.NNu^ ,:'K7 i rn^.'L'LrrL . -»» n.»«, „».ui»,— Hi,,«,««. I »»' ft»««»»«»«, »»« »«-««»tt-l-t »ich, »—«u» -»«ist. Das Wichtigste vom Lage. Reich-tusttzmtnister'Dr. Schäfer hat in «Irrer Po- liechen Versammlirtt« die Aburteilung aller Tchuldtgen am Kriege durch ein unvartet- tsch es Gericht gefordert. Die Wicderg.rtmachungskommission hat -ich in die zerstörten Gebiete Frankreich» begeben. Awerikan: sch Vertreter nehmen an dieser Reise teil. M Jntransigeant meldet al» einziges Blatt. Mini- sterpräsiden t Briand werde noch vor dem 4 August eine Zusammenkunft mit Lloyd Ze arge haben. * Im Hasen von Le Hak re liegt eine aus 40 'ranzvsischen Dawpf.ern bestehende Flott«, ,m au? Befehl nach Antwerpen in See zu gehen und ooi-lhtn die für O b e r sch l e s.ie n bestimmte Tivt- iou zu transportieren. Die Danziger Frage. R1>. Mi! d r J:.krafterklärnng der Tanzfper Ver- as >! .a .U::d d r Bestätigung des Senats durch den PS k-.'rbuudsral ist .die Gründung' d?S Dr-uz'g>>r Fret- !aate? v ö «"* e rrecht l i ch Vv?l"nke». Da* a°reig» ls ist in d.r deutsch"» Preise n?cht weiter s—>7clu«t wor- aeu und es ersche nt angebracht, h-itte nach einmal rück' ^liriei d v e Politik,, die in der Abtrennung Vonime- .eilens Und der Gründ"ng. de^ Da >z>u°" ^»e'staaies Gestalt angenommen hat, in ihren Zielen und Absichten darzulegen. Der Freistaat Tvnzt'g ist ein Brückenkop d r eng.ischen Ostpolitik und richtei sich-, als «in Gegen gewicht gegen die französisch-polnischen, auf die Be herrschung Rußlands und Preußens zielenden Pläne Dik Danziger Verfassung sst das Spiegelbild dieser wi- s.r"!reiteuden Kräfte, denen sie ihre Entstehung ver- d. kc. Dcinzig ist ein Freistaat und wiederum kein freier Staat. Tas Danziger Deutschtum besitzt ein gc- rtsses Selbstbestimmungsrecht, soweit seine häuslichen Angelegenheiten in Frage kommen, und wiederum kein Selvstbestiinmungsrecht, sobald es sich um Fragen der äußeren Politik handelt. In Danzig regiert der VolkStag und der Senat aber über dem Volkstag u d dem Senat thront der Ob«rkom missac des Völkerbundes. Die Regelung, der auswärtigen Au- ,ie egenhetten, die Vertretung der Danziger Interessen d Wa rui g der Rechte Danziger Staatsbürger ist Sache l ölens und des oolnischen auswärtigen Dienstes. Eine 'wivaffnece Macht darf Danzig nicht halten. Die Fabri- cnion von Waffen ist untersagt. Tie durchgehenden Eisenbahnen stehen unter polnischer Oberhoheit. An drerseits kommt Danzig al» FlottenbastS für Polen litcht in Frage., MunittonStranSporte dürfen dagegen Danzig pasiieren. Und so ist denn da« Ergebnis der Freistaatsgründung für die Danziger Bevölkerung Fine durchaus unsichere, schwebende außenpolitische Lage, und daraus folgend zweifelhafte wirtschaftliche Aussichten. Bei der zwitterhaften Rechtslage, der Unsicherheit des militärischen Schuhes empfiehlt sich Danzig glicht in dem Maße für auswärtige Kapttal-anlagen, wie ctn per- frühter Optimismus wohl gehofft Hütte. Polen bemüht sich bei feder Gelegenheit, die Danziger Selbständigkeit Weiler zu schmälern. So bat man dieser Tage die NechtSgültigkeit sämtlicher Verträge angezwetielt., die ohne die Mitwirkung der polnischen, Diplomatie ledig lich durch Vermittlung der Vertretung de» Völkerbün de« abgeschlossen worden find. Denn Polen betrachtet den Danziger Freistaat im Sinne der französischen. Po- littk lediglich als UebevgangSgeVilde. GS hat nicht die Absicht,, die letzte Hochburg deutschen Unter- ilehmungSgetsteS, deutscher kaufmännischer wirtschaftli cher Tätigkeit vor feinen Toren unangetastet zu lassen. Unmittelbare Gefahren bestehen für Danzig.solange nicht, wie der Friedenszustand im Osten anhält. Jedoch muß Hede kriegerisch« Verwicklung, sei «» ein russisch- polnischer Krieg, besonder» aber