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Dienstag» äen 7. August 1926 23. Jahrgang Unwetter über Süd- und Mitteldeutschland MMionenschaden im Bamberger Lande t Der amerikanisch« Staatssekretär Kellogg erklärte einigen Pressevertretern, da» englisch-französische Abkommen behandele nur den Grundsatz der Einschränkung und sicher« nicht die tatsächliche Einschränkung der Rüstungen. Er sprach die Ansicht aus, daß es sich um nichts anderes handele al» um Anempfehlungen seitens Großbritanniens und Frankreichs, die der vorbereitenden Abrüstungskonferenz als Grundlage für Rüstungseinschränkungen unterbreitet werden sollen. Kellogg betonte ferner, daß das englisch-französische Abkommen und der Kriegsverzichtspakt nichts miteinander zu tun hätten. Amerikanische Zeitungen melden, die Not« Chamberlains an Amerika habe nicht den Tert des englisch-französischen Ab- kommens, sondern nur eine Zusammenfassung enthalten. Diese bringe nicht klar zum Ausdruck, was Frankreich und England als Grundlage für Verhandlungen über die Bestückung von Kreuzern vereinbart hätten. Falls England das Verlangen stelle, daß alle Kreuzer von weniger als 10000 Tonnen sich auf sechs- und achtzöllige Geschütze beschränken sollten, und dann den Versuch machen sollte, die Tonnage der Kreuzer mit achtzölligen Geschützen weiter zu beschränken, so würden hierdurch amerikanische Interessen berührt. Die Neigung, gemäß dem Versailler Vertrag wirklich abzurüsten, ist also nicht sehr groß. der, tlim Berlin, ! --Tage Damen, v Ph»t»-U>u IS: rische» > Ltnris bilSumij rischen fest der Stand« leS gute, Generu dant der chule ei der ilung Der Pariser Korrespondent des englisch-liberalen „Manchester Guardian" schreibt: Drei Tage französische Presseindiskretionen haben bereits den deutlichen Eindruck erweckt, als wenn England und Frank reich miteinander eine neue Entente Cordiale beschlossen hätten, die mindestens so wichtig ist wie die von 1914 und vielleicht noch weitergeht. Die in der Pariser Presse über das englisch-französische Garantieabkommen geschriebenen Worte deuten auf eine Art Verschmelzung beider Flotten hin, wobei die an Einheitlichkeit, Schnelligkeit und Vorzüg lichkeit der Bauart unvergleichliche Kreuzerflotte Frankreichs die nicht so auf die kleinen Kreuzer spezialisierten britischen Seestreitkräfte ergänzen würden. Obgleich die Einzelheiten geheimgehalten werden, ist der allgemeine Charakter dieser neuen englisch-französischen Entente ausreichend klar. Daß sie sich nicht nur auf die Ser bezieht, ist bereit» ersichtlich. Es wird übereinstimmend gemeldet, daß in Zukunft die britische Delegation in Genf ihren Widerstand gegen die all gemeine Dienstpflicht und gegen die Weglassung der aus gebildeten Reserven bei Berechnung der Militärmacht auf geben wird. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß die Entente sich über das ganze politische Gebiet erstrecken wird, und, wie die Blätter bereite verkünden, wird Großbritannien in allen schwebenden Streitfragen an Frankreichs Seite stehen, nicht nur bezüglich der Rheinlandräumung, sondern auch in der Anschlußfrage usw. Dies ist der Grundton der Presse- Indiskretionen der letzten Tage. Der durch sie hervorgerufene Eindruck wird durch die Ver öffentlichung des Wortlautes des Abkommens schwerlich be seitigt werden; denn es deutet darauf hin, daß