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Mer Tageblatt »,rNS,Uch. I*mftr«ch - stafchlo- Nr. -z. /lnzeiger für das Erzgebirge P,UI»«U« f»e Hn,«!,,» »»» H« «,» Um,«g«»t »» «»»» »ilr«r» Haziir»» u «mtllch« 8,tl, « Lrtrgram«,, ragrblatt ftorrrzgrdlr-r. Enthaltend -le amtliche« Sekanntmachungen -r» Nate» -er Stabt und -es Amtsgericht» ftll«. p»chch«r-a»«t», ftmt Leipzig Nr. I««» Nr. 120 Dienstag, äen 2S. Mai 1S2S 20. Jahrgang Schweres Erdbeben in Japan. Angeblich 2000 Lote. — Zwei StSdte zerstört. Dl« ersten Meldungen. vüV Tokio liegen Nachrichten über ein neues schwe re» Erdbeben dar. Der Hauptherd liegt im Westen Namentlich ist da» Gebiet von Kioto und Diogo schwer betroffen. Mehrere Stützte sollen vernichtet sein. Rach einer Meldung der „United Preß" Hit die japanische Regierung für die von dem Erdbeben betrof fnen Orte ein« erst« Hilfsaktion eingeleitet. Tie Be richterstattung ist außerordentlich erschwert, da das Erd beben, das gleichzeitig auch mit einem Seebeben ver bunden war, di.' Telegraphenlinie unterbrochen hat. Zahlreiche Tunnel! und Brücken sind eingestürzt. Die Stadt Hiogo hat etwa eine Viertelmillton, die Stadt Kioto fast 400 000 Einwohner. G „Newhork Herald" berichtet über die Erdbeben katastrophe in Japan, daß diese ertister als diejenige vor zwei Jahren sei. Der Schiffsverkehr an der Westküste fei unterbunden. Man befürchtet, daß auch, eine Sturm flut gewütet hat. Eisenbahnzüge in vollster Geschwin digkeit seien entgleist. Nach dem Erdbeben ist in Kino sakt eine Feuersbrunst auSgebrvchen. Mehr als 600 moderne Häuser seien eingestürzt. Wie die Morgenblät- ter aüs Osaka berichten, soll das Industriegebiet ver schont geblieben sein. Nach einer Mitteilung des Verkehrsamtes wird die Anzahl der bei dem Erdbeben Umgekommenen auf über 300 geschätzt. Mehrere 100 Personen haben in Kino- saki inwlge des Erdbebens und der Feuersbrunst Ver letzungen erlitten. Zw-l StSdt« zerstört. Zu den Mitteilungen über das Erdbeben in Japan meldet „Star" ergänzend aüs Tokio, daß die Städte Ktnosaki und Tahocka (80 Meilen nördlich von Kioto), wie angenommen werde, von dem Erdbeben und der darauf folgenden Feuersbrunst völlig zerstört worden seien. Jeder Verkehr nach dem durch das Erdbeben heim gesuchten Teil an der Westküste Japans sei lahmgelegt. Deutschlands »Vertrauenskrise«. Dr. Stresemann an Sauerwein. Paris, 24. Mai. Reichsaußenminister Dr. Strese mann hat sich telegraphisch dem „Matin" gegenüber auf Wunsch von dessen Außenpolitiker Sauerwein über die Lage in Deutschland nach der Reichspräsidentenwahl ge äußert. Die Erklärungen des Reichspräsidenten von Hindenburg, die der Eidesleistung folgten, die Worte die er an Dr. Simons richtete, sowie der Hinweis auk den Präsidenten Ebert hätten, so erklärt Stresemann. ein Echo gefunden bis weit in die linksstehenden i.iwis" hinein. Bei verschiedenen im Auslände besonders be- ?anMen demokratischen Blättern habe sich nach oer Prä si^entenwahl ein sehr klarer Meinungsumschwung voll zo^en. Besch "Präsident v. Hindenburg habe freien Wil len zu einer friedlichen Entwicklung unterstrichen. Wenn man wolle, daß das deutsche Volk in seiner überwiegen den Mehrheit diese Politik z.u der seinigen mache, dann Müßten die, deren Politik gegenüber Deutschland in entscheidender Weise das Schicksal Deutschlands beein flussen, danach handeln. Tie öffentliche Meinung in Frankreich, die sich lebhaft für