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23. Jahrgang Ireitag, äen 21. DezemberIS2S ZMM /Anzeiger für -as Erzgebirge 1,»/ ^«a V plinnl,., »«» z LÜtchOmare, amtUchG A«u« M pf-iüSV. L«t^rs^ .. »r Logrdiaa sto,nzg»öirs. Enthalte«- -le amtttchea Setaaatmachna-ea -es Rates -er Sta-t aa- -es Amtsgerichts Bur. p»stph»ck.e»»t»r fl«t r-tps«» n». '*ee Auch 1935 noch keine Räumung? Dl« zur ein RrparattonSkonferenz. In Berlin wurde am Mittwoch nachmittag de- ranNii daß jetzt endlich nach nahezu stebenwöchiger Ar beit di« diplomatischen Verhandlungen über den Fi- nanzsachverständigenauSfchuß zur „vollstündt. gen und endgültigen Regelung der Reparattonsfrage- abgeschlossen sind. Am Donnerstag schon würde gleichzeitig in Berlin und Parts «ine amtliche «er- lautbarlmg über die erzielte Einigung erfolgen. Aus den Vereinbarungen ergebe sich, daß jede der sechs Mächte zwei unabhängige und gleichberechtigte Sach« Perständige ernennen würde. Die Ernennung würde von der Deutschen ReichSregierung und von Japan un- ,' c ^loar, von den übrigen Reparationsmächten aber .ch di« Reparationskommission in formeller Weise erfolgen. Von allen Mächten würde Washington ge meinsam ersucht werden, ebenfalls Vertreter zu ernen nen. Der Ausschuß hätte den Auftrag, Vorschläge für di« .endgültige Regelung der Reparationsfrage zu machen, wobei die Prüfung der deutschen Leistung-- fähigleit eine selbstverständliche, wenn auch, nicht aus- gesprochene Voraussetzung bilde. Dem Ausschuß selbst sollte es überlassen bleiben, den Zeitpunkt seines Zu- sammentrittS und den Ort feiner Tagung zu bestim men. Es werde aber angenommen, daß er zunächst in Paris und hierauf in Berlin tagen wird. Tier Pariser „Malin", den man in Berlin für besonders gut unterrichtet hält, weiß gleichfalls von dem Abschluß der Verhandlungen zu berichten. Nach ihm ist es wahrscheinlich, daß die verschiedenen Regie rungen auf die Ueberreichung getrennter, aber nach Form und Inhalt übereinstimmender Antworten in Berlin verzichten und sich mit Erklärungen an die Presse begnügen werden. Die Einladung an Amerika würde vielleicht durch den Botschafter Eng lands in Washington, Sir Esme Howard, über reicht werden, den Doyen des diplomatischen Korps in der Hauptstadt der Bereinigten Staaten. Während so in Berlin und Paris unter dem Ein fluß dieser Meldungen eine gewisse Entspannung zu verzeichnen ist, ergeht sich der „Manchester Guardian", eines «der führenden liberalen Blätter England», in sehr pessimistischen Betrachtungen über da- Repara tionsproblem. Nach ihm besteht nur geringe Aus- icht, daß die Reparationsfrage in den nächsten zwei Jahren gelöst wird. Die Aufrechterhaltung der Be satzung in den besetzten Gebieten werde die deutsche Reichsregierung schwerlich! zu besonderem Entgegenkom men chewegen. Schon jetzt müßte der Versuch al» ge scheitert betrachtet werden, Deutschland durch militä rischen T-ruck zur Zahlung zu zwingen. Besonders be denklich und gefährlich erscheine, daß Parts di« Räu mung der besetzten Gebiete nicht allein von der Lö- sung der Reparationsfrage, sondern auch von der pa rallelen Erörterung der Einsetzung de» sogenannten Nerlöhnungsausschusses abhängig mache. Frankreich gäbe bereits zu verstehen, so lange im Rheinland verbleiben zu wollen, bi» Deutschland bereit sei, ein« ständig« Kon trolle anzunehmen. Gleichzeitig arbeite «» mit einem Ostlocarno und dem Abschlußverbot. Ob e» unter diesen Umständen selbst im Jahre 1 93 5 zur Räumung des Rheinländer kom me, müsse zweifelhaft erscheinen. (Und dennoch: Deutschland muß.fest bleiben.) , -77 e»- > der deutsche Gesan-tr in helsingfoes gestorben Mm 18. Dezember ist der Gesandte in Helsing- for» .Hauschild, im Alter von 48 Jahren gestor ben. Aus dem sächsischen Verwaltungsdienst her- vorgegangen, trat er im Jahre 181» in den auswär tigen Dienst ein. Bi» zum Kriegsausbruch war er al» Vtzekonsul in Moskau tätig, tat dann Heeresdienst und wurde im Juli 1917 der Gesandtschaft in K.'