neben und über diesem Wortlaut noch etwas besteht, etwas, was wetter geht als das, was von 1906 ab bestanden hatte und was damals nur einer Hand voll von Politikern und General stabsoffizieren bekannt gewesen war. »Pf«»,!,«,»«N«. »mtUch« IS In emer Unterredung mit Pressevertretern in Moskau erklärte Tschitscherin über die Stellungnahme der Sowjet union zum Kellogg-Pakt, daß der sogenannte KriegSächtungS- pakt zwar schon seit Dezember v. I. im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Diplomatenwelt aller Länder stehe, daß aber die Mächte nicht daran gedacht hätten, die Sowjet union zur Teilnahme an den Verhandlungen über den Pakt aufzufordern. Dieser Umstand zeige das wirkliche Ziel, das durch den Abschluß des Paktes verfolgt werde. Die Urheber des Paktes hätten das Bestreben, daraus ein Werkzeug des Kampfes gegen die Sowjetunion zu machen, die Verhand lungen seien ein Bestandteil der Politik, die es auf eine Einkreisung der Sowjetunion abgesehen habe. Die tatsäch liche Aufgabe de« Kellogg-Pakles werde noch verständlicher im Lichte der amerikanischen Note vom 23. Juni, in der die amerikanische Negierung ausführlich erkläre, daß sowohl die Statuten des Völkerbundes als des Locarnoabkommens sowie die Verträge Frankreichs mit einer Anzahl Staaten zu den im Kellog-Pakte erwähnten Beziehungen gehörten. Damit werde klar bewiesen, daß der Kellogg-Pakt ein Be standteil der Vorbereitungen des Krieges gegen die Sowjet union sei. Tschitscherin erklärte weiter! Ein bedeutender Teil der deutschen Presse befürworte die Heranziehung der Sowjet union zur Teilnahme am Pakte, einige liberale englische Blätter, wie „Daily-News", und einige französische Links blätter, auch ein Teil der amerikanischen Presse äußerten sich in demselben Sinne. Jetzt sei es noch nicht zu spät. Die neue Entente Cordiale England fest an Frankreichs Seite Rußland meldet sich Der Kellogg-Pakt: „Frieden oder Kriegsvorbereitung? Sowie im Taunus. Ein verheerender Hagelschlag vernichtete am Sonnabend abend im Taunus fast die gesamte Ernte. Die Hagclschloßen hatten die Größe von Taubeueiern und bedeckten den Boden in 30 Zentimeter Höhe. Auf dem Bahnhof von Niedernhausen Wenn auch die sogenannten Urhebermächte untereinander bereits einig geworden seien, hätten sie, wenn sie tatsächlich aus dem Pakte etwas anderes als ein vorbereitendes Werk zeug für den Krieg gegen die S»wjetunion machen wollten, die volle Möglichkeit, mit der Sowjetregterung in Verhandlungen zu treten. Ihre Neigung oder Abneigung, mit der Sowjetunion zu verhandeln, werde den Beweis liefern, was ihr wirkliches Ziel sei, Frieden oder Kriegs- Vorbereitung! „Ich kann erklären", so fuhr Tschitscherin fort, „daß unsere Regierung bereit ist, an diesen Verhandlungen teil zunehmen ! Im Falle unserer Teilnahme an den Verhand lungen würden wir die von unserem Standpunkte aus notwendigen Aenderungen des Paktes vorschlagen. Unsere Regierung hebt hervor, daß der Kellogg-Pakt am meisten durch den Umstand entwertet wird, daß er nicht von einer Verpflichtung in der Abrüstungsfrage be gleitet ist. Wir verhehlen uns nicht, daß der von dem einflußreichsten Teile der Presse Englands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten eingenommene Standpunkt uns wenig Hoffnung läßt für unsere Teilnahme an diesen Verhandlungen. Unsere Regierung würde eS aber