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Mer Tageblatt --^---- /MALlger für -as ErzgebrrgT ssHM- L«lrgranim^: raocbir.tt /,u^rrgrL-rg. Erckha'len- -ie snrtttchen Sekatiatmachunyen -es Nates -er Ska-r unö -es ^mtsgrrickts fiue. v»sts-t)«ck-e°kto: flmt Leipzig Nr. 1»»» Dienstag, cten 1. März i027 Nr. 50 22. Jahrgang Berands Autzenpolitik. Briand veröffentlicht im „Petit Parisien" eine! EEckrung, der große Bedeutung betgemessen wird. Er! leitet seine Ausführungen über den grundlegenden Wechsel, der sich seit Loccirno, Genf und Thoirh in den. Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich voll-! zogen hat mit einer unzweideutigen Umschreibung des § AieleS ein, das er sich seit der Uebernahme de« Außen ministeriums gesteckt und das er seitdem allen Wider stünden zum Trotz lansegnent verfolgt hat. Er definiert sie als eine. Politik des Friedens, „darauf berechnet, zwischen Deutschland und Frankreich nicht nur alle sltet- bMtgsAächen und Konfliktegefahren zu beseitigen, son dern darüber hinaus, durch eiir System politischer und wirtschaftlicher Vereinbarungen eine dorc-rnde e»Ä A,nräh<i-»««g omzubcchnen, die zwischen beiden Ländern allmählich eine-! Zustand der niocalischen Svlidaritäi und gegen seitigen .ImeressmwBerflechtung als wirksames Schutz mittel gegen die Wiederkehr eines Krieges schaffen soll". lieber die Schwierigkeiten die ans dein Wege , ne Verwirklichung dieses Kieles liegen, und über das Mast, von Geduld, Mut und Geschicklichkeit, das seine Verfol gung erfordert, hat Briand sich nach seiner Erklärung niemals irgendwelchen Illusionen yingegeben, n>w <r ist mit dem, was bisher allen Schwierigkeiten Zinn T'vh § erreicht worden ist, mehr als zufrieden. Frankreich, meint er, habe sicherlich keinen Grund, über die nw ter teilen Resultate dieser Politik zu klagen Tie feierliche Anerkennung des Versailler Vertrages „durch das deutsche in seiner Gesamtheit einschließ lich des Präsidenten -Hindenburg", der neuerliche Ver zicht ans Elsaß-Lothringen und auf gewaltsamen Um-! stur.' der territorialen Verhältnisse OP-n. die Er-! Höhung der französischen Sicherheit durch die Garantie Englands und Italiens, daL alles seien Fortschritte, an deren Möglichkeit noch vor wenigen Jahren auch die unentwegtesten Optimisten nicht zu glauben gewagt ha ben würden. Als nicht minder bedeutsam »zeichnet Briand den Ilmf-bwung, der sich in Deutschland selbst und vor allem in seiner Einstellung zu Frankreich volt jüngst in den Verhandlungen über die Ostfeftungen er zielte Verständigung an, in deren Rahmen sich Deutsch land verpflichtet habe, in einem zweiten von der Bal- rischen Küste bis nach Basel reichenden, sozusagen ent- militarisierten Gren,,gürte! keinerlei Befestig cagen zu errichten. Das sei mehr als dec .Friedens»: trag von Deutschland verlang: habe. Es wäre ungerecht, so erklärte Briand unter An spielung aus das Bekenntnis der beutschirationalen Minister zu der Politik von Loearno und Thoirh und ihrem formell ausgesprochenen Verz.cht auf jeden Re vanchegedanken wenn man solchen Kuttdgcbttngeit eitler völligen Sinnesänderung nicht Rechnung trogen rrwstte- Was würde man wohl in Frankreich nach ü«7! gesagt haben, fügte er, ihre Tragweite unterstreichens, hinzu, wenn damals französische Minister den Vertrag von Frankfurt und dre Abtretung Elsaß,-Lothringen? in einem diplomatischen Aktenstück «uerkunnt hätten i Soweit die eine Seite dec von Briand gezogenen Bil'.uz der Politik hon Loearno. Nach seinen Erklä rungen wird in Frankreich niemand mehr mir gustw? Gew.ssen Deutschlands Verständigongchureitschast und die von ihm im Interesse einer ehrlichen Versühnung gebrachten Opfer anzuzweiststn das Recht haben. Wie aber steht es mit der auoeeorr Seite der von Befand <nrf- gemachten Rechnung? Briand Hot »ich darüber ausfallende Zurückhaltung uukeclegt. Gewiß, er Hai nrr». erkannt, daß Leulschianos Verlangen nach Zrn'Ackzl-?