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Sonnabenö» äen l3. Zuli lS29 Nr. NI 24. Jahrgang -««, .«ruchi z«, » /lucr Tageblatt -E-- Anzeiger für -as Erzgebirge L*i^rmm«r Tagrdla« ftue«sgebk«, Eathaltrn- -le amtliche« Sekanvtmachunge« -es Rates -er Sta-t ua- -es Amtsgerichts Rue. postfih^k.gonwr ft« jtztz. Wrn tm Mulb )iel da§ kk-'r e rolkstümli ab 14. Juli 8u den T penmeister f mp?e Echw und Glauch -zig. E» L ippe 1 und Mast » (SM auch die I m Eonnab u beiden gn igsabenb 1 gen, die? Tv. 1862 l. Tv. Au izenberg u a «ftechst g «im -*v< li». Sportplatz en Punkte ft< 1. Mannsch Elf ist au» ! »er bekannt, l, wenn ste l»nt nachmitt, -ter» Pfei >lel die zwei >en-Mannsch ch diese Ep en. r Manns chafi nttmheim. H helaea aller un Freitag is nw. eigenem Pl< Sonntag fä Zwönitz. i , Herren ge< l Platz an -uppe 1 unl Endspiel. : W. Til r, H. Mm« lyaus-Dres Kurt Ulli lue. nertresfen chwimmer 16 an. U Ldler - Lei, Springen schwebenden Fragen in direktem Ge- zu erörtern, und man hofft ferner, Gedankenaustausch eine zufriedenstes erzielt wird. Gbrrregleruagsrot str«n-t freigelas)en Lier 60jährige OberregterungSrat Arendt aus Gelsenkirchen, der vor fünf Tagen von den Polnischen Behörden unter Spionageverdacht verhaftet worden war, ch^tl er die deutschen Kriegergräber in Kiele- photographiert hatte, ist wieder auf freien Fuß ge setzt worden, nachdem die auf die Bemühungen der deutschen Gesandtschaft hin vargenommene Untersuchung flirre Unschuld ergeben hatte. S-lkansommer Putsch in Bukarest — Sin» sauber« Siseu-ahnvenvaltung — ttebersall in Bulgarien — Massenerschießungen — Alarmgericht« und ApeUationen In letzter Minute gelang es der Bauernregierung Manius in Rumänien einen Staatsstreich zu ver eiteln.' Zahlreiche Offiziere in Bukarest wurden ver haftet und in da» Staatsgefängnis eingeltefert. Tiie rumänische Regierung behauptet, vollkommen Herr der Lage zu sein. Auch soll im ganzen Lande Ruhe herr schen. . Liest man rumänische Blätter, dann ist man eneigt, den Regierungsmeldungen Glauben zu schen ken, zumal dieser Presse untersagt wurde, über den Staatsstreich irgendwelche Nachrichten herauszugeben. Der Staatsstreich der rumänischen Militaristen ist keineswegs verwunderlich, man müsse sich vielmehr sehr wundern, wenn er jetzt nicht gekom men wäre. Bor wenigen Tagen erst machte der ru mänische Verkehrsminister Madgearu im Bukarester Parlament Mitteilungen über die Eisenbahnverwaltung des Landes, die wirklich jeder Beschreibung spotten. Ter Minister stellte nämlich fest, dass, cs ihm gelang, 4,5 Milliarden Lei Etscnbahnschulden zu entdecken. Damit wäre jedoch die Wahrheit noch nicht völlig er schöpft, denn täglich kämen neue Posten auf das Passivkonto der Eisenbahnverwaltung, so daß einst weilen noch keine Möglichkeit besteht, die Schulden in ikrcr Gesamtheit anzugeben, zumal bei der rumäni schen Eisenbahnverwaltung nicht nur keine Verwaltung, sondern auch keine Kontrolle und kaum eine Buchhal tung vorhanden ist. Alle Budgets der Eisenbahnen in der Nachkriegs zeit erweisen sich jetzt als regelmäßige Fälschun gen der tatsächlichen Verhältnisse. Der Verkehrs minister gestand freimütig, daß kein Mensch in der Eisenbahnverwaltung weiß, wieviel in einem Mo nat eingenommen und wieviel ausgegeben wird. Dagegen gelang es dem Scharfsinn des Ministers, in den Lohnlisten der Eisenbähnarbeiter über 2000 Per sonen zu entdecken, die auch nicht die geringste Arbeit verrichten, sondern von den vorausgegangenen libera len Regierungen als politisches Personal eingestellt wurden und fröhlich ein Parasitenleben führten. Diese Zustände legten jedem denkenden Rumänen die Frage nahe, wie es wähl in den übrigen Ministerien aussehen mag, vornehmlich! im Kriegs- und Finanz Ministerium. Ministerpräsident Maniu, der Ord nung