für äußerst abnorm halten, wenn ohne ihre Teilnahme ver handelt würde. Wenn sie dennoch herangezogen wird, so wiederhole ich, daß die Möglichkeit einer Teilnahme unserer Regierung an der Unterzeichnung des Kelogg-Pakte» nicht ausgeschlossen ist. Gleise bis zu einem halben Meter mit angewehte« »c.i bedeckt, was sich auf der ganzen Strecke störend machte, so daß der Frankfurter Zug nur mit starker Verspätung sein Ziel erreichen konnte. Der Hagel hatte eine solche Wucht, daß teilweise die Bäume vollkommen kahl da stehen. Unwetter auch in Frankreich, In Paris und in vielen Gegenden der Provinz find am Sonnabend Gewitterstürme niedergegangen, die besonders an der Ernte großen Schaden angertchtet haben. In der Nacht zum Sonntag ist über die Gegend Ltchten- ls, Bamberg, Strullendorf ein außerordentlich heftiges Un etter ntedergegangen. Nach einem Hagelschlage, bet dem ch laßen von Taubenciergröße niederfielen, und whrcren darauffolgenden heftigen Gewittern kam Plötzlich IIS dem Nordwesten eine Windhose von etwa fünf Miuu- n Dauer herangebraust, die überall auf ihrer Bahn furcht- nren Schaden anrichtcte. Im Bamberger Volksparke wurde ie neue Fe st balle völlig zertrümmert. Die nze Parkanlage ist vernichtet. Kilometerweit dehnt sich der indbruch bin. In der Bamberger Radrennbahn, auf der am onntag tue bayerischen Fliegermeistcrschaften ausgefahren erden sollten, fielen zahllose schwere Bäume nieder, wodurch e Umschalung zerstört wurde. Auch an den sonstigen Bau- chkeiten wurde schwerer Schaden verursacht. Im Bam- erger Hafen sind fast sämtliche Lagerräume nd Fabrtketnrtchtungen ein Opfer des Stur es geworden. Hier allein dürfte der Schaden in die underttausende gehen. Im Bamberger Hain sind ebenfalls fwere Zerstörungen zu verzeichnen. Zahlreiche Kamine wur- irch den Sturm umgerissen, davon allein sechs große Fabrik- ornsteine. er Gesamtschaden in Bamberg wird auf mehrere Millionen Mark geschätzt. m Eisenbahnverkehr traten infolge der Verwüstun- u stundenlange Störungen ein. Sämtliche Verbindungen, ich die telephonischen und telegraphischen, besonders nach dem orden und der näheren Umgebung Bambergs, sind noch nicht uder hergestcllt. Im Stadtinnern Bambergs wurden schwere Beschädigungen in der Hauptkraftwagenwerkstatt festgestellt; on sämtlichen Gebäuden sind die Dächer abgerissen und un- ffähr 200 Meter weit vom Sturme fortgetragen worden. Die Ernte, vor allem der bedeutende Obstbau, nd durch den Hagel vernichtet. Bis jetzt sind sechs Personen als verletzt seftgeftellt ^rden. Hilfsmaßnahmen sind im Gange. Die Bamberger .Portwoche ist abgesagt worden. Zn der Umgebung herrscht genau das gleiche Bild ier Zerstörung. Besonders schwer getroffen wurden die Ort- chaften Hirschhaid und Strullendorf, Gaustadt und Hallstadt. In der bei Gaustadt gelegenen großen Ziegelei Lessing ! warf der Sturmwind einen 50 Meter großen Teil des Daches eines Nebengebäudes gegen den großen Fabrikschorn stein, so daß dieser ausetnanderbarst. Das Werk muß in folgedessen stillgelegt werden. In Bamberg stürzte bei der Malzfabrik Weyermann von dem 65 Meter hohen Kamin ! ein Teil von etwa 20 Metern in die Tiefe. per Schaden beläuft sich aus etwa 50 00V Mark, doch kann der A Auch in Ansbach. Schwere Unwetter gingen am Sonnabendabend über dem «Landbezirk Ansbach nieder. Vielerorts wurde die Ernte ver- Inichtet; Bäume