Volltext Seite (XML)
»«a I 23. Jahrgang ten Bedarf der Reichsbahn an Tenderlagerschalen Preise gezahlt worden seien, die bei genauer Prüfung Hütten abgelehnt werden müssen. Oer fememoräer Rapbäel enMoben. Nach der Amnestierung. Küstrtn, 23. Juli. Der wegen Beteiligung an dem Fememord Gröschke verurteilte frühere Oberleut nant Raphael, der auf Grund des Amnestiegesetzes von der Strafanstalt Sonnenburg, in der er seine Zucht» Hausstrafe verbüßte, nach« Tegel gebracht werden sollte, ist am Sonnabend vormittag auf dem Hauptbahrchof Küstrtn dem Beamten der Polizeiverwaltung Sonnen burg, der ihn zu transportieren hatte, entwichen. Trotz dem die Küstriner Polizei umfangreiche Ermittlungen anstellte, ist es bisher noch nicht gelungen, den Flücht ling wieder zu ergreifen. Tie Flucht Raphaels ist um so unverständlicher, als, wie verlautet, in Tegel bereits ein EntlassungS- befeW gegeben war, Raphael also auch ohne Flucht in Freiheit gesetzt worden wäre. Tatsächlich lag beim Strafgefängnis Tegel bereits ein Telegramm "des Staatsanwalts in Landsberg a. d. Warthe vor, nach! dem Raphael sofort zu entlassen fei. Dem Verurteilten waren neunzehn Monate Unter suchungshaft ungerechnet worden, so daß er nahezu die Hälfte seiner Straf« verbüßt hatte. Oberleutnant Raphael ist am 4. November IVA vom Schwurgericht Landsberg a. d. Warthe unter Vor sitz des Landgerich tsdirektorS Heßling wegen Beihilfe zum vollendeten Mord,, vorsätzlicher Kürperverletzung und Meineides zu einer Gesamtstrafe von acht Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt Wor den, die er in der Strafanstalt Sonnenburg verbüßte. Raphael, eine jener LandSlnechtSgestalten, die sich um Oberleutnant Schulz scharten, war im Jahre 1923 Kommandant des Forts Gorgast bet Küstrtn, einer Hochburg der Schwarzen Reichswehr. Am 1. Juli 1923 war der Arbeiter Willi Gröschke, damals gerade 20 Iahte alt, in eines der ArbeitskommandoS eingetreten. Er galt — grundlos — als Kommunist, und wurde — völlig irrig und haltlos — verdächtigt, von den Kom munisten entsandt zu sein, UM die Tätigkeit der Av- beitSkommandos auSzuspionieren. Zunächst wurde Gröschke auf daS grausamste Mißhandelt. Die Prügel zwangen ihn, über kommunistische Waffenlager und Hundertschaften Angaben zu erfinden, weil er sich nicht anders zu retten wüßte. Das „Protokoll", da» man mit dem -»»glücklichen Gröschke aufgesetzt hatte, wurde Oberleutnant Schulz übergeben. Schulz kam nach Gorgast und besprach mit Raphael den Fall Gröschke. Raphael bat Schulz, nach! seinem eigenen Geständnis, für dessen Beseitigung .zu sorgen. Nachts fuhr vor dem Fort ein Auto vor, die Zellentür wurde mit einem Montierhebel aufgebrochen, Gröschke herausgeholt, in» Auto geschleift und fortgefahren. Hinter Küstrin er eilte Gröschke hinterrücks die tödlich« Kugel. Die Leiche wurde vergraben. Das Landsberger Urteil, in dem Raphael die zweitschwerste Strafe erhielt, sprach! ihn der Beihilfe zum vollendeten Morde schuldig. Das Reichsamnestiegesetz bestimmt für Verbrechen gegen das Leben, daß die erkannte Zuchthausstrafe in Gefängnis umgewandelt und die Zeitdauer aus die Hälfte herabgesetzt wird. Auf diese Weise sind ziemlich