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22^Iahrgang Die Besprechungen in -er deutsch-polnischen Frage Die russische Fremdenlegion in -en Reihen -er Kantonesen verbot einer -rutschen Zeitung in Oberschlesien. Kattowitz, 1. Mürz. Die In Beuthen erschoi- "ende „Oberschlcsische Zeitung" ist auf die Tauer vvn zuiei fahren für das polnische Staatsgebiet verboten worden. Rom, 1. Mürz. Nach hier aus China vorliegen den Meldungen ist das Vorhandensein russischer Hilss- truppeu in den Rethen der Knntonarmce unzweideutig festgestellt. Es handelt sich jedoch nicht nm reguläre Truppen der Sowjetarmee, sondern um solche der russi schen Fremdenlegionen, mit deren Ausstellung Nus,land schon im Jahre 1926 begonnen Hat. Diese Truppen teilen sich in europäische und asiatische Legionen. Die in den Verbänden der Kantonarmeo erschienenen russi schen Hilfstruppen gehören der asiatischen Legion an, deren Hauptkonzentrattonslager Orenburg war, die in der jüngsten Zeit aber nach Irkutsk verlegt wurde. Die augenblickliche Stärke der astatischen roten Le gionen wird auf drei Divisionen Infanterie und zwei Divisionen Kavallerie geschätzt. Schon bei der Ausstel lung der asiatischen Fremdenlegionen schwebte den Be gründern das Ziel vor Augen, sie zu „Bahnbrechern der Weltrevolution" im fernen Osten und in den engli schen Kolonien zu machen. Anfänglich wurden diese Legionsverbände fast ausschließlich mit muselmanischen Freiwilligen, Türken, Persern und Afghanen aufge füllt, was auch das Vorhandensein zahlreicher türki scher Offiziere in der Kantvnarmee erklärt. Später ge. lang cs den bolschewistischen Organisatoren der Frem denlegionen, auch .Japaner, Chinesen und Inder zu werben, so daß die Legion heute über eigene japanische, chinesische und indische Bataillone verfügt. O Berlin, 1. März. Nach Meldungen aus Schang hai wird die Unterbringung der 7000 in Schanghai be findlichen britischen Truppen zu einem ernsten Problem. Auf dcu Dächern der verschiedenen Gebäude sowie am äußeren Rande der Stadt sind Maschinengewehre auf- gestellt. Die Arbettervcrbüude von Kanton und Kiu- kiaug haben als Protest gegen die Anwesenheit der britischen Truppen einen Generalstreik auSgcrufen. Eine ähnliche Bewegung verbreitet sich über ganz Südchina in der offenkundigen Absicht,' den britischen Handels verkehr lahmznlegen. Außenminister stattfinden werden, zu einer Einigung ühren können. Wenn damit die Voraussetzungen d^ für gegeben sind, daß keine neuen Störungen etntreten dürften die Handelsvertragsverhandlungen wieder,aust genommen werden. Im übrigen unterstreichen die Blät- ter gegenüber den polnischen Versuchen, die vier Aus- Weisungen, die zu der Unterbrechung der Handelsver- lragsverhandlungen führten, zu bagatellisieren, daß eS sich entgegen der Polnischen Darstellung doch, um lei- tende Beamte handelt. Sie würden zum mindesten un ter die Kategorie von Personen fallen, die.nicht aus- gewiesen werden dürfen, wenn die Vereinbarungen zu- gründe gelegt werden, die vor der Unterbrechung der Handelsvertrag-Verhandlungen bereit» getroffen waren. Nlo-ernlsierung amerlkanisiher Ochiachtschisie. Washington, 28. Febv. Da» Repräsentanten haus bestimmte heute 20150 000 Dollar