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22. Jahrgang Mittwoch» äen S. November 1927 in 1 Führeo- Haller- für den darauf gewollt gewissermaßen in den Zustand jener Zett Mrückaeführt, als der Könta die deutschen Fürsten durch seine Dausmacht be herrschte. Das Wesentliche an "der Verfassung Bismarcks sei deshalb auch in der preußischen DauSmacht des neuen deut schen Kaisers zu sehen gewesen. Bismarck habe selbst die Notwendigkeit einer Entwicklung des Bundesstaates zu gröberer Einheitlichkeit mehrfach betont. Diese Entwicklung sei vor 9 Jahren von der Revolution durchbrochen worden, die den bisherigen preußischen Staat zerstörte. Die preußische Rührung sei aber auch schon vorher unsicher geworden Wenn man heute die bismarcksche Retchsvevfassuna erfüllen wolle, müsse man den monarchistischen preussischen Militär« eine für vom sich Vie polnischen Sozialdemokraten bleiben in cler Opposition. Warschau, 8. Nov. Der oberste Rat der sozia listischen Partei Polens hat gestern beschlossen, die oppositionelle Haltung gegenüber der Regterungs deS Marschalls Ptlsudskt aufrecht zu erhalten. Eine, wei tere Entschließung stellt fest, daß die Losung »Diktatur des Proletariates" im Widerspruch -um Partetpra* gramm stehe, da sich die polnischen Sozialdemokraten zum Sozialismus bekennen. . - «Wien, 7. Nov. D«r Jünfundzwanziger.Ausschutz der Bundesangestellten beschloß, der Regierung morgen ein yorderungsprogramm zu überreichen, an dessen Spitze die Erhöhung sämtlicher Gehälter um 17,6 Pro zent steht. . ' Vas keutige Nepal. Bon Herbert Clvers, z. Zt. Kairo. Nepal, einer der wenigen auch heute noch unabhängigen vordarindischen Staaten, liegt zwischen der Ebene des (Langes und dem Himalaya ES mißt etwa 800 Kilometer t n der Länge und 100 Kilonieter tn der Brette und zählt ungefähr fünf Millionen Einwohner. Das Land bestellt aus vier nahezu gleich großen Zonen von je 40. Kilometer Brett«. Dt« erste -tone ist Line unveränderte Rortsehuna des GanaeStalS. Der „Terat" oder Dschungel, der sanft zur vorigen Zone obfällt, wird voil willde-n Tieren bewohnt, schwer von der Malaria heimaeiucht und eignet sich nicht für menschliche Besiedelung. Den Rest des Landes bilden eine Reiche kleinen Täler, die tn uordsüdlicher Richtung durch steile Bergrücken voneinander getrennt sind, sowie die Südabhänge t>Lö Himalaya. Alle Täler werden von verschiedenen Stämmen bewohnt, deren wumMle" bu^A^rsiche'MaenruÜÜr^" oe^Landtzs am" bellen verkörpern. Sie bildeten früher den Kern der Bevölkerung, i wird en aber durch Hindus, denen auch die gegenwärtig her» 'ckende Dhnastie angehört, in den Hintergrund gedrängt. Die )rei bedeutendsten Städte sind Khatnrandu, die Hauptstadt, erner Patan und Bhatgaon, sämtlich in dem «rohen mittle ren Tal alegeen, das in der dritten Zone einen Halbkreis von etwa 30 Kilometer Länge bildet. — Die Geschichte Nepals bis zum Jahre 600 nach Christus ist reine Legende, etwa- Bestimmteres weiß man schon aus den nächsten 600 Jahren, oie Folgezeit ab 1200 ist ziemlich genau bekannt. Um 1200 waen radschputanische Hindustümme, durch die Einfälle der Mohammedaner aus ihrer Heimat in Mittel-Indien vertrie ben. nach Norden bis an die Westgrenze Nepals, bogen hinter der Dschungelzone nach -Osten alb und drangen dort weiter vor. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts blühte der Gurkhastaat unter Niithwt Narahan, der 1786 das Zentraltal von Nepal eroberte. Die neue Dynastie vermochte ihre Herrschaft zu befestigen; einer ihrer größten Herrscher war Jung Vahaduv, der 1816 den Thron bestieg, 1850 auch nach Europa kam und 1877 auf einer Jagd im Dschungel starb. Jin Jahre 1901 gelangte der seht noch regierende Maharadscha Chandra Schamsckier Jung zur Regierung. In ihm haben wir einen der merkwürdigsten und tüchtigsten gr-tentalischen Fürsten der Jetztzeit vor uns. Mit Umsicht, Klugheit und Entschlossenheit lenkt er sein Land, das er zu verhältnis mässigem Wohlstand gebracht hat. Seine Regierung beruht auf dem Grundsatz, Nepal von der Außenwelt möglichst abge schlossen zu halten. Die Hauptschwierigkeit bestand füv ihn darin, sich die Errungenschaften moderner