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Muer Tageblatt 24. Jahrgang mark, amtlich« z«,k « Pfraai,,. ZWW Anzeiger für öas Erzgebirge «n.h°l,°ns »I« -mMch-a v-k°n°.m°chuab-° s,a». UN» »°->m..,--Ich„7,u,. p.«..-«..»- 2^- 123 Donnerstag, äen 30. Mai >S2S Der sozialistische Parteitag und Sn der NachmittagSsihung des sozialdemokratischen Par- teitaigeS sprach der NelchsdagSabg-eordnete Wilhelm Di -tt . mann als Berichterstatter Wer das Wehrprogramm. Er ver wahrte sich gegen die Behauptung, daß der Parteivorstand jetzt dte Frage unbedingt zur Klärung und Erledigung bringen wolle. Der Partei,vorstand lasse den, Parteitag völlig freie Hand. Die Kommission empfehle Annahme des Entwurfes in der bekannten abgeänderten Form und Ablehnung aller dazu gestellten Anträge. Dittman sprach dann über die allgemeine Stellung der Partei zur Hecresfrage. Anfänglich sei die Par tei mit dem Liberalismus konform gegangen. Dann sei das Schlagwort ausgekommen: „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen." Besonders habe Wedel -den preußischen Militarismus, sein siasernenheer und seinen Kadavergehorsam -eilig bekämpft. Auch im kapitalistischen System der Vor. kriegszeit, so betonte der Redner gegenüber anderslautenden Behauptungen, märe die Partei bereit gewesen, Mittel zu bc-. willigen, wenn eine Aenderung des Heeressystcms e>ngelettet morden wäre. Im Kriege sei die Spaltung gekommen. .Heute nun bestimm« der vom Volke gewählte Reichstag die Heeres- reform. Der preußische Militärstaat habe sich selbst um gebracht. Die Lösung komme durch die Förderung des Sozialismus, dies müsse auf demokratischem Wege geschehen. Gewalt, so erklärte der Redner u. a., werden wir nur anwenden, wenn Gemalt hemmend aus die Demokratie einwirkt. Eine solche Möglich-, leit ziehen mir in Rechnung und stellen uns darauf ein. Die Gründung des Reichsbanners ist ein Beweis -dafür. Wir Sozialdemokraten lehnen das Rezept der Kommunisten der Zertrümmerung des Bestehenden ad. Unter den Begriff des Bestehenden gehöre auch das Heer und die Polizei. Die So zialdemokratie betrachte die bestehenden Einrichtungen vom Standpunkt des kommenden Besitzenden aus. Warum solle die Wandlung, die sich bei der Justiz vollziehe, beim Heere un möglich sein? Die Entwicklung der Waslfentechnik habe eine Aenderung der Geistesverfassung der Soldaten herdeigesührt. Der Mißbrauch der Soldaten gegen das eigene Volk sei er schwert. Die Partei würde fälsch handeln, wenn sie -einen künstlichen Gegensatz zu dem Heere schaffen würde. Dann ging ein von Levi, Rosenfeld und Seydewitz suvie von weiteren achtzig Delegierten unterzeichneter neuer Prograimmenlwuvf ein, in dem es u. a. heißt, daß die Partei im kapitalistischen Staat die Landesverteidigung ablehnen -müßte. Weiter heißt es: „Wird ein Land, in dem das Prole tariat die politische Macht erobert hat, in der Ueberganasz-eit zur klassenlosen Gesellschaft von anderen, noch von der Bour geoisie beherrschten Staaten angegriffen, so ist das Proletariat verpflichtet, seine Klasseninteressen gegen -alle Angriffe mit allen Mitteln zu verteidigen." Der sozialdemokratische Parteitag hat das bekannte, er weiterte und geänderte Wchrprograimm, wie von Dittmann begründet worden war, mit 244 gegen 147 Stimmen ange nommen. Vie Ne-e -es Reichskanzlers auf öem Sozialöemokratischen Parteitag