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23. Jahrgang Donnerstag, äen iS. Juli 1S2S /luer Tageblatt LLM Mzeiger für Sas Erzgebirge KHW ro^bioa MXXMUV enthalten- -le amtlichen Sekavntinachungea t„ Nate« »er Statt nnö -es Amtsgerichts n». pseeseck-s.nio: MX exp^g »»>«» Nr. 167 Ermor-ung -es neuemöhlten mexikanischen Prösidenten Mexiko, 17. Juli. Obregon hatte sich nach San Angel begeben, um an einem IHM zu Ehren im Vabombtlla-Hotel veranstalteten Bankett teilzunehmen. Als er an der Tafel saß, näherte stch ihm der in den zwanziger Jahren stehende Juan GScapu lario, an geblich um Obregon ZeitungSkarrikaturen zu zeigen, und feuerte dann aus etwa 30 Zentimeter Entfer nung aus einer 4,5 Millimeterpistole. Der Täter wurde verhaftet. Obregon wurde durch! fünf Schüsse in den Leib getvtet. In der Stadt Hat die Nachricht von der Ermordung Obregons die grüßte Aufregung und lebhafte Besorgnis hinsichtlich! der politischen Fol gen heroorgerufen. Präsident Calles hat sich auf dis Nachricht hin sofort nach der Ortschaft San Angel begeben wo das Hotel liegt, in dem die Bluttat ge- sch h. Ueber die Persönlichkeit des verhafteten Täters konnte bisher nichts festgestellt werden, da nur sein Vorname Juan bekannt ist. Als der Mürber feuerte, spielte gerade die Kapelle. Bi'le überhörten infolgedessen die Schüsse und sahen Obregon plötzlich auf seinem Stuhle zusammensinken. Als Obregons Freunde über den Mörder hersallen wollten, üm ihn zu lynchen, wurden sie von dem Po lizeipräsidenten der Stad^ Mexiko daran gehindert, der ausrief: „Nein, wir sollen ihn am Leben lassen, um festzustellen, wer dayinterffeckt!" Präsident Calles ordnete sofort eine Untersuchung unter Mitwirkung der Polizei- und Armeebehürden an, um sestzustellen, ob der Meuchelmord die Tat eines einzelnen oder die Folge einer tiefgehenden politischen Verschwörung ist. Wie gemeldet wird, dürfte der Mörder bereits in wenigen Stunden Ungerichtet werden. Obreg on war erst am Sonntag von seinem Heim in Sonora nach Mexiko City zurückgokehrt, wo er eine der grüßten politischen Kundgebungen der letzten Jahre leitete. Er hatte gestern abend Pressevertretern er klärt, er werde voraussichtlich! vor Antritt der Päst- dentschaft am 1. Dezember eine Reise nach! Den Ver einigten Staaten antreten. Nach, einer Mitteilung aus dem Hauptquartier Obregons, ist er unmittelbar nach dem Attentat seinen Verletzungen erlegen. Aus Obre gon waren bereits in den letzten Monaten verschiedene Attentate verübt worden. Obregons Leiche wurde an scheinend heimlich nach feiner Wohnung in der Stadt Mexiko gebracht, wo stch nachmittags eine große Men schenmenge ansaMmelte. Polizei und Soldaten sperr ten die Straße in der Umgebung des Wohnhauses ab. Niemandem wird der Zutritt gestattet, nicht einmal Beamten. San Angel liegt zwölf Meilen südlich von der Stadt Mexiko. In einigen Kreisen wird angenommen, daß der Präsident Calles infolge der Ermordung seines Nach folgers noch eine weiter« Amtsperiode im Amte ver bleiben werde. Wer trögt -ie Schul- für -as Münchener Eisenbahnunglück? Eine Erklärung der Reichsbahn München, 17. Juli. Ueber das Müncheners denen Schlußsignale: drei rote Laternen. Die Strecke Eisenbahnunglück veröffentlicht die Retchsbahndtrektion