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Angelsaebsisebe Binion? Ein positives Ergebnis hkt nun also die Zusarn- menkunft zwischen Macdvnald und Hoover bereits ge zeitigt, nämlich den Entschluß!, die fünf Hauptseemächte zum 2V. Januar 1930 zu einer Sceabrüstungskonferenz zu laden. Man muß sich daran erinnern, welches Echo dis Ankündigung dieser Konferenz in Italien und Frankreich hatte, um ermessen zu können, was es be deuten will, daß Macdvnald und Hoover trotzdem an ihrem Projekt festgehalten haben., In dieser Be ziehung kann man vielleicht sogar der Turiner „Stam- Pa" recht geben, die schreibt, daß es „nach der von göttlichen Anrufungen triefenden ersten Rede Macdo nalds in Neuhork jedem klar sein müsse, daß von nun an die Fahnen Onkel Sams und John Bulls jedesmal nebeneinander wehen würden, wenn eine dritte Macht es wagen sollte, die Stimme gegen die beiden mächtig sten und reichsten Staaten der Welt zu erheben". Deutsch land hat keinerlei Veranlassung, tu dieses Wutgeheul ctnzustimmen, es hat vielmehr alle Veranlassung, mit Genugtuung davon Kenntnis zu nehmen, daß endlich zwei Männer von unbestreitbarer Ehrlichkeit und Ent schiedenheit einen dicken Strich durch alle Quertreibe reien, Spitzfindigkeiten und Hinterhältigkeiten der Anti-AbrüstungSpvlitiker machen und durch ihr Vor- gehen die übrige Welt einfach unter den moralischen Zwang setzen, sich endlich an der Aktion zu beteiligen und sich nicht mchr mit großen Worten zufrieden zu geben. Tatsächlich bedeutet diese Entwicklung einen höchst greifbaren Fortschritt in der Seeabrüstungsfrage. Wenn man einem Sonderberichterstatter der „Sundah Times" glauben will, so müssen im! Falle einer Eini gung zwischen Hover und Macdvnald und vorbehaltlich der späteren Billigung durch die Fünfmächte-Konferenz vier Kreuzer der britischen, zwei Kreuzer der austra lischen Flotte und elf kleine Kreuzer der englischen C- Klasse eingeschrottet werden. Neben diesen siebzehn für die Einschrottung bestimmten und namentlich be reits bekannten Schiffen werden weitere drei oder vier Kreuzer aus dem Gesamtbcstand Englands von 63 Kreuzern der Verschrottung zum Opfer fällen. Da durch wird die Kreuzertonnage des britischen Welt reiches von 390 000 Tonnen auf 330 000 Tonnen ge bracht. Immerhin würde die angedeutete Maßnahme England zugleich die Möglichkeit schaffen, wieder sieben neue modernste Kreuzer zu bauen, da bei den Ver handlungen zwischen General Dawes und Macdvnald je 50 Kreuzer für beide Mächte festgesetzt worden sind. So wenig man diese real sich auswtrkenden.Fol gen der Besprechungen zwischen Hoover und Macdo- nald übersehen darf — denn sie bedeuten den stärk sten moralischen Zwang für die in Frage kommenden europäischen Staaten, nun auch mit der Landabrüstung zu beginnen —, umso viel wichtiger wären doch die allgemeinen weltpolitischen Folgen der Herstellung einer echten angelsächsischen Union, wie sie die genannte italienische Zeitung bereits konstituiert sicht. In die sem Sinne darf man der Londoner „Times" recht ge ben, wenn sie schreibt: .„Der Premierminister ist nicht nach 'Amerika gegangen in der Erwartung, bei dieser Gelegenheit die Probleme des Seekriegsrechtes oder der Verminderungen der Rüstungen zur See zu erledi gen. In diesem Sinne sucht er nichts zu erreichen und wird mit nichts zurückkehren. Aber es wird von größ? ter Bedeutung sein, wenn Macdonalds Reise eine Praxis begründet, daß britische und amerikanische Staatsmänner während ihrer Amtszeit in regelmäßi gen Zeitabständen Privatim zusammcnkommen. Es läßt sich kaum hoch genug anschlagen, was das große Werk und der unvergeßliche Name Dr. Strcsemanns der Leichtigkeit verdanken, mit der sich die politischen Führer Europas — und nicht nur Europas — im Völkerbundsrat