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/luer Tageblatt Iw» st>' Nn»»e«tt-» »I, p»stanst,U,a — «,sth,Int »„ktO-Uch. »ernfprech-flnschlu- Ur. SS. Anzeiger für -as Erzgebirge u-a.a.nt la auLlttL »«»« »» psianl,«, auswSrtla, N«kla» m«a I «,ich,mark, amtlich, z,ll, „ pf»»«Ig». Telegramme: Tageblatt Fueerzgebirg» Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Rates -er Staüt un- -es Amtsgerichts Aue. Postscheck-Konto: tzmt Leipzig Ne. 1»»» Nr. 72 Sonnabenä» äen 26. März 1927 22. Jahrgang Die Europäer in Nanking bedvoht. Sperrfeuer englischer und amerikanischer Kriegsschiffe. London, 24. März. Nach einer verspätet ein getroffenen Reutermeldung aus Schanghai über die Vorgänge in Nanking Haben undisziplinierte Schan- um über die Ausschreitungen ihrer Truppen Erklärun gen abzugeben, und daß alle Ausländer bis morgen vor mittag 10 Uhr unter militärischer Bedeckung zum Bund geleitet und dort freigelassen werden. tungtruppen Nanking geplündert, wobei auch das eng lische Konsulat ausgeraubt wurde. Das amerikanische Konsulat wurde von dem Personal geräumt, das sich auf einen Hügel flüchtete, wo sich sämtliche Ausländer -usammengefunden haben. Dieser Hügel wurde beschos sen. Man glaubt, daß das Feuer von Kantontruppen abgegeben wurde. Ter britische Konsul wurde verwun det und ein britischer Arzt getötet. Hierauf bombar dierten britische und amerikanische Kriegsschiffe das Ge lände in der Nähe des Hügels, um den Ausländern die Räumung des Hügels zu ermöglichen. Es wurden fer ner zu diesem Zwecke auch Martnctruppen gelandet. Drei in Manila vor Anker liegende amerikanische Zerstörer haben vom Admiral Williams in Schanghai Befehl erhalten, sofort nach Schanghai zu kommen. Die Schiffe werden heute nacht oder morgen früh den Hasen verlassen. Vie Europäer auf -em Hügel befreit. Schanghai, 24. März. Tie letzten drahtlosen Meldungen aus Nanking besagen, bah ein britischer Kreuzer und zwei amerikanische Zerstörer Mannschaften landeten, denen es gelungen ist, die auf den Hügel ge flüchteten Fremden zu befreien. Dabei wurden meh rere Matrosen, darunter auch Amerikaner, getötet pder verwundet. Amerika un- -ke Ausschreitungen kn Nanking. Washington, 24 März. In einem Bericht des amerikanischen Admirals Hough! an das Martnedeparte- ment wird erklärt, daß 155 Amerikaner sich noch in Nanking befinden, und daß ihr Schicksal ungewiß sei. ES hat heute an Bord eines britischen Kreuzers eine Konferenz der amerikanischen und britischen Vertreter mit höheren chinesischen Beamten stattgefunden, die auf den Kreuzer gebracht wurden. Bet dieser Konferenz wurden die chinesischen Bchördenvertreter ausdrücklichst aufgefordert, für den sofortigen Schutz von Leben und Eigentum der Ausländer in Nanking zu sorgen. Auch wurde verlangt, daß die kantonesischen Befehlshaber sich noch Vor 11 Uhr abends an Bord des Kreuzers begeben, Washington, 24. März. Staatssekretär Kel logg und Marincsekretär Wilbur hatten heute eine län gere Besprechung über die Lage, die durch die Tötung amerikanischer Staatsangehöriger in Nanking entstanden ist. Bisher sind keine Schritte unternommen worden, um die in China befindlichen Marinestreitkräste durch Truppen von den Philippinen zu verstärken. Washington, 24. März. Das Staatsdeparte ment sei durch das in Schanghai veröffentlichte Mani fest, in dem eine Propaganda für die Weltrevolution angekündigl wird, nicht beunruhigt, da in der Kund gebung der Schutz der Fremden ausdrücklich -«gesagt ist. Staatssekretär Kellogg erklärt, der amerikanische Konsnl in Schanghai habe an den Verhandlungen der Vertreter Englands, Frankreichs und Japans mit dem Führer der Kantontruppcn bisher nicht tcilgenommen, da Amerika sich nicht im Besitz von Konzessionen befindet. Das Staatsdepartement sei jedoch bereit, mit dem do facto- Machthaber in Verhandlungen zu treten. Verhan-Iungen zwischen Peking unü Kanton. Paris, 24. März. Ter Sonderberichterstatter der „Information" meldet aus Peking: Auf Anregung LtanglschehiS, der als kommender chinesischer Minister präsident angesehen wird, haben die Führer der Nord armee von Peking eine Abordnung zur Südarmee ge sandt, um einen Wabffenstillstand zu schließen und eine Verständigung herbeizuführen. Vie