Auf dem Sozialdemokratischen Parteitag in Magdeburg wurde gestern vormittag dis Aussprache über den Bericht des Parteivorstandes fortgesetzt. Fleitzner-Dresden verurteilte den bedingungs losen Eintritt in die Regierung. Tie Verantwortung für diese Kvalitionspolitik könne Von der Partei nicht weiter getragen werden. Reichstagsabg. Tjr. David wies darauf hin, daß die Partei geschlossen hinter der Forderung stehe: Nie wieder Krieg! Der Panzerkreuzer sei höchstens ein Mittel zur Küstenverteidigung. Eine Neuwahl im Zeichen der Panzerkreuzerfrage würde zu einer Nie derlage für die innere und äußere Stellung der Par tei führen. Mit lebhaftem Beifall empfangen, nahm darauf Reichskanzler Müller das Wort, der u. a. ausführte: DaS Matz von Kri tik, das hier geübt worden ist, würde ich dann ver stehen, wenn man gezwungen gewesen wäre, festzu stellen, daß die Partei während des Jahres Regie- rungstät'igkcit Mitglieder verloren hat.. Ich hoffe, daß der Magdeburger Parteitag sich den realen Sinn für das in der gegenwärtigen Gesellschaft Mögliche er hält. Eckstein hat gesagt, wir sind nicht für den Staat, sondern nur für die Arbeiterklasse verantwort lich. Das schlägt allem ins Gesicht,, was wir seit zehn Jahren getan haben und was unsere großen Vorkämpfer gewünscht haben. Wir sind viel zu gute Sozialisten, so fuhr der Kanzler fort, um Freude an der Koalittonspolitik zu haben. Sie ist aber eine politische Notwendigkeit. Man darf auch nicht vergessen, wie schwer es war, überhaupt zu einer M di« Negierung zu das Wehrproblem kommen. Daß nicht so viel erreicht werden konnte wie bei einer festgebuudenen Regierung, ist klar, datz nichts erreicht worden ist, ist aber falsch. Es wird immer so dargestellt, als ob wir nur aufgeben, und die anderen ihre Ziels erreichen. Ich wünschte den Rednern von gestern, datz sie einmal Mäuschen spielen könnten, wenn der Wirtschaftsausschuß der Deutschen Volkspartei sich mit Herrn Curttus unterhält. Im Wahlkampf haben wir selbstverständlich! Ziels ausgestellt, die wir als Sozialisten wünschen. Wir dürfen aber unseren Wählern nicht vorgaukeln, datz diese Ziele in einer Koalitionsregierung erfüllt wer den können. Es ist kein Zweifel, daß der Panzer kreuzer in der Wahlagitation im Mittelpunkt ge standen hat und, gemessen an dem Objekt, vielleicht zu stark. Mir.war nach den Verhandlungen, die wir im Lause des Juli über die Regierungsbildung geführt haben, klar geworden, datz der Panzerkreuzer gebaut würde. Ich habe damals, so erklärte der Kanzler, auf dringendes Verlangen der Fraktionsmehrhett mit der Fraktion gestimmt, obwohl es eigentlich gegen den Sinn und Geist der Weimarer Verfassung ging. Der Reichskanzler kann in einer Frage von so großer po litischer Bedeutung nicht gegen seine eigene Vorlage Oie ckinesiscke Polizei verkästet einen russischen Generalkonsul Wie Reuter aus Peking meldet, hat die chine sische Polizei eine Haussuchung im sowjetrussischen Konsulat in Charbin veranstaltet und das ganze Per sonal einschließlich des Generalkonsuls festgenommen. Die Polizei war auf der Suche nach. Beweisstücken gegen den mun für einen Empörer erklärten „christ lichen" General Fengjuhsiang. Nach, den letzten Einzelheiten aus Charbin wurde die Haussuchung .im sowjetrussischen Generalkonsulat von etwa hundert chinesischen Polizisten vorgenom men die