-, bring der alliierten Truppen nichts Ann. Males A-d,, s daß Kraickreich im gleichen Falle ähnlich, gehandelt Fr-' den würde, und dar es Deutschlands gutes Niv.hr Fi, t sich aus den Friedcnsoertrug »u berufen. Aber, Hal .r r hinzirgefügt, hier handle es sich um eine interalliierte! Angelegenheit, und die Garantien die Deutschland ,-u j gebe- G'ben müßte, seien (lastecorderrrrich schwer zn j realisieren, ioaü übrigens auch .Heer Strefeuw':n sc-ibst s seinerzeit unerkannt Habs. Brtands Aeutzsrungen sind in dieser Beziehung; osf.'ubac durch Rücksichten auf die i.irwrpvlirisch?n Vew s tzältniss« in Frankreich bestimmt worden. Immcrhcn haben sie das Gute, naß ,.e durch die formelle Aner-z kennung der deutschen Leistungen auch in dieser -.'.rage? das Terrain vorbereiter haben und die Wiederaus: ick s der seit einigen Monaten ins Stocken geratenen .Bor - Handlungen unter sehr viel günstigeren Umstänoeu. cklSi früher ermöglichen. zogen habe. At> Ncwei» dafür führt er neben dec nach des Marschalls Fach eigenem Zeugnis nunmehr restlos er folgten Erfüllung der Deutschland im FriedenSderirag auferlegten EntwaffrmngSSestknmimgen. voc atleuc di? Die MMtt der LAWjeLregklBKS sn ElWM. Moskau, 27. Febr. Zn der Antwortnote der Sowjetregierung wird u. a. ausgeftthrt, die Sowjet regierung habe wiederholt bet englischen Beschwerden einen Hinweis auf etwaige konkrete Fälle verlangt, dem sei die britische Negierung jedoch nicht nachgrkommen. was eine Verles'ang dec 192<! Angegangenen Necpslcch-- tung Lord Curzons bedeute. Die jüngste britische Note zähle lediglich eine Reihe politischer Aeußerungen svw- jetrnfsischer Staatsmänner auf. Es sei eine willkür liche Erweiterung der bestehenden Vereinbarungen, sie -uch auf mündliche oder in der Presse veröffentlichte Ä ußerungen innerhalb der Sowjetunion ausoehnen zu wollen. Weder in der Sowjetpresse. nach in sonstigen russischen Aeußerungen sei etwas zu finden, was etwa den scharfen Ausfällen der konservativen Negierung gleiche. Als autibritische Propaganda könnten nicht liufgesaßt werden die analytischen Einschätzungen der Außenpolitik der britischen Regierung, sowie prinzipielle Ausführungen von russischen Parteiführern über die Unabwrn-barkL»t -er M<stttevc>!utisn und über die Bedeutung der narionalrevriutionären Bewegung im Osten Dis englische Regierung weiche bewußt von den allgemein üblichen internationaleu Normen und Gepflogenheiten und selbst den elementaren Anstandscegeln ab. Sie erlaube sich, mit der Sowfet- regierung im Ton einer Drohung mit einem Ultimatum zu reden und die Verfassung der Sowjetunion zu igno rieren, indem sie in ihR'N Noten hartnäckige Versuche mache. Parteiorgane oder selbst internationale Insti tutionen an die Steile der formellen Regierung der Sowjetunion zu fetzen. Sie habe sich ferner einen unerhörten un- prä-e-Ll-zlosen Ton gegenüber Tschitscherin erlaubt. Nack) einem Hinweis auf neuerliche Enthüllungen über Bersuche einer Ver ständigung zwischen einzelnen Mitgliedern der eupli- schrn Regierung und eh-maUgen zaristischen Diploma