chinesische §rage im Unterhaus. London, 24. März. Im Unterhaus wurde an den Premierminister die Frage gerichtet, ob die englische Regierung angesichts der durch die Einnahme von Schanghai geschaffenen Lage beabsichtige, die nationali stische Negierung auch de jure anzuerkennen. Baldwin erwiderte, die englische Regierung stehe durch einen ihrer Diplomaten in Hankau in ständiger Fühlung mit der nationalistischen Regierung. Was die Zukunft be treffe, so werde sich die Negierung von den Umstünden letten lassen, und es könne, nicht Vvrausgesagi werden, ob und welche Aendcrungen durch die gegenwärtigen oder künftigen Entwicklungen notwendig würden. Untersuchung -er RWvngsverWtnisse Sii-Mwiens. Deutschland soll teilnehmen. Der englische Botschafter hat, mehreren Blättern zufolge, gestern den Reichsaußenminister Dr. Strese- mann aufgesucht. ES wird behauptet, daß er dabet den Wunsch der englischen Regierung zum Ausdruck gebracht habe, daß Deutschland sich an der geplanten Untersu chung der Rüstungsverhültnisse Südslawtens beteilige. Dr. Stresemann soll daraus Angewiesen haben, daß eine Teilnahme Deutschlands an der Kommission nur unter der Voraussetzung in Frage komme, daß alle beteiligten Mächte, insbesondere Frankreich und Italien, sich mit der Entsendung des deutschen Mitgliedes in die Kommis sion einverstanden erklären. Eine Bestätigung dieser Nachricht war nicht zu erhalten. London, 24. März. In Beantwortung einer An frage im Unterhaus erklärte Chamberlain, in Anbetracht de» Wunsches der englischen Negierung, soweit al» mög lich alle Metbungsflächrn zwischen der jugoslawischen und der italienischen Regierung wegen Albanien» zu beseitigen, habe er sowohl in Belgrad als auch in Rom und gegenüber den Vertretern der beiden Regierungen in London zur Mäßigung und Versöhnlichkeit geraten. Rom, 24. März. Zu dem Vorschlag, einen Sach- verständtgenausschuß zur Untersuchung der albanischen Angelegenheit etnzusctzen, bemerkt „Tribuns", daß Ita lien nichts dagegen habe, daß ein solcher Ausschuß zu sammentrete und Jugoslawien» Krtegsrüstungen und Truppenverschtebungen nachprüfe. Ä» sei jedoch, töricht, zu glauben, daß eine jetzt erst stattftndende Untersuchung irgendein Resultat zeitigen werde können. SS handele sich nicht darum, wie etwa im Rheinlande, festzustellen, ob Befestigungen au» Zement «»»geführt worden seien, sondern darum, sestzustellen. ob Truppenverschtebungen ttfolgt, Lattartdn aL Punkten aufgeLellt und Schützengräben ausgehoben worden seien. Solche Fest stellungen könnten nach einer gewissen Zett nicht mehr gemacht werden. vailp Telegraph über deutsche Mitwirkung an -ec Untersuchung -es italienisch jugoslawischen Streitfalles. London, 24. März. Zur italienisch-jugoslawi schen Spannung schreibt der diplomatische Berichterstat ter des „Dail» Telegraph": Britische Kreise stimmen dem französischen Argument nicht zu, daß Artikel ,j7!) des Bcrsailler Vertrages Deutschland an der Ernennung von Offizieren zur Teilnahme an der Uutersnchnngs- kommisfivn verhindern würde. Es scheint, daß die Mit arbeit Deutschlands, das in dieser Angelegenheit als „neutral" betrachtet werden kann, irr London lebhaft gewünscht werde. Eine Enropareise Mellons. Washington, 24. März. In politischen Krei- sen ist nichts davon bekannt, daß Staatssekretär Mellon bei seiner bevorstehenden Eurvparetse an einer wichtigen Finanzkvnferenz teilzunehmen gedenke. Dagegen ist man der Meinung, daß führende Männer der Finanz welt mit Mellon zur Erörterung schwebender Fragen Zusammentreffen werden. Man hält es auch nicht für unwahrscheinlich, daß Vertreter der französischen Ne gierung mit dem Schahsekretär Besprechungen über die Krtegsschuldenfrage haben werden. Auch mit einer Er örterung de» deutschen Reparatwnsproblem» ktznne ge rechnet werden. Einen Regierungsauftrag hat Mellon nicht. Der Innenminister erhält Belehrungen! Antwort de» Professors Anschütz an Keudell. Der Retchsminister des Innern, v. Keudell, hat stch bei seiner Behauptung von der „Souveränität" der Länder auf den Verfassungskommentar des be rühmten Heidelberger Staatsrechtslehrers Anschütz berufen. Jetzt erteilt Professor Anschütz in der „Frankfurter Zeitung" Herrn von Keudell