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lö. Jahrgang. Nr. 17-. Gonaabrn-, -rn S-. 1»21. - Mi» n«7ie. >L« Muer Tageblatt:::?SL I Das Wlchtlgsto vom läge. Ta» Reich» ka-i nett beschäfttAt« sich gestern mit den. neuen Vteuervorla-en. Man toll sich auf eine vermüoen»!»uwach«steu»r., eine Zuwachs- steuer au» KrieUSg^wInnen und auf ein« Um änderung de» ,UmsatzstemhdlavL.abenv«fetze» Leeiniat haben. > O Mio dte Berliner Movgenblätter au» Hamburg berichten, hat der deutsche Botschafter in Rom Beßrenberg-Avßler seinen Urlaub unterbro- chen und sst Nach Rom zurück Le reist. Laut dem Journal Meldet Hava», daß infolge der längeren Dauer bet: Sachverständigenbe- ratungen die SißunL-e»'Obersten Rates vor« auSftchtlich erst «zwischen betn 10. und 15. August startfinden kann. ' ' Verwirrung unä Entspannung. (Von einem Diplomat««.) Ein Rückblick auf dke gegenwärtige Krise in der tiuernationalen Lage bietet em lehrreiches Beispiel da für, wie derartige Krisen überhaupt entstehen, wie zu einer Verwirrung neue Verwirrungen hinzurreten und wie aus einem kleinen Wölkchen schließlich, eine schwere Gewitterwolke wird. Tie französische Regierung hat der deutschen am 16. Juli in einer Aufzeichnung bestimmte Forderungen gestellt. Tie deutsch« Regierung hat am 23. daraus geantwortet und hat erklärt, daß der Schritt Frankreichs überraschend für sie gekommen sei. Welche Gründe lagen zu diesem Schritt vor? Aus der Tatsache, daß die französische Regierung den Zusammen tritt des Obersten Rates bis aus -en Herbst ver schieben wollte,, konnte geschlossen werden, daß im ge genwärtigen Augenblick Frankreich eine Entscheidung für unstatthaft ansäh, da anscheinend nicht die Gewähr da für bestand, daß 'die französisch-polnischen Wünsche .hin sichtlich LbcrschlesienS voll ^ur Geltung kamen. Es ko-.nre aber auch 'die Tatsache bestehen, daß man aus Grund gewisser Berichte eine gewisse Besorgnis wegen -er Lage in Oberschlvsien hatte. Dieser zweite Fall war aber weniger wahrscheinlich 'als -er erste, denn zweifel los sind starke Strömungen in Frankreich vorhanden, denen ein deutscher Aufst.an'd in Oberschlesten ge genwärtig Lar nicht unwillkommen gewesen wäre, .und ganz .zweifellos sind auch die französischen Truppen in Oberschlesien bemüht, durch ihre Zusammenarbeit mit den Polen die deutsche Bevölkerung zuprovozteren Tie Entsendung weiterer Truppen hätte eine solche Provokation nur begünstigen können. Bei dem weiteren Verlauf -er Verhandlungen geriet die Trup- peufrage immer mehr in -en Vordergrund, und die Kri sis erhielt die eigentliche Zuspitzung erst, als nun von französischer Seite die Angelegenheit -er Nrtionalehre aüsgespielt wurde. Wir wessen ganz genau,..daß die Frage dann gefährlich *wird, wenn sie anfängt eine Prestige frage zu werden. Wir haben alles getan, um die Frage nicht auf dieses Geleise zu schieben, aber wir müssen die ernste Befürchtung hegen, -aß man auf französischer Seite nicht ernstlich utn die Beilegung Hes Konflikts bemüht ist. In 'letzter Stunde ist ein' neuer Vorschlag Lur Entwirrung sgufgetaucht, dahingehend, daß sich die englische und i ta l ienische Regierung dem Schritt Frankreichs in Berlin offiziell anschließen, daß.aber die Frage der Entsendung der Truppentrans. Porte erst vom Obersten Rat entschieden wird. Was die deutsche Regierung betrifft, so "möchten wir glauben, daß.sie sich im Falle einer solchen Lösung schließlich damit abfinden könnte,, denn dwnn dte Ententemächte gemeinsam vorgehen würden, würden sie damit ihrem Verlangen den RechtShi.ntergrund geben können. Ob aber tatsächlich Frankreich geneigt ist, auf die Trup penentsendungen zu verzichten^ denn die Entscheidung des Obersten Rate» würde nach den bisherigen Erfahrun gen gegen eine solche Entsendung ausfallen, das mutz erst abgewartet werden. Noch immer ist zur Stunde