für die Mo dernisierung zweier Schlachtschiffe und die Vollendung der jetzt im'Bau befindlichen drei Schiffe. Reuter erfährt, daß. da» Staatsdepartement in Washington die britische Haltung zu der geplanten Er höhung der Reichweite der Geschütze auf amerikanischen Schlachtschiffen »u erfahren wünscht. Im We.tzen Hause wurde erklärt, daß mit Rücksicht /^^tftage, ob solche Veränderungen gegen den Geist de» Washingtoner Abkommen» verstoßen, Schritte unternommen worden seien, um di« Ansicht Großbritannien» hierüber festzu- tteln amerikanisches Protektorat über Nicaragua. Washington, 1. März. Da» Staatsdepartement ließ im Senntsausschuß für au»w«rtige Angelegenheiten die Versicherung abgeben, die amerikanische Regierung beabsichtige nicht den Abschluß eine» vertrage» mit Nicaragua, in dem da» Protektorat errichtet werde. Managua, 1. März. Der Führer der Konser vativen, Dia», gab die Zusage freien Geleite» für zwei Anhänger TaeasaS und einem Neutralen.zweck» Ver handlungen zur Herbeiführung eine« Frieden». Sekangkai vor cter vtebergabe. London, 1. März. Wie Reuter von nationali stischer Sette aus Schanghai erfährt, sollen die Truppen SuntschuanfangS in der Nähe von Sungktang, 28 Mei len südwestlich von Schanghai, eine neue Niederlage er litten haben. General Mcngtschangjuch, einer der führenden Ge nerale SuntschuanfangS, ist mit seinem Stabe desertiert, weil er sich weigerte, an der Sette der Schantungtrup- pen zu kämpsen. Er hatte eine Division befehligt, und eS ist noch nicht bekannt, welche Haltung die führerlosen Mannschaften einuehmen werden. Man fürchtet, daß dieser Abfall weitere ernste Mtßhelltgkeiten -wischen den Verbündeten Truppen um Sungktang erwarten lasse. Konferenz -es Aentralvollzugsausschusies -er Kuomintang. London, 1. März. Heute wird in Nantschang (Provinz Ktangst) die Konferenz des Zentralvollzugö- ausschusses der Kuomintang (Kantonesenparret) eröffnet werden. Angeblich soll eS dabei zu einer Kraftprobe zwischen dem gemäßigten und dem extremen bolsche wistischen Flügel in der Partei kommen. Amerika unü China. Washington, 28. Fcbr. Brigadegcneral Butler vom MarinekorpS erhielt heute Weisung, nach Schang hai zu gehen und den Befehl über die 2500 in asia tischen Gewässern befindlichen amerikanischen .Seesolda- ien.zu übernehmen. Im answärttgen Ausschuß des Repräsentanten würde mitgeteilt, daß die amerikanische Regierung kei nerlei Geheimverträge mit anderen auswärtigen Mäch ten über gemeinschaftliche Verwendung militärischer Streitkräfte in China habe. « L 1. März. Wie die Blätter erfahren, ? augenblicklichen Besprechungen in der deutsch polnischen Frage den Zweck, einen Weg zu finden, auf dem es möglich ist, die Handelsvertragsverhandlungen Wieder aufzunehmen. Die Unterbrechung erfolgte be- kanntlich wegen der Ausweisungspraxi» der polnischen Behörden, die aus dem überspitzten polnischen Staats- gefühl zu erklären ist.