ten und Vertretern der Gegenrevolution führt dis Note weiter aus, der englisch-sowjetrussische Hanvellwertray wie auch die Wiederherstellung der diplomatischer, Be ziehungen habe den Interessen beider Länd.r eutspro. chen Wenn die britische Regierung glaube, daß der Ab bruch der eng'listh-sowjeirujsi'chen Beziehungen dem bri tischen Reich und der Luche des allgemeinen Frieden» zum Vorteil diene, so werde sie naiucgemä i öewen-« sprechend handeln und die voll-' Verantwortung sstc die Wirkungen übernehmen müssen. Die Sonst et re ist e« ruug bekräftigt zum Schluß, die Erklaru-ig .urastins über die Erwünschtheit der Behebung sümtstcher Diffe renzen um> der Herstellung vollkommen normal-: Be ziehungen und erklärt, sie werde ein En, gegenkommen der britischen Negierung auf dem Wege zum Fr'cbeu aufrichtig begrüßen. London, L7. tzc-br. Wie Reuter erfährt, wird voraussichtlich vor der in Aussicht gestellten Debatte über die englisch-russischen Beziehungen, für die ein Tag noch ni-ht feststeht, von selten der Negierung eine Erklärung im Unterhaus abg geben werden. Getier meldet Reuter: Die Antwortnote Gawjmmißlands ist in Wendungen gehalten, die engltschecsetks erwartet worden sind. Man hatte nicht ang-wvmiw'n. daß die fowjeirussische Regierung irgendwelche Veraunoorstich- leit für die Propaganda zugeben oder 'ich irgendwie sonst e.ne Blöße geben würde. Diejenigen Anhänger der Regierung, die un oer englischen Note Kcttit geübt haben, weil sie zu milde fei, betrachten die russische Ant wort cus unverschämt und werden einen starken Druck auslilwn, um bie Annullierung de« Handelsvertrages und den Abbruch dec diplomatischen Beziehungen durch- zusctzen. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß die englische Regierung im Sinne ihrer Nute auch handeln werde, und es wurde al» möglich angesehen, daß die Regierung das HandelSabtvmincn annulliert, während sie die diplomatischen Beziehungen Lstterhiv bestehen läßt. Wirtschaftskrieg mit Polen. Einstweilen sind die Verhandlungen über einen deutsch polnischen Wirtschaftsvertrag nur unterbrochen worden. Ob cs dazu kommt, daß beide Länder die schwersten Waffen eines verschärften Zoll- und Wirtschaftskrieges untereinander ge brauchen, läßt sich noch nicht übersehen. Die Polnische Presse tut ohne Unterschied der Partei so, als ob Polen einen solchen verschärften Wirtschaftskrieg mit Deutschland nicht zu furchten habe. Das ist offenbar darauf zurückzuführen, daß Polen sich die skandinavischen und südeuropäischcn Märkte für seine Kohlen und für die Erzeugnisse seiner Eisenindustrie gesichert hat. Indessen sind es verhältnismäßig nur geringe Mengen, die hierbei in Frage kommen. Auch die Auffassung, daß ein Zoll- rind Handelskrieg mit Deutschland vorteilhaft für die volnis-he Eisenindustrie sei, wird vielfach vertreten. Das bekundet indessen eine ziemlich kurzsichtige Auffassung der Dinge, denn im Sommer 1927 fallen die letzten gegenseitigen Vergünstigungen des Genfer Abkommen- für die ostober- schlesische Industrie fort, wie beispielsweise die Schroltver- sorgung, die Ostobcrschlesien in dm Hauptsache auf dem deut schen Markt tätigen muß, weil in ganz Polen erhebliche Mengen au Scllevtt nicht aufzuireiben sind. Die Warschauer Regierung Hut für den Außcndandel Polens im Jahre 1926 au di,? iuternast-wnie Presse Fassten hinnnsgegeben, deren Zweck cs ist, h!