unvermutet in das Gebäude eindrangen. Tie verriegelten Türen wurden aufgebrochen, worauf die russischen Beamten versuchten, eine große Menge von Schriftstücken zu verbrennen. Hierbei geriet auch die Inneneinrichtung in Brand und die Feuerwehr mußte gerufen werden. Die Polizei nahm alle Anwesenden, darunter 45 Russen, fest. Unter den Festgenommenen befinden sich der sowjetrussische Generalkonsul in Charbin, Mcriukosf, und der Generalkonsul von Mul den, Riznechoff, ferner drei russische Frauen. Tie chinesische Polizeibehörde in Charbin veröffent- licht eine Erklärung, in der es heißt, daß die Haus suchung vorgenommen worden sei, weil der Verdacht bestanden habe, Paß eine geheime Zusammenkunft der Dritten Internationale im Konsulat abgehalten wor den sei. Ferner wird erklärt, datz man auch Waffen und Opium vorgefunden habe. keine fien-erung öer Lage bei -en Reporations- verhan-lungen Der gestrige Tag hat leine Aenderung der Lage bei den ReparaVioNsverih'äNdlNngen gebracht. Seit gestern bemüht Man sich, eine neue Grundlage Mr die Zahlenfrag-e zu finden. Die Sekretäre der Gläübigcvd-elog-ationen haben den Auftrag, diese schwierige Ausgabe durchzuifü-hven: wie verlautet, sind sie bis etzt zu einem greifbaren praktischen Ergebnis nach nicht ge kommen. Dis Arbeitspause, die setzt eingetroten ist, hat Dr. Schacht benutzt, um sich für einige Tage auf das Land zu bacreHeNq Reifeabsichten Owen D. Youngs Der ,sDeMps" will wissen, daß Owen Young angekündigr habe, er beabsichtige, Paris in allernächster Zeit zu verlassen, um nach nahezu vcermonatiger Abwesenheit wieder nach Ame rika zurückzulkchren. Ein« volkspartetliche Kundgebung für Generaldirektor Bögler Der Vorstand d-er Rheinisch-Wüstfälischen Arbeitsgemein schaft der Deutschen Vvlksparteh drr gOem in Dortmund Siner Besprechung der polnischen Lage znsamwenwat, Urach seinem erskn Vorsitzenden Dr. Böaler seinen aüfrichkigen Dank aus fär d-ie ManUhafte Art der Verteidigung deutscher Inter essen in Paris und versicherte ihm sein volles Vertrauen. Max Hölz aus der Schweiz abgeschoben -Beim Betreten Schweizer Bodens wurde der deutsche Kommunist Max Hätz in Basel am Montag föstgenommen. Er Mundo Mer die deuM.' Grenze abgesehen. stimmen. Solche Experimente dürfen nicht zu oft wiederholt werden. E s ist g anz unmöglich, nach, dem die Abmachungen für die Große Ko. alition getroffen sind, davon abzugehen, Bon Fraktions- oder Parteidifzipltn ist dabei nicht die Rede. Ich bin jederzeit bereit, die Konsequenzen zu ziehen, w-enn es verlangt wird. Der Panzerkreuzer lebt heilte nicht mehr in der Größenordnung, datz man deshalb eine Krise heraufbeschwören könnte. (Zustim mung.) Auch mit .Behauptungen über einen neu deutschen Imperialismus macht man sich, nur lächer lich. Bet dem Panzerkreuzer handelt es sich doch schließlich nur um einen Ersatzbau. In den Jahren 1920 bis 1923 haben wir solche Ersatzbauten mehr als einmal als Sozialdemokraten bewilligt. Wie wirken nun die Dinge auf die Jugend? Tie Jugend steht wie wir auf dem Standpunkt: Nie wieder Krieg! Ein Krieg entsteht aber nicht von heute auf morgen. Einen Krieg zu ver- hindern, ist Aufgabe der Politik. (Zustim mung.) Vielleicht wäre der Weltkrieg nicht ausge» brochen, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt worden wären: wenn der Beschluß des Internationalen Kon gresses