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/luer Tageblatt MZ--- /lMiger für -as Erzgebirge WM Dienstag, äen 27. August 1S29 24. Jahrgang Vas clritte bririscde Meltreicb Don Dr. MM Wacker II. Die Franzosen besitzen Noobwestaftika. Das Rückgrat des schwarzen Erdteils von Kapstadt bis Kairo befindet sich aber in den Händen ber Engländer. Das englisch-ägyptische Condo- mintum über den Sudan und Aegypten erscheint vielen Englän- privaten Empires von etwa einer Mmivn Has dem englischen Auswärtigen Amt verwaltet wird. Südafrika ist ein eigenes Dominion. Zwischen beiden Dominonblöcken liegt Dritisch-Ostafrika, das in nächster Zeil eine eiaheilliche Verwaltung erhalten soll. In Rho desien gibt es eine ausgezeichnete Kohle, Kupfer, Radium, Gold. Blei und Zink. Der Bergbau beschäftigt Tausende und aber Tausende freie Arbeiter. Rhodesien wurde von Cecil Rhodes erobert, der niemals über mehr als 2000 Gewehre verfügte, meist nicht einmal über 250 Mann. Die Eroberung Deutfch-Ostafri- las erforderte über 100 000 Mannl Aber jetzt kann in Afrika kaum eine Grenze mehr geändert werden ohne einen europäischen Krieg! In Südrhodesien leben allein 34 000 Weiße, in Kenya etwa 13 000, einige weitere lausend leben in den anderen bri tischen Besitzungen Ostafrikas. Durch Ostafriia, vom Kap bis nach Abessinien läuft das Rückgrat des schwarzen Erdteils. Es ist heute fak tisch im englischen Besitz. Aber die Regierung--- und Vermal- tungsangelegenheiten dieses Riesengebietes sind nicht geklärt. Was ist zu tun? Eine eigene Kommission unter Führung Hilton Aoungs untersuchte monatelang an Ort und Stelle die Verhält nisse. Sie kam zu dem Ergebnis: „Nur keine politischen Experimente. Hier kann kein schwarzes Staatsgebilde er richtet werden wie in Westafrika, noch ein weißes wie in Austra lien oder Südafrika. Den 50 000 Weißen stehen 2,5 Millionen Schwarze gegenüber". Die Kommission empfiehlt, die Probleme zu erörtern, zu prüfen, zu kritisieren und vor allem über sie nach zudenken. In der Zwischenzeit soll der Engländer seine eigenen Gärten bebauen. Wirklich ein salomonischer Rat! Sämtliche englischen Kolonien wurden etwa bis zum Jahre 1800 von dem Britischen Handelsamt in London ver waltet. Erst vor 120 Jahren trat das Kolonialamt in Erschei nung. Zwischen beiden Aemtern besteht aber heute noch eine enge und sehr natürliche Verbindung. Sie ergibt sich aus der Größe und dem Umfang des Handels zwischen dem englischen Mutterlands und den Kolonien. Westafrika nimmt England für 14 Millionen Pfund Sterling Waren im Jahre ab, die malai- ilchen Staaten desgleichen, während China nur für 10 Millionen Pfund Sterling Waren bezieht. In Summa beläuft sich der Handel Englands mit seinen Kolonien, der in letzter Zeit sprung haft steigt, setzt auf 500 Millionen Pfund Sterling im Jahre! Diese Zahl gab zahlreichen Politikern, Volks wirtschaftlern und Wissenschaftlern Veranlassung, die Regie- rungs- und Verwaltungsmethoden in den Kolonien zu über prüfen. Man kam dabei zu einer neuen „Philosophie", die in der Formel der „indirekten Regierun g" und dem Ruf nach den „R un de-Tis ch-K onser enz e n" gipfelten. Laßt die Kolonialvölker, schrieben fängst die „Times", Feder, Hacke und Zepter schwingen, wie sie Lust haben. Nur wer das Eisen zu schmieden gelernt hat, ist ein Schmied, entweder in Ge danken oder in ber Tat. Laßt die weißen Gehirne denken und die braune Hand regieren! Das ist der Inhalt der Formel der „indirekten Regierung", die gegen wärtig London und seine Kolonien beschäftigt. Die