in die Verwaltung zu bringen sucht, steht im Begriffe, die moralische Säuberung der Staatsverwal tung vorzunehmen. Daran haben aber offenbar viele Rumänen wenig Interesse, vornehmlich die Liberalen, die das letzte Menschenalter hindurch das Land sou verän und zuletzt geradezu diktatorisch beherrschten. Putsche und Staatsstreiche sind daher keineswegs ver wunderlich. Tte nächste Entwicklung kann erst zei gen, ob die Bauernregierung Maniu so fest im Sat tel sitzt, daß sie weder von den Liberalen noch! von den Militaristen herausgeworfen werden kann. Aus dem benachbarten Bulgarien kommt die Nachricht, daß ein Attentat auf den Minister präsidenten und Außenminister soeben fehlschlug. Die Attentäter hatten sich verrechnet, das Regierungs auto ruhig Passieren lassen und auf das zweite Auto, in dem Höhe Regierungsbeamte faßen, 20 Scharfschüsse abgegeben. Der Letter des Sicherheitsdienstes des Mi nisters für öffentliche Arbeiten, Alexandrow, wurde hierbei erschossen. Bezeichnend für die Zustände, die gegenwärtig in Bulgarien herrschen, ist die Meldung aus Sofia, daß die Untersuchung bisher noch.nichts darüber ergab, ob es sich um ein politisches Ver brechen oder um den Ueberfall von Wegelagerern handelt. Zustände! Anschaulicher werden die Verhältnisse, die hier herrschen, noch beleuchtet, wenn man auf die bluti gen Grenzzwischenfälle hinblickt, dis sich Woche für Woche an der bulgartsch-südslawtschen Grenze ab- vpielen. Nach der Statistik wurden in der Zeit vom 17. Januar bi» 25 Juni d. I. durch serbische Grenz wachen nicht weniger al» 18 Bulgaren, darunter zwei ^Frauen, erschossen.' Liefe Statistik, die von den Süd slawen zugegeben wird, ist jedoch keineswegs vollstän dig, penn die Bulgaren behaupten, daß wenigstens fünkzig ihrer Landsleute den serbischen Grenzwa chen zum Opfer fielen. Diese Zustände sind selbst für den Balkan ein Unikum; wir Kulturmenschen de» Abendlande» müssen sie schon al» Skandal charak terisieren. j Die Serben erhielten am Kriegsende durch Pen Vertrag von Neuillh nicht nur Mazedonien, sondern auch 2448 Quadratkilometer bulgarischen StaatSgebio- ^e« Kugesproche«. Die Gvenztzichung ersolgte «ein willkürlich, so daß viele Bulgaren in der unangeneh men Lage sind, ihre Aecker diesseits und jenseits der Grenze bebauen zu müssen. (Wie an der deutschen Ostgrenze.) Die Serben erkennen nicht einmal an, daß es in Südslawien eine bulgarische Minderheit gibt. Ste lehnen auch! eine internationale Untersuchungs kommission durch den Völkerbund rundweg ab» In folgedessen steigt die Erregung de« Bulgaren und der Mazedonier von Woche zu Woche. Die französische und englische Diplomatie ar beiten in Belgrad und Sofia mit Hochdruck, um den Ausbruch offener Feindseligkeiten zu verhindern. Die Südslawen behaupten, daß die bulgarische Regierung Radoslawow amnestierte, um künftighin systema tische Grenzzwischenfälle Hervorzurusen. Demgegenüber sagen die Bulgaren, daß Südslawien die Grenzfälle systematische inszeniert, um Sofia zum Nachgeben zu Neue Konferenzsekwierigkeiren Es scheint sich .herauSzustellen, daß! die vielfach! besprochenen Aeußerungen Snowdens über englische AenderungSwünsche für den Young-Plan doch einen sehr bedeutsamen Hintergrund haben. Während die deutschen Mitglieder für die OrganisationskomiteeS rechtzeitig genug ernannt sind, um den Komitees zu ermöglichen, am 15. Juli mit ihre« Arbeit zu be ginnen, Hat sich jetzt die Reparationskommission für außerstande erklärt, ihrerseits Vertreter für die frag lichen Komitees zu benennen. ES besteht Veranlassung, anzunehmen, daß diese Weigerung der Reparations kommission auf Winke aus London zurückzuführen ist. ES ist also nicht ausgeschlossen, daß der Pariser Ber- schleppungskampagne nun eine solche englischen Ur- j sprungs folgt. Es heißt