Volltext Seite (XML)
Tluer Tageblatt Donnerstag» äen 20. Dezember ?92S -'M?: /inzeiger Mr das Erzgebirge «eügrammer Tog'bla« ftm«M»iv Eachatt»«- -k amtttch«» Sek«mtmochlMg« -« Rat»» -« Sta-t IM- -er Mntsgrrichts Nr. 296 Donnerstag» äen 20. Dezember ?92S ' 23. Jahrgang Vor äer Einigung? LU Beratung«! Wer di« Bildung de» Sachverstäudig«- «usschusses für di« Reparationen. Die Agentur HavaS veröffentlicht folgende Mitteilung: .Wie sich aus dem nach Schluß deS «gestrigen Ministerrat- ver- SffeiMchten CommuniquS «ergibt, ist ein« Verständigung zwi schen den an der Bildung deS Sachverständigenausschuss«- Zur endgültigen Regeluna der ReparationSfrage hauptsächlich in teressierten Staaten so gut wie erfolgt. Wwyrschemllch wird die Verständigung Ende der Woche offiziell dekanntgegeben. Die Alliierten und die deutschen Sachverständigen werden als dann bezeichnet werden, und hierauf werden die Vereinigten Staaten ein geladen werben, einen Vertreter zu benennen. I I. - - Mr äeulsch-französische Annäherung Unterredung mit Peyerimhoss Der zur Zeit in Berlin weilend« französisch« Großindustrielle Henri de Pehertmhoff.. de Fontenelle wies in einer Unterredung mit dem Herausgeber der Deutschen diplomatisch-politischen Kor respondenz darauf hin, daß, Deutschland und Frank- reich in ihrer Wirtschaft ausgesprochene Komplemen tärstaaten seien; nicht nur, weil der eine Kohle, der ander« Erz besitzt, weil die beiderseitige chemisch« In dustrie einander ergänzend« Wirkungskreise hat und weil der Ackerbau beider Völker vorwiegend ergän zende Produkte erzeugt, sondern vor allem, weil beide Völker intellektuell geartet seien, ja wie man — ohne Verkleinerung der Angelsachsen — fast behaupten könnt«, die beiden einzigen vorwiegend intellektuellen Völker seien. Trotz ihrer Besonderheiten in der Denk weise, sagte er, zergliedern sie jede- Gebiet ihrer Tä- tigk«it intellektuell und organisieren es so, daß wir zunächst Verständnis für eine Sach« und für ihre Durchführung aufzubringen und eine Methode zu schaffen suchen, um sie zu verwirklichen, di« uns un willkürlich zu einer gewissen Gleichartigkeit deS Han delns, oder richtiger, zu den komplementären Matz nahmen führen, die ich vorher andeutete. Den Be weis für diesen Gedankenhang sieht Pehertmhoff in den immer zahlreicher werdenden deutsch französischen oder unter führender Be teiligung beider Nachbarvölker geschaffe nen internationalen Wirtschaftsorgani sationen. Rohstahlgemeinschaft, Farbenabkommen und ander« zwischenstaatliche Konzern« sind ihm lo gische Notwendigkeiten. Da- französische „Marne- Wunder" von 1914 stellt er In Parallele mit dem Wunder der deutschen Mark von 1924 al» Beweis für die Gleichartigkeit der Willenskräfte und des Selbstvertrauens beider Völker. Pehertmhoff erklärte zum Schluß, groß«, um spannend« -Organisationen einer Berufskategorte, sei «S in Konzern- oder in ShndikatSform unter Zurückfüh rung des Staatseinflusses auf Kontroll- und Richter funktionen, schienen ihm am besten geeignet, eine mo dern« und rationelle Wirtschaftsführung auch weiter hin auf der Verantwortung de» Einzelnen aufzubauen, di« die beste Erzieherin sei. In diesem Sinne wünscht er die Uebertragung der DorbereitungSarbeiten für alle wirtschaftlichen Entscheidungen der Parlamente und Regierungen an die BerufSgrusPen