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Auer Tageblatt Postph.ck.Xoots: ft« ttpztg w.,»« Sonntag, äen IS. August lS2S 23. Jahrgang »"«- / üAAßtA^Eti vleV WDZEWW- E--Er-thall--» »k «Mich.» 0-k<m°tm°ch°«g«° S-s «<üe, »«r Statt m>» »«, Nm,-g«Ich,s »«. '"LN°- - Nr. 194 - Gegen eine Regierungskrise! Noch immer der Die jvzialisttschen Wähler Annen eS nicht begrei fen, daß ihre besten Minner, nachdem! sie Mitglieder de« Kabinetts geworden Md, sozusagen mit einem schlichten Federzug ihx« früheren Bekenntnisse in der Panzerkreuzerfrage durchstreichen und dte Millionen be willigen, die sie bisher mit großem UeberzeugungSsifer verweigert hatten. Gin großer Teil der sozialistischen Presse wiederholt jeden Tag das Urteil: „Eine Ent schuldigung für solche Gesinnungsschwäche gibt es nicht!" Nun wäre eS wohl möglich, wenn auch nicht wahr scheinlich, daß die sozialistische ReichstagSfraktton dem nächst ihre Minister aus dem Kabinett abberuft und da mit eine neue Negierungskrisis Herüetführt. Das wäre möglich, aber nicht wahrscheinlich. Denn mit einer solchen Maßnahme würde sie nicht nur ihre besten po litischen Kräfte für die nächst« Zeit kaltstellen, sie würde obendrein wieder die Rechtsregierung zurecht zimmern, gegen die sie ihren Wahlkampf geführt hat und dte natürlich den Dau des Panzerkreuzers auch, nicht ver hindern würde. Die Meinung de» Zentrum«. Tie „Germania" (Zentrum) beschäftigt sich in ihrer gestrigen Abendausgabe mit der Panzerkreuzer frage. DaS Blatt schreibt: „Tie Haltung der sozialdemokratischen ReichSmt- nister in der Frage des Panzerschiffes hat in der sozial demokratischen .Partei eine Erregung ausgelöst, die einen Unsicherheitsfaktvr darstellt, der leicht zu folgen schweren Ueberraschungen führen kann. Es wird Sache der Sozialdemokratie sein, zwischen dem nun einmal Geschehenen und den Aufgaben der Zukunft den not wendigen Ausgleich! zu finden. Darauf allein kommt eS an. Are jetzige Reichsregierung und ihre politische Arbeit sollte die Basis vorbereiten, auf der mit stär kerer Bindung und mit festerem.Zusammenhalt die große Koalition zu gegebener Zett herbeizufühcen wäre. Panzerkreuzer Diese ist und bleibt die Koalition, die Sinn und Aufgabe des neuen Reichstages am ehesten erschöpft. Diesem Reichstage ist zudem in Anbetracht der großen innen- und außenpolitischen Aus gaben, die vor uns liegen, die Verpflichtung auferlegt, sich durch! Stabilität der Regierung und Festigkeit der Regierungsmehrheit eine der wesentlichen Chancen er folgreicher Arbeit zu verschaffen. Es sollte daher auch der Sozialdemokratie möglich sein, die Auseinandersetzung um den Panzer^ kreuzer auf jene Bedeutung zurückzufüh ren, die ihr in diesen größeren Zusammen hängen in Wirklichkeit -ulommt." Sozialdemokratische Stimmen. In der „Schwäbischen Tagwacht", dem Landesorgan der württembergischen Sozialdemokratie, besaßt sich der Landtagsabgeordnete Dr. Schumacher mit der Haltung der sozialdemokratischen Reichsmini ster; er wendet sich dagegen, nun etwa Hals über Kopf aus der Regierung Herauszustürzen. ES lei politisch nicht möglich, schon beim ersten Zusammenstoß eine so groß, angelegte Stellung zu räumen. Das würde der Sozialdemokratie als Mangel an Ernst in ihrer Re- gierungspvlitik bis tief in die proletarischen Massen hinein angekreidet werden. In der gleichen NuMmer schreibt der Reichstags abgeordnete Keil, es Handele sich! um einen Beschluß des alten Reichstages, den rückgängig zu machen viel schwieriger sei, als einen noch! nicht gefaßten zu ver hindern. Das könnte nur Mit Hilfe der Kommunisten geschehen, die aber für die Regierungsbildung nicht in Betracht kämen. Die Sozialdemokratie dürfe sich durch einen Austritt aus der Negie rung nicht der Möglichkeit berauben, in Zukunft ähnliche Beschlüsse zu verhindern. dk «US diesen amtlichen französisch« erwachsen, ganz außerordentlich^ strch. Tatsächlich werden ja nicht nur di« Arbeitgeber?d. H. geschMgt, sondern in gleichem Matze auch s»»^rbbiterschaft