Jaures nicht verhindert hätte, .in die franzö sische Regierung einzutreten, und wenn der Obrigkeits staat nicht die deutsche Sozialdemokratie niedergehalten hätte. (Beifall.) Einen Krieg verhindert man nicht dadurch, daß man die bürgerlichen Regierungen allein regieren läßt, sondern man mutz versuchen, einen mög lichst starken Einfluß auf die Friedenspolitik zu er- halten. (Lebhafter Beifall.) Die italienische Außenpolitik Mussolini nnd die Franzosen Tie Reise des italienischen Königs Viktor Ema- neul III. in den Dodecanes und die Reden zur Außen politik, die wir in den letzten Tagen in der römischen Faschistenkammer hörten, lassen es dringend geboten erscheinen, die außenpolitischen Zielsetzungen des Fa schismus wieder einmal unter die Lupe zu nehmen. Der Abgeordnete Fera, der Florenz vertritt, forderte in der Kammer in aller Oeffentlichkeit eine neue Ver teilung der Kolonialmandate unter die Großmächte und vornehmlich, eine Aenderung des französischen Mandats in Syrien. Eingehend verbreitete sich Fera über die schwebenden Mittelmeerfragen und die fran zösisch-italienischen Beziehungen. Der Reihe nach nahm er die Fragen von Tanger, Tunis und Lhbien vor. In Tunesien leben 82 000 Franzosen und 130 000 Italiener, die im Zeichen des Faschismus sich! jeder französischen Naturalisation widersetzen und von Rom unterstützt ihre italienische Staatsangehörigkeit aufrecht erhalten. Fera wurde sehr Polemisch und bissig, als er dar auf hinwies, daß Frankreich den Vertrag vom 9. September 1919 außer Kraft setzte, offenbar als ersten Akt seiner Dankbarkeit für die Unterstützung, die Ita lien Frankreich während des Weltkrieges leistete! Tie neuerlichen Attentate in Tunis beweisen, datz die Italiener dort nicht einmal mehr ihres Lebens sicher sind. Tunesien ist keine französische Kolonie, rief Fera aus, sondern ein Protektorat. Diese Tatsache ist auch von ausschlaggebender Bedeutung, wenn jetzt die Gren zen zwischen Tripolis und Tunis neu festgelegt wer- den sollen. Außerdem sah der Vertrag von London eine Erweiterung des italienischen Interessengebietes in Kleinasien vor. Fera schloß seine Rede mit folgen den stark applaudierten Sätzen: „Jetzt ist die Zeit der Opfer zugunsten anderer Völker vorbei. In den Italienern lebt der Glaube an ihrs Rechte und Inter essen, die in der ganzen Welt triumphieren werden^ weil die Liebe und der Glaube an den Duce zu einer lebendigen und tätigen Kraft im ganzen ita lienischen Volke geworden sind." Damit die Franzosen über die Bedeutung dieser Rede nicht in Zweifel kommen können, erhob sich un mittelbar nach Fera Mussolini, um zu erklären, daß der Abgeordnete Fera das Verhältnis Italiens zu Frankreich in ausgezeichneter Weise geschildert hätte. Während dieser Reden landete Viktor Emanuel Hl. im neu ausgebauten Hafen von Rhodos, der ein Quai von 150 Meter Länge besitzt. Tie ganze italienische Presse feiert diese KönigSreise als ein« wirtschaftlich« und kulturelle Propagandatat und erinnert daran, daß die Dynastie Savoyen uralte Beziehungen zu Rhodos besitzt, denn die Devise des Hauses Savoyen ist die gleiche wie jene der Ritter von Rhodos und steht in den bekannten Buchstaben F.W.R.D. auch heute noch aus allen italienischen Wappen. Tie Buchstaben be sagen „sortitudo ein» Rhodun tenuit", — iHv« Tapser- f?it sicherte de« Besitz von Wb-adoS-