selbst. Im mer vom Wirtschaftlichen ausgehend, er wartet Peherimhoff eine deutsch-franzö sische Annäherung. „Denn", so meint er, „im Grund« verstehen wir uns ohne tteberle- g u n g." Mas lagen äie Praktiker zur Ausfubrforäerung? GogenüSer dem A-Milliairt«n-AußenhandeIS-Pastivum de- vorigen Jahves wird «doS Jahr 1928 zwar «ine ganz «rsr. Ä « Besserung von etwa 760 bis 900 Millionen RM zeigen, . - noch ist «die Zahlungsbilanz Deutschlands dadurch noch nicht wesentlich gehoben, vor ollem nicht, wenn mm» den höheren Schuldendienst für 1929 beiückfichtd. Was sagen die Praktiker zur Exportförderung? Sech- Vorschläge, die der Leiter der Porzellanfabrik Rosenthal u. Co. A.--G. vortogt und .die die Billigung der großen Verbände ge funden haben, verdienen besondere Beachtung. 1. Ausbau des amtlichen deutschen Außendienste-; im Vergleich zu anderen Etat-Posten, zu oen Aufwendungen an derer Staaten find die 60 Millionen RM de- Auswärtigen Amtes viel zu gering. Die Auhenvertretungen müssen in die Lao« versetzt werden, nach dem amerikanischen und englisch«» Beispiel schneller und audflchvltcher Bericht zu erstatt«». L Di« Verbreitung d«r wirrfchaMchen Tu»land*nachrich» tvk LA dirchoKLch -ufavummzufafBU, -irchchüich das Avriltnr» der ft«md«n Länder ist ein« von Bürokratismus frei« Aufklä rungsarbeit zu «leisten. 8. find prominente Persönlichkeiten im Ausland zu gewin- nen, bi« sich für di« deutsche Ware einfetzen. Hier kann da- Vertretersystem der Leipziger Messe al- Muster «genommen werden, da» in fast allen Staaten etwa Iw ehrenamtliche Ver treter unterhält. 4. Die bisherige Au-fuhrkreditaktion und -Versicherung hat sich zwar bewährt, war aber viel zu klein, um «ine nen- nenLwerte Hilfe für die deutsche Milliardenausfuhr zu sein. ü. Die Propaganda für di« deutsche Ware im Auvlamd muß intensiv und auch «gemeinschaftlich betrieben werden. Den «Er- folg einer systematischen Werbung beachte man «bei dem heuti gen Bananenkonsum. Nur die intensive Propagandaavbeit Westindiens hat es vollbracht, den Konsum in Europa derart zu verstärken, daß die Anbaufläche der Hauptgeschäft sich feit 1914 vervoppslte. Mit der Werbung für deutsche Ware muh 8. eine stärkere Werbung der Au-länver zum Besuch Deutschland- parallel lausen. Stadtverwaltungen glauben häufig, sie könnten der deutschen DerkshrS- «und Ausfuhrwerbung durch Ausstellungen dienen. Dem deutschen Fabrikanten aber werden durch Betei ligung an solchen Ausstellungen nur in seltensten Fällen zu- sätzliche Auslandsaufträge -ukommen. Die Ausstellung nnrd vom Ausländer in der Regel «dazu «benutzt, Muster ab-usehen und Gegenstände zu kopieren. Abgesehen davon scheint di« zu große Ausbreitung deS Ausstellungswesens umso bedenklicher, weil «die Stadtverwaltungen für di« «bebauten Hallen immer wieder neue Verwendung suchen. Wichtig ist für all die an- gebeuteten Vorschläge, daß möglichst sofort mit der Verwirk lichung der Verbesserungen begonnen wird. ««« ««Haftungen b-k der «odknM «ckch-vmmövm». BerwaUung. Vermutlichem Zusammenhang mit den Mainzer Ber- Mungen wurden am Sonntag OberverwaltungSfekvetär . t und am Montag OberverwaltungSsekretär Kohaupt, beides Koblenzer und Angestellte der RsichSvermögen-verwal- tung, von der Besatzungsbehörde festgenommen. Esse« Sei« Reichskanzler zu Ehr« de» Sietch-prästbna«. Zu «Ehren des Reichspräsidenten gab Reichskanzler Müller vorgestern abend ein Essen, an dem die RetchSminister und Frau Stossemann, der Präsident der ReichSbank, der General- direktor der Deutschen RvichSbahngofellschaft, die stimmsühren- den Bevollmächtigen der Länder -um ReichSrät, die Chefs der Hseves- und der Marineleitung und di« Staatssekretäre de» Relches mit ihren Damen teilnahmen. Reform der chinesischen Arm«. Nach Meldungen aus japanischer Quelle haben die Gene rale Tschiangkaischek, Yenschischan und Marschall Fengjuhfiäng «men Plan zur Verringerung der chinesischen Armee auSgear- beitet. Die zurzeit bestehenden 80 auf ganz Chino verteilen Divisionen sollen zunächst «auf 60 und sMer auf SO Divisionen abaebaut werden. In Nanking sollen drei Musterdivistonen aufgestellt werden. Reichsratsmitglted Verleger Dr. h. e. Saurbert Lenstug f. Verleger Dr h. e. «Lambert «Lenstng, Mitglied be- Reich», rätselst «gestern morgen in Dortmund nach längerer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. as gehl in Afghanistan vor? Peine drahtlos« Verbindung mit Kabul «ehr — WIdersprnch«»°II« Meldungen — Lürkisch« Osslfier« und «Mich» Flieger — Russisch« und «ngllsch« Politik ,/Vi« Eil« ist vom Leusel", schreibt der Ko- ran. König Aman Nllah von Afghanistan, d«r mit seinen Reformen etwa- übereifrig vorgegangen zu sein scheint, hat die Mißachtung dieser mohammedant- schen Wahrheit nicht gering« Schwierigkeiten bereitet. Schon seit.einem Monat ist des regelmäßige Post verkehr nach Indien eingestellt und seit Dienstag ist auch di« drahtlos« Verbindung mit Ka bul unterbrochen. Da» gibt zu zahllosen Ge rüchten und Kombinationen Veranlassung. Di« Reformtätigkeit de» König» in Afgha nistan hat scharfen Widerspruch herau»g«fordert. Schon di« Schaffung eine» Strafgesetzbuchs» rief bet den Strenggläubigen, denen der Koran da» einzige und all«» umfassende Gesetzbuch darstellt, «ine solche Em- PSrung hervor, dast der König seinen Untertanen mit der Herausgabe «Ine» üb«rprüsten Strafgesetzbuchs» Zugeständnisse machen mutzte. Much die Heranziehung von Europäern zu den großem Pesormarbeiten und d«r Einführung von technischen K^r^ngea konnte nur gegen hie leidenschaftlichsten wiverstürHe und mehr- fache Erhebungen im Land« durchgesetzt werden. De» König» Plan, auch di« weibliche Jugend zum regel, mäßigen Schulbesuch heranzuziehen, scheiterte am Wi derstand der Orthodoxie zunächst völlig, so daß sich Aman Mlah vorläufig mit der Errichtung sogenannter HauSyaltungSschulen 'gnügen mußte. Die jetzige <L?irung geht zurück auf die Erhe bung der Mohmand» und Schimwari», zweier Brenzstämm«, die an der afghanisch-indischen Grenze wohnen und den Verkehr von Kabul nach Delhi lahm- legten. Die letzten Maßnahmen de» König», die dar- auf htnau-gtngen, di« Macht der Mullah» und der Stammeshäuptlinge zu brechen, gaben offenbar die näher« Veranlassung zu diesem Aufruhr. Wen» nicht alle» täuscht, stehen bisherige politische «ad.religiöse Machthaber t» den Provinzen hinter de« Aufruhr, brr sich nach de» letzte« Meldung-» für de« König kritisch »«spitzte. Die Krtft« ist für Aman Allah jtmso brennender, al» er sich ans sein Heer schweräch v--.ki'-'* ' n«, da seine Soldaten, die den verschiedenster angehö««, vermutlich den Befehle« ihrer Stammeshäupter mehr