-Außerdem besteht auf feiten der Polen nach den bisherigen Erfahrungen die Ten denz, alle Prozeßmöglichkeiten vor dem Haager oder dem Locarnv.Schtedsgertcht zu vermeiden. Dio bis herigen Besprechungen haben nun zu einem Etnverstäud- nis darüber geführt, daß ein Verfahren gesucht wer- den soll, das die polnische Souveränität intakt läßt, aber doch zu einer Aufhebung der bisherigen Praris der Wojewodschaften führt. Die Formel eines solchen UebereinkvmuienS ist noch nicht gefunden. Sie ist nach Ansicht der Blätter auch außerordentlich schwierig. Man rechnet aber damit, daß die Verhandlungen, die nach der sicher zu erwartenden Genfer Zusammenkunft zwi- scheu dem Reichsaußenminister und dem polnischen Ds- ns« Präfldsnt von Urueuai. Montsvideo, 28. Februar. Dsr Senat hat heute Venator Juan Lamtzistegul zum Präsidenten von Urugua tzeoüamtaet. Vie Vurchführung -er mexikanischen Lan-gefa-gedung. Washington, 1. Mär». Präsident Lalle» von Meriko hat Senator Bora- mitgeteilt, da- Ü80 Gesell schaften sich den neuen Petroleum- und üand-esetzan unterworfen Haban. Oie Lage am Arbeitsmarkt. n A '2."M letzten Wochenbericht macht die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt, Leipzig, zu diesem Thema nach- stehende beachtenswerte Ausführungen^ » 'Arn Arbeitsmarkt, der nach den Berichten der Arbeitsämter Ende Januar eine in der zweiten Monatshälfte um 0,7 Prozent verringerte Ziffer von 1,826 Millionen er- werbsloien Hauptunterstühungsempfängern verzeichnet, ließ ich im Februar eine weitere — wenn auch nur bescheidene — Erleichterung erkennen. Doch scheint die Entwicklung in den Einzelnen Bezirken nicht einheitlich zu sein. Als erschwerende» Moment wird vwlfach hervorgehoben, daß der immer noch stark u>echselnde Auftragsbestand, vor allem in den weiter verarbeitenden Gewerben, die Nachfrage nach Arbeitskräften periodisch lebhaft schwanken läßt, wobei dem kurzfristigen Be darf ein liberwiegender Einfluß einzuräumen ist. Auch kommt den sog. Ausgesteuerten, die wegen Fristablanf ihrer Unter suchung verlustig gehen, eine erhöhte Bedeutung zu, da diese verschiedentlich den Rückgang der HauplunterstützungSempfän- ger wieder anSglichen und somit ein tatsächliches Nachlassen der Erwerbslosigkeit, wenigstens in einzelnen Bezirken, ver hinderten. Die Zahl der Kurzarbeiter, die nach den Angaben der BerufSverbände mit 00 bis 100 Prozent der Vollerwerbs losen angenommen wird, dürfte sich in letzter Zeit stärker ver- minder! haben. Dies geht auch aus den Erhebungen der Fachverbände hervor, die War eine Zunahme ihrer al» voll arbeitslos gemeldeten Mitglieder von 17,2 v. H. im Dezember auf 17,6 v. H. im Januar hervorheben, dagegen für die von ihnen angegebene Ziffer der Kurzarbeiter eine Ermäßigung von 7,1 Prozent im Dezember auf 0,8 Prozent im Januar nachweisen. Bedauerlich bleibt, baß durch! das Mitte v. IS. beschloßene A rbeltSbeschaffungSprogramm der Negierung, für welches bisher rund 050 Mill. NM vom Reich zur Verfügung gestellt worden sind, nur ein hinter den Erwartungen weit zurückbleibender Erfolg erzielt wurde. Ur sprünglich war geplant, mit Hilfe der StaatSmaßnahmen im Laufe der Zeit Rwa 500 000 Arbeitslose bet Notstandsarbei- ten zu beschäftigen. Nach den vom Neichsarbeitsministerium bestätigten Zahlen ist jedoch die Anzahl der NotstandSarbetter, die sich am 15. Mai v. IS. noch auf 170 000 belief, trotz deS Arbeitsbeschaffungsprogramms ständig bis auf 00000 am i5. Januar ds. Js. zurückgegangen, wöbet sogar ber in den Monaten des Vorjahres