eine Erklärung, in der es heißt: Die genaue Unter suchung des Vorzuges und eine Bremsprobe hatten das Ergebnis, daß in einem Abteil die Notbremse ge zogen war. Die Angaben des Lokomotivführers sind ziemlich bestätigt. Der Zug wurde nicht durch ein Sig nal zum Halten veranlaßt. Bet der Prüfung der Ein richtungen auf per Blockstelle Donnersberger Brücke und Betrtebshütte 1 des Hauptbahnhofes München wurde festgestellt, daß nach Einfahren des Vorzuges in diesen Teilabschnitt dieser für den Hauptzug nicht wie der freigegeben war. Der Fahrdienstleiter in der M- gangShalle des HauptbahnhofeS Hat dem Hauptzug die Abfahrterlaubnis erteilt, nachdem von dem Stellwerks beamten auf BetriebSstrecke 1, wie diese zugeben, das AuSfahrtSstgnal aus Gliei« 8 auf freie Fährt gestellt war. Den Beamten auf Betrtebshütte 1 war es nicht entgangen, daß das Blockfeld für den Gleisabschnitt Block Donnersberger Brücke gesperrt war. Weil aber die Rückmeldung des Vorzuges länger auSblteb, als sie erwarteten, erkundigten sie sich mittels Fernsprechers bet Block DonnerSberger Brücke nach dem Vorzug. Aus der Auskunft glaubten sie schlichen zu dürfen, daß trotz des gesperrten Blockfeldes der Vorzug den Gleisabschnitt schon verlassen Habe und stellten deshalb das Ausfahrts signal auf Gleis 8 auf freie Fahrt. Die Aussagen der an diesen Ferngesprächen beteiligten Beamten gehlen auseinander. Mit der Klärung des Inhalte« und de» Wortlautes dieser Gespräche, die für die Beurteilung der Schuldfrage von ausschlaggebender Bedeutungb stnd. befassen sich zurzeit Staatsanwaltschaft und Gericht. Tie Reichsbahndirektton mußte daher davon absehen, stch ein endgültiges Urteil zu bilden, welchen bestimm ten Personen ein ursächliches Verschulden an dem Un fall beizumessen ist. Nach, dem Dienstplan Haven die drei Beamten eine durchschnittliche tägliche Dienstleistung von acht Stunden. Der Vorzug, ' trug die vorgeschrie- westlich der Hackerbrücke ist gerade und übersichtlich. Ueber die Geschwindigkeit des Stammzuges beim Aus stoß läßt sich mit Sicherheit nichts seststellen. Nach! Angabe des Lokomotivführer« war ihm! die Sicht auf die Schlußlichter durch den ausströmenden Dampf Der ZhlinderreinigungöWhne nicht unwesentlich! beeinträch tigt, so daß er den Ausstoß nicht mehr habe vermeiden können. Von den tnetnandergeschobenen beiden Wagen des Vorzuges war der Schlußwagen mit elektrischer, der vorletzte mit Gasbeleuchtung ausgerüstet. Eine Gas explosion ist nicht etngetreten. Auch «in« Explosion eines SchnetdeapparateS hat nicht stattgefunden. der baperlfche Lan-log un- -ie Eifenbahnunfälle. München, 17. Juli. Nunmehr hat auch! lie LandtagSfraktion der Bayerischen Volkspartei im Land tag eine Anfrage eingebracht, die sich! mit der Häufung der Etsenbahnunglücksfälle in der letzten Zett im An schluß an die jüngste Katastrophe im Bahnhofsbereich der.Stadt München besaßt und die Regierung fragt, was sie zu tun gedenke, um auf die Reich Sb ahn gesellt schäft dahin einzuwirken oder etnwtvken zu lassen, über die Ursachen der Häufung der Etsenbahnunglücksfälle nicht nur eine genügende Aufklärung zu!geben, sondern auch den Reisenden wieder den Schutz und die Sicher heit zu geben, mit denen Man ich deutschen Reisever kehr