.-e-?« hagen zugeteilt. Im Jahre 1920 erfolgt« seine - - berufung in da» Auswärtige Amt, wo er 1922 zum Vortragenden LcgationSrat ernannt und 1924 zum Dirigenten bestellt wurde. Seit 1925 war er Ge- sandter in HelsingforS (Finnland). Der verstorbene Gesandte war ein ausgezeichnete, Kenner der Ostfragen. Zn seiner letzten diplomatischen Stellung al» Gesandter in Finnland hat er e» mit großem Geschick verstanden, die freundschaftlichen Be ziehungen, die zwischen Finnland und Deutschland be stehen, zu Pflegen und weiter zu vertiefen. Gr hat sich in allsn innegshabtsn Gtellungen her vorragend bewährt und «u»-ezstch»ete« geleistet, «in dauernde» ehrenvolle» G-dsB« ist 1-» M«- selbst hinter den sonst normalen Auswirkungen der Kredite zurückgeblieben sind, die wir den Russen bisher ein geräumt haben. Mit dem Antisowjeiblock, dem Gespenst, da» in Russische Kümmernisse Dt« Krtsts d«, Volkswirtschaft — Antisemitismus in Towjetrußland — Russische EinkretsungSpanst chädigen. ES ist nicht leicht, den wahren Tatbestand festzu stellen. Der Wahrheit am nächsten dürste wohl kommen, was osben W i l in Stein aus Moskau berichtet. „Das außerordentliche Zurückbleiben der landwirtschaftli chen Entwicklung, inSbesondet-e der G-e-tosidewirZchaft, -bedroht die Fortsetzung der sozialistischen Industrialisierung der Sow jetunion (also da- wirtschaftliche Ziel des Kommunismus); die Textilindustrie liegt brach, weil für sie infolge der ausfallenden Getreideausfuhr keine Rohstoffe eingeführt werden können; Desorganisation zeigt sich auf den verschiedensten Gebieten, der Ausfuhrplan wird nicht einaehalden; die Bilanz des Außen handels schloß mit einem Pafiivum ab; e» herrscht scharfer Mangel an Schwarzmetallen und an Baumaterialien, di« Aus fuhr geht zurück, die Frage der Festigung der Valuta ist akut; die Getrsideergebnisse -bleiben hinter den Voranschlägen zurück; das -letzte Jahr ^brachte gewaltige Schwierigkeiten und Krisen erscheinungen; die Schwierigkeiten sind begleitet von einer Ver schärfung des KlassenkampfeS in den Städten und besonders auf den Dörfern, von wachsendem Widerstande der kapitali stischen Elemente gegen da- Vordringen de- Soziali-muS; das Handinhandgehen ( die berühmte „ssmitschkaja") der Arbiter- klasse mit den Grundmassen deS Bauerntums ist bedroht." Dies« Ausführungen wären von der russischen Zensur frag los vollständig gestrichen worden, wenn ste nicht wortwörtlich eine Entschließung wieder gäben, die das Exekutiv komitee der Kommunistischen Partei vor einigen Tagen an nahm. Die hier gegebene wirtschaftliche Laa-e zeigt aber offen kundig jedem Volk-wirtfchastler die ungeheuren Schwierig keiten. die z. B. In den deutsch-rufsischenWirt- schaftsverhandiungen zu überwinden find. Es stebt außer Fraas, daß die -deutsche Ausfuhr nach Sowjetrußlund, die nur- S Prozent der deutschen Gesamtausfubr darst-ell-t, zurückge-ga-ngen ist. Wenn di« Sowjetrussen -bei dieser Sach lage darauf Hinweisen, daß die Freundschaft Deutschlands mit Rußland -der deutschen Politik großen politischen Nutzen bringt, so find die recht hochfahrenden russischen Erklärungen doch in aller Form zurückzuweisen. Di« sowjttrussischen Be stellungen an die deutsche Wirtschaft