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Nr. 21 Mittwoch, cten 2H. Januar 1021 Muer Tageblatt 0-UÄ,i, >u» für Hu,»«,«,„ p.ftanftatt,, «»«»geu. — «rsthetat »»»««glich. »erafpr.ch. Anschluß Nr. -lnzeiger für öas Erzgebirge ... °m.Uch°n °°-°-.m°chu„,°n ... n°,°- -««...u°» ...M,.g-Uch..«... 22. Jahrgang Chinafreundliche Bewegung in Amerika Berlin, 24. Jan. Reichskanzler Dr. nahm heute vormittag die Verhandlungen über ein Re gierung-Programm mit den in Betracht kommenden Fraktionen des Reichstage» auf. Zunächst wurde in Gegenwart des ReichsarbettSmintsters Tr. Braun» und des Reichsautzenmintsters Tr. Stresemann die Vertreter Her Deutschnationalen Fraktion unter Füh rung des Grasen Westarp zu einer eingehenden Be sprechung empfangen. Im Laufe des Nachmittags hatte der Reichskanzler nacheinander Besprechungen mit dem Vorsitzenden der Neichstagsfrattion der Deutschen Bolkspartei Dr. Schotz, und den Vertretern der Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung, Drewitz und Alpers. Gegen 6 Uhr abends empf.ng der Neichs.unzler den Bors tzenden der Sozialdemokratischen Fraktion, Hermann Müller- Franken, zu einer Aussprache. * Wie die Zeitungen erfahren, liegt den Verhandlun- gen des Reichskanzlers mit den deutschnationalen Füh- rern ein res ortmäßig hergestelltes Programm zugrunde, bet dem es sich in der Außenpolitik um die Fortsetzung der Loeurnopolittk und die loyale Mitarbeit im Völker bund handelt. In der Innenpolitik beschäftigt es sich mit der Frage der Reichswehr, der Sozialpolitik und dem Schutz der Republik vor Verleumdungen und An griffen. Cs sollen auch geeignete Maßnahmen gegen Organisationen getroffen werden, die auf gewaltsamem Wege einen Umsturz herbetführen wollen. Gegen 2 Uhr wurden die Besprechungen des Reichs kanzlers Dr. Marx mit der Verhandlungskommtssion die Mehrheit der Fraktion auf der «eite der Unterhänd ler steht und ebenso wie diese einen günstigen Au»gang der Verhandlungen anstrebt. Tie „Germania" schreibtr Aehnliche Töne, wie sie die liberale Bereinigung an schlägt, sind schon seit Tagen in den Spalten der „Lüg. lichen Rundschau" vernehmbar. Go erheiternd diese Klagen wirken könnten, sie haben jedoch für un» einen ernsten Hintergrund, zeigen sie doch, wie wenig verlast in lulturpolit.fchen Lingen aus die Deutsch« volkchrartei ist, und wieviel von dem alten Kulturkampfgetst in ihr noch vorhanden ist. Nach dem „Berliner Tagrblatt" sei gestern vormittag bereit», wenn auch inoffiziell, dtf Personenfrag« de» neuen R«tch»kabtn«tt» erörtert wor den. Al» deutfchnattonal« Kandidaten für die Besetzung der Neichsmintsterten de» Innern, der Justiz und der besetzten Gebiete werden von dem Blatt di« Abgeord- neten Wallraf, v. Gtausfenberg und Trevi ra nu» genannt. l § ! Zolscbr Gerücht, um ein Necht»kabln»tt. Parts, 24. Jan. Der Berliner Berichterstatter des „Journal" gibt im Auszug einen Artikel der .Ham burger Nachrichten" wieder, in dem behauptet wird, Botschafter von Hoesch habe Legattonerat Kühn nach Ber lin gesandt, damit er Außenminister Stresemann zur Kenntnis bringe, daß die Bildung «ine» Rech »kadtnett» einen verhängnisvollen Einfluß auf di« deutsch-franzö sischen Beziehungen auSüben würde. Der Vertreter des WTB. in Pari» kann feststellen, daß dief« Behauptung nicht den Tatsachen entspricht. LegattonSrat v. Kühn ist von einer Abteilung de» Au»wärttg«n Amte» zu ressortmäßigen Besprechungen nach Berlin berufen wor den. Tarau» ergibt sich, daß sein« Reise mit der Ka binettsbildung in keiner Weise etwa» zu tun hat. M BerhMiMM W die MiemMiimg. Bor einer Einigung. Marx! men einer ges cherten Mehrheitsregierung ist, war man "" ' " der Erkenntnis der schweren Gefahr einig, die durch ein Zusammenwirken des Zentrums mit den Deutschnationalen in Fragen der Schul- und Kirchen- Politik heraufbeschworen werde. Ta die Vormacht-stel» lung des Zentrum» auf der Spaltung de» Liberalis mus beruht, wurde beschlossen, die Aufmerksamkeit al- er Liberalen