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Nr. 14z Donnerstag, äen iS. Zuli 1929 24. Jahrgang Bestrebungen der allindischen Freiheitspartei zu ver urteilen die auf die völlige Unabhängigkeit Indiens von England hinzielten. Anfang März erschien der Bericht Sir Harcourt Butlers, der mit seiner Kommission, ähnlich wie Sir Simon, die Verhält* ser Bericht wurde von der Fürstenkammer und ihrem ständigen Ausschuß einer gründlichen Prüfung unter zogen. Er fand nicht in allen Punkten die Billigung der Maharadschas, doch erklärten sie sich bereit, mit Britisch-Jndien unter der Voraussetzung zusammen zu arbeiten, daß sie als gleichberechtigte Partner mit der gesetzgebenden Nationalversammlung Indiens anerkannt werde«. Nie Massen des indischen Volkes besitzen in Lon don gegenwärtig keine oder doch nur eine ganz unge nügende Vertretung. Die gesetzgebende Nationalver sammlung Indiens wurde von Lord Irwin vor we nigen Wochen aufgelöst, da das indische Parlament die Gesetzesvorlage zur Währung der öffentlichen Si cherheit ablehnte. Die indische Nativnalbewegung ist zur Zeit gespalten und nahezu aktionsunfähig. Dazu kommt, daß die Gegensätze zwischen Mohammedanern und Hindus schärfer sind als je... Selbst durch die Kongreßpartei geht de« Riß mitten hindurch., In England selbst gibt es keine einheitliche öffentliche Meinung hinsichtlich^ Indiens. Gerade deshalb ist die Aufgabe des Kabinetts Macdonald, Indien sine neue Verfassung zu geben, die Ruhe und Ordnung gewähr leistet, so unsagbar schwierig. Di« Haltung Dr. Wirth« im Kabinett »um Young-Plan Angesichts einer Meldung, wonach Dr. Wirth im Kabinett gegen den Young.Plan gestimmt habe, wird in politischen Kreisen darauf hingewiesen, daß, in der Verlautbarung vom 21. Juni d. I. bereit» gesagt worden ist, das Kabinett habe einstimmig beschlossen, den Young.Plan als Grundlage zur Konferenz der Regierungen anzunchmen. Dr. Wirch war bet dieser Abstimmung zugegen. Ter chinesische Minister de» Auswärtigen, Wang, hat den interimistischen chinesischen Geschäftsträger in Moskau telegraphisch beauftragt, de« Sowjetregterung die chinesische Antwortnote auf das russische Ultima tum zu überreichen. In dieser Antwortnote wird mitgeteilt, daß der chinesische Geschäftsträger sich, Dem nächst von Nanking mit allen Vollmachten ausgestat- tet nach! Moskau begeben werde, um alle schwebenden Fragen mit dem Sowjetkommissariat des Auswärtigen zu besprechen. Tie Note besagt weiter, die chinesische Regierung und das chinesische Volk hätten immer freundschaftliche Gefühle gegen Negierung und Volk der Sowjetunion gehegt. Es seien aber jüngst auf chinesischem Gebiet Beweise dafür geliefert worden, daß Sowjetagenten kommunistische Propaganda betrei ben mit dem Ziel, die chinesische Regierung.und die Gesellschaftsordnung Chinas zu gefährden.». Um die Ordnung aufrecht zu schalten, hätten die mandschuri schen Behörden von de« südmandschurifchen Eisenbahn Besitz ergriffen und das Sowjetkonsulat in Eharbin geschlossen. Tie mandschurischen Behörden berichteten, daß die russischen Beamten der ostchinesischen Bahn das Uebereinkommen von 1924 nicht genau befolgt hätten, so daß man die Handlungsweise der Natio nalregierung nicht als Verletzung des genannten Ueber- d. I. beschloß di« indische Fürstenkammer unter Füh- rmy ds- WahsvMchoO VM Untialn, .di» politisch« 25 Kommunisten verhaftet Bei den gestern abend in allen Berliner Stadts teilen angesetzten kommunistischen Kundgebungen, die sich alle gegen China richteten, wurden laut „Deut- scher Allgemeiner Zeitung" insgesamt 25 Personen ver haftet, die den Anordnungen der Polizei nicht Folge leisteten. Die Sistierungen erfolgten hauptsächlich in der Brunnenstraße und auf dem Landsberger Platz. einkommenS anschen dürfe. Die Narckingregierung ver lange, daß die Sowjetbehörden 1. die jetzt in Rußland gefangen genommenen Chinesen freilasse, 2 die Chinesen in Rußland in gleicher Weis» gegen Repressalien und Angriffe schütze. Tie chinesische Note schließt r Die Nationalregt«- rung werde Handeltreibende aus der Sowjetunion immer gut aufnehmen, aber die kürzlich! erfolgte Ver haftung