all« nicht wegen Mordes verurteilten Fememörder nahezu am Ende ihrer Strafe. Raphaels Verhalten Ist da- her völlig unerklärlich, selbst wenn er zunächst nur Ktrafurlaub erhalten sollte. Vie Heimreise Ser geretteten Italiener. Oslo, 23. Juli. Der norwegische Kreuzer „Tor- denskjold" und der französische Kreuzer „Strasbourg" werden nunmehr am Dienstag abend in Tromsö ein treffen, nachdem sie mehrere ergebnislose Suchexpedi tionen nach dem „Latham" unternommen haben. Von Kingsbay Her kommen wieder phantastische Gerüchte, wonach der norwegische Flieger Rijser Larsen die Leiche Malmgreens gefunden Haben soll, doch werden diese Ge rüchte von der Admiralität, der von Larsen keine der artigen Informationen zugegangen sind, dementiert. Mit Bezug auf den Bericht, daß Nobile um die Er laubnis gebeten habe, an den weiteren Suchexpeditio nen des russischen Eisbrechers „Krassin" teilnehmen zu dürfen, teilt die italienische Gesandtschaft mit, daß ihr von diesem Gesuch! Nobiles nichts bekannt sei. Sie Gesandtschaft ist nur dahin informiert worden, daß! die Ueberlebenden der „Italia" nach der Ankunft der „Cttta di Milano" in Narvik wahrscheinlich, Dienstag abend ihre Reise auf der Eisenbahn durch, Schweden nach Kopenhagen und dann von dort über Berlin nach Italien fortsetzen werden. Rückkehr der Nordpolfahrer in plombierten Wagen. Die Blätter geben eine Meldung aus Narvik wie der, wonach Nobile und seine Begleiter guf Befehl der italienischen Regierung in Plombierten Wagen nach Italien befördert werden sollen. Die Route werde nicht über Stockholm, sondern Über eine Nebenstrecke gehen. Mussolini über Ske Aoika-Expe-Mon. Rom, 23. Juli. Mussolini berichtete im Minister rat über die letzten politischen Ereignisse, so Wer das Ende der diplomatischen Spannung zwischen Italien und Oesterreich, die Unterzeichnung des italienisch ungarischen Handelsvertrages, daS Tangerabkommen und den Beitritt Italiens zum Kellogg-Pakt. Sodann gedachte er des Fluges Ferrarins und del Pretes, der Italien mit Stolz erfüllt habe, während das Polar unternehmen im italienischen Volke Unruhe und tiefen Kummer hervorgerufen habe. Er sagte: Bevor man ein endgültiges Urteil fällt. Muß man das Ende des Dramas abwarten. Man kann darum nur gegen dis unhumane und antiitalientsche Welle protestieren, die über die Vorkämpfer des unglücklichen Unterneh mens hereinbrach. Die Männer, die vor ihrem Auf bruch wußten, daß sie im Begriff waren, eine sehr ge fährliche Forschungsreise zu unternehmen, zeigten, daß sie Mut besaßen, und sie verdienen allgemeine Ach tung. Erst wenn alle Nachforschungen zur Auffindung der anderen Gruppe von Schiffbrüchigen durchgeführt« sind, wird eine objektive und normale Untersuchung der Entwicklung des Unternehmens, der HilfSexpeditio-! nen und aller Phasen dieser Tragödie stattfinden. Diese Untersuchung wird natürlich! in Italien von Italienern durchgeführt werden. Jede andere Hypothese ist ab surd und verletzend. Sollte dies, von wem eS auch, immer sei, vorgeschlagen werden, so müßte sie unver züglich abgelchnt werden. Der Ministerrat wünscht sich' zum Solmetscher der übereinstimmenden Gefühle des italienischen Volkes zu