da» Kernproblem ungelöst: bleibt Frankreich ans.seiner Po litik der Vorpostenstellung gegen Deutschland bestehen, oder tritt es wieder zurück iw Vie allgemeine Linie der Politik der Alliierten gegen Deutschland? « Nutz» kn -er SchlcksalsstunÜe Gberschlesiensl Ein« Mahnung der Rrichsrrgierung. Angesicht» der herannabenden Entscheidung über da» Schicksal Oberschlesten» hat die RetchSre gier u ng im Verein mii der preußischen Gtaatsregie- rung beschlossen, in enger Fühlungnahme mit der Be völkerung Schlesien» dahin zu wirken, daß sich -te Be wohner de» Lande« auch weiterhin höchste Zurück haltung auferlegen, um zu iihvem Teil dazu bei!« zutragen, eine sachlich« En'tscheidung.zu ermög lichen. E» gilt, der Welt «in Beispiel zu geben, wir ein Boll durch seine Selbstbeherrschung der sachlichen Lösung «iner Frage von so großer Tragweite dte Weg« ebnet. Die Reich»regierung richtet diese Mahnung nicht nur an die Schlesier, sondern an da» ganze deutsche Volk, und erwartet, daß.feder. per der deutschen Sache dienen will, ruhige» Blut bewahrt und sich der hohen verant- wortuna bewußt bleibt, .die un» der Augenblick auferlegt. Jede unbesonnene Haltung würde dte von un« bean ¬ sprucht« sachliche und gerechte Lösung der Frag« gefähr den. ' ' Der deutsche Archtestandpunlt. In Berliner politischen Kreisen ist man der Mei nung. .daß die Stellung per französischen Presse in der Ang«legenh«it der TrUPP«ntran»porre seit der Rückkehr Brtand» nach Vari» eiste sehr merklich« Aenderung erfahren hat. Die Pariser Presse er weckt dest Eindruck, di« deutsche Haltung bedeut« eisten Angriff /ms die französische Nattonalehre. Man weist in Berliner politischen Kreisen erneut darauf hin, daß Deutschland, .wenn seine Regierung Nicht pflichtgemäß gerade in der Frag« der Truppentransporte auf.korrekt« Einhaltung der Bestimmungen des FrtedenSoertraaeS Wert lege, für alle Zukunft zuM Etappengebiet aller künftigen europäischen Konflikte werden könnte und überhaupt nicht mehr in -er Lag« wäre,, seine eigene Neutralität beachtet zu sehen. Wie auch dte Haltung Englands zu Frankreich» sei, so gebe man sich in Ber lin durchaus keinen Illusionen hin r man müsse, aber an dem einmal angenommenen RechtSstandounkt fest halten und die weitere Entscheidung der Angeiegen« hett der Gesamtheit der Alliierten überlassen. Ablehnende Antwort England» an Frankreich. Lord Hardinge, -er englische Botschafter in Paris, hat dem Ministerpräsidenten Briand die Antwort der englischen Regierung auf .die letzt« französische Not«, in der Frankreich aus die Entsendung von französischen Verstärkungen nach Oberschlesten bestanden hat. über reicht. Tie Unterredung, die sich daran anknüpfte,' dauerte dreiviertel Stunden. Tie englisch« Note enthält eine neuerliche Ablehnung -er französischen Forde rung, so ort Truppenverstärkungest nach' Oberschlesien zu senden. Die Rohlernvirtschaft. W. W. TaS Statistische Reichsamt veröffentlicht nunmehr die Angaben über die Kohlenförderung i m ersten Halbsahr 1921. Sie sind nicht erfreulich. Ter Ausfall der lieber Mchten und dte Unruhen ist Oberschlesien haben auf Vas Förderungsergebnis stark eingewirkt. ZuM Vergleich müssen die Zahlen von 1913 herangezogen werden, weil nur das die Möglichkeit bietet, den Rückgang der Erzeugung eindringlich klar zu wachen.. Während im ersten Halbsahr 1913 im Reichs gebiet ohne Saarland und Elsaß-Lothringen 84,6 Mil« klonen Tonnen Steinkohlen befördert wurden, sank div Ziffer für die gleiche Zett 1912 auf 61 Millionen Ton nen. Dabei sind aber 13 Millionen Tonnen bester Lte« ferungSkohle für den Verband abzuziehen, sodaß die Menge, die für die deutsche Wirtschaft übrig'.bleibt.noch nicht 48 Millionen Tonnen beträgt. Tas sind rund 36 Millionen Tonnen weiniger als 1913, was auf.das Jahr umgerechnet 72 Millionen Tonnen Steinkohlen aüsmacht. Aber auch das