gehorche» dürf- ten, al» de« König. Mit europäische» Verhältnissen sind eben die Zustände in Afghanistan nicht zu ver gleichen. Dagegen kann sich der König auf seine eigentliche Leibgarde, .di« außerordentlich tapfer und vortrefflich bewaffnet ist, unter allen Umständen verlassen. Ob Indessen di« italienischen Gebtrg»batte- rien und di« deutschen Flugzeug«, di« sich der König aus seiner letzten Europaretfe kaufte, in den Kampf ringreifen werde«, fleht dahin. Die letzten Meldungen widersprechen vch durch- «B. Dw afghanisch» «»f-ndtfchaft in»— a» «ch Londe» wirt noch t» de« letzte» Ü4 Stunden arwAche awb ißelkU a»PM» habe«, t» denen mitgeteilt wird, daß Kabul, die Hauptstadt Af ghanistans, sich fest in den Händen de» König» befin det. Lite Garnison Kabuls habe all« Angriffe der Auf ständischen zurückgeschlagen und die Armee de» Lande» wäre königstreu geblieben. AehnüH lauten di« rus sischen Meldungen, nach denen der Aufstand in Af ghanistan im Erlöschen begriffen ist. Freiwillige Berg stämme würden in Kabul etntressen, um den Thron Aman Allahs zu stützen. Allen diesen Nachrichten widersprechen sämtliche Meldungen aus englischen Quellen, mögen fie nun au» Delhi, Kalkutta oder sonstwoher kommen. Nach ihnen ist Kabul völlig von den aufrührerischen Trup- Pen eingeschlossen und in der Stadt selbst der Belage- rung»zustand erklärt. Mehr al» 600 geheime Anhän ger der Aufständischen wären in Kabul verhaftet wor den. Zwei Fort» befänden sich schon seit einigen La gen in den Händen der Ausrührer, ohne daß «» de« König gelungen wäre, sie zucückzuerobern. Da»u be- säß« er nicht mehr die Macht. Auch wären all« Ver such«, neue Truppen.zu sammeln, di« ihm ergeben sind, ergebnislos verlausen. In London ist man über das Schicksal der bri tischen Staatsangehörigen in Kabul sehr besorgt. Bor allen Dingen fürchtet man für das Leben der 1» Ka bul wohnenden Russen und Türken. Gegen di« türkischen Stabsoffiziere und die russischen Flieger richtet sich offenbar die Wut der Ai ständischen. Alle Fremden in Kabul dürften sich wohl jetzt schon in den für sie zuständigen Gesandtschaften befinden. E» gibt aber in Kabul kein befestigtes Gesandtschafts viertel, so daß das Leben und da» Eigentum der Fremden entweder von der Zuverlässigkeit und Treue der Regierungstruppen oder von der Vernunft und Mäßigung der aufständischen Führer abhängen. Sollte sich auch di« Erbitterung der Aufständischen vornehm lich gegen die Türken und Russe« richten, so hält man in London Vach di« Möglichkeit einer christ en- feindlichen Bewegung in Afghaatsta» i^cht Wl ausgeschlossen. Diese Londoner Berichte gebe» sehr zu denk«. St« wersen erneut di« Frag« auf, wer eigentlich hinter der Lusstandsbewegung steht? ZP sie ausschließlich von den Mullah» und StammeSober- Häuptern ins Leben gerufen und somit «ine rein af ghanisch« Angelegenheit oder haben auch di« »rite« di« Hand im Spiele, die von einem großen und star ken Afghanistan in der Nachbarschaft Indien» 'm««», stig« Rückwirkungen aus die mohammedanische Bevv^ kerung befürchten, die im indischen Kaiserreich wohnt? Oder befürchtet man in London den steigenden Ein fluß der Sowjetrussen in Kabul und den Vormarsch der kommunistischen Ideen über Afghanistan nach dten? «N da» sind »N-n» Frage», auf die «st tzi» nächste Sntzvtcklvns «iav befriedig«»« «üstovrt ü«m