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ZWW- Anzeiger für -as Erzgebirge — 7„"„.,_. Mittwoch, ä n 23. Februar 1927 22. Zohrgsng Sotr" zu regeln. ES sei vollkommen abwegig, diese Unterbrechung als die Folge der Umbildung des KabinetteS zu bezeichnen. Keit Monaten habe man mit steigender Beunruiugung die Haltung der polnischen Behörden gegenüber den deut schen Staatsangehörigen seststellen müssen. Die Aus weisung von Pier Deutschen aus Polnisch-Oberschlesien habe die Negierung gezwungen, Maßnahmen zu ergrei fen, die sie schon seit langem hatte in Erwägung ziehen müssen. Noch unberechtigter sei es, wenn man in de? .Haltung Deutschlands das Anzeichen für einen aggressi- ven Geist erblicken wolle. Wenn er, der Reichskanzler, Polemisieren wollte, könnte er leicht zeigen, auf welcher Sette ein Geist der Aggressivität Vvrliege. Deutschland habe ein Interesse daran, zu einem modus vivendi mit Polen zu gelangen. Diesem Ziele habe die deutsche Negierung immer zugestrebt, und niemand bedauere mehr als die deutsche Negierung die Haltung unseres östlichen Nachbarn, die verhindere, das gesteckte Ziel zu erreichen. Nochmals auf die Grundlinien der deutschen Politik im allgemeinen zurückkommend, betonte der Neichskanzler zum Schluß, wie er schon im Sommer 1924, als Reichspräsident Ebert ihn an die Spitze der deutschen Negierung berufen habe, sich im GinverncH- men mit Tr. Stresemann das Ziel gesetzt habe, die Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich zu be seitigen, da er darin die Grundlage zu einer großen Billigung des Reichspräsidenten von Hindenburg Hütten sich die deutschen Delegierten dann nach Locarno und nach Genf begeben. Er, der Reichskanzler, habe die absolute Uebcrzeugung, daß man trotz der vorhandenen Schwierigkeiten den Frieden erreichen werde. Für Frank- reich und für Deutschland gebe cs keine andere Zukunft als die Verständigung. Nur so könnten Deutschland und Frankreich und die ganze abendländische Kultur vor unübersehbaren Katastrophen bewahrt bleiben. Eine Unterredung des Pariser „Soir" mit Dr. Marx. ' . _^ha t "ncn ? °'I" Unt--b--ch»ng. die,um U-l- hab«. d--p°lrtischen Lage in Deutsch^d'^Lm^n^ ser Versuch wird zum ersten Male von einem ausgespro- chen Ilnksstehenden französischen Blatt gemacht, das auf- ricatlg für d-e deutsch-französische Verständigung arbei te!. Der Sonderberichterstatter beginnt seine Veröffent- Uchuugen mit einem -Interview, das Reichskanzler Dr. Marx ihm gewährt hat. Ter Reichskanzler erwiderte auf die Bemerkung des Sonderberichterstatters, daß ein großer Teil der öffentlichen Meinung in Frank, reich über den Eintritt der Dentschnntionalen in das nengebildete Kabinett beunruhigt sei: Ich begreife sehr wohl, daß in gewissen französischen Kreisen die Erwei terung der Koalition der Mitte nach rechts Beunruhi- gnng hinsichtlich unserer Außenpolitik aufkvmmen las. sen könnte, aber das bezeugt eine vollkommene Verkennung der Tatsachen. Tie unabweisbare Notwendigkeit einer friedlichen VerstänaigungSarbeit der euro päischen Völker ist heute von der übergroßen Mehr- heit des deutschen Volkes, ohne Unterschied per Parteirtchtung, anerkannt worden. Uebrigens können derartige Beunruhigungen nur durch phantastische oder ungenaue Nachrichten geschaffen wer den. Reichskanzler Dr. Marx erwähnte alsdann die , Grundlagen der Verständigung des Zentrums mit der europäischen Befriedungsaktion erblickt habe. Mit Per Deutschnationalen Partei, indem er darauf hinwies, daß der Entschluß der Deutschnationalen, in die Regic- rungskoalitivn einzutreten, sich auf die Politik von Lo carno stütze und der Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland nur dienlich sein könne. Auf die öeutfch-polntschen Differenzen hinweisend, erklärte der Reichskanzler, es handele sich nicht um einen Abbruch der Verhandlungen, sondern PräliäeMenwakl im Tküringer Lancllag. Weimar, 21. Febr. In der heutigen ersten Sit zung des vierten Landtages von Thüringen, die gegen 4 Uhr eröffnet wurde, gab Staatsminister Tr. Leut- heußer für die Mitglieder der Regierung die Erklärung ihres Rücktrittes ab. Ais 1. LandtagSprästdcnt wurde Abg. Leber (Soz.) mit 49 Stimmen gewählt, 6 Zettel waren unbeschrieben, einer ungültig. 