von Russen in der Mandschurei sei nur ge recht und eine notwendige Maßnahme zur Unterdrük- kung der kommunistischen Propaganda in de« Man dschurei und zur Aufrechterhaltung der Ordnung,g^ wesen. Das englische Kriegsministerium und die Frage der RhetnIandrSmmmg. Im englischen Unterhause erklärte der Finanz» sekretär im KriegSministerium Shtnwell auf eine Anfrage, endgültige Weisungen für die Räumung de» Rheinlandes durch die britischen Truppen könnten erft erteilt werden, wenn de« Räumungsbeschluß vorliege. Aber die Maßnahmen, die dann erforderlich seien, seien bereits vom Kriegsministerium in einer Bespre chung mit dem Kommandeur der britischen Rheinland truppen geprüft worden. Auf ein« weitere Frage, worin diese Maßnahmen beständen, erklärte Shtn well, es hätten bereits Erörterungen über Einzelhei ten stattgefunden, aber es sei noch nicht» Endgültige» beschlossen worden. Gegen ciie DauerkontroUe Der Reichskanzler zur Frage der besonderen KomMWou fiir die entmilitarisierte RheWandzouS. Mit Beziehung auf die Behauptungen, die noch immer in einem Teil de« französischen Presse unter Berufung auf die Genfer Verhandlungen vom Sep* tember vorigen Jahres über den Plan der Einsetzung einer besonderen Kommission für die entmilitarisiert« Rheinlandzone ausgestellt weroen, wird von dem Reichs kanzler als dem damaligen Führer der deutschen Dele gation mitgeteilt, daß er nur die schon verschiedent lich! von amtlicher deutscher Seite abgegebenen Erklä rungen über dieses Thema wiederholen könne. Ins besondere stimme er in allen Punkten den AuSfüh» rungen zu, die noch vor wenigen Tagen der ReichS- minister des Auswärtigen gegenüber einem Vertre ter der „Frankfurter Zeitung" gemacht habe. Bei den Verhandlungen im September habe e« in keinem Augenblick einen Zweifel darüber gelassen, daß für Deutschland eine über das Jahr 19H5 hinaus tätige Kommission der in Rede stehenden Art keinesfalls in Frage kommen könne. Keine deutsche Regierung würde sich finden, die in diesem Punkt über den Versailler Vertrag hinaus Konzessionen machen würde. Au» der Haltung der deutschen Delegation in der September- Tagung erkläre sich auch Pie Tatsache, daß über die Dauer der Kommission, wie das bet Abschluß der Genfer Verhandlungen veröffentlichte Kommunique« zeige, keine Einigung habe erzielt werden können^ werten, otlven ernen neue« betreiben mit 350 gegen 238 _ d-r gnd,V°N-» Br°dbru«ml.n«, M. u. M««-- M«. Die Antwort Chinas auf das russische Ultimatum Friedlich« Verhandlung«» Inckien am Scbeiäewege Indien» Mjelönig auf Urlaub in England — Der geheim»!«- voll« Lord Irwin — Vie Forderungen der Maharadscha« — voA, Wals« »nd hoh« Politik T«r Vizekönig von Indien Sord Irwin ist zu einem viermonatigen Erholungsurlaub mit seiner Frau Gemahlin in England eingetroffen^ Der Vize- könig ist kein Adont». Gr überragt um Haupteslänge seine Umgebung, auch seine spindeldürre Frau Ge mahlin hat abstehende Ohren und ein geradezu auffal lend großes Doppelkinn.' Er ist so schlank und mager, daß er in Indien vielfach als „Schleuderer der Kno chen" in Witzblättern erscheint. Erholung tut ihm dringend not/ Gleichwohl ist der Zweck seiner Eng landreise hochpolitischer Natur. Bis zum Jahre 1924 war eS den Generalgou verneuren und Vizekönigen von Indien verwehrt, wäh rend ihrer Amtszeit Indien zu verlassen und nach England zu reisen. Erst damals wurde ein besonderes Gesetz geschaffen, das es dem damaligen Vizekönig Lord Raeding erlaubte, einen politischen Besuch in London abzustatten. Lord Irwin folgt als zweiter Vizekänig dem Beispiel seines Vorgängers. Auch sein Besuch ist hochpolitischer Natur. In London gehen Gerüchte um, nach denen die Reise des Vize- königs nach London mit dem englischen Regierungs wechsel zusammenhängt, mit einer drastischen Aenderung in der indischen Politik Englands und der Erstellung einer Runden-Tischkonferenz zwischen Engländern und Indern, doch ist bei all diesen Meldungen ganz über wiegend der Wunsch Vater dieser Gedanken. Die Reise Lord Irwins war sch on vor Monaten geplant, schon vor den englischen Wahllen, und schon damals wurde die Amtszeit des Gouverneurs