deutsche Angelegenheiten interessiere, habe sich oft auf den Standpunkt gestellt, daß nur das neue Deutschland ihr Vertrauen verdiene Infolgedessen habe sie oft von der moralischen Entwaff nung als einem wünschenswerten Ziel gesprochen. Er, Stresemann, wolle nicht erforschen, in welchem Maße Man deut neuen Deutschland dienen könne, aber er möchte doch bemerken, daß die gegenüber Deutschland befolgte Politik weit davon entfernt gewesen sei, da neue Deutschland zu unterstützen. Ganz im Gegenteil. In den ersten Jahren seines Bestehens habe dieses neue Deutschland außenpolitisch nur schroffe Abweisungen er- lebt. JedeSmal wenn die Führer der politischen Par teien den Versuch machten durch die öffentliche Mei- in Deutschland eine Politik der Abkommen und der friedlichen Entwicklung annehmen zu lassen, hätten sich politisch« Reaktionen eingestellt. DaS vest« Beispiel hier kür sei der 10. Januar. Die extremistisch« Bewegung »ei in Deutschland ganz zurückgegangen. Die DawsSge- setze seien von der Mehrheit angenommen worden, die man vor dem Besinn der Devatt« hierüber kür unmög lich «»halten hätte. Ein« weitgehend« Entspannung würde sich «ing»st«llt hab«n wenn am 10. Januar di« Kölner Zone geräumt worden wär« und Frankreich Ge- Parts, 24. Mai. Ueber das Erdbeben in Japan liegen hier folgende Nachrichten vorr Am meisten litt der südwestliche Teil der Insel Hondo. Mehrere Städte wurden zerstört. Tie Zahl der Toten beträgt mehrere Tausende. Die Städte Kinosaki und Tohvka wurden bei nahe vollkommen durch Brände zerstört, die nach dem Erdbeben auftraten. Die frühere Hauptstadt Japans Kioto litt ganz besonders. Tokio und Jokohama blieben diesmal v erschont. Ein Funkspruch aus Ojaka teilt mit, daß diese Stadt nicht gelitten habe, aber das Erdbeben wurde auch dort verspürt. Derselbe Funkspruch teilt mit, daß der Erdstoß um 11.10 Uhr begann und etwa 3 Mi nuten dauerte. In der Nähe von Aschiha stürzte ein Tunnel in dem Augenblick ein, da ein Zug mit Reisen den durchführ. In Jenbudo fiel ein Zug in eine Schlucht London, 23. Mai. Reuter meldet aus Osaka: Ein Flugzeug mit Revortern und Photographen ist aüS dem Erdbebendistrikt hier angekommen; es wird versichert, daß die Katastrophe von ähnlicher Heftigkeit gewesen sei, wie das große Erdbeben im September 1923. AuS To- hoka wird gemeldet, daß Tausende ohne Unterkunft seien. Der Einsturz von Mädchenschulen hat zahlreiche Unfälle herbeige^ührt. 200 Personen sind tot, auf 400 werden die Verletzten geschätzt. — In der Stadt Kinosakt ent stand nach denk Erdbeben Feuer. Tie wilde Flucht ver ängstigter Menschen führte Hunderte von Nnglücksfällen herbei. Nur ungefähr eine Million syen ist durch Ver sicherung gedeckt. Der Landwirtschaft wurde ein unge heurer Schaden zugefügt. Da- japanische RelchSmlnlfterlmn teilt mit, daß bei dem Erdbeben in Toqoka in Süd-Japan 2000 Menschen nmqekom- men sind. An Häusern sind ungefähr 300 zerstört. Besonders mitgenommen ist das japanische Modebad Kinosaki. Auslän der sollen nicht umS Leben gekommen sein. Das Erdbeben«- biet ist nicht größer als 25 Ouadratmesten. Eine Reuter- Meldung schätzt die Verluste nur auf 1500 Menschenleben, die Materkalschäden aus 70 Millionen N-n. legenheit genommen hättte, das Ruhrgebiet früher zu räumen, was für Frankreich keine große politische Be deutung gehabt hätte, da ja die Besetzung auf alle Fälle am 15. August beendet sei. In allen deutschen