neue Philosophie läßt sich nicht durchführen ohne neue Männer. Die Engländer besitzen das Selbst- und Gottver trauen, daß zur gegebenen Zeit die richtigen Männer sich finden werden.. Es ist bei ihnen ein uraltes Kolonialprinzip: „Jeder mann auf seinen Platz!" Dieses Prinzip, den richtigen! Mann auf den Posten zu stellen, für den er am besten paßt, hat den Engländern schon in der Vergangenheit hervorragende Dienste geleistet, und heute ist es nicht anders. Zu den vorhan- j denen Büros kamen in letzter Zeit nicht weniger als acht neue, um die wirtschaftlichen, sozialen, hygienischen und anderweitigen Bedürfnisse der Kolonien wissenschaftlich zu untersuchen und auf Grund der neuesten wissenschaftlichen Methoden den Männern der Praxis Vorschläge zu unterbreiten, die verwirklicht, die Prosperität der britischen Volkswirtschaft und Kolonial-> wirtschaft fördern. . , Ein praktisches Beispiel für die erstrebte „R unde - Tis ch - Politik" bilden die neuesten Vorgänge in Britisch - W e st- i n d i e n. Die Inselgruppe, die im Halbkreis von Florida sich nach Mittelamerika wendet und ihren Mittelpunkt im Panama kana! besitzt, durchlebte wirtschaftlich glänzende Zeiten, als im. 18. Jahrhundert König Zucker die Welt beherrschte. Damals wurden die Inseln mit Juwelen verglichen und waren mit Gold nicht zu bezahlen. König Zucker ist aber heute längst gestürzt, und I a m a i k a z. B. führte in den letzten Jahren weit mehr Früchte als Zucker aus. Auch Britisch-Guyana in Süd- amerika und Dritisch-Hondurav könnte es wirtschaftlich besser gehen. Was tun? Alle westindischen Kolonien Englands letzten sich im Mai 1925 in London um einen runden Tisch, um ihre Sorgen auszusprechen, ihre Schwierigkeiten durchzuberaten und nach Mitteln und Wegen zur Besserung zu suchen. Diese erste westindische Konferenz ist seitdem zu «iner stän digen Einrichtung geworden, denn di« Führer ^ westindischen britischen Kolonien treffen sich alljährlich einmal abwechselnd in London und in Westinbien. Die Fra« in RumLnien wahlberechtigt Der Budapester Feministenverein hat vom internationalen miwstentnmo inr das Wahl'echt der F'an die telegraph scbe Verständigung erhalten, daß den Frauen in Rumänien das aktive und passive Wahlrecht zuerkannt wurde. Jede Frau, die das 21. Jahr erreicht und eine Mittel, oder Fachschule absolviert hat, ferner im staatlichen oder kommunalen Dienst steht, wird fortan wählen und gewählt werden können. Das Wahlrecht der Frauen ist an keinerlei Bedingung geknüpft. der Stan- -er eagllsch-amerlkanisiheu SeeabrüfiungsverhanSlungen Von einer der amerikanischen Regierung nahe stehenden Seite wird betont, daß eine Einigung über die Grundfragen bereits erzielt worden fei, nämlich darüber, daß eine Parität zwischen den beiden Flot ten hergestellt werden müsse, die als bester, ja als einziger Schutz gegen die Auswirkungen der Rivalität und des Mißtrauens zu betrachten sei. Es wird ferner darauf hingewtesen, daß über die Einzelheiten noch dauernd verhandelt werde. Sobald irgendein wirklich greifbares Ergebnis zu verzeichnen sei, werde man die übrigen Seemächte und die Öffentlichkeit davon unterrichten, genau wie man das bezüglich der erziel ten Einigung über die Parität am Tage der Prokla mierung des Kellogg-PakteS getan habe. Im Zusammenhang hiermit verlautet, daß Man die vereinbarte Parität durch gegenseitige Kompromisse zu erzielen hofft, indem England einen Teil seiner veralteten Kreuzer nicht ersetzt und Amerika den bri tischen Ueberschuß in dieser Kategorie gegen das ameri