wurden entwurzelt oder umgebrochen. Groß Mist der angerichtete Gebäudeschaden. Auf dem Felde befindliche Arbeiter sowie viele Kinder I wurden nach Ansbach gebracht, die durch die Hagelkörner schwere Beulen davongetragen hatten. Zahlreiche Vögel M liegen tot umher. Auf der Weide befindliche Gänse wurden I erschlagen. Schloß Coulmberg büßte 60 wertvolle Butzen- H und gemalte Scheiben ein. Der Schnellzug Hamburg— I München geriet bei Rosenbach in einen tzagelsturm; 20 I Fenster wurden zertrümmert. Verletzt wurde niemand. Schwer hcimgesucht wurden der Bahnhof und das Dampf- Wägewerk Dombühl. Eine Halle am Bahnhofe wurde vom Miurme cmporgehoben und auf die Straße geschleudert. Die Wcheiben des Bahnhofsgebäudes und die Stgnallichter sind bis Mus wenige zer chlagen. .... und in Koburg. Auch über Koburg und Umgebung gingen am Sonnabend ibend schwere Gewitter nieder, von denen das letzte mit star kem Hagelschlag und wolkenbrucharttgem Regen verbunden var. Die Hagelkörner erreichten Haselnußgröge. Der Blitz schlug hier und in der Umgebung einige Male ein, ohne je- loch zu zünden. In mehreren Stadtteilen traten Ueberschwem- nungen ein. Der Telephonverkehr ist völlig le stört. »berg ^'»""Metrieb? aufrechterhalten werden. Im Bamberger städtischen Viehhofe wurde durch den Mturm eine Ziegelsteinmaucr auf einer Breite von 5 bis 15 Metern umgeworfen. Der Löwensteg, eine Verbindungsbrücke »ns Holz und Beton über die Regnitz^ wurde größtenteils wcg- »issen. Polizei, Feuerwehren und Sanitätskolonnen sind mit Räumungsarbeiten beschäftigt. Der Oberbürgermeister der V Stadt wurde telegraphisch aus seinem Urlaub zurückgerufen. Heftiges Gewitter in Reutlingen. Hier ging am Sonnabendabend ein Gewitter mit furcht- Hbarcin Hagelschlag nieder. Hagelkörner bis zu Hühnereier- «größe sausten herab. Noch eine Stunde nach dem Gewitter ff sand man zehn Zentimeter hohe Hagelschichten. Unter den : Obstbäumen liegen die abgeschlagenen Früchte in großen z Massen. Die englisch - französisch - belgische Waffenbrüderschaft. II 000 Mitglieder der Britischen Legion trafen anläßlich der Wiederkehr des Eintrittes Englands in den Krieg in Frank reich ein, um auf den Schlachtfeldern Nordfrankretchs und Belgiens Feiern für ihre im Weltkriege gefallenen Kameraden zu veranstalten. Eine Reihe vor: Kundgebungen zur Ver herrlichung der englisch-französisch-belgijchen Waffenbrüder schaft während des Krieges ist geplant, denen teilweise der englische Thronfolger beiwohnen wird. Der amerikanische Petroleumskandal. Gegen den Petro leummagnaten Henry Blackmer, der sich seit einer Reihe von Jahren in Frankreich aufhält, um sich seiner Zeugenpfltcht zu entziehen, ist ein von Präsident Coolidge und Staatssekretär Kellogg unterzeichneter Haftbefehl erlassen worden, der auch einen Antrag auf Auslieferung Blackmers enthält. Der teure Wiederaufbau vou Nanking. Wie die Agentur Jndopaciftque aus Schanghai berichtet, betragen die Kosten des geplanten Wiederaufbaues der Stadt Nanking 500 Mil lionen Dollar. Das sparsame Portugal. Die portugiesische Regierung hat beschlossen, aus Ersparnisgründen die Universität Lissabon zu schließen. uer Tageblatt LZM Mzeiger für öas Erzgebirge kas'bloll Enthalte»- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Nates -ee Sto-t m>- -es Amtsgerichts )lur. ponfie,ck.e,n!.: fl«, ea^is a»,«s Nr. 183