selbst, weil naturgemäß die SchAgung der deutschen Volkswirtschaft durch di« fron- züsische Werkspionage zu einer Schmälerung der WeA bewerbsfäh igkeit der deutschen Industrie Md damit auch zur Verminderung .ihres Absatzes führt. So wird man der „Kö.nischen Zeitung" recht geben müssen, wen» sie unter anderem schreibt: ' ,LAar schon bisher die Existenz der Suretse eine bedauerlich« Belastung der ohnedies schwer beet«, ttächtigten deutsch-französischen Beziehungen, fo mutz jetzr nach! der vollkommenen Entlarvung der Guretee auch als Werkspionagezentralis gefordert werd«, daß die unverzüglich« Entfernung der Suretse als Ein richtung — nicht etwa nur einzelner besonders be lasteter Sureteebeamten — auf diplomatischem recht lichen Wege erreicht wird." , . Erfolgreicher Protest? Befriedigende Erledigung der Angelegenheit Rüssel«-,»« in Aussicht. Die neuerlichen Schritte der deutsch« Botschaft in Paris wegen deS .Bahnhost Rüsselsheim, dessen Wei terbau in den letzten Tagen zunächst unterbrochen wor den ist, sollen ergeben haben, daß «ine Reihe von Miß- Verständnissen zu der Entscheidung der Botschafterkon- ferenz geführt hätten. Darauf beruhe auch der Wi derspruch, der zwischen dieser Entscheidung und den Ankündigungen bestand, di« der ReichSregterungj -ine positive Lösung in Aussicht gestellt hatten. Wie verlautet, haben di« neuen Bemühungen der deutschen Botschaft nun zu dem Ergebnis geführt, daß voraussichtlich! doch eine neu« Entscheidung erfolgt, di« dte Frage in einer Deutschland!, befriedigenden Weife regeln wird. Weg mit der Suretv Frankreichs Wirtschaftsspionage Schon vor einiger Zeit.waren Nachrichten aufge taucht nach! denen die französischen BcsatzungSbehörden im Rheinland sich eifrig bemühen sollten, Betriebs geheimnisse großer industrieller Unternehmungen im be setzten Gebiet zu erforschen. Man sprach, "bereits da mals davon, daß diese Werkspionage dem französi schen Geheimdienst.angegliedert sei und daß für die Industrie- und HandelSspivnage in Mainz, der Zen- trale des französischen Spionagedienstes in den Büros der Suretee eine besondere Abteilung bestehe. ES wurde aus das Bestimmteste versichert, daß di« fran zösische Geheimpolizei sich, nicht darauf beschränke, nach geheimen Protokollen des Stahlhelms, des Reichsban ners und ähnlicher Organisationen zu suchen, sondern daß sie darüber Hinaus «inen sehr umfangreichen Spio nagedienst eingerichtet hätte, um die Betriebsgeheim nisse der großen Werke im besetzten Gebiet zu erlangen. Nunmehr werden diese Angaben bestätigt durch eine Darstellung, die die „Kölnische Zeitung" gibt, und aus der zu entnehmen ist, daß. di« Industrie-Spionage sich nicht nur aus das besetzte Gebiet erstreckte, sondern auch auf das unbesetzte Gebiet Übergriff. Dor allem kam eS den Franzosen darauf an, di« Gcheimntsse der I. Ä. Farben-Jndustrte zu ergründen, wobei man sich keineswegs auf di« Werks LudwigShafen und Höchst beschränkte, sondern sich beinahe noch mehr für dis Werke in Leverkusen und in Leuna bei Merse burg interessierte. AuS den Feststellungen -ergibt sich weiter, daß, diese Spionage von Paris aus gelei tet wurde, und zwar kam regelmäßig eine den deutschen Agenten gegenüber unter falschem Namen austretende Persönlichkeit, die in Paris ihren Wohnsitz hat, in dte Industriezentren am Rhein, um die Berichte und Zeichnungen der gestohlenen Betriebsgeheimnisse in Empfang zu nehmen, das Material auf seine Verwend barkeit für die französische Industrie zu prüfen und auch, um dte Bezahlung zu regeln. Welchen grpßqn Wert dte Spionage gerade auf das MuSkundschaften der Betriebsgeheimnisse in Leuna legten, ergibt sich unter anderem aus d«r Aeußerung eines Suretee-Beamten, der auf dte Frage eines deutschen Agenten erklärte, eS bestehe gerade für da» Werk Leuna besonderes Zitter- esse und «» üoMM« der französischen Spionage mr allem darauf an, in Henna Spione zu gewinnen, da in den Werken Oppau und Ludwigshafen der I. G. Farbenindustrie bereits eine genügende