Kreisen würde man hierin den Beweis gefunden haben, daß die deutsche Politik der Abkommen ausgezeichnet sei. Statt dessen wartet Deutschland seit Monaten, daß man ihm sage, warum die Kölner Zone nicht geräumt sei und warum man im ungewissen bleibe hinsichtlich dieser Frage, die von so entscheidender Bedeutung sei. Deutsch land stelle außerdem fest, daß andere Vorschläge, die es gemacht habe und die ein großes moralisches Opfer für das deutsche Volk bedeuten .in Frankreich nicht daS Echo gefunden hätten, das man hätte erwarten können. Wenn man von Währung "fragen spreche, spreche man oft von Vertrauenskrisen, die eine Währung ins Wanken brin gen können. Wenn man nicht wolle, so schließt der Minister seine Erklärung, daß die Beziehungen d-rr euro päischen Länder untereinander derartigen Erschütterun gen ausgesetzt würden, müskp man die Vertrauenskrise, die zwischen Deutschland und Frankreich besteht, überwin den, die so ost die beiden Länder verhindert hätte, Fra gen zu regeln, die sie enger berührten alS alles andere. Massenurtekle elnes belgischen Kriegsgerichtes. DaS belgische Kriegsgericht in Namur hat vor kur zem eine größere Anzahl deutscher Offiziere in Ab wesenheit abgeurtetlt. Wegen der Ereignisse in Dtnant am 23. und 24. August 1914 wurden die Herren Karl d'Elsa, I. Meister, Fritz Gteinhof, Albert Schlick, Kiel- mansegg, v. Zeschau, von der Planitz, Wutttg, Richter, Hoch, Franz«!, Wilke, Wendt, Schreyer, Koch', v. Reh- ter, Kipping, John zum Tode die Herren Karl Martini, von Schaumberg, Harig, von Kirbarbach (wühl Kirchbach) Harting, Adler, von Zenkher zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Tie meisten der genannten Offiziere stehen auf der belgischen Auslieferungsliste. j Auch da- Kriegsgericht in Gent hat einen Ehemali gen deutschen Feldgendarm namens Annewinkel zu le benslänglichem Zuchthaus verurteil, weil er im Okto ber 1918 in St. Nicola» den Belgier Wilsen» anüiß- lich einer Haussuchung niederg «schossen haben sott. Petersburg — keningraä. Ein Besuch in der «instig«» Zarenstadt. Der Berichterstatter einer in Deutschland erscheinen« dem russischen Emiiranten-Zeitung wahrscheinlich ein Ausländer, oenn sonst hätte er keine Einreiseerlaubnis nach Rußland bekommen fuhr kürzlich nach PeterS- bura, Um sich «in obtekti S Bikd von der Sowjetstadt, die jetzt Leningrad heikt, zu verschaffen. Wir entnahmen seinem Bericht, für dessen Richtigkeit wir unS natürkich nicht verbürgen können, kinige charakteristisch« Stellen. Die, Einreise nach Rußland, so beginnt er, hinterläßt einen freundlichen Eindruck, da die russischen Eisenbahn wagen des Auskandszilges sehr sauber sind und vollkom men „europäisch" aüssthen. Tie Bedienung ist, beson ders den Ausländern "gegenüber, sehr höflich. Man wird nicht mit „Genosse" angeredet, wird auch selten „Bürger", sondern meistens )Herr" genannt, ab« all« Frauen werden merkwürdigerweiss Mit „Dämchen" an« geredet. Die Zollformalitäten an der Grenz«, find kurz. Sämtliche Zollbeamte ,ind Kommunisten. Ich hatte eins Taschenlampe bei mir, die die Form eines Revolvers hatte,. Natürlich sollte sie beschlagnahmt werden, aber als sich die vermeintliche Feuerwaffe, all- harmlose-! Spielzeug entpuppte, bat sich der Matrose, der die Ge päckuntersuchung besorgte die '„schlaue Erfindung der ausländischen Bourgeoisie" als Andenken cmS. Die Ankunft in Petersburg erfolgte pünktlich auf dis Minute. Der