aus diese dem freien deutschen Geiste», leben drohende Gefahr zu lenken und auf eine einheit liche Avwehrfront htnzuarbetten. Vas Sie presse erfahren hat. Nach den Aeußernngen der Blätter zu schließen, scheinen sich die Verhandlungen Tr. Marx auf gutem Wege befinden. Ueber das von Dr. Marx vorgelegte Gerippe eines Regierungsprogramms ist, wie der „Lv- kalanzeiger" schreibt, gerade zwischen Zentrum ^ind Teutschnationalen ziemlich reibungslos verhandelt wor den. Tie „Deutsche Allgemeine Zeitung" erklärt r In parlamentarischen Kreisen betrachtet man die Einigung als faktisch vollzogen. Cs wäre daher wünschenswert, wenn man die etnwüchtge Pause der Retchstagsverhand- lungen ab Mittwoch pretsgeben und sie Sonnabend durchtagen würde. Die neue Regierung könnte dann sich noch in dieser Woche dem Parlament vorstellen und an die Arbeit gehen. Die „Tägliche Rundschau" schließt aus dem lakonischen Bericht tiber die gestrige Sitzung der deutschnationalen RetchStagSfraktton, daß der Deutschnationalen unterbrochen und auf morgen vormittag 10 Uhr vertagt. Inzwischen wird die Ver- handlungskommission heute nachmittag um 5 Uhr mit der Gesamtfraktion Fühlung nehmen und morgen vor mittag dem Reichskanzler die Stellungnahme der Frak tion unterbreiten. Wie das Nachrichtenbüro de» B.D.Z. au» parla mentarischen Kreisen erfährt, soll Reichskanzler Tr. Marx den bisherigen Verlauf der Besprechungen mit den Teutschnationalen über die Kabinettsbildung als nicht ungünstig bezeichnet haben. Der Reichskanzler Dr. Marx empfing heute nach? mittag den Abgeordneten Tr. Scholz von der Deut schen Volkspartei. Im Anschluß daran wurde der Abg. Drewitz von der Wirtschaftlichen Vereinigung empfan gen, dem gleichfalls das Negierung-Programm vorgelegt wurde. Abg. Drewitz erklärte, wie das Nachrichten büro des Vereins Deutscher Zeitungsverleger erfährt, daß seine Partei sich an einer bürgerlichen Regierung beteiligen würde. Die Stellungnahme zum Programm und zur Frage, ob die WtrtschastSpartei selbst mit Mi nistern im neuen Kabinett vertreten sein werde, behielt Abg. Drewitz der yrakttonsfitzung am Dienstag vor. Vie veutfchnatlonalen zufrlr-en. Berlin, 24. Jan. Die „Deutsche Zeitung" ver öffentlicht heute abend in fünf Punkten den angeblichen deutschnationalen Standpunkt gegenüber den Haup for- derungen des Regierung-Programm», die in den Heuti. gen Verhandlungen des Reichskanzlers zur Sprache ge kommen sind. Wie das Wolssbttrv von gut unterrich teter deutschnatlonaler Sette erfährt, trifft diese Tar- stellung Nicht zu. Die deutschnationale Retchstagsfrak- ttou ist erst heute nachmittag um 5 Uhr zusammenge- treten, um den Bericht ihrer Unterhändler entgegenzu- nehmen. Erst au» diesen Beratungen werden sich die Richtlinien ergeben, die die deutschnationale verhand- lung»kommlsston Herrn Dr. Ml. ex in der für morgen vormittag angesetzten Besprechung zur Kenntnis brin- aen wird. Im übrigen hört man, au» derselben Quelle, daß man in Kreisen der Teutschnationalen durchau» zu- frieden ist und sich einen baldigen Abschluß der Per- Handlungen verspricht. «In» Erklüruns Ser Liberalen Vereinigung. Berlin, 24. Jan. Bon der Liberalen Vereini gung wird mttgetetltr Der geschäft-führende Au-schuß der Liberalen Bereinigung hat in seiner Sitzung am Montag di« politische Lage eingehend besprochen, wie ft, sich durch den jetzigen Stand der ""Handlungen zur Neubildung der Regierung ergibt. So wünschrn-wirt schon au» auß-npolitisch-n Gründen da» Zustandekvm- England steht allein. CnMnäerfeincUicke Kunä- gedungen in Amoy unci Zwatau London, 21. Januar. Reuter meldet aus Peking: In folge der Niederlage Suntschuanfangs in der Provinz Tsche- kiang haben die britischen Behörden den Missionsstattonen im Bezirk von Ningpo Weisung ereilt, diesen Bezirk zu räu men. In Amoy und Swatan entwickelt sich eine antibritische Bewegung. Alle amerikanischen Missionsstationen aus dem Innern des Landes sind vorübergehend nach Swatau über gesiedelt. Abtransport