>- Eniwlcklirug des Außenhandels als außer- 'i'deii'Ülh lst-ußkg darznstelbm. Da der Zloch den festen Boden unter den Füßen verloren hat, werden die Zahlen in Goldfr.oak-m iniigclestst der Goldzwty ist eben ein Begriff dm nicht besteht. Nun soll 1926 die u-stoische Ausfuhr einen War' von 1009 Misti'nen Gvldfranlen gleich 1010 Millionen Reichs mark erreichst haben. Die Einfuhr betrug 896 Millionen Goidfraick-w gleich 720 Millionen Reichsmark, was einen stel'-ichnü, von 2,20 Millionen Reichsmark ergibt. Insaesamt beträgt der Außenhandel. Polens für 1926 r„nd 1800 Millio- -i'n Reichsmark. Das ist erheblich weniger als in den Jab« -m 192-1 und 1925, wo der GesamlhnndA einen Wert von L.st Milliarden Reichsmark hatte. Hier läßt sich deutlich der Einfluß des bisher schon — allerdings in milderer Form — bestehenden deutwj-P-stnische-' Wirtschaftskriege? erkennen, der sich 1926 noch schärfer hätle auöprägrn müssen, wenn nicht der Ltveik in England der vcstnischen Industrie uuer- wartei zu. Hilfe gekommen wäre. !924 nahm Den schlank für -lul) Millionen Mark gleich bll,2 Prozent der volnilchen Aus- subr auf. In Jahre 192ö sank die Ausfuhr nach Deniscb- land uns 412 Millionen Mark gleich 40 Prozent der Gesamt ausfuhr. Umgekehrt führte Deustststand 1924 »ach Polen kür 420 und 1925 slir 078 Millionen Reichsmark aus. Im Som mer 1920 Halle der dentschstwlnnche Wirtschaftskrieg einge setzt, was im Außenhandel dcS gleichen Jahres noch nicht voll mm Ausdruck kommen konnte. Das ist aber >926 gescheben. Die Ausfuhr Polens nach Deutschland erreichte den Wert von etwa 2ä,0 Millionen Mark. Die Einfuhr aus Deutschland betrug nur noch >50 Millionen Mark, sodaß der WinschaftS- trieg scheinbar auf Kosten Deutschlands geht. Tas längt da mit zusammen, daß noch alle Zollbegünstigungs-Kouiinqente auf Grund des Geuser Ablomwens nicht abgelaufen sind: fer ner damit, daß Deutschland geg uaber Polen nur den allge meinen Zolltarif zur Anwendung bringt, während Polen außer mit Kampf,Men auch noch mit Einfuhrverboten arbei tet. Weiter komm, in Betracht, daß die Währung-Verwüstun gen in Polen sich als Valuta-Dumping auswirken, sodaß sich die ohnehin nicht hohen denisthen tzollfatze glatt überspringen lassen. Schließlich ist daran! zu verweisen, daß Polen seine Ausfuhr um jeden Preis zu fördern such:, daß es im Ausland schleuder', un- sich auf dem eiacwen Markt schadlos zu halten. Sobald Deutschland zu Kauwjzistlen übergeht, wird die Pol nische Einfuhr nach Deutschland zum Stillstand kommen, lind Ser polnische Anherchaudcl wird im Vergleich zum Jahre 192-1 nm weitere 20 Prozent zurückgehen. So siebt es in Wirklichlett mit der geflissentlich zur Schn» getragenen sjn- versicht der Polen Im Falle eines verschärften dentsch-polni- scheu Wirlschaiiskrieges aus. Sine neue Ausweisung aus Osloberseklesien. In Lcmrahültk ist nach einer Meldung der „Ber liner Montagspmst" eine neue Ausweisung eine» reichs deutschen Industriebeamten au» Ostoberschlcsten erfolgt. Der Ingenieur Skwara von der Laurahütte hat eine Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung, die heute abläuft, nicht erhalten und muß daher heute da» pol nische Gebiet verlassen Allerdings wird dieser Fall vor dem gemischten Schiedsgericht in Oberschlesten nach geprüft werden müssen, da Skwara im Abstimmungs gebiet geboren ist und sich zur Zeit des UebcrgangeS der Staatshoheit an Polen nur zu Studtenzweckcn tn Breslau aufgehalten hat. Empfang -es ^-mteols a. V. -ehnke -urch Eooii-ge. Washington, 27. Yebr. Admiral y. D. Behn ke wurde heute vom Präsidenten Eooltbge tn besonderer Audienz empfangen