find in diesem Jahre gegenüber dem Vorfahre weiter zurück gegangen. Moskau weiß, daß Berlin eine wahre Förderung seiner Interessen un gleich weni-gr von Moskau -als von Washington zu erwarten hat. Wir waren stets Anhänger und Verfechter der Verträge von Rapallo und Berlin, müssen aber zu unferm lebhaften Be dauern feststellen, daß die wirtschaftlichen Ergebnisse der deutsch russischen Beziehungen weit hinter unseren Erwartungen, ja -den Köpfen aller russischen Bolschewisten gegenwärtig spult, hat unsere realpolitische Einstellung nichts zu tun. Wir ken« nen düe Neun ruh i'gun-g, dle sich MlÄIau ursobge deic gboich-em- -gen Pckurche d^s un'guoil^n Außenministers Val ko unv siines rumümichen Kollegen Mi-ron-escu b^mächilgie. D.e owieirufi:,ich-Presse weist auch mit steigendem Nachdruck dar- aus hin, «iß ^uö Zentrum de-r E-in k re i su n g sp 0 li t-tk gegen S-owj-etrußicmd iu letzter Zeit von London nach Pa«.:» verlegt worden zu fein scheint. Die scharfen Angriffe der kom- muni-stischen Presse aller Länder gegen den französischen Bot- chafter -in Moskau Herbette sind vielsagend genug. An Deutlichkeit läßt auch nichts zu wünschen übrig, daß du russische Militärzeitung „Krasnaja SwMa" den französischen General Le Rond, der in jüngster Zeit mit den General stäben in Warschau, Bukarest, Belgrad und Prag persönliche Fühlung nahm, offen als „A ge n te n P 0 i n carSS charak- dsrisiert. Die Einkr-ei-sun-gspanik der Moskauer Regierung ist all-gemein. Daher ist eS auch nicht verwunderlich, daß der neu« russi sche Staatshaushalt den -Sondevetat der Roten Arme« und Marine gegenüber dem Vorjahre erhöhte. Wurden i« laufenden Jahre 742 Millionen Rubel für Militärzwecke au»- gegeben, so sind für das nächste Jahr 840 Millionen Rubel an gesetzt. Die Militärischen Ausgaben belaufen sich auf 11 Pro zent des G-esam-dstats. Dieser ist jetzt auf die stattliche Höhe von 7,7 Milliarden Rubel angeschwollen. Der Reservefonds, der zur Verfügung ste-ht, birgt nur 50 Millionen Rubel. Be sonders auffallend im neuen Haushalt ist das Steigen der volkswirtschaftlichen Einzelhausha-lte. So stieg jener der In- dustrie -gegenüber dem Vorjahre um 40 Prozent, jener der Landwirtschaft sogar um 86 Prozent. Von allgemeinem Interesse find die Klagen, die gegen wärtig in der Sowj-etpresse über -das Anwachsen der anti semitischen Strömungen in Sowjetrußland zu lesen find. Der Selbstmord eines jüdischen Studenten, namen- Meif-el, in der Universitätsstadt Woronesch, -bietet Anlaß dazu. Dieser soll nämlich von gegenrevolutionären Studenten und Professoren in feinem wissenschaftlichen Fortkommen gehin dert worden sein. Auch in Minsk kam es zu antisemitischen Ausschreitungen gegen eine jüdische Arbei-tsrin, -de zur Ver haftung mehrerer Arbeiter führte. Nach elf Jahren komnruni- tischer Aufklärungsarbeit werden diese Vorfälle von der ge« amten russischen Presse als schlechthin beschämend -gefunden. Ins-ere Völkischen dürften in diesem Zusammenhang in Stau nen geraten, wenn ste hören, d-aß fett dem Ausscheiden Leo Trotzkis in der Regierung der Sowjetunion auch nicht ein ein ziger jüdischer Volkskommissar sitzt. Di« englische und französische RegierungSprefie bringt in jüngster Zett fortgesetzt aufsehenerregend« Meldungen über die katastrophale Lage der russischen Volkswirtschaft. Die Sowjetprefi« dagegen behauptet, daß all« dies« Nachrichten der Feinde So-wjetrußlandS auf freier Einbildung beruhen und den -Zweck verfolgen, den Kredit der Russen in der Welt zu Das große Schweigen Ähamberlaln Aber sein« Lugan er Besprechung«« gm Unterhaus wurde