Verwicklungen Mit Deutschland, eine schlechthin unmöglich« Lage schaffen. Danzig wird alsdann zum Zankapfel dreier Stationen, nämlich Polen-Frankreich». Deutschland» und Gngland». England scheint in Anbetracht der Schwierigkeit de« militärischen Schutze» seine Danziger Pläne aufgegeben zu habey. Man denkt daran, auf der Insel Gotland eine englische Handelsempore zu schaffen. Ta» wäre gleich bedeutend mit der Vernichtung Hegltcher Hoffnung Tan- ,tg» auf hi« alte Handelsvormachtstellung.in der Ostsee, ^as Hinterland Polen ist zu arm, zu unentwickelt. Ho- .icisch zu seh« zerrissen, um di« Grundlage großzügiger Hai delspolitik weitaus schauender Unternehmungen ab- ,ugeben. Tie einzige Hoffnung auk «ine gewiss« Au- .nnft bietet die Schiffahrt. Di« Notlage Polen» bedingt noch für Jahre hinaus, fedenfall» solang«, wie das ranzösische finanzielle Interesse anhält, die Aussicht auf einen Notstandsverkehr. Li« WirtschaftSkrtsi» in Polen erzeugt and«r«rsett» leA ungeheuer starke» Aus- wanderungSbedürfniS. Di« Auswanderung findet in Danzig ihr natürliche» AuZfalltor. « ergeben sich hieraus einige begrenzte Erwartungen auf ein nutz bringende» AuSwanderimgSg-schäst. Doch find die ge genwärtigen Schwierigkeiten der weltpolitischen Lag» für Danzig und seine Zukunft ein« unmittelbar« G«fahr, die jeden Augenblick vSn Bestand dieser völkerkundli chen Notgründung erschüttern kann. Auf äer Suche nach äem Aompromiß. Nv. Auf.den Vrtef de» deutschen Außenminister» an den sranzvsi'chen Botschafter hat sich di« deutsche Re gierung bisher beschränken zu müssen geglaubt, .und sie hat bis zur Stunde immer noch nicht eine endgültige Auskunft gegeben, wie sie sich zur Frage der franzö sisch en Truppentransporte stellen wird. Ter Brief..stellt sa bekanntlich keiNe Verweigerung dieser Transporte dar, sondern er bedeutete einen Rück zug auf den deutschen RechtSstaNdPunkt und aui den FriedenSvertrag. Wenn von französischer Seite auf.den angeblichen Präzedenzfall der englischen Truppentrans. Porte hingewiesen wvrden ist. .so kann dem entgegnet werden, .daß ein solcher Präzedenzfall nicht besteht, denn die deutsche Regierung hat sich in ihrer Nore vom ä Mai. in der sie die Entsendung von Truvpenverstär- kungen oer alliierten Mächte forderte, ausdrücklich ge meinsam an alle Okkupationsmächte gewandt. Bis zur Stunde liegt aber in Berlin die Antwort Englands ui d Italiens noch nicht vornan die man stch auch diesmal genau wie am 5. Mak gewandt hat. um die Auffassungen der Kabinette in Rom und London ken nen zu lernen. Treten England und Italien dem fran zösischen Ersuchen bei, so muß eben eine Lösung im Sinn des Vertrages erfolgen. Tie deutsche Regierung wird sann keine Schwierigkeiten machen können und dürren. Was aber die logische Folge ist. wenn England und Ita lien nicht aus den Standpunkt Frankreichs treten, das braucht heute noch nicht erörtert zu werden. Einsttvet- len sind immer noch die alliierten Mächte auk der Suche nach dem Kompromiß und einstweilen lägt sich auch i och nicht» Genaueres darüber sagen, welche Formen dieses Kompromiß annimmt. Von gewisser Sette ist man sa bestrebt, die Truppenfrage mit der Sachver- ständigenfrage und mit der Termknfrage zu vermischen. Soweit sich die bisher vorliegenden Nach richten beurteilen lassen, wird man Wohl annehmen kön nen, .daß sich der Oberste Rat am 4. August ver sammeln wird. Auch, über die Sachveryändigenfrage wird es größere Erörterungen nicht geben, es handelt sich hierbei nur um eine Facon de Parle-Angelegenhett, der grundsätzliche Bedeutung nicht zukommt. Bleibt also noch, die Truppenfrage allein übrig, vielleicht wird Frankreich insofern nachgeben »daß di« Beschlußfassung über diese Angelegenheit erst auf der Sitzung de» Ober sten RäteS