Bahnhof ist voll von Obdachlosen, de nen es aber derbsten ist, in' den WartesÄlem zu schlafen. Daher ist auf dem Bahnho- ein besonderer „Wecker" ausgestellt, der in den Sälen herumfpaziert und mit einer Art langen Bürste bewaffnet ist, mit dar er jeden» der einschläft, an der Nase kitzelt. Unter lautem Ge lächter des Publikums wird der Schlafende" auf dies« Weise geweckt." Wenn jemand zum zweiten Mal schla- femd überrascht wird, inüß er zwanzig Kopeken Strafe bezahlen. ' Vor dem Bahnhof Marten Autobusse und Auto droschken. Ihre Anzahl ist groß, aber sie sind schmutzig und wackelig/ Die Stadt sieht öde und verlassen auS. Dar letzte europäische Hauch verfliegt sehr schnell, wäh rend Man sich! dem Sradtinnern nähert und weicht den peinlichsten Gerüchen. Die Privathästrser und Höfe sind zwar einigermaßen gut erhallten, aüs Furcht vor der sa nitären Kommission, die grüße Strafen verhängt aber diq öffentlichen Anstalten find unglaublich verwahrlost. Besonders schlimm sieht 'es in den Anlagen und Gär ten aus. Ueberall Papierabfälle, zerschlagens Flaschen, Eierschalen, Speisereste. Beinahe an allen Statuen im Sommergarten sind Nasen Beine und Arme abgeschla gen. Sehr schmutzig ist auch das MarSfekd, wo ich vier Tags lang einen toten Hund auf derselben Stelle liegen sah. Und dabei sind aus deM Marsfeld di« Helden der Oktoberrevolution beerdigt. Jetzt wird der Müll dort aus den benachbarten Häusern abgeschüttet. Das „Spartakus-Hotel" in dem gewöhnlich di« Ausländer Quartier nehmen, ist 4in Mittelding zwischen Palast und Bierhalle kür Arbeiter. Einerseits kostbare Möbel, wertvolle Teppiche Kristallgeschirr, Kellner iM Frack und Nevp-Preise, andererseits beschMutzts Toilet ten, bespuckte Korridore, Ungeziefer Mnd LäjrM von Be trunkenen. In der Tür kleines Zimmers entdeckte ich sine ganz kleine Oeffnung, durch die ich vermutlich be obachtet wurde. Nur ein kleiner Teil der Zimmer im Spartakus-Hotel wird übrigens an Reisende abgegeben, größtenteils wird das Hotel Von Kommunisten in höhe ren Stellungen bewohnt. Wie die Kellner sagen, dür fen in dem Hotel aber nur unverheiratete Beamte woh nen. Jede Nacht hörte ich trotzdem das laut« Gelächter angeheiterter „Domen". TckS Hotel igenisßt nicht um sonst den Ruf, bin verschleiertes Freudenhaus für hoch- gestellte Personen der Regierung hu sein. ' ' Tie Leben-Mittel sind in Petersburg vorzüglich und bedeutend billiger als in Deutschland. In den Restau rants ist es keuer. Immerhin kann man für 1.28 Rubel (2.50 Mark) ein vorzügliches Mittagessen haben. Klei dungsgegenstände und Gebrauchsartikel sind ungeheuer teuer, so kastel 'zum Beispiel ein Anzug 800 Rubel <600 Mark). Deshalb schämen sich sogar viele Damen nicht, sich selbst im Theater in abgerissenen und zerlumpten) oder in selbstgemachten, Vst auS Gardinen oder Möbel stoff zusammengenähten Kleidern und Kostümen zu zei gen, während andere allerdings in den elegantesten Pa riser Toiletten zu sehen sind. LUxuSgegenständs jeglicher Art, Juwelen, Pelze usw. sind übrigens in zahlreichen Geschäften ausgestellt. ' Wa» di« Rot« Arme« betrifft, so sehen di« Soldaten wenigsten» in Petersburg, Vicht gerade sehr militärisch aus. Die Infanterist«» sind besonder» dürftig bekleidet, während di« Kavalleristen bessere, oft sogar neu« Uni formen tragen, vt« Pferd« sind mag« und wahrschein lich wochenlang nicht g«wafch«z. Sn d« Boten «WM »».. .... ...'1^.—«.....k ... — .