Anzahl von Agen ten tätig sei. Tatsächlich! sind auf diese Art und Weis« auch ver schiedene Betriebsgeheimnisse ausgekundschaftet worden, als es im ätzten Augenblick gelang, dis geheimen Ma chenschaften aufzudecken, wenngleich auch das erst mög lich war, nachdem bereits einig« Betriebsge heimnisse in die Hände der Gegenseite ge raten waren. Würde es sich hier uM einen einfachen Fall der Betriebsspionage Handeln, so würde das an sich schon schlimm genug sein. Zn diesem Falle aber.muß unter strichen werden, daß di« Auftraggeber der deutschen Agenten Beamt« der französischen Suretee sind. Sie Haben meist sich durch! briefliches Ersuchen an Arbeiter und Angestellte von Industrie-Werken her- angemacht und sie für ihre Zweck« gewonnen oder zu gewinnen versucht. Auch! an den Eingängen der Werke, auf der Straße und in den Kneipen haben sie ihre Helfershelfer angeworben. Obwohl sich die betreffen den Arbeiter und Angestellten der Gemeinheit und Strafbarkeit ihrer Handlungsweise bewußt waren, lie ßen sie sich durch! Drohungen, Einschüchterungen und Versprechungen zur Werkspionage Mißbrauchen. Ihrs Auftraggeber, dte französischen Vsäurten der Suretse sind dabet als Angehörige der Besatzungs armee der deutschen Justiz und dem Lugriff der Polizei entzogen, so daß eS für die deutschen Be hörden nicht möglich ist, dis eigentlichen Auftrag geber zu fassen. Mit Recht wird anläßlich der Aufdeckung der Werk, sptonage iM besetzten Gebiet mit großem Nachdruck die Beseitigung der französischen Gchetncholizei, einer Ein richtung, die Mit dem Rheinlandabkommen nicht in UebereinstinMung gebracht werden kann, gefordert. Labet wird auch sehr nachdrücklich der Erwartung Ausdruck verliehen, daß die Beseiti gung der Geheimpolizei mit M den Themen Mören wird, die Stresemann bet seiner Zusammenkunft mit den französischen StaatSmännern anschM d^Dnm darüber kann natürlich ö»r kein Zweifel bestehen, daß Stresemann fahrt nack Paris. Das französische Ministerium für auSwärtkge An gelegenheiten har gestern dis offizielle Mitteilung/.es- Hälten, daß ReichSautzenminister Dr. Stresemann «ach Paris kommen wird, um Deutschland,bei der Unter« zeichnung -eS KriegSächtungNPakteS zu vertreten. WS Tag der Abreise soll der '25. August vorgesehen fei«. Mas gebt in Paris vor? Einberufung de» französischen Ministerrat» für den 23. August? „Mattn" bestätigt eine von einer in Pari» erschei nenden amerikanischen Zeitung ausgesprochene Vermu tung, daß entgegen der früheren Absicht doch noch vor dem September ein Mtnisterrat stattfinden soll. „Mattn" erklärt, daß die Mitglieder der Regierung die Aufforderung erhalten Haben, am 23. August einem Mtnisterrat beizuwohnen, und daß! in der Aufforderung darauf aufmerksam 'gemacht wird, daß di« tatsächliche Anwesenheit sämtlicher Minister unerläßlich! sei. Dies« unerwartete ^Einberufung eines MtnisterrateS, so fährt das vPlatt fort, und die ungebräuchliche Erwähnung der Unerlätzttchkett der tatsächlichen Anwesenheit ber Minister lassen die Vermutung auföoMnren, daß im «er lauf der Beratungen der Ministerpräsident fein« Kol- legen Mit nicht nur dringlichen sonder« auch,öesond«rS wichtigen Pwblemen zu -befasse« haben wird. Neuregelung cler Veamten- Laufbabnen. Der MeichSministe« de« Znnern »<tt die BeamtenspitzLnvevLändü zu einer Konferenz auf de» 18. September etngeladen, um eine Besprechung über Aenderung der Richtlinien für die Regelung! her Reich«, bemnteulaufbichnen herbetzusühren. Diese Ungelegen- Hett beschäftigt die ReichSbehövden, die Länderregierun- gen und die Beamtenverbände schon seit Jahren, «ine endgültige Beschlußfassung durch dtz NErWiAMg Hat aber bisher nicht stattgefunden, weil mit lichkeit gerechnet werden Mußte, daß durch da» damals in Vorbereitung befindlich« neue Besoldungsgesetz Aen derungen notwendig werden wü-dm. Nachdem nun das RetchSbesoldungsgesetz 1« getreten ist, ist der Zeitpunkt gekommen, um die erforderlsth g«vor- denen Aeudsrrmgen der Richtlinien -um! Absv-uitz -u bringen.