1. Vizepräsident wurde von Thümmel (Landbund) mit 87 Stimmen, 8 Zettel wurden für Engert (Komm.) abgegeben, 9 wa. ren unbeschrieben, 2 ungültig. 2. Vizepräsident wurde Abg. Geter (D. VP.) mit 29 Stimmen, 25 Zettel waren für Abg. Engert (Komm.) abgegeben, 2 waren unbe schrieben. Stresemann übernimmt -en Vorsitz in Genf. Berlin, 21. Febr. Nach der „Bezet" gilt e» nunmehr für sicher, daß Stresemann bet der bevor stehenden Ratstagung in Genf den Vorsitz führen wird. Austritt Stoehrs aus -er völkischen Zreiheitspartel. Berlin, 21. ,Jebr. Von der Deutschvölktschen Freiheitspartei wird mitgeteilt: Nachdem die Abgeord neten Graf Reventlow und Kube von der Partei ge schieden si;d, hat sich auch der Abgeordnete Stoeihr von der Partei getrennt. Außerdem ist Theodor Fritsch, der Herausgeber des „Hammer", aus der Reichsleitung aus geschieden. Vir Lohnbewegung -er Nekchs- un- GtaatsarbeUer. Berlin, 21. Febr. In einer Besprechung zwischen den vertragschließenden Arbeitnehmer-Organisationen über die Kündigung der Lohntarifverträge für die Ar beiter der Reichsbahngesellschaft, der Reichöpost, sowie der übrigen Reichs« und Staatsbetriebe haben heute die Gewerkschaftsvertreter beschlossen, ihren Vorständen die Kündigung der Lohn- und Arbeitsbedingungen mit Wtv> kung vom 1. April d. I. zu empfehlen. Der Inhalt des Hankauer Abkommens. London, 31. Febr. Nach! dem amtlichen engli schen Bericht bezieht sich das am Sonnabend in Hankau unterzeichnete Abkommen zwischen O'Malleh und Tschen auf die künftige Rechtslage der britischen Konzession in Hankau. Bis zum 15. März sollen die Polizeigewalt und die Leitung der öffentlichen Arbeiten in der Kon- zefsion in den Händen der jetzigen chinesischen Behör den bleiben. Am 15. März soll aus der allgemeinen Jahresversammlung der Steuerzahler der Konzession die Auflösung der alten britischen Munizipalverwaltung ausgesprochen und die Verwaltung einer neuen Kör. Perschaft übertragen werden, die von der nationalisti schen Regierung nach dem Vorbild der Einrichtungen in den unter besonderer Verwaltung stehenden Bezir ken gebildet werden soll. Ein entsprechendes Abkom- men soll dieser Lage für die britische Konzession In KinNang abgeschlossen werden. Im Unterhaus verlas Chamberlain die Bedingun gen des Hankauer.Abkommens. Chamberlain erklärte, er habe O'Malleh angewiesen, dem kantonesischen Mi- Nister des Acußeren klarznmachcn, daß die britische Re gierung sich das Recht Vorbehalten müsse, über ihre Truppen zum Schutze britischen Lebens in Schanghai zu verfügen. Chamberlain teilte ferner mit, daß Ver handlungen mit der Pekinger Regierung! im Gange sind. Die britische Regierung sei bereit und müsse sich das Recht Vorbehalten, mit den Behörden in jedem Teile Chinas zu verhandeln. Schanghai könne nicht so behandelt werden wie andere Teile Chinas, wo nur britische Interessen in Frage kommen. Die in Schang hai zusammenhängenden Fragen könnten lediglich ge regelt werden in Uebereinstimmung mit den anderen Nationen, die gleiche Interessen wie Großbritannien dort hätten. 