rechnen konnte. In der Begründung heißt e« u. a.: Die Reichsbahn sei zweifellos infolge der ihr in Ausführung des Versailler Diktate« auferlegten Ver pflichtungen nicht in der Lage, die Anpassung der Bahn an die modernen VerkchrSverhältnisse so durchzuführen, wie dies geschehen könnte, wenn die ReparattonSabgaVe der Reichsbahn zur Verbesserung de« inneren Betriebe« zur Verfügung.stünde. Die Opfer der Eisenbahnunfälle seien tatsächlich Opfer der MeparationSgter der Sieger staaten. Das deutsche Volk habe ein Leben-recht dar auf, daß dieser Zustand ein Ende nehme. Nachspiel cler Hamburger Pkosgenkaialrropbe. Hamburg, 18. Juli. Etwa 800 Personen ha ben bet der Phosgenkatastvophe im Mai d. I. in Hamburg Angehörige verloren oder Sachschaden erlit ten, und Haben durch den Rechtsanwalt zivilrechtliche Ansprüche von mehreren Millionen Reichsmark beim Landgericht Hamburg geltend gemacht. Die Haftpflicht des Hamburger Staate» wird vor allen Dingen daraus hergelettet, daß das GewerbeaufstchtSamt keine au-ret- chende Kontrolle ausgeübt habe. ES habe sich auch er geben, daß die PhoSgenbehälter durchaus unsachgemäß oberirdisch gelagert waren und ausreichend« Sicher- hett-vskrichttirrge» nicht vorhanden gewesen ftien- vie Sekfetzuag Eiolkttis. Rom, 18. Juli. Nach den Nachrichten, die die italienische Presse verbreitet, wird die Beisetzung Gtoltttis schon heute nachmittag ftattftnden. Ein Schreiben, den den letzten Willen des Verstorbenen ent hält, spricht ausdrücklich! den Wunsch gu», daß die Be- erdigung in aller Stille dorgenommen werden soll. Der Premierminister beauftragt« Senator Luigi Facta, ihn bei den Beisetzungsfeierlichkeiten zu vertreten. Auch Senat und Kammer werden Delegattonen entsenden. Der Khntg und die königliche Familie haben der Fa milie GiolitttS ein herzliche» BetIeid»telegramM über sandt. ^mnestieclemonstration äer KPV. Berlin, 17- Juli. Zum Empfang der kommunistisch«» politischen Gefangenen aus dem Zuchthaus« Sonmnburg, di« heute abend auf dem schlesischen Bahnhof eintrafen, hatte di« KPD, der Rote Frontkämpferbund, die Rote Hilfe und ähnlich« Organisationen ihre Anhänger zu einer Demonstration zu sammenberufen. Schon lange vor dem Eintreffen der Amne stierten war der Vorplatz des schlesischen Bahnhofe« von De monstranten besetzt, die dort unter Mitführung von roten Fahnen und Transparenten Aufstellung genommen hattrn. Die Polizei hatte ein sehr großes Aufgebot von »«amten in Bereitschaft gestellt. Außerdem waren umfangreich« Absperrung« vorgenommen. Die Amnestierten wurden auf den Schultern von Roten Frontkämpfern durch ein Spalier von roten Fahnen zu einem bereitgestellten, mit Transparenten geschmückten Wagen getragen. Während die Kapellen des Roten Frontkämpferbunde» die Internationale intonierte, formierte stch ein langer Demo«» strattonszug, der, begleitet von zahllosen Mitläufern, seinen Weg nach der Weberwiese nahm, wo Vertreter der kommu nistischen Organisationen und auch einige der Amnestierten selbst das Wort ergriffen. In den Reden wurde hauptsächlich die Freilassung von Hölz gefordert und betont, daß nun der Kampf erst recht weitergehen werde.. Die Amnestierten wurden dann wiederum auf den Schultern in ihre Wohnungen und Quartiere getragen. Bei