selbst erfolgt. Gerade in dieser Frage ist der englische Widerstand bisher immer noch am stärksten gewesen, und «S wird darauf ankommen, wieweit Eng land was die Truppenverstärkungen anbetrifft, auch weiterhin fest bleibt. Erst wenn diese Vorfragen er ledigt sind, wird man dann an die Erledigung des ober schlesischen Kernproblem» selbst Herangehen können. W Aelrre franMsche Teuppeasen-ung! Rach der Pariser MorgenvreZ'e vom Mittwoch er teilte Briand, der Dienstag nachmittag von seinem Landsitz nach Pari» zurückgekehrt ist, erneut dem fran zösischen Botschafter in London Weisungen, insbeson dere bei der britischen Regierung auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Sicherheit der französischen Truppen in Oberschlesien zu gewährleisten. Mattn zufolge soll Graf,St. Aulaire sich der Beweisgründe bedienen, .die die letzte« Berichte au« Ovp«ln enthalten. Dies.« Be richte würden der Votschafterkonferenz übermittelt und unmittelbar nachher veröffentlicht werden. Ta- Mesent- lichste sei. daß ernsthafte Verstärkungen in dem Augenblick zur Stelle wären, in dem die Ent scheidung de» Obersten Rate» bekanntgege ben würde. Wäre da» nicht der Fall, dann könnten die französischen Vertret«? ihr« Aufgabe nicht erfüllen. Sie würden gezwungen sein, den Befehl, an die Truppen zu erteilen, sich» in gewissen Gegenden feder Interven tion zu enthalttn. . , Nach dieser Meldung steht e- so au», als verzichte Frankreich auf.die sofortig« Entsendung von Verstär kungen und begnüge sich, damit, .daß im Augenblick de» BekanntwevdenS der Entscheidung de» Obersten Rates Truppen bereitstehen. . Dieser Aufschub der ursprüng lich geforderten s.ofo'rtigen Truppensendung bedeu tet nichts andere», als eine Bemäntelung der diploma tischen Schlappe Frankreichs, da» zum Verzicht auf die Truppensendung nach Oberfchlesien gezwungen worden ist. Landwirtschaftliche Lrfüllungspflicht. (Bon unserem Berliner Mitarbeiter.) Die ungeheure Sommerhitze, die nun schon seit Mo naten über einem großen Teil der Erde lagert, hat di« GrnseauSstchten in dielen Ländern stark gemindert und ! in manchen Ländern sogar katastrophal« Wirkungen der- nrsüchr» In Deutschland hat besonder« di!« Futter- i mitt «lernte unter der abnormen Witterung leiden. Für unseren Vieh stand ist da» «ine sehr bedauerlich» Aussicht, zumal die Entente mit ihren tiefen Eingrif fen in die deutschen Viehstapel immer noch nicht am Ende ist. Weniger al» di« Futtermittelernte wird je doch di« Getreideernte in ihrem Ausfall von der andauernden Hitze bedroht'. Nur für. da» Sommerge treide ist strichweise, ein stark verringerte» Erträgnis zu erwarten. Indessen ist dieser bedauerlich« Ernte- au-fall nach Ansicht landwirtschaftlicher Sachverständi- ger dock nicht groß genug, um dis Gesamternte an Ge treide in diesem Jahre wesentlich zu minder». Ta» ist um'o erfreulicher,. al» bekanntlich zur Ernährung de» deutschen Volkes auch iM laufenden Wirtschaftsjahr noch fortgesetzt Getreide au» dem Ausland eingeführt werden mutz, das infolge der ungünstigen Balutavrr- hältntsse im Preise ungeheuer höher steht als unser deutsches JnlandSgetreide.. Je mehr von diesem letzte ren der Volksernährung, zugeführt werden kann, umso weniger AuslandSgetreibe braucht eingeMhrt zu werden. Bei der allgemeinen Verarmung de» deutschen Volke» ist bas ein überaus wichtiger Umstand für die allmähliche finanzielle Gesundung des Reiches. Umso befremdlicher wirkt das Vorgehen gewisser landwirtschaftlicher Kreise, die die anhaltende Hitze zum Vorwand nehmen, um ge gen die Neuregelung der Getreideablieferung Sturm zu laufen, die ihnen von Anfang.an zuwider war. weil sie nicht sofort die freie Getreidebewirtschaftung gebracht hat. Ter Reichslandbund, die umfassende