1200 Hinrichtungen kn Schanghai an einem Tage. Berlin, 21. Febr. Der chinesische Verteidi- gungskommtssar in Schanghai hat, wie die Blätter mel den, an einem Tage 1200 südchtnesische Agitatoren, die mit Flugblättern in der Hand gefaßt wurden, ohne je des Versahren hinrichten lassen. Die Leichen liegen aus den Straßen umher. Die Köpfe wurden auf Karren geladen und durch die Straßen der Stadt gefahren. Alle Londoner Blätter veröffentlichen ausführ liche Meldungen über die Massenhtnrtchtungen in den Straßen der Chinesenstadt von Schanghai. Ueberall sind die abgeschlagenen Köpfe Hingerichteter Stuben- ten nnd Streikposten in Käfigen ans Pfählen zur Schau gestellt. Der Berichterstatter der „Daily Mail" sagt: Die Politik de» Enthaltens habe sich als wirksamste» Gegenmittel gegen das Streikfieber erwiesen. Vie amerikanische Intervention in Nicaragua. Managua, 21. Febr. In Corinto am Stillen Ozean wurden gestern 1800 Marinesoldaten gelandet. Außerdem befinden sich 400 Mann in Leon unk 850 in CHInandega. Dis Eisenbahnen, Brücken und andere wichtige Punkte sind von amerikanischen Truppen besetzt. Nücktrltt -es spanischen Ministers -es -leuKeren. Madrtd, 21. Febr. Der Minister für auswärtige Angelegenheiten, Mangua», hat sein Rücktritt»gesuch einaereicht. Sein Gesuch wurde genehmigt. Nach einer halbamtlichen Mitteilung ist der MW- tritt de» Minister» de» Aeußrrn dud„.ch deranlaßt vor- tum i>ak' hinsichtlich b--r Schellte, die jü ven Nischen Augetegenhrliert -U -un sind, "«""«rtLich Michl* chung sind und über die eine Verständigung nichk erzielt werden konnte. Meinungsverschiedenheit«'', bestanden. Da» Portefeuille de» Aeußeren wurde Primo d« Rivera übertragen. Zur «ngiisch-rulsischen Spannung. London, 21. Febr. Der parlamentarische Be- richterstatter de» „Daily Telegraph" schreibt» Die kürz lichen Beratungen des Kabinett» werden, ivie verlautet, nicht -um Abbruch der Beziehungen mit der.Sowjet- reaieruna sichren. Die Minister sind jedoch zu dem d°» N.U-- »-«'.!> W M-''-» gegen die Flut snglarrdfr.tndllcher Propaganda erho ben werden soll. ,Mtly Mail" schreibt! «in. solch. Warnung kann leicht da» Vorspiel zu »igeln -wan-b- MitLig«n Bruch mU der SswjelreL'.e-rung sein. veutsch-rumünische Pntmzbesprechungrn. Berlin, 21. Febr. Die Verhandlungen zur Kre ditbeschaffung für deutsche Warenlieferungen an Ru mänien, die in der letzten Zeit zwischen deutschen und rumänischen Finanzlcuten stattgefunden haben, trugen, wie die Blätter erfahren, rein privaten Charakter. Bon einer Staatsanleihe war bei diesen Besprechungen nicht die Rede. fius -er Wohlbewegung lm Memelgebiet. Königsberg, 21. Febr. Aus Memel wird ge meldet: Die WahlkreiSkommtsslon für das Memelgebtet. die aus großlitauisch eingestellten Persönlichkeiten be steht, hat jetzt die Vorsitzenden der Stimmbrzirkskom- Missionen ernannt. Auch diese — mehr als 200 Per sonen — sind unter Ausschaltung der bisherigen Stimm- bezirksleiter fast sämtlich groblitauisch orientierten Kreisen entnommen worden, so daß sich der Wahlapparat in den Händen der Großlitauer befindet, obwohl diese kaum fünf Prozent der Bevölkerung de» Memelgebiet» ausmachen. Vie Sprengungen an -er Gstgrenze. Da» Neichswehrministerium hat an die Festung»- kommandanten Befehle hcrausgehcn lassen, denen zu folge die Sprengung jener Befestigungen vorzunehmen ist, deren Beseitigung in den Pariser Vereinbarungen zugestanden wurde. Zu einein Teile sind diese Befehl« befristet, in»gesamt soll die Sprengung im Lauf« von vier Monaten durchgeführt sein. Innerhalb diese» Z«tt muß auch da» KriegSgerätegesetz vom Reichstage ang«- nommen werden. ! > ' yltns Monat« GesttngnI« «egen Beleidigung de» Essen, 21. Februar. Das Schöffengericht verurteilte den verantwortlichen Redakteur des rosnmuntsttIchen,,Ech° wegen Beleidigung de» Reichskanzlers Man zu fünf Monaten Gefängni«. Sin neuer italienisch«. Tauchdoatchp. Rom, 21. Februar. In Spezia ist gestern da» erste u- Boot de» neuen italienischen Tnuchboottyp», «^linna, von Stapel «»lassen worden. Da» v-Bovt, da» bi» zu ein« Ties, von 100 Mitera rauchen kann, vervrtmgt 1.00 L»r»«n, ist S? vwuue lanä uns sechs Üm^esM.