wenigstens anfrechterhaltenc prozen tuale Anteil dieser Ziffer an der Gesamterwerbslosenzahl (8,2 bis 0,0 Prozent) im Januar bis auf 5,2 Prozent nach gab. Der geringe Einfluß des behördlichen Vorgehens auf die in erster Linie zu berücksichtigenden ausgesteuerten Er werbslosen drückt sich darin aus, daß von rund 130 000 Aus gesteuerten heute nur 10 000 als Notstandsarbeiter beschäftigt sind, während es früher ungefähr die Hälfte war. Selbst wenn in der sog. „Nationalisierung unserer Wirt schaft" eine entscheidende Ursache der gegenwärtigen Krise am Arbeitsmarkt gesehen wird, weil diese sich u. a. in einer stärke ren Verwendung maschineller Arbeitsleistung ausdrückt und so beispielsweise für den einzelnen Kohlen« und Gesteinshauer im Rührbezirk je Schicht eine Steigerung im Wirkungsgrad der Arbeit von 1845 Kilogramm im Jahresdurchschnitt 1013 auf 2418 Kilogramm im Oktober 1026 herbeiführte, muß doch die von uns wiederholt behandelte Strukturänderung der Weltwirtschaftslage seit dem Kriege als voraussichlich? Dauer- erscheinung in ihrem ungünstigen Einfluß auf den Arbeit», mark, in den Vordergrund gestellt werken. Demgegenüber dürfte auch die Bedeutung der durch Fortfall der Wehrpflicht freigewordenen Arbeitskräfte einschließlich der früher für un- sere Wehrmacht unmittelbar und auch mittelbar Beschäftigten angesichts des inzwischen sehr viel größer gewordenen Kreises aller Berufstätigen zurücktreten. Daraus folgt aber, dag wir um hl aus Jahre hinaus mit einer Arbeitslosigkeit /"rechnen haben, die etwa 10 Prozent aller Erwerbvitt gen tr ft An gesichts der Hemmungen, die sich der shstemaliichen AuSchstal 'uug einer großzügigen Auswandermigöpolttik u. a. rein gedanklich mij dem "Auweh, auf die notwendige Erhaltung der Vvlkskraft em gegenstellen, wird man also darauf gefaßt sein müssen, annähernd so große Auftvendungen für die unter siüinmg der Erwerbslosen, wie sie im vergangenen Jahre in Höhe von 1,2 Milliarden MM. gemacht wurden, laufend zur Verfügung zu stellen. Die» bedeutet jedoch zusammen mit den MeparationSverpflichtungen die Uebernahme einer völlig unprodukltven Last von jährlich über 3 Milliarden MM di- vielfnch einem Sah van etwa 25 Prozent de, Gesamisteuer- nufkommenü gletchgesetzt wird. Wie lange sich aber derartig hohe Summen unter Verzicht auf jeden Gegenwert von T °at uud Volk aufbringen lassen, ohne daß sich daran» unter Um- ständen unerwünschte wirtschaftliche Spannungen adlet,en, kann heute trotz aller Zuversicht für die wirtschaftliche Zu kunft Deutschlands auch noch nicht annähernd °bge'chätzt Ur- den. Immerhin wäre e« zu begrüßen, wenn die vom Reich» Minister Schiele erneut als geplant hervorgehobene inner deutsche SiedlungSpoltttk, die Urzeit Gegenstand einer pole mischen Auseinandersetzung Futschen Reich und bildeh als ein großzügiger Versuch nicht nur zur teUwetsen »e Hebung der deutschen Arbeilslosigkeit, sondern auch tm Anter alle eine» wirtschaftspolitischen Au-gleich.» »wischen Industrie und Landwirtschaft recht bald in Ängrtf, genommen würde. Die «tnfetzende »ohndeMGM^ di. »NN «»!-."«»'M« »?n g»t» »itMM, lätzt Mich -scht-d-ultch --IM— /luer Tageblatt LE /lnzeiger für-as Erzgebirge WMM Donnerstag, äea z. März 1927