von Madras, Lord GoschenS, die im April abltef, verlängert, damit dieser Lord nach der Abreise Lord Irwins ihn als Vizekönig und Generalgouverneur Indiens ver treten konnte. So geschah es auch. Lord Irwin hielt vor seiner Abreise eins große ,, politische Rede, die in Indien ein außergewöhn- !! nisse der indischen Fürstenstaaten studiert hatten Die- licheS Interesse auslöste. Tlie indische Presse beliebte, i' ----- . . .. - - - - sich in boshaften Glossen zu ergehen, weil der Vize könig die indische Regierung ^die bescheidenste Regie rung der Welt" nannte und ein Festredner den nach England fahrenden Lord Irwin als „Botschafter Jn- diZns' bezeichnete.' Gin großes Rätselraten entstand über die Bemerkungen des VizekönigS, daß die Füh rer Indiens verantwortlich zum Bau der neuen indischen Verfassung herangezogen würden. Es fiel aber allgemein auf, daß de« Vizekönig sich! völlig dar über in Schweigen hüllte, in welcher Weise die in dischen Parteiführer zur Verantwortung herangezogen würden. Vor seiner Ernennung zum Vizekönig von In dien gehörte Lord Irwin dem konservativen Ka binett Baldwins an.' Man sagt ihm in Indien nach, j daß er weitgehende Forderungen für die neue indische Verfassung gestellt hätte, wenn daS Kabinett Bald win am Ruder geblieben wäre, zumal er erwarten tonnte, daß die konservative Regierung ohnehin schon die erforderlichen Abstriche gemacht hätte. Der Lord hätte mit seinen Politischen Plänen selbst in .die Öffentlichkeit fliehen und in Indien einen vorzüglichen Eindruck erwecken können, wenn in de« Heimat alles beim Alten geblieben wäret Sa wurde über durch die letzten englischen Wahlen das konservative Kabi nett gestürzt und durch eine Arbeiterregierung ersetzt- Ministerpräsident Baldwin betrachtet «S als ein grundlegendes Prinzip seine« Jndienpolitik, daß den Indern, den verschiedensten Schulen und Parteien Gelegenheit gegeben wird, ihre Auffassungen und Forderungen vo« dem vereinigten Ausschuß beider Häuser des Parlaments vortragen können. Er wandte sich am letzten Donnerstag im Unterhaus an jene indischen Politiker, die bisher abseits standen und for derte sie auf, Vie Türen ihrer Herzen zu öffnen und zu überlegen, ob sie nicht nach London kommen und der Regierung helfen wollen, um eins glücklichere und wohlwollendere Lösung de» so schwierigen indischen BerfasiungSproblemS zu finden.' Lord Irwin ist.der Mann, der die indischen Verhältnisse auf Grund eige ner Anschauungen kennt und al» Vizekönig berufen ist, die neue englische Regierung zu informieren. Unmittelbar vor seine« Abreise, am 28. Juni, hatte Lord Irwin in Poona eine Unterredung mit den Mitgliedern de» ständigen Ausschusses de» Fürsten hauses. Ms indischen Fürsten, di« sich noch vor we- Tageblatt Mr n»«»am,. prstangaU«, —er,,». - <rfch,I«t °^re«S,Uch. Zernsi>r»ch.ftasihluS M. -S Stimmen Mehrheit für poincarö In der gestrigen Nachmittagssitzung de« französi schen Kammer stellte Ministerpräsident Potneare ge gen den Antrag des zur Fraktion Marin gehörenden Abgeordneten Dubois, de« die Vertagung der Rati fizierung de« Schuldenabkommen verlangte, die Vertrauensfrage/ Unter großer Erregung des Hau ses wurde zur Abstimmung geschritten. Da die erste Auszahlung der Stimmen Zweifel ergab, wurde eine nochmalige Auszählung vorgenommen. Nach .drei viertelstündiger Unterbrechung der Sitzung wurde das Resultat der Abstimmung bekanntgegeben. Der Antrag Louis Dubois wurde mit 304 gegen 239 Stimmen ab gelehnt.' Tie Regierung Poincare ist somit mit 65 Stimmen in der Mehrheit geblieben. Wirkliche Friedenspolitik findet keim Mehrheit. Die frcmMsche Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den in der gestrigen Aussprache Mer die RatlMerNmg der SchuU^nabtommen eiNgebrachten Antrag des Mbaeorduewn v-ckt' weniä um di« höbe Politik küm- Leon Blum, in dem die Regierung außgchwd^ wird, zMächst nigen Jähren recht wenig üm ore yoye vorn« »um- wirtlichen Befriedigung und der Abrüstung werten, bilden einen neuen hochpolitischen Faktor in bewckben mit 350 gegen 238 Stimmen abgelehnt, nach- Mzeiger Dr -as Erzgebirge «och«!-,«» »Mich« »„ Not-, »er S«s?Imt-,nichts M«.