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/luer Tageblatt VMM /tnzeiger für -as Erzgebirge r,i,gramm«: Lagrdla« ftattd«»»« Enthalten- -le amtliche» Sekaaatmachuugea -es Nate» -er Sta-t ua- -es Amtsgerichts Mar. Poftsiheck-Ivawr m>u Lchq>s m. ISW Nr. NS Sormabenä» äen 3. Nugust lS2d 24. Jahrgang Was kann äer englische Daumwollkampf für äie tteulsche Znäustrie beäeulen? Deutschlands Die Krisis im der enMchen Bamnwollindüstri e datiert nicht erst vom diesem Jahr, sie war schon vor ovei Jahren einmal sehr akut umd hatte 1926 M -urNsassertden Plänen and Gutachten !geMhrt, die aber in der Praxis alle mehr oder weniger nicht befolgt wurden. Neben veralteten Betrieben, neben unrationeller Betri öbsMhr-umg, neben einer gewissen Ueberikapi talifierung war es besonders die Verlagerung der GaumwollpvodrMon auf dem Weltmarkt gewesen — das Auf holen Astens (Japans) und das Zurückgchen Europas — was die Krise in der englv chen Industrie »erschürfte. Wr den Augenblick find einige Fragen von größtem In teresse: Wird die englische Aussperrung längere Zeit dauern? Wird sich die Nachfrage schnell oder langsam nach Ersatzdeckung (also wesentlich nach Frankreich und Deutschland) umorientie ren? Welchen Einfluß kann diese unverhoffte Wendung sür dis deutsche Gaumwollindustvie haben? Es ist hervorzuhöben, daß die deutsche Baumwollindustrie auch >Ende Juli noch sehr schwach beschäftigt isst, die Lage wird >als allgemein sehr gedrückt gekennzeichnet. Die Krise lastet auf der BaumwollindUstris noch schärfer als auf dem sonstigen Sipinnstoffgeweribe. Es ist daher nur eine verhältnismäßig geringe Zahl von außergewöhnlichen Aufträgen nötig, um eine wenigstens ankurbelnde Belebung Mr die deutsche Indu strie herbeizrfführen. Im Übrigen ist es bezüglich des Tempos der umdirigierten Nachfrage, die von den englischen Werken im Augenblick nicht befriedigt werden kann, notwendig, auf die Folgen des großen englischen Kohlenkampfes zu verweisen: Man hat wohl die Mehrbeschästigung und den Möhrabsatz an läßlich des englischen Kohlenausfrlls überschätzt, auch träfen I die Aufträge keineswegs so rasch ein, wie man erwartet hatte, 8 Wenn dies schon bei einem so tvenig Dispossttionszeit ver-s langenden Artikel wie Kohle der Fall ist, dann muß es bei einem Textilzjwischensabrikat erst recht so sein. Eine Beschleu nigung werden die deutschen Spinnereien und Zwirnereien umso leichter erreichen können, >wenn sie ihrerseits den Deckung- sucheNden auf den Haupkplätzen des Auslandes mit entsprechend großer Zahl von Mustern entgsgenkommen. Vom der eng lischen Produktion braucht an sich nur ein Bruchteil, ja nur -ein geringer Bruchteil, als Ersatz der deutschen zuzufallen, selbst dieser -würde sichtlich im der Beschäftigung vermerkt wer den. Allein Lanoäfhire verfügt über ein Drittel aller Baum- wollfpindeln der Welt, in den letzten Jahren liefen 57F Mil lionen Spindeln. Die Produktion selbst war mit 3 Millionen Bällen schon ziemlich siedrosi-elt, wenn man bedenkt, daß im letzten Borkviegsjähr eine geringe Anzahl von Spindeln 4,2 Millionen förderten. Die deutsche Baumwollspinnerei isi eins verhältnismäßig junge und aufstrebende Industrie, ihre Betriebe .sind fast durch weg sehr modern, ihre ^Erzeugung Hat sich im den letzten Jäh ren ständig verändert, gehoben. Auf Grund der neuesten ProidUktiomssrhöbung, die das abgeschlossene Jahr 19S7 ersaßt, werden 12)2 Millionen Baumwollfpindeln gezählt, noch 1985 waren es rund eine Million weniger gewesen. Die Gesamt erzeugung der deutschen Baumwollspinnerei- und Zwirnerei war im dem erwähnten Jahr wesentlich 