Land- wirteorgonisation, die an die Stelle des früheren Bun des der Landwirte getreten ist und wie jener ganz von der Politik der Rechten beherrscht wird, hat an da» Reich-Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft und an andere AmtSsteHen gedrahtet, daß infolge der anhaltenden Trockenheit und der drohenden Mißernte die Erfüllung der Umlageverpflichtung phne schwere Wirtschaftsschädigung vielerorts nicht möglich sei und daß diese Verpflichtung den veränderten Verhält nissen entsprechend herabgesetzt worden müsse Ta» ist eine recht bedenkliche Politik. Man muß wissen, daß die neue Getreidebewirtschaftung, die am 21. Juni in Kraft getreten ist, keineswegs die gesamt« Getreide produktion, sondern nur einen Bruchteil derselben er faßt. der nicht mehr als 2V, Millionen Tonnen au»- macht. Tiefe LU Millionen Tonnen sollen im Wege eine- stark gestaffelten Umlageverfahren- aufgebracht werden, während der darüber west hinau-gehende Ueber- schuß Zur freien, Verfügung der Landwirtschaft bleibt. Selbst.wenn also infolge der anhaltenden Trockenheit di« Gesamternte an Getreide geringer al- vorau-gesehen ausfallen sollte, könnte iwmer nÄH das Umlagesoll aufgebracht werden, und nur die Menge de- darüber hinaus gehenden freien Getreide» würde entsprechend zusammenschrumpfen. An der Umlagemenge aber muß festgehalten werden, well sie von vornherein, den Wün schen der Landwirtschaft entsprechend, sehr niedrig an gesetzt worden ist, und weil sich sonst die Unkosten für den notwendigen Ankauf ausländischen Zuschutzqetrei- de- über alle Voranschläge hinaus unerträglich per mehren würden. Ti« deutsche Landwirtschaft, von deren Produkti vität die Wtedergesunbung de- deutschen D ol k e S mit in erster Linie abhängt, kann jede- billige Opfer verlangen, was die landwirtschaftliche Erzeugung steigert. Sie wird auch gewtk nicht bestreiten wollen,, daß MM mindesten unter dem gegenwärtigen Reichs minister für Ernährung, und Landwirtschaft alle- ge schehen ist,, was zur Steigerung.der landwirtschaftlichen Produktivität überhaupt getan werden kann. Nun darf aber auch erwartet werden, daß fich die Landwirtschaft ihrer Erfüllung-Pflicht bewußt wird und sie selbst dann durchführt, wen« äußere Umstän-e itzr da« unerwartet erschweren. Wir wissen, daß weite Kreis« der Land wirtschaft ihre Erfüllungspflicht hochhalten wollen. Im Organ de» Deutschen Bauernbünde» wird darauf ge drängt, nach. Bergung her Ernte so schnell als möglich das Umlagegetreide abzuliefern. Irm, von jedem Zwang befreit, .dann tatsächlich .endlich die. freie Wirtschaft zu haben. ES wird auch aus. die erheblichen Nachteil« hiü- gewies«n, die dem einzelnen Landwirz bei nicht, recht zeitiger Ablieferung der Umlage oder gar bei Liefe rung-Verweigerung drohen. Allerdings wird dort auch besonders betont,, daß die bäuerliche Landwirtschaft dar aus .achten müsse, daß in den Bezirken die vom Gesetz geber gewünscht«, stärkere Umlage auch wirklich durch geführt wird. ES sei ferner daran erinnert, daß all« großen landwirtschaftlichen Verbände Ende Juni ein« einmütige Kundgebung erlassen haben, .worin sie unter Berücksichtigung der neuen gesetzlichen Lage und im Interesse der Verbraucher den Landwirten schnellste.Erfüllung der ihnen auferlegten Lieferungs verpflichtungen empfohlen haben. Auf dies« Willens kundgebungen hinzuweisen und trotz der andauernden Trockenheit die ErfüllungSVflicht der Landwirte zu be tonen, .scheint un» im allgemeinen Interesse «in« besser« Politik zu sein, al» die voreilige Ankündigung von Ein schränkungen der Ablieferung. Je schwieriger die Er füllungspolitik für die Landwirte setn wird, umso lie ber wird da» vaterländisch« Jnteress« anerkannt wer den, .mit dem sie iHv« Verpflichtungen durchge^sthrt haben.