Wissenschaft und Technik nutzbar zu machen, ohne dadurch eine solche Ver zerrung des nationalen Lobens heraufzubeschwören, wie wir sie sonst überall im Osten sehen. Die von ihm erstrebte harmonische Entwicklung ist bisher gelungen. Berichterstatter, Reisende und Kaufleute werden nicht zugeilassen, Gelehrte und Künstler finden dagegen jederzeit eine herzliche und gastfreie Ausnahme. In ganz Nepal traf man noch vor zwei Jahren kaum ein halbes Dutzend Europäer im Staatsdienst, sonst waren nur vier zur englischen Gesandtschaft gehörende WÄße im Lande ansässig. Moderne Verkehrsmittel, Tele graphie und Fernsprecher, elektrisches Licht, Bewässerungsan lagen und Wasserleitungen wurden eingerichtet, aber aus schließlich durch nepalesische Kräfte, unterstützt durch sehr wenige mck Zeit angestellte Europäer. Auch eine kleine Eisen- . Sie läuft von der Grenze bis auf SO Kilometer an die Hauptstadt heran; von dem Bergrücken aus. der die letztere von der unteren Zone scheidet, stellt Drahtseilbahn die weitere Verbindung her, sedoch nur Waren. Für Personen ist das Tal von Kathmandu Süden her mich heute noch unzugänglich. Es zeichnet durch seinen Reichtum an archäologischen Schätzen aus, be sonders auf dem Gebiete des Kunsthandwerks und der Bau kunst. wie sie eine originelle und abgeschlossene Kultur im Lause eines Jahrtausends hervorgebracht hat. Die Städte Nepals gehören zu den malerischsten im ganzen Osten. Die Regierung wird vom Maharadscha. der heute 68 Jahre zählt, und seinen Söbnen gemeinsam geführt. — Da- H«u1ia« Ne- Val ist sicherlich eins der interessantesten Länder Mens, worin dis Frage der gegenseitigen Beeinluffung von Ost und West, oder von Mittelalter und Neuzeit, nach wohlerwogenen Grundsätzen in der glücklichsten Weise gelöst ist. Wer hat den Versailler Vertrag nicht erfüllt? Lloyd George klagt an! Auch Oesterreichs Beamten unzufrieden. Die Erhöhung der Gehälter um 17,5 Prozent gefordert. I Dke Streikfrags könne im Einverständnis zwischen Re- s gierung und Bundesaugestelltt u aus den gegenwärti gen Verhandlungen ausscheiden, Von der Tagesordnung der öffentlichen Meinung werde sie kaum.verschwinden, ehe sie gelöst sei. Gr halte sein Angebot aufrecht mit den Beamten über diesen Gegenstand zu verhandeln und einen gangbaren Weg für den Schlich,iungSgedarrken zu finden. Eine ähnliche Erklärung gab der Bundeskanz ler den Vertretern d w Post, und Lelegrvphenangest.el.l- ten ab. > London, 7. Nov. Lloyd George setzte sich heute tu einer Rede mit den jüngsten Erklärungen Chamber lains zur Frage des.Völkerbundes und des Friedens auseinander. Gr erklärte, eS wäre ein Unglück für den Frieden Europas, wenn der Völkerbund zu einer Partetfrage gemacht würde. Gegenüber der Erklärung Chamberlains, daß, die Zusammenkunft von Locarno die erste war, wo Sieger und Besiegte auf dem Fuße die Bedeutung der Konferenz von Genua hervor. Man habe dort einen Nichtangriffspakt erzielt, der feierlich von allen Nationen Europas einschließlich .Rußlands unterzeichnet worden sei. Der Nichtangriffspakt von Genua sei tn Locarno lediglich ohne die Beteiligung Rußlands erneuert worden. Es sei sehr wichtig, wenn Friede in der Welt herrschen solle, daß Locarno einfach als ein Schritt kn einer Nethe von Schritten behandelt werde, und daß, man weitergche. Es sei we sentlich, daß Locarno als Grundlage für Abrüstung und Schiedsgerichtsbarkeit behandelt werde. Wenn dies nicht geschehe, so Habs es nur den Wert einer Rühr- fzene. Lloyd George wandte sich hieraus gegen die Er klärung Chamberlains, daß! er <Llohd George) die Frtedensverträge, die er zu entwerfen half, nicht kenne, und daß er falsche Hoffnungen erregt habe, die nicht er füllt werden könnten. Er erklärte, die erste dieser Hoffnungen war, daß die Siegerstaaten die feierlichen Zusagen erfüllen würden, die sie in Versailles gaben, daß auf die deutsche, österreichische und bulgarische Ab rüstung ihre eigene Abrüstung folgen würde. Heißt dies, eine falsche Hoffnung erregen? Wenn ja, so ist dieses nicht eine Hoffnung von mir, die in einer klei nen Rede aus einer Völkerbundskundgebung erregt wurde, sondern eine Hoffnung, die erregt wurde von