'höher als in dem voraUfgegangenen. Allein die Produktion -am Dreizylinder- gävn übertraf die vorsjähvige um 36 Prozent, -an Zweizylinder- garm um 41 Prozent. Es wurden 473 Betriebe der Baum- s Wollspinnerei und Zwirnerei gezählt, wobst die Fabrikation der baumwollenen MH-, Häkel- und Stickfäden nicht einbezogen ist. Die Zahl der im -diesen Betrieben berufsmäßig versicher ten Personen betrug 198499 gegen mindestens 500900 in der englischen Industrie. Die deutsche Baumwollspinnerei ver arbeitete 416)9 Millionen Kilo -Spinnstoffe Mr -eigene und s fremde Rechnung, gegenüber den Vorjahren stellt dies eine er hebliche Vergrößerung dar, -wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß das Jähr 1926 recht schlecht gewesen war. In den Spin- nereien wurden 365)5 Millionen Kilo Baumwollgarn herge stellt, die Waumwollzwivnereien produzierten 51-5 Millionen Kilo Zwirn. Der Anteil der ausländischen Garne bei der Zwirnproduktiom war noch immer verhälMismätzig hoch mit 32 Prozent. Die JahreSerzeUgung der Spinnereien und Zwir nereien an Endprodukten bezifferte sich auf 880F Millionen Kilo, Die LohUfPimmevei, die am sich .geringe Bedeutung hat, ging im den letzten Fähren 'weiter zurück. Der Anteil der Mr fremde Rechnung hergestellten Baumwollrohgavne belief sich z. W. aus nur 2)3 Prozent beim Dveizykindevgarn. In den ungegliederten BeredelungsaUstälten wurden Sich Millionen Kilo veredelt. Der Absatz nach dem Ausland war bisher denk bar geriug, er betrug wie in den Dopjähren nur 1 Prozent. Der Vollständigkeit Kälber sei erwähnt, daß in Deutsch land in mehr als 1000 Baumwollwebereien fast rund 200 000 Webstühle, darunter 197 078 mechanische, arbeiten. Auch bei den Baumwollwebereien war der Export bisher immer noch sehr gering, von dem Gesamtabsatz von 1)2 Milliarden RM gingen nur 8 Prozent ins Ausland. Da die Spindeln und Stühle in der deutschen Baumwollindustrie gegenwärtig längst nicht mit voller Kapazität lausen, liegt eine Ausnutzung der selbstverständlich vorübergehenden Dhance durchaus im Bereich der Möglichkeit. /ios-ehnung -es englischen Streiks es Pr»,«nt aller »«trieb« haben geschlossen Der viert« Lag des Aussperrung im Vaumwoll- gdbiat ÜawwGir« hat die WGstchte» «4 »in« Sirrtaung Der 1. August überall ruhig verlaufen In Sachse« Der 1. August ist in Dresden im vollkommener Ruhe verlausen. Di« Demonstrationen der Antikrisgskumdgeibung, zu der die Kommunistische Partei aus-gevuifen hatte, zogen im zahlreichen Gimzelzügen, dann in einem Gesamtzug vom etwa 2000 Mann zu einer Mmdgebung aus dem Wilhölmsplatz, wo verschiedene Ansprachen gehalten wurden. Die Antikriegskuädgsbung der Kommunistischen Partei aus dem Reichsgerichtsplatz in Leipzig nahm einen ruhigen Werlaus. In vrer Zügen begaben sich die Teilnehmer — etwa 4200 Mann — aus den verschißenen Stadtteilen zum Reichs gerichtsplatz, wo zwei Ansprachen gehalten wurden. Der Ab marsch vollzog sich am BvlkshauS vorbei. Die Demonstration ging dann im Ruhe auseinander. Zu der von der KPD- veranstalteten Antikrisgskundgsbun g in Chemnitz hatten sich gestern nachmittag etwa 3000 Per sonen auf dem Dheaterplatz -ei-ngchuNden. Nach einigen kurzen Ansprachen bewegte sich der Demonstrationszug durch die Hauptstraßen der Stadt und löste sich dämm wieder aus dem Dheaterplatz aus. Au Ruhs- und Verkehrsstörungen !ist es nirgends gekommen. Vle Kommunisten im öerltner Lustgarten Es zeigte sich, daß der Aufforderung der roten Blätter zum l-älho-Ärbeitsschluh nur verhältnismäßig wenig Genossen gefolgt waren. Gegen 17 Uhr brachen die einzelnen Züge zum Lustgarten aus. Dort