dem Anmarsch und Abmarsch ent standen erhebliche Verkehrsstockungen, sodaß die Polizei mehrer« Male die Mitläufer in die Seitenstraßen abdrängen mußt«. Auf dem Stettiner Bahnhof wurden zur gleichen Stunde dir aus der Festung Gollnow Entlassenen empfangen und in einem Demonstrationszug zum Küstriner Platz geleitet- Nach den bisherigen polizeilichen Meldungen ist es bet den beiden Demonstrationen nicht zu Zwischenfällen gekommen- Vie Saperlsthe volkspartei un- -le Kegierungsbll-uug. Die Fraktion der Bayerischen Volkspartei hat ihre ent scheidenden Beratungen heute abend abgeschlossen. Wie dem parteiamtlichen Bericht zu entnehmen ist, erschien der Fraktion der von ihr von Anfang an in den bisherigen Verhandlungen betonte Standpunkt, daß mit der Neubildung einer Regierung in Bayern auch die Frage der Vereinfachung der Staats verwaltung engültig spruchreif geworden ist, so wichtig für die Zukunst des bayrischen Staates, daß nach ihrer Auffassung diese Frage zur Grundlage der weiteren Verhandlungen ge nommen werden müsse. Die Fraktion ermächtigt« daher ihre bisherigen Unterhändler, auf der Basis einer Reorganisation der Ministerialverfassung im Sinne einer Vermindernng der Ministerien und einer durchgreifenden Staatsvereinfachung neue Verhandlungen über die Frage der Regierungsbildung elnzuleiten und durchzuführen. Die Derhandlungsführer der Bayrischen Volkspartet werden demgemäß mit entsprechenden Vorschlägen an die Deutschnationale Volkspartet und an den Bauerbund herantreten. Ver Irische Zeeiflaat nimmt -en Kellogg-Pakt an. Washington, 17. Juli. Der Irische Freistaat, der ohn« Vorbehalt Kellogg» Kriegsverfemungsvertrag, wl« er, ur sprünglich unterbreitet war, angenommen hatte, hat den ab geänderten und den Mächten neu unterbreiteten Vertrag „ebenso annehmbar" befunden und ist bereit, ihn unverzüglich zu unterzeichnen. Die Annahme von seiten der Dubliner Regiemng ist in einer vom letzten Sonnabend, den 14. Juli datierten, vom irischen Minister für auswärtige Angelegen heiten unterzeichneten Note enthalten; sie schließt mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß in Anbetracht der Tatsache, daß die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Satzungen in hohem Maße von ihrer universellen Anwendung abhängt, der Ver trag die Zustimmung der übrigen Regierungen, an die er ge- sandt worden ist, finden und später auch von allen anderen Mächten der Welt angenommen werden möge. Die Vereinigten Staaten führten die gesamte Korre spondenz mit dem Irischen Freistaat und mit Canada be züglich des Kellogg-Paktes durch ihre Gesandten in Dublin und Ottawa, mit den anderen Dominions und Indien, wo Amerika keine Gesandtschaften unterhält, wurden di« Ver handlungen durch das Foretgn Office geführt. Mur Verhaftungen «egen Wirllchastsfpionage ln Rußlan-. Moskau, 17. Juli. In Tiflis wurde der Ingenieur Saropoff der „Allawerdv-Bergwerke" verhaftet. E» wird hm zur Last gelegt, daß er Wirtschaftsspionage getrieben ;abe, illegale Verbindungen anknüpfte und systematisch Subventionen von dem ehemahligen Besitz r de« Berg werke», dem Franzosen Robin, erhalten habe. Mit Saropoff wurden a>» seine Komplizen zwei andere Russen, Baba- nossoff und Ltokin, ebenfalls verhaftet.