den größten Nationen der Welt, durch ihre Vertreter unterzeichnet, besiegelt und Deutschland überreicht. Wird dies geleugnet? Die nächste Hoffnung, die ich erregte, und die „nicht erfüllt werden kann", ist, daß Streitigkeiten zwischen Nationen, wenn die Verhand lungen sehlschlagen, zur Regelung verwiesen werden nicht an Maschinengewehre, Kanonen, Bomben und Gift gas, sondern an friedliche Schiedsgerichtsbarkeit, ge gründet auf Recht, Vernunft und Urteilskraft. Ist dies eine falsche Hoffnung? Wenn ja, so helfe Gott der Welt. Die dritte Hoffnung war, daß, unausge glichene Bestimmungen des Vertrages, die Erregung verursachen und den Frieden der Nationen stören, durch -ie Vermittelung -es Völkerbundes in Ordnung gebracht würden. Diese Hoffnung durfte man hegen nach dem Brief, den Clemenceau im Na men des Präsidenten Wilson, deS Herrn Orlando und in meinem Namen an die deutschen Delegierten rich tete, bevor sie das Dokument unterzeichneten. Ich habe gesagt, daß die Siegerstaaten im gegen wärtigen Augenblick rund über zehn Millionen aus gebildete Männer besitzen, die Vesser für den Krieg aus gerüstet sind, als 1914 der Fall war. Die Maschi nerie ist furchtbarer als alles, was dt« Welt im Welt kriege gesehen hat, sie wird von Jähr zu, Jahr furcht barer. Die besten Köpfe befassen sich damit, eine Ma schinerie au-zudenken, nicht nur um Heere, sondern um wehrlose Bürger anzugreisen. Ich habe gesagt - zehn Millionen. Ich habe diese Zahl unterschätzt. Wir haben Deutschland, Oesterreich, Ungarn und Bulgarien Wten, 8. Nov. Heute wurden die Verhandlun gen zwischen Regierung,und Bundesangestellten wieder ausgenommen. Bundeskanzler Dr. Seipel erklärt sich damit einverstanden, daß die dienstrechtlichen Fragen zu gunsten der Lohuvechandlungen zurückgestellt werden. entwaffnet und Haben gesagt: „Sobald ihr abrüstct, werden wir eurem Beispiel folgen". Sie haben rund etwa 2- bis 300 000 Soldaten, die nicht gut ausge rüstet sind, und die anderen Länder haben immer noch zehn Millionen. Sie haben -lese Millionen nicht um eine n.». um .... ... ei.rs einzige Batterie. Lloyd George bezeichnete eS als eine andere tadelnswerte Tatsache, daß Gebiete in Europa durch Gewalt annektiert worden sind ohne die Zustimmung des Völkerbundes oder des Obersten RateS. Er gab Wilna und Galizien als Beispiele an und fuhr fort: Wir setzten tn den Vertrag von Versailles Be stimmungen für den Schutz! der Minoritäten tn den neuen und wtcdergeschaffenen Staaten. Diese Bestim mungen sind mit Füßen getreten worden. Lloyd George schloß: Chamberlain hat nicht ein Wort Über Schieds gerichtsbarkeit gesagt und nicht viel über Abrüstung. Die Garantierung einer Ostgrenze Frankreichs kann zum Kriege sichren. Schiedsgerichtsbarkeit kann zu nichts anderem führen als zmn Frieden. Schie-sgeeichtsbarkelt ist -ie einzige Grun-lage -er Abrüstung. Abrüstung ist die einzige Garantie für Schiedsgerichts barkeit. Schiedsgerichtsbarkeit und Abrüstung zusam men sind die einzige Sicherheit für den Frieden. Cham berlain fall dicfem Problem gegenüvertreten, er hat lange genug aus Locarno auSgeruht. Es hat keinen Zweck, an den Usern des Lago Maggiore zu stehen wie ein Storch auf einem Bein. Gr möge seins Flügel er heben und sich auf seins Pilgerfahrt nach dem Frieden machen. .Briand hat dies getan, er sendet jetzt die Friedenstaube nach Washington, um einen Vertrag zwischen Frankreich! und Amerika zustande zu bringen. Chamberlain möge diesem guten Beispiel folgen. /luer Tageblatt MZW Anzeiger für -as Erzgebirge Telegramme: Tageblatt fiueerzgeblrg» Enthalten- -ie amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts /lue. Paftscheck-Xantar Mmt Leipzig n». Nr. 2S2 fiibrrttagung der brlcbrlanclbuncltt Wiederherstellung de» monarchisch«« preußischen MiUtarstaatr». Berlin. 8. November. Im Rahmen der Wanna des Reichslandbundes sprach heute Professor Tübingen Über dis Lehren aus der Zeit Bismarcks künftigen Ausbau des Reiches. Der Redner wies bin, daß Bismarck ursprünglich den Einheitsstaat babe. Der von Bismarck geschaffene Bundesstaat habe ab: die Vorherrschaft Preußens gesichert und damit Deutschland I^km besteht seit kurzem-