läßt die deutsche Kohlennoi noch nicht scharf genug erkennen, da zu berücksichtigen ist, daß ünS nur noch ein Teil der oberschlesischen Kohlen. zufällt, per aber seit Mai infolge der Unruhen sogar völlig ausgeblieben ist. Die deutsche Wirtschaft ist ge zwungen. ausländische, insbesondere englische, Kohle heranzuholen. Tas ist schon im Winter geschehen, wurde aber ^unterbunden durch den Ausbruch des englischen GrubenarbetterstreikS. Nachdem dieser beigelegt ist, kommen aus Hamburg Meldungen, .die die Einfuhr eng lischer Kohle in größerem Umfange anzeigen. Ta die englische Kohle erheblich teurer ist, so läßt da» Linen Rückschluß auf Pie außerordentliche Kohlennot der In dustrie zu. Di« kragt nicht mehr nach dem Preis, sie mutz die Kohlen haben, wenn nicht durch die Schließung der Betriebe der Schaden, für di» deutsch« Gesamtwirt» schäft viel grhtzer werden soll. Nun hat sich, zwar i,m Juni die Steinkohlenfördss rung»gegen den Vormonat etwas gehoben. Im Mar war sie besonders schlacht. Sie betrug, nur 7,8 Millionen Tonnen gegen 10,1 Millionen Tonnen iM Mai 1920. Tobet wat die Belegschaft im Mai 1921 zahlenmäßig viel höher al» im Vorfahre. Dieser Unterschied im Förderungsergebnis zeigt die Wirkung de» Ausfalls der, Ueberschtchten. Nun hat fjch -ie Förderung im Juni auf 8,7 Millionen Tonnen gehoben ? sie ist aber , wett geringer al» die Huniförderung 1920, dte 11 Millionen Tonnen betrug. Im Juni 1913 wurden in einer viel kleineren Belegschaft nicht weniger al» 14,5 Millionen Tonnen.Steinkohlen 'gefördert. The Arbeit der Berg leute unter Tag« N schwer. Niemand kann und darf von ihnen wehst verlangen, al» /ie körperlich letsten können. Ti« strotze Mass«, der Bergleute kennt auch di« Verantwortung, die sterade auf ihrert Schultern ruht. E» läßt sich indessen Nicht wegstvetten, daß mit dem Zu zug neuer Arbeitskräfte in die Kohlengebtet« vielfach Elemente di« Führung »st sich gerissen haben- die da für politisch und sozial nicht geeignet sind. Die nüch ternen amtlichen. Aichlen beweisen, daß unser« Kohlen wirtschaft in Gefahr ist. Gelingt e» nicht, .die Förde- runa nachhaltig ^u steigern, so müssen wir die kost spieligen Bersuch« mit der Einfuhr englischer und viel- leicht auch amerikanischer Kohle fortsetzen. In der Re gel pflegen solch« Verbindungen, sofern sie sich gut «tn- gearbettet haben, auch nicht aukzuhüren, wenn im In land« die Kohlenförderung Aetgt. zumal dann nicht, wenn Ausland»- und Inlandspreise sich wieder «näh«rt haben oder «ar gleich sind. Wrr wollen aber al» größte» Kohbenland Europa» nicht Von ausländischer . Kohle ab- hängig werden. ' Verheimlichte deutsche Rriegs» gefangene in Frankreich. Zu den mehrfachen Pressemeldungen Über d!« noch in Frankreich zurückgehaltenen deutschen KrtegSgefang«. nen teilen Berliner amtlich« Stellen mit. daß nach dem Versailler Vertrag die französische Regierung b«i-«chttflt sei, .die Kriegsgefangenen, dte wegen anderer al» diszi plinarischer Vergehen Strafe zu verbüßen haben, znrück- zübehalten. In Bern ist 1920 mit Frankreich ein« Vereinbarung zustande gekommen, auf Grund deren 327 solcher Kriegsgefangener im Sonder lager Avtg.non zusammengezogen wurden und eine Liste dieser Gefangenen wurde mit einer Note der fran zösischen Regierung tM Oktober 1920 der deutschen Friedensdelegation in Part» übergeben. Dieser Note zufolge sollten sich außer den in der Liste aufgefttl'rten und in vier weiteren Lazaretten bsfirblichen Gefange nen keine deutschen Kriegsgefangenen mehr ist Frank reich beiinven. ES stellte sich aber bald heraus, -aß noch eine Reihe von Deutschen ist französischer Gefan genschaft zurückgehalten wurden, die nicht in der Liste aufgesührt waren. Eine deutsche Nachwei sung solcher Gefangener,. die per französischen Regie rung übergeben wurde, weist 200 Namen auf. An dir französische Regierung