en gutunterrichteten Kreisen, ! daß nicht nur die Mzufrtedenheit Londons mit dem Verteilungsschlüssel diese merkwürdige Haltung ver ursache .sondern, daß England außerdem zu erreichen hoffe, daß der Sitz der Reparationsbank nach London verlegt und ein Engländer leitender Beamter dieser Bank wird. Es ist klar, daß ein Beharren englischev- seitS auf diesem Standpunkt dem Fortgang der Dingo schwer schaden könnte, da die Rivalität zwischen Paris und London auf diese Weise neue und gefährliche Nahrung erhielte. Wiederaufnahme äer englischen Beziehungen zu Nußlanä? Die englische Regierung wird, wie verlautet, noch in .dieser Woche die ersten Maßregeln zur Ingang setzung des gesamten Apparats normaler Beziehungen ergreifen, .de« sich aus der Anerkennung Sowjetruß- lands ergibt, indem ste der russischen Regierung eine entsprechende Benachrichtigung zukommen läßt. Man hofft daß bereits gegen Ende des Monats sich! schon ein Vertrete« Rußlands in London befinden wird, um mit dem Staatssekretär de» Auswärtigen die zwischen beiden Ländern dankenaustausch daß bei diesem lende Einigung zwingen, nach dem Muster des Griechen Pangalo» in Bulgarien einzumarschieren und damit «in «enttl für die gespannte innere Lags Südslawien» zu schaffen. TL?_?^bhängige Blatt „Zora" und da» halbamtliche ,,Slovo" werden sogar ironisch, indem sie de» Süd- slawen Vorschlägen, daß e» eigentlich den Verben zu- stünd«, für Madoslawow ein Denkmal zu errichten, Pa Südslawien seiner törichten Politik allein «S zu vev- danken hätte, wenn e» heute in der gegenwärtigen Form existiert. Offen erklärt der bulgarische Außen minister Ltaptschew, daß an all den zahlreichen Grenzzwischenfällen die unmögliche Grenzzichung -wi schen Bulgarien und Südslawien durch den Frieden» vertrag von Neuillh schuld ist. Wie au» Budapest, so kommt jetzt auch au» Sofia in verstärktem Maße und mit größerem Nachdruck die Forderung auf Re vision der unhaltbaren Frtedensdiktat«^ Cm notier englischer Schritt bei Frankreich Wie Reuter erfährt, hat die englische Regierung beschlossen, einen neuen Appell an Frankreich zu richten, seinen Widerstand gegen die Wahl Londons als Tagungsort der nächsten internatio nalen Konferenz aufzugeben, zumal keine andere Regierung da gegen sei. Die Konferenz werde wahrscheinlich am 6. August be ginnen und, wie man annehme, einen Monat dauern. Man hoffe, daß einige Tage nach dem Zusammentritt der Konferenz die Mitteilung werde erfolgen können, baß die drei alliierten Mächte möglichst schnell an die Räumung des Rheinlanbes gehen werben. In politischen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß die bri tische Regierung in keiner Weise zu der starren Politik des Be lastens britischer Truppen im Rheinlande, solange die militäri schen Kontingente der anderen Mächte sich dort befinden, ver pflichtet ist. Sriancis LufttckloL Wieder einmal Vereinigte Staaten von Europa. — Pollüsche und wirtschaftliche Hintergründe. — Kritische Stimmen au» Frankreich. Ueble Erfahrungen. Aus Paris kam am Donnerstag dir Nachricht zu un», daß der französische Außenminister Brianb schon in nächster Zeit einen feierlichen Appell zur Gründung der Vereinigten Staaten Europas an alle Völker unseres Erdteils richten wirb. Schon auf der Septembertagung des Völkerbundes würde Brianb, der sich seit Monaten mit diesem Problem befaßt, seinen Plan in großen Umristen verkünden und im Anschluß daran die euro päischen Staaten einladen, auf einer allgemeinen europäischen Konferenz am Ende dieses Jahres sich mit seinem Projett aus einanderzusetzen. Es geschieht gewiß nicht von ungefähr, daß der französische Außenminister gerade jetzt mit diesem Plan herausrückt. Fran zösische Linkspolitiker weisen darauf hin, daß sowohl die Radikal-Sozialisten wie die Sozialisten von