begann allmählich das schon zur Ge wohnheit gewordene Bild. Mit großer Vorliebe wurde Mit den soziäldemokratischen Führern ins Gericht gegangen. Ver schiedene Autos mit Kriiegsverletzden schlossen sich den einzelnen Zügen an. Di e Polizei, die im großen Mengen aufgeboten worden mar, hielt sich sehr zurück: sie war besonders vor der Alten Kriegsakademie am Schinkelptatz und im der Musenm- strahe ausgestellt. Wie man aus Teilnehmerkreisen hört, ist man darüber erstaunt, daß die Kundgebung so schwach besucht war. Gegen kl 19 Uhr begann schon der Abmarsch, so daß um 19 Uhr der Lustgarten sein gewohntes Bild zeigte. Doch noch et« Zusammenstoß. Z wis chen Ko mmun isten und Sozialdemokraten. Während des Abmarsches der sozialdemokratischen Züge kam es in d-er Barpelebensivaße zu einem Zusammenstoß. Einige Kommunisten hatten sich im der Dämmerung hier ein gesunden und versuchten, sich in die abmarschievenden Züge hineinzudrängen. Die Polizei grG jedoch sofort energisch -Sm und drängte die kommunistischen Ruhestörer zurück. Schüsse in Zraokfurt am Mai» Im Anschluß an die kommunistische AntikrisMundgebN«- -gen am gestrigen Abend kam «S auf dem Rümerberg zu ernsten Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten. Als sich der Demoustrationszug, der -sich daun durch Vie Alt stadt bewegte, in mehrere Gruppen zerstreut hatte, griffe« plötzlich die Demonstranten zur OffeMve. Eine mitgMhrt« brennende Fackel wurde gegen einen Politzeibewmten «schleu dert. An der Abbruch-jLedörbälle erfolgte eine Bombardierung Mit Steinen gegen die Polizei. B-ss-onders schwer 'hatte die Polizei bei einem Tumult zu tun, der bis Mitternacht an dauerte. Hier fielen auch Schüss-e. Di« Polizei griff zu schar fen Abwchrmaßnähmen, dabei wurde ein Demonstrant durch -einen Schuß leicht verletzt. Ein Polizeibeamter Wurde vom Pferde gerissen und >durch einen Stvinwurf am Kopse verletzt. Später erfolgten auch in der Kaisvrstvaße weitere zusammen- stöße, wie aber durch energisches Eingreifen der Polizei unter drückt wurden. Ja Mtoaa Bei den gestrigen Umzügen der Kommunisten kam eS sonst zu keinen Zwischenfällen als am Hafen, wo auch am Nach mittag Schüsse fielen. Ws ungefähr 700 Komnttmisten ouS Altona, wo dis Umzüge erlaubt waren, versuchten, geschlossen -über die Hamburger Grenze zu marschieren, wurde von der Polizei, als die Beamten hart bedrängt wurden und Siner von ihnen zu Boden geworfen war, drei Schüsse abgegeben. Ebner der Angreifer erhielt einen Schuß in den Oberschenkel. Durch die Schüsse konnten sich die Beamten befreien und die An- Weiser ergriffen die Wucht. Im ZämmmeNhaNge mit -den Demonstrationen in Ham burg nahm die Polizei eine große Anzahl Leute fest. 22 Per sonen wurden dem Gericht zugeführd. Frankreich DaS Innenministerium veröffentlicht um Mitternacht eine liebersicht über den Verlauf des als „roter Tag* angeküudigten 1. August. Daraus ergibt sich, daß an dem Tag, der sonst in Frankreich ohne -ernste Zwischenfälle verlaufen ist, in Paris nach einer amtlichen Mitteilung im ganzen 700 Personen ver haftet wurden, darunter 50 Ausländer. Am späten Albend -hatte di-e Polizei an zwei Stellen eingveifen müssen und dabei Sine Anzahl Verhaftungen -vorgenommen. Auch aus der Pvopiniz wird eins Reihe Verhaftungen gemeldet, aus Bordeaux 80, aus St. Wenns S, aus Lyon SO. Dabei kam es auch zu wiSverholten Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten, wobei auch die Polizsit von der Wäffe Gebrauch machen mußte. geberorgcmisationen angeschlossenen Fabriken stillgelegt. nicht verstärkt. Inzwischen kündigen die Betriebe, die