machen, indem er allen dankt.! die sich für die Rettung der Schiffbrüchigen einsetzten, Namentlich der Besatzung des russischen Eisbrechers ^Krassin" und voller Achtung und Bewegung des Schwe den Malmgreen und des Italieners Pomella gedenkt. /luer Tageblatt «»»fd, »I« p.stanst.u», «»I««,«». — „ettögllch. Zern sprech. Anschluß Nr. S3. Vir Untersuchung über -ke Ursachen -er Münchener Katastrophe. Wie das „Berliner Tageblatt" meldet, .wird der Reich Sv erkchrsminister aM Tonn« Mag mit dem Gene raldirektor der Reichsbahn, Dr. Dorp Müller, «ine Besprechung haben, in der auf Grund des vorläufigen Berichtes der nach! München entsandten Untersuchung»- kommission eine Verständigung über di« Fortführung Da jedoch die Reichsbahngesellschaft die Frage fürgeklärt ^er Untersuchung geführt werden soll. Bekanntlich >>1° nssknlvw- Kntsckeiduna für geboten hält, erbebt die der Retchsverkehrsminister einen Beamten seines die bestehende Ministeriums mit nach München entsandt und auchM " "" " bayerische Regierung Hat sich durch ihr« Organe an der und die alsbaldige Entscheidung für geboten h«- Reichsregterung keine Bedenken dagegen, daß dre veueyenoe - Meinungsverschiedenheit, ob und in welchem . " "wße vayerticye megierung v» »>—»v »v* — i krsilst mcich. Verweisung -er Erhöhung -er Eisenbahntarife an -as Retchsbahngerlcht. Berlin, 23. Juli. Das Reichskabtnett hat sich mit dem Antrag der Äeichsbahngcsellschaft auf Tariferhöhung erneut befaßt Es ist der Ausfassung, daß die bisber gegebenen Unter- lagen nicht hinreichen, um die Notwendigkeit einer Tarif- erhöhung darzutun. Die Reichsregterung würde es vorztehen, wenn vor endgültiger Entscheidung dieser Frage, die so ein- schneidend für die Volkswirtschaft ist, die wettere Entwicklung der Reichsbahneinnahmen abgewartet würde. kau, 33. Füll. Der Sonderberichterstatter Moskauer „Wjetschernaja Moskwa", der sich an Bord des ,,Krassin" befindet, stellt alles zusammen, waS stch aus den Berichten der beiden italienischen Offiziere Mariano und Zappt über das Schicksal des schwedischen Professors Malmgreen ergibt. Danach scheint fest- zustehen, daß man Malmgreen zurückließ, nachdem man thn f«!t entkleidet und ihm sämtliche Lebensmittel fort genommen Hatte. Der „Krassin" hat die Italiener in einer Situation angetrosfen, die ein eigenartiges «ich- auf Zappt wirft. Während man Mariano ungenügend verleidet und nur mit Socken an den Füßen vorfand, soll Zappt drei Paar Pelzschuhe und drei Anzüge, darunter den von Malmgreen, angehabt haben. Zappt soll, nach hem Bericht des Korrespondenten, beabsichtigt haben, den Tod seines Kameraden Mariano abzuwarten, um stch dann von dessen Leiche zu nähren. Ter Arzt an Bord des „Krassin" hält es für ganz ausgeschlossen, daß Zappt länger als fünf Tage gehungert habe, als man die Gruppe auffand, also nicht, wie er angab, dreizehn Tage. Diese Momente lassen nach Ansicht des Berichterstatters manche Vermutung über den tragischen Untergang MalmgreenS offen. In KingSbah int--.cessiert man sich besonders für die eventuelle EinskAung einer internationalen Kom mission zur Aufklärung des Unterganges Malmgreen«. Ueber seinen Besuch bet Nobile berichtet Professor