die folgende Antwort: „Der Herr Reichsminister des Innern hat in seiner Reichstagsrede von: 17. d. M. für gut befunden, den deut schen Ländern „Souveränität" zuzusprechen. Wenn gleich nun diese Behauptung unverzüglich als das hingestellt wurde, was sie ist, nämlich als kompletter Unsinn, so möchte ich es doch nicht unterlassen, in der Sache auch meinerseits kurz das Wort zu ergreifen, weil der Herr Mini ster in einer zweiten Rede, zu meinem nicht geringen Erstau nen, sich ans wich als Gewährsmann berufen hat. Ich soll ein Bekenner der „Souveränität der Länder" sein? Da Ist dem Herrn Minister ein Malheur Passiert, wie es Leuten leicht zu begegnen pflegt, die Ausflüge in unbekannte Gebiete unternehmen: er ist ans einen Holzweg geraten. Daß ich die deutschen Länder jemals für souverän gehalten hätte, ist unrichtig. Richtig ist vielmehr, daß ich schon unter dem Kaiserreich gelehrt habe: „Die Staaten im Bundesstaate — also auch die Einzelstanten des Deutschen Reiches — sind nicht fosuverän. Sie sind der Bundesgewallt als einer über ihnen stehenden Gewalt unterworfen." (G. Meyer-Anschütz, Staatsrecht, S. 53.) Dieser Sah drückt nicht meine subjektive Meinung, son dern die bereits damals absolut herrschende Ansicht der Wissenschaft, aus. Und in meinem Kommentar zur jetzigen Reichsverfassung steht klipp und klar: „Daß von irgendwelcher Souveränität der Länder heute noch viel weniger die Rede sein kann als früher ist selbstverständlich und in der Wissenschaft unbestrit ten." (S. 30 der neuesten Auflage.) Natürlich verüble ich dem Herrn Minister nicht im min desten, das; er meine Schriften nicht gelesen hat (er dürfte freilich, wenn er sie nicht gelesen hat, auch nicht über sie reden); — bedauerlich ist aber, daß der für das Verfassungs recht des Reiches zuständige und also doch wohl zur Kenntnis dieses Rechtes verpflichtete Ressortminister eine Behauptung, wie die in Rede stehende überhaupt hat aufslellen können. Weiß der Herr Ministernicht, was Souverä nität bedeutet? Daß man darunter die rechtliche Un abhängigkeit eines Gemeinwesens von höheren Mächten ver steht, Will er im Ernst behaupten, daß die deutschen Länder — mag man ihnen ans Gründen, die nicht hierhergehören, Staatlichkeit (auf bayerisch: „Echeustonllichkeit") zuschreiben oder nicht — in diesem Sinne unabhängig sind. Diese Län der, die weder ein Recht auf eigene auswärtige Politik, noch Miitiärhoheit, noch eine nennensweri eigene Finanzhoheit mehr besitzen, die In der Gestaltung ihrer Verfassung durch dos Reichsrecht aufs engste beschränkt sind —, diele Länder, die nicht einmal ein n«entzieh bares Daseins- r e ch I haben, indem sedes von ihnen jederzeit ohne und wider seinen Willen gemäß Artikel 18 der Reichsverfassnng durch Neichsgesetz aufgelöst werken kann? Das soll „Souveränität" sein? Marc sieht: der Herr Verfassnngsminister ha' sich arg verlg nfen. Aber die Schuld l'egt nicht bet mir. Heidelberg. Professor Dr. Gerhard Anschütz. Ein Protest gegen -en Gesetzentwurf zum Schutze -er Jugen- bei Lustbarkeiten. Berlin, 24. März. Gegen den Gesetzentwurf zum Schutz der Jugend bei Lustbarkeiten erheben vier angesehene Schrifltninsverbände, der Goethebund-Berlin, der Cchutzverband Deutscher Schriftsteller, der Verband Deutscher Bühncnschriststeller und Bühncnkvmpvntsten und der Verband Deutscher Erzähler nachdrücklichen Protest. Tie Berbände de« Schrifttum« erwarten von den gesetzgebenden Körperschaften eine Rückführung der Vorlage aus ihre ursprüngliche Absicht, die Jugend bei sogenannten niederen Lustbarkeiten zu schützen und for dern eine Formulierung, die eindeutig ist und die Frei heit der Kunst nicht gefährdet. Zranzöstscheo Wasserkraft- un- Schlssahrtspeojekt am Gbcrrhein. Parts, 24. März. Tie Kammer nahm in einer VormtttagSsihung den Gesetzentwurf an, durch den di, Arbeiten zur Ausnutzung der Wasserkraft, der Strom schnellen bet Kembs am Oberrhetn an eine Privatge sellschaft vergeben wird. Liefe Arbeiten sind ein Tetl de» Programm» zur Au»nutzung der Wasserkräfte, zur Erzeugung von Elektrizität und zum Bau eine» Setten kanal», der die Dauer der Fahrt von Straßburg nach Basel von 84 auf 80 Stunden und die Kosten der Fahrt um zwei Drittel ermäßigen Holl.