ChamSs»?lain von ver schiedenen Mitgliedern befragt, ob er über fetne Be sprechungen ln Lugano Insbesondere hinsichtlich der Rhetnlandräumung und der RePorationSfrage ein« Er klärung abzugaben gedenke. Chamberlain führte ausr Ich habe dem in Lugano au-gegebenen gemeinsamen Bericht wenig hin- zuzufügen. Tie Ratslrgung in Lugano war das erste Zusammentreffen wi chen Briand, Dr. Stresemann und mir seit März. Sie gab uns Gelegenheit zur Be seitigung einiger Mißverständnisse und zu einem sehr freundschaftlichen Meinungsaustausch, wie er jedesmal bet unserem Zufammentresfen stattzuftnden pflegt. Es wurde kein neuer Beschluß gefaßt oder angestrebt. Tie ReParattonSsrage wird auf dem ordentlichen Wege be handelt, und wir haben nicht versucht, die diesbezüg lichen Verhandlungen, deren Mittelpunkt Part» ist. durch Parallelverhandlungen zu komplizieren. Wir sind darüber einig, daß in erster Linie di« Einsetzung de» Sachcerständigenausschusse» gesichert werden muß, und wir hoffen, daß dieser Ausschuß möglichst bald nach Beginn d«S Wahres di« Arbeit ausnehmen kann. Unser« Erörtc über die anderen in der Septem- berentschließung der sechs Mächte erwähnten Fragen hatt«n lediglich sondierenden und vorbereitenden Cha rakter. Aber ich gewann au» ihnen den Eindruck, daß di« Umstände einer Lösung günstig sind, wenn weitere Polemiken vermieden werden können, solange die Sach, verständigen an der Erfüllung ihrer Aufgabe arbeiten. Da» ist alle», wa» ich im öffentlichen Interesse und im Interesse de» Frieden» gegenwärtig sagen kann. gm weiteren versauf her Unterhaussitzung fragte Kenworthy: Werden irgendwelche Vorschläge ge- macht werden, um di« Räumung des Rheinland«» zu «rreicheu» Ist " richtig, daß setzt mit d«r «üumungsfra-s «tu f»-«uaunt«r tzolnt« schsr t»«irl!»tt«t mßrd» Chamberlain antwortete» Ich hab« VemitS mitgeteilt, daß ich in den von mir erteilten Antwor ten alles gesagt habe, was im öffentlichen Interesse Englands oder im Interesse deS Friedens zu sagen ist. Ich muß es ablehnen, irgendeine wettere Frag« zu beantworten. Ein offener Vries de« venischtn Voltsbunde« an Minister gal««N T4e gesamte deutsche Presse Ostoberschlesien» Ver öffentlicht einen offenen Brief des deutschen Volks- bundeS an den Minister Zaleski im Zusammenhang mit den in der Sonnabendsitzung des Bölkerbundsrat» gegen den Volksbund erhobenen Anschuldigungen. In diesem Briefs wird mit Zahlenunterlagen der Borwurf zurückgewiesen, daß der Deutsche Volksbund den Böl kerbundsrat mit Beschwerden überschüttet habe. Der Deutsche Bolksbund habe, ss heißt cS weiter, gründ« sätzlLch den Beschwerdeweg bei den L a n d e S behörden beschritten. Nur die überaus schleppende Behandlung dieser BesAverden und die damit verbürgen« Gefähr dung lebenswichtiger Interessen der deutschen Bevöl kerung habe den Deutschen Bolksbund zur unmittel baren Anrusung de» Völkerbundsrate» gezwungen. Zu der Anschuldigung, daß der Deutsche Volk», bund die Ursache des NationalitätenkampseS und der Politischen Unruhe fei, daß er ungesetzlich« Handlungen begehe und sogar den Umsturz vorbsreite, erklärt der Deutsche Bolksbund, daß in keinem Urteil der Volks bund als der Urheber der behaupteten Taten bezeich net wurde. Der von dem Minister mit Namen ge nannt« Abgeordnete Ulttz sei überhaupt noch nicht zu der gegen ihn erhobenen Ve« schuldigung gehört worden. ES wird erklärt, daß der Deutsche Bolksbund n«b«n kulturellen Ausgaben den R«chtS- schütz seiner Mitglieder zum Hauptzweck hab«. Wenn dieser Rechtsschutz «inen so großen Umfang angenom- tvm -ab», so iVqgz do--* rchcht wm Deutsche« Holosbund.