Brianb und Poincarö eine klare Stellungnahme zum Houng - Plan, zur Rheinland- räumung und zur endgültigen Liquidation des Weltkriege» ver- langen. Aber sowohl PoincarS wie Brianb lehnten es bi» zur Stunde ab, sich öffentlich festzulegen. Jetzt sollen bie franzö sischen Linksparteien mit dem kühnen paneuropäischen Projett Briands offensichtlich beruhigt werden. Aber auch die französischen Rechtsparteien und Mittelpar telen, die der Wirtschaft nahe stehen, sollen beruhigt wer den. Die glücklichen Inflationsjahre sind für bie französisch« Volkswirtschaft endgültig vorüber. Die Konkurrenz auf dem Weltmärkte ist für sie in den letzten Monaten wesenllich schwie riger geworden und der Druck im Wirtschaftsleben Frankreich» ist groß. Zauberer Brianb weiß Rat. Die Vereinigten Slawen Europas — unter Führung Frankreichs natürlich — werden alle Schwierigkeiten beseitigen. Kaum war die Nachricht von Briands Plan in bie Welt gekabelt, als auch schon alle europäischen Pazifisten Beifall klatschten. Selbstverständlich könnte der Zusammenschluß Euro pas nicht über Nacht erfolgen, aber auf wirtschaftlichem Gebiete müsse der Anfang gemacht werden. Wie der Gründung de» Deutschen Reiches der deutsche Zollverein voranging, so müßte der Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa auch ein europäischer Zollverein vorangehen. Nicht bie Politik, sondern die Wirtschaft wäre bas PrimSrel Hätten die Wirtschaftsführer Europas die Geschicke der Völker unseres Erd teils einmal in Händen, dann würben sie schon dafür Sorge tra gen, baß die politischen Leidenschaften gedämpft und bie Kämpfe zwischen den europäischen Völkern verschwinden würben. Die Frage des Anschlußes Oesterreichs an Deutschland wäre ebenso wie das große europäische Nationalitätenproblem mit seinen vie len Minderheitenfragen mit einem Schlage gelöst. So sagt man und das glaubt man gerne. , Der französische Regierungsjournalist Pertinar ist frei lich anderer Auffassung. Er bezeichnet soeben im „Echo de Pari» Briands Plan als ein „leeres Luftschlo ß". Der franzö sische Außenminister würbe erst jetzt merken, welch üble Folgen seine unvorsichtige Politik von Locarno hätte. Jetzt aber schick« er sich an, seine alten Pläne gigantisch zu übertreiben. Brianb würde jetzt mit den Wölfen heulen, um ihren Bisten zu entgehen. Deshalb eignete er sich jetzt die Ideale der »weiten sozialistischen Internationale an und darum wollte er jetzt mit seinem „t ollen Plan" die Probleme der Rheinlandräumung, der Abrüstung, des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland, ber Revision de, Friedensvertrages von Versailles und die Probleme des franzö sischen Bündnissystems lösen. Wir verzeichnen die Ansichten von Pertinar lediglich als ein kritisches Stimmungsbild aus Paris. SAllch sind »u dem neue- sten Projekte Briands einige notwendige Anmerkungen zu machen. Zweck des Friedensvertrages von Versailles ist es, die militärische, politische und wirtschaftliche Vorherrschaft Frankreichs auf dem europäischen Festlande feftzulegen. Weder PoinearS noch Brianb sind gewillt, diese Zielsetzung des Versailler Vertrages aufzugeben. Das Deutsche Reich wurde mit einem ganzen System von Puffer- staaten umgeben, den Deutschen in Oesterreich wurde das Selbst- bestimmungsrecht der Völker versagt und Frankreich schloß in Mittel- und Osteuropa eine Reihe militärischer und politischer Bündnisse ab, ein Bündnissystem, bas bezweckte, bk Vorherrschaft Frankreichs aus unserem Festland« zu befestigen. Im Laufe seiner Geschichte hatte Frankreich dreimal bie Gelegenheit, an ber Spitze ber europäischen Völker bk Ver- einigten Staaten Europa, zu schaffen, da» erst« mal unter Lud- wia XIV., da» zweit, Mal unter Napoleon I. und bas brttk Mal unmittelbar nach Ende des Weltkriege». Iebemnal hat