kanische Uebergewicht in anderen Sichiffsthpen aufrech- net. Die tatsächliche Verminderung der Rüstungen würde demnach nicht so sehr in der Kreuzerklasse, sondern durch eine Einigung über die Verlängerung des Lebensalters und über den künftigen Bau kleinerer Linienschiffe erzielt werden. Se-enkfeker für Zrieörkch Naumann Auf dem Zwölf-Apostel-Friedhof in Berlin-Schiöne- berg fand am Sonnabend mittag eine Gedenkfeier für Friedrich! Nauman,: anläßlich der zehnjährigen Wieder kehr seines Todestages statt, an der neben Angehörigen und Freunden Naumanns zahlreiche Abgeordnete und Mitglieder der Dcutsch,Demokratischen Partei sowie ein« Fahnenabordnrmg des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Ortsgruppe Schöneberg tetlnahmen. In feiner Ge denkrede würdigte Dr. Theodor Heuß, der Freund und Mitarbeiter Naumanns, das religiöse Leben und po litische und literarische Schaffen des großen Führers, der stets und überall für Humanität und Freiheit, für Menschenwürde und Recht, etngetreten sei und immer ein warmes Herz für die Armen und Elenden gehabt habe. Im Namen der Deutsch-Demokratischen Partei sprach darauf Frau Abgeordnete Dr. Gertrud Bäu mer Worte herzlichen Gedenkens und legte einen Kranz am Grabe nieder. Weiterhin sprachen und widmeten Kranzspenden Stadtverordneten Hausberg für den Be- ztrksverband Berlin, Staatssekretär Oskar Metzer für den Bczirksverband Charlottenburg, sowie Vertreter von Wahlkreisvcrbänden und anderen Ortsgruppen und der Schülergruppe des Naumannbundes. Gesänge eines Doppelquartetts des Berliner Lehrergesangvereins um rahmten die eindrucksvolle Feier. ieder Vertröstung Um -le Nhelnlan-rämnung Die Sitzung der vier an der Rheinlandfrage interessierten Mächte wurde am Sonnabend nach eineinviertelstündiger Dauer beendet. Wie verlautet, haben die Verhandlungen einen günsti gen Verlauf genommen, lieber den Räumungstermin konnte zwar noch keine Klarheit erzielt werden, es steht jedoch zu er warten, baß die Desehungsmächte zu Beginn der kommenden Woche Deutschland bestimmte Vorschläge in dieser Frage unter breiten werden, so daß, vorausgesetzt, daß auch in den finan ziellen Fragen eine Einigung erzielt wird, die Aussicht besteht, daß sowohl über die Räumung selbst, wie über alle damit zu sammenhängenden Fragen eine Regelung zustande kommt. Die Delegierten der Besetzungsmächte werden am Sonntag und Mon tag zu diesem Zweck interne Besprechungen mit ihren militäri schen Sachverständigen führen. Eine erneute Sitzung der vier an der Rbeinlandfrage interessierten Mächte ist für den kommen den Dienstag in Aussicht genommen. Snow-eos verlangt Klarheit Reuter meldet aus dem Haag: Snowden sandte am Sonnabend vormittag einen Brief an Jaspar, in dem er um weitere Erklärungen bezüglich der Zahlen des letzten Vor- schlages der vier Mächte ersuchte. Der Schatzkanzler deutete an, daß seine Geduld zu Ende gehe und daß er eine endgültige und bestimmte Antwort wünsche. Nach Empfang des Briefes suchten die belgischen Delegierten Jaspar und Francqui den britischen Schatzkanzler auf und machten weitere Vorschläge, die aber wiederum als unzureichend befunden wurden. Reuter meldet ferner, daß in der Frage der Sachliefe. rungen eine für England günstige Regelung wahrscheinlich sei. In der politischen Frage bestehe guter Grund zu der Hoffnung, daß eine Einigung wegen des Jeststellungs- und Versöhnungsausschusses erreicht werden würde. Snowden erklärte dem Sonderberichterstatter des Büros am Sonnabend nachmittag, er wisse nicht, wie lange die Konferenz