indischer Truppensormationen nach China. NewDelhi (Indien), 24. Januar. Die vier für China bestimmten Bataillone haben Abmarschbefehl erhalten. Mit ihnen gehen nach China eine Batterie Gebirgsartillerie, eine Abteilung mittlerer Artillerie, eine Kompanie Pioniere und die notwendigen KilsStruppen. keine Verteidigung Schanghai,. London, 24. Januar. Der „Star" bestätigt, daß die britischen Streitkräfte nicht zur Verteidigung von Schanghai, sondern lediglich zur Abwehr von Angriffen auf britisch« Staatsangehörige und britische Interessen eingesetzt werden sollen. Sin Manifest -er Kontonregierung. Die kantonreglerung oerössen licht ein längere» Mani« sest, In dem sie erklärt e» könne keinen wt klichcv Frieden geben, eh» China sein, Unabhängigkeit wieder erlangt hab,. Die Rechte der ausländischen Staatsangehörigen und ihr« GK- tendmachung würben nicht vernachlässigt werden, aber ihr Schutz könntet nicht von sremden Bajonetten und Kanonen booten abhängen. Die Regierung möchte all« noch schweben den Fragen lieber im Wege der Verhandlungen al» durch «inen bewaffneten Konflikt lösen. Sie sei be eit, mit den einzelnen Mächten getrennt auf der Grundlage «irtsthas liche'r Gleich« berechdigung und gegenseitiger Achtung der politischen und tei ritorialen Souveränität zu verhandeln. G Pari», 24. Januar. Wie New Pork -erald au» Washington gemeldet wird, haben die chinasreundlichen Kreise in den Vereinigten Staaten an Präsident Coolidge die Bitte gerichtet, er möge di« Führung einer chinasreundlichen Be wegung übernehmen, indem er erklärte, daß die Beziehungen der Vereinigten Staaten und China» zueinander künftig aus bei Grundlage der vollkommenen Gleichberechtigung und unter denselben Bedingungen wie di« Beziehungen zu anderen ausländischen Nationen bestehen sollten. Die betreffen, den Kreise setzen sich au« Missionaren, Industriellen, Czport- kaufleuten und einigen Bankleuten zusammen, die im Fernen Osten Handelsinteressen haben: dazu kommen Vereinigungen, die ich stä's der chinesischen Sache angenommen haben. Neuyork, 24. Januar. Wie die World au» Washing- ton meldet, erklärte Senator Borah, die vereinigten Staa ten könnten bedeutend zur Lösung der «hinafrage beitragen, wenn sie auf die AuSländervorrechöe in China verzichten und Ch'na« gvllautonomie anerkennen würden. Präsident Coo- sldae und Staatssekretär Kellogg hofften noch, eine G senduug von Truppen nach China vermeiden zu können. dr. Gplna übe« öl» Kufa oben -«r deutschen tu -»r Tschechoslowakei. Reichen berg, 24. Jan. Auf dem KreiSPartel. tag de» Bunde- der Landwirtschaft erklärt« Arbeit». Minister Tr. Spina, Die bitter« Wirtschaft-not hat di« deutschen und di« tschechischen bürgerlichen Parteien in wirtschaftlichen Fragen zusammeng,führt. Ein Schutz unsere» Volke» und ein« Besserung der Lall« unsere» Volke» in diesem Staat« tst nur durch aktive Mitarbeit am Staate zu erreichen. Der Eintritt d" Deutschen in di« Regierung soll aber auch di« Grundlage sein für einen endgültigen «»»gleich »wischen beiden Völkern. Wir Deutschen geben dem Staate und dem tschechischen Volk«, wa» beiden gebührt, und wir verlangen nicht» andere» al« unser Recht, aber unser ganze» Recht, wir müssen gleichzeitig unser, tschechischen Landtleute au» dem tschechisch»» N,gatioi»mu» -„«»»führen, und da» kann nur durch Zusammenarbeit der Deutschen mit de« tschechischen Positivisten geschehen. Vie llnrcktung Süätirols. Verhaftung eine» Leutschensührer» — Uebeesieblung der «lpenzeltung nach Bozen, 24. Januar. Der bekannte Rechtsanwalt und Deutschenführer Dr. Joseph Noldin in Galurn ist am W. Ja nuar vormittag« von Carabinieri ver-ast-t worden. Di, Carabinieri wiesen einen schriftlich «»»gestellten -astbesehl vor. Dr. Noldin wurde um 1 Uh, mittag» nach Trient in da» Ecfängni» de» Tribunal» eingeltefert. Gründ, für die Verhaftung sind nicht bekannt geworden. — Di» faschistisch« deutsch geschrieben» „Alpenzittung" wird dimnächst von Me ran nach «oM dnkgt.