wurde das Ersuchen um Feststel lung pes Verbleibes dieser Vermißten berichtet, bis heute ist aber auf diesen Schrftt keine Antwort von Frankreich erfolgt. Di« Opfer von Avignon. Ein Mitarbeiter des Exoelstock stattete dem Gefan genlager in Avignon einen Besuch ab. Er will festge stellt haben, daß sich in ganz Frankreich nur noch 90 deutsche Kriegsgefangene befinden. Davor» seien 41 im Gefängnis von Avignon, dte anderen feien als freie Arbeiter (?) nach verschiedenen, Departe ment» geschickt worden. Au!» dem Register geh« her vor, .daß -le in Avignon zu'rückgehaltenen Gefangenen wegen Vergehen gegen das gemeine Recht (?) bestraft wurden. Einige Verurteilte, dte geisteskrank ge worden sind,, seien- in Heilanstalten überführt wor den. Eine» Teil der Gefangenen habe unlängst der' Präsident der Republik begnadigt. (?) Vie letzten Kriegsgefangenen au» Rußland. In den nächsten Tugen wird in Triest der Dampfer Wigbert erwartet, der den Rest der in DiSkaukasien be findlichen deutschen Kriegsgefangenen in die HeiMat befördern soll. Im Anschluß an diese Fahrt wird der Dampfer Wigbert nach Odessa fahren, um dir in der Krim und in Odessa selbst gesammelten, tnSge-, samt 1000 deutschen Heimkehrer aus Südrutztand abzu transportieren. Ter deutsch-russische Gefangenenaus tausch über die Ostsee und auf Hem Landwege Über die Randstaaten vollzieht sich Wetter planmäßig. Er wird von deutscher Seite jrtzr mit Rücksicht auf dis Hunger katastrophe in Rußland mit besonderem Nach druck betrieben. Tie Arbeiten der Reich»zentralsten« für Kriegs- und Zivilgefangene, Hie mit der Durchfüh rung -er Heimschaffung der deutschen Kriegsgefangenen betraut war, nähern sich allmählich ihrem Ende. In der nächsten Zeit sollen in Rußland verschiedene lieber- leitungsstellen unv Sammellager, die deutscherseits zur Erleichterung des Abtransportes errichtet worbe,» waren, aufgehoben werden, da ihr« Arbeit im wesentlichen be endet ist. Ltteiir» psNtischs rNel-rrn-eir. Uebrr die Reich,prösidenttu.Neuwahl verlautet von maßge bender Stelle, Laß allerdings die Vornahme einer Neuwahl nach vor endgültigem Entscheidung über Oberschlefien beabsichtigt ish baß diese Neuwahl aber kaum noch in diesem Jahre stattfinden wich, du sich das Eintreten geordnete' Verhältnisse in Oberschlesien noch nicht Übersehen läßt. Anschluhbrwegang an Preußen. Bei der Beratung der Ver fassung in Weimar war festgelsgt warben, daß Anträge auf Der- Ltcherung der Grenzen der Länder, abgesehen von Bereinigungen kleiner Staaten, vor dem 4. August 1921 nicht gestellt werden dürfen. Der 4. August ist also in dieser Beziehung ein bemerken», roarber Tag» denn von da ab ist der Reichstag verpflichtet, derar- ttge Anträge zu prüfen. Solche Bestrebungen haben sich bereit» in Thüringen geltend gemacht, woEtsenach Anschluß an Preu, hon wünscht. , Erßtzwert» deutsch-ftanzöfilche Verständigung. Der Temp« meldet, datz disedeutschen Vertreter, di« seit sechs Woche» in Paris über die Wiedergutmachung »erhandeln, nach Berlinzurückkehren werden, um neu« Instruktionen ihrer Regierung etnAcholen. Th zeige sich immer mehr, datz auf der Grundlage *-r bisherigen beiderseitigen Vorschläge eine Ver ständigung sehrerschwert sei. Ddntsche SchisfserwerLungen. Wie Extrabladet erfährt, sind bereit, 10 Prozent der gesamten schwedischen Kan« delsflott« in deutsche Hände übergegangen. Zwölf Dampfe« von zusammen 29 l>00 Tonnen find in die Hände der Reede^t August Bolten-Hamburg unter Zugrundelegung von Abzahlung, kontrakten verkauft worden. Der verkauf weiterer AM nen steht bevor. D« Zusammenbrnch der Kriegsschnlbliige. Svends!« DoMa- det schreibt am Schluss« «in« ausführlichen Besprechung drk »on Siewert herauegegSdenen russischen diplomatischen VtMPft, daßdieZentrakmächteimhSheren Srade al» die Entente den Krieg wallte ist «in» DdkMn, die nicht sieh«