Baumwollabfälle verarbeiten, gleichfals die Schiebung für die nächste Woche an, wodurch m8h« als 6000 Arbeiter betroffen werden. Tjurch die inzwischen er folgte Schließung der Betriebe, die bisher noch! arbei- Deutsche Richtlinien für Haag In der gestern mittag abgehaltenen Unterredung zwischen dem Reichspräsidenten v. Hindenburg und dem Reichsaußenminister Tr. Stress mann über die bevorstehende Reparationskonferenz bestand Ueberein- stimmung darüber, patz irgendwelche Konzessionen in der Hrage de« Rheinlandkontrokl« nicht gemacht wer den können. Deutschland sei lediglich bereit, über.eine Kommission zu verhandeln, deren Befugnisse bis zum Ablauf der Besatzungsfristen, also bis 1935, dauern würden. Mit dieser Festlegung wird die deutsche De legation am.Montag Berlin verlassen. De« heutige Kabinettsrat dürft« diese Richtlinien «och einmal au», drücklich bestätigen. die Krankheit -es Kanzlers Im Befinden des Reichskanzlers hat die Besse rung wettere Fortschritte gemacht. Me Hei delberger Aerzte Haben sich dahin entschieden, daß Reichskanzler Hermann Müller bis Ende August in der Behandlung der Heidelberger Universitätsklinik bleibt. Der Kanzler Hat zwar den Wunsch geäußert, möglichst bald wieder nach Bad Mergentheim zurück- zukehren, aber die Merzte haben vorläufig gegen die sen Transport starke Bedenken. Ob der Kanzler sich einer Meilen Operation wird unterziehen müssen, ist noch ungewiß. Me Aerzte haben aber die Hoffnung, daß, wenn der HeilungSprozeß wie biShe« günstig ver läuft, eine weitere Operation überflüssig wird. Im Di» Gründe des Mlwnchß. Den Grund für den vorläufigen Abbruch der Verhandlungen erblickt man, wie in London bestätigt wird, Parin, daß di« Sowjetregierung auf der sofor tigen Wtedereinrichtung diplomatischer Beziehungen durch beiderseitige Entsendung von Botschaftern oder mindestens Geschäftsträgern bestand, während Außen minister Henderson ganz den Empfehlungen de« Rechts berater der britischen Regierung folgt« und auf der vorherigen Erledigung der bestehenden Streitfragen be stand. Me Wiederaufnahme der Beziehungen wird hierdurch eine Verzögerung erfahren, die man vor läufig in London mitt etwa zwei Monaten annimmt.' Peine«- op«ri«rt Poinearr ist operiert worden. Die Operation hat wenig mehr als eine Stunde gedauert. Sein Gesund heitszustand ist, wie ein von den frierenden Pro- fessoren ausgegebener Bericht mitteilt, in jed«. Hin- «nLch. " ' ' ' ' September soll der Kanzle« dann noch eine mehrwöchigei fessoren ausgegebener Bericht mitteilt, in jeder Hin- Kur machen; die Rückkehr tyS Amt wird nicht vor' sicht zufriedenstellend und gibt zu keinen B«sorgatss« Oktobar erfolge» Wune». ' Anlaß. veehau-lungea Lon-oa—Moskau abgebrochen Mborraschend« Beschluß Moskaus. Wie au» Moskau gemeldet wird, hat der Rat de« Volkskommissare beschlossen, DowgalewSkt neue Anweisungen für die russisGengltschen »erhand- teten, stnd^nunmchr^99^Prozent den^Arbeib- Kommen zu lassen. In diesen Anweisungen hält die Sowjetregierung an ihrer Forderung der bedingungslosen Aufnahme der Bezieh ungen zwischen London und Moskau fest. Der Rat der Volkskommissare betont, daß die Sowjetregterung unter den gegenwärtigen Umstände« nur die Mög lichkeit sehe, erst nach de« Wiederherstellung der nor- malen diplomatischen Beziehungen die strittigen Fra gen mit England zu erörtern. Nach russischer Auf fassung müsse die englische Forderung hinsichtlich per kommunistischen Propaganda eine gleich- russische Fop- derung hinsichtlich de« gegen Sowjetrutzland gerichteten Propaganda nach sich ziehen. Dasselbe gelt« auch für die Schuldenfrage.