Samoilowitsch, der Leiter der ,Krasstn"-Expedition, der General war sehr nervös und schien sich! in Ungnade der italienischen Regierung zu fühlen. Er bat darum, die Sowjetregierung möge bet Italien die Erlaubnis er wirken, daß er an der wetteren Expedition des „Kras sin" teilnehmen dürfe. Wenn auch! Samoilowitsch« er klärte, daß er diesen Wunsch« nach« Moskau weitergeben wolle und daß einer Teilnahme Nobiles an der Fahrt des ,,Krassin" nichts im Wege stände, verlautet in Moskau jedoch, daß stch« dies wegen NobileS Krank heit nicht ermöglichen lassen werd«. der Krastln auf -er Zahrt nach -er skan-inovischen Küste. Moskau, 23. Juli. Der Eisbrecher ,Krassin" ist Heute von KingSbah mit dem Kurs auf Bergen in See gegangen. DaS ,Jtalia"-Hilfskomitee zieht zur zeit Erkundigungen ein, in welchem skandinavischen Ha fen der .Krassin" am besten und schnellsten die Repara tur an seiner Schraube vollenden und Kohlen und Proviant aufnehmen kann. Der Flieger Tschuchnowfki bleibt vorläufig in KingSbah und wird nach Instand setzung seines Flugzeuges weitere Erkundungsflüge un ternehmen. Rückkehr -er Ektta -i Milano aus Kkngsbap. Oslo, 23. Juli. Nach einem Telegramm, daS der italienischen Gesandtschaft zuging, hat die „Citta di Milano" KingSbah verlassen, und ist mit den Ueber lebenden der „Italia" nach Narvik in See gegangen. Zu den Presseberichten, daß ein Mann an Bord der „Cttta dt Milano" gestorben sei und zu der Annahme, daß« eS sich« .dabei um Mariano handele, erklärt die Gesandtschaft, daß eine derartige Nachricht nicht ein gegangen sei. In dem Telegramm, das gestern in später Abendstunde von der „Cttta dt Milano" abge sandt wurde, erwähnt der Kapitän des Schiffes nicht, daß an Bord irgend jemand gestorben sei. Vas Gutachten -er Eltz-KomnWon. Berlin, 23. Juli. Da» Gutachten der Kommis sion, die unter Leitung des ReichSbahnpräsidenten von Eltz die zwischen dem ReichSbahnzentralamt und den privaten Lieferfirmen geschlossenen Verträge geprüft hat, kommt zu dem Ergebnis, daß die Verträge deS EtsenbahnzentralamteS zum Teil nicht günstig waren und die Reichsbahn tatsächlich geschädigt haben. Dies gehe, wie in dem .Gutachten ausgeführt wird, besonders aus Ken Verträgen zwischen dem Etsenbahnzentralamt und der Firma Heinrich Warning hervor, die 109 Prozent aller zu bestellenden Tenderlagerschalen, etwa 93 Prozent aNer MchSlagerglettplatten und einen erheblichen Teil aller Güterwagenlagerschalen lieferte. Die Firma Warning gab die Aufträge -um Teil an zwei andere Werke ab und schielt jeweils schr beträchtlich«« Provisionen. Die Frage, weshalb di« Firma Warning diese Monopolstellung «chalten Habe, scheine trotz ein gehendster Prüfung nicht geklärt zu sein. Sie „Voss. Ztg." will erfcchren Laben, daß die Eltz-Kommission zu dM HÄÜWWSU ksi. Loch uv» WicM» Ricklin begna-igt. Parts, 23. Juli. Wie der,,TempS" berichtet, hat der « Präsident der Republik auf Vorschlag des Justtzmtnister» be- ! schlossen, auch den Abgeordneten Dr. Rtcklin ebenso wie die drei anderen vom Colmarer Schwurgericht verurteilten Auto- nomtsten zu begnadigen. Anzeiger für -as Erzgebirge — Mittwoch, äen 2S. Zuli 1928 Neue Enthüllungen über Malmgrens Ende