noch dauern werde. Das hänge nicht von ihm ab, er nehme aber an, sie werde zu Ende sein, bevor der Völkerbund in Genf zu» sammentrete- Vie SläubkgermSchte kommen zur Einsicht! Der Haager Reuterkorrespondent meldet: Die Vertreter der vier Mächte werden ihre neuen Vorschläge wahr- scheinlich erst morgen in schriftlicher Form überreichen können. D,e Delegierten scheinen endlich begriffen zu haben, daß die Zeit drängt und daß die Folgen eines Abbruchs vielleicht sehr emst sein werden, während Großbritannien sie mit viel größerem Gleichmut tragen könnte. Besonders Brtand be müht sich nach Kräften, auf die ernste Störung der Ruhe Europas hinzuweisen, die durch ein Fehlschlagen der Konferenz verursacht werden würde. Es verlautet, daß die italienischen Delegierten sich jetzt nicht mehr wie in der vorigen Woche vollkommen unzugänglich zeigen, sie scheinen vielmehr in mehreren wesentlichen Punkten nachzugeben. Eine Geäenkfeier am Dannenberg- Nationaläenkmal Im Ehrenhof des Tannenberg-Nattonaldenkmals wurde gestern mittag die feierliche Weihe und Enthül lung von etwa 60 Gedenktafeln vollzogen, die von ost- und westpreußischen Regtmentsvereinen dem Ge dächtnis ihrer in der Schlacht bet Tannenberg.gefal lenen Kameraden gewidmet worden sind. An der Feier nahmen zahlreiche ehemalige Heerführer, dar unter Generalfeldmarschall v. Mackensen, sowie Gene räle aus der Schlacht bei Tannenberg teil.^ Für den verhinderten Chef der Heeresleitung, General Hetze, war als Vertreter der Reichswehr der Befehlshaber im Wehrkreis 1, Generalleutnant Freiherr von Esebeck, mit den aktiven Generalen und Kommandeuren der 1. Division erschienen. Unter der großen Zahl der Ehrengäste befanden sich- Vertreter der Reichs-, StaatS- und Provinztalbehörden sowie der kommunalen Ver waltung und führende Persönlichkeiten aus Stadt und Land. Viele Tausende waren in Sonderzügen oder zu Fuß nach dem Nationaldenkmal gekommen, um bet dem Weiheakt zugegen zu fein.. Zahlreiche vaterlän dische Verbände, Kameraden- und Militärvereine mit Bannern und Fahnen hatten im Ehrenhof Ausstellung genommen. Die Reichswehr hatte eine Ehrenkom- Pagnie entsandt, desgleichen war eine Abordnung de» im Königsberger Hafen liegenden Kreuzers „Königs berg" erschienen. Much, die ulten Fahnen der an der Tannenbergschlachi beteiligten Regimenter waren von Königsberg nach Hohenstein gebracht worden. Kurz nach 11 Vs Uhr begann dis Feier in detzn weiten Ehrenhof des Denkmals, wo dis noch mit Trauerflor umhüllten Gedenktafeln tu Ehrennischen Platz gefunden hatten. Nachdem Generalseldmarschall v. Mackensen mit den Generalen und Ehrengästen die Front der Ehrenkompagnie abgeschritten hatte, hielt der Vorsitzende des Tannenberg-Nat.ionaldenkmaL-MuS- schusses, Generalmajor a. D. Kahns, die Begrüßungs ansprache, in der er betonte, daß es ohne Tannenberg kein deutsches Ostpreußen mehr geben würde, und daß ohne Tannenberg die deutschen Grenzpfähle vielleicht an der Oder ständen. AIS der älteste der anwesenden Tannenbergkämp fer ergriff darauf Feldmarschall v. Mackensen das Wort, der u. a. ausführte, die heutig« Feier gelte den Helden, die ihr Leben für den Sieg dahingaben, den Männern, die es als ihre höchste Aufgabe ansahen, die Grenzen des deutschen Vaterlandes zu schützen und Haus und Hof, Frau und Kind zu schirmen. Tie Waf fen habe man dem deutschen Volke genommen, den Geist aber könne man nicht fassen, den Geist, her im Weltkrieg das deutsche Volk al» da» kraftvollste Boll der Erde erwiesen habe, und dessen Schaffe» sich heute