und anderswo begegnen können, um in ruhiger, persönlicher Aussprache ihre Ziele Und Auffassungen zu erörtern." Tatsächlich! ist es das erste Mal seit Versailles, daß der Präsident der Vereinigten Staaten und der Ministerpräsident Englands sich von Angesicht zu An gesicht sehen und über die ihre Länder betreffenden Probleme sprechen. Nach den diesen Besprechungen vorausgegangenen Verhandlungen zwischen Dawes und Macdvnald in England ist eS natürlich selbstverständlich, daß Macdvnald und Hoovers Besprechungen alles an dere als Privatbesprechungen sind. Sie dürften viel mehr als die Einleitung einer neuen Epoche der Welt- Politik zu bewerten sein, gleichgültig, ob sie zu dem erstrebten Ziele führen oder nicht. Sollten irgend welche unvorhersehbaren Zwischenfälle oder Kultssen- aktionen die offenbar im Marsch befindliche vollkom mene Verständigung.Wren svllte der Mut der Herz lichkeit eine solche von Mißverständnissen folgen, so wären die Wirkungen nicht abzuschen, denn selbstver ständlich würde keines der beiden Länder so bald wie der den Versuch machen, mit dein anderen in Könner zu treten. Aber diese Gefahr ist im Augenblick ziem lich fern, die Wahrscheinlichkeit, daß von diesem Zu sammentreffen an eine neue, durch die angelsächsische Union bestimmte' friedliche Epoche der Weltgeschichte datieren wird, ist ungleich viel größer. Allerdings darf man nicht ganz übersehen, daß noch Besprechungen zwi schen dem streitbaren Senator Borah und Macdvnald bevorstchen, wobei daran zu erinnern ist, daß Borah dem Präsidenten Hoover im Streit um die Zolltarif reform bereits eine Niederlage beigebracht hat. Immerhin scheint das Echo, das die Aktion der beiden Staatsmänner in der amerikanischen Oeffentlich? kett gefunden hat, der Sache des Weltfriedens so durchaus günstig zu sein, .daß man an ein Scheitern der großen Aktion kaum mehr glauben kann. Diese angelsächsische Union wird tatsächlich — wie Maed» nald versichert hat — kein Bündnis darstellen, denn es gibt noch sehr viele Tifferenzpunkte zwischen den Vereinigten Staaten und England, sie wird aber eine elastische Interessengemeinschaft, vielleicht sogar Inter* essenfusion sein, die lokale Auseinandersetzungen wird« schaftlicher Art, htwa durchaus nicht unmöglich macht, ihrem Wesen nach aber auf eine vollkommene und absolute Sicherung des Weltfriedens hinzielt. Dieser Tendenz werden sich alle anderen Mächte zu unter werfen haben, selbst auf die Gefahr hin, Unrecht er leiden zu müssen. Darin liegt die Gefahr dieser neuen mächtigen Union, aber uns will scheinen, als ob ihre Vorteile für die weltpolitische Gesamtsituation jene möglichen Nachteile weitaus überwiegen — vorausge setzt allerdings, daß die Ehrlichkeit und Unantastbarkeit der beiden Männer, die diese Aktion in Gang gebracht haben, sich nicht allzu sehr geschmälert auf ihre Nach,- folger im Amt und in der Verantwortung vererben Auflösung des rheinisch-westfälischen Stahlhelms Wegen Kriegsspielen Der Amtliche Preußische Pressedienst meldet: Der Preußische Minister des Innern, Grzesinski, hat unter dem 8 Oktober folgenden Erlaß an die zuständigen Polizeipräsidenten gerichtet: „Auf Grund des 8 1 des Gesetzes vom 22. März 1921 in Verbindung mit der Verordnung zur Aus führung dieses Gesetzes vom 12. Februar 1926 wird mit Zustimmung der Netchsrcgierung der Stahlhelm» Bund der Frontsoldaten e.. V. mit allen seinen Ein richtungen und einschließlich seiner sämtlichen Unter- und Hilfsorganisationen, namentlich des Jung-Stahl helm und des Bundes Scharnhorst für den Bereich der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen aufgelöst. Form, Anlage und Durchführung der am 21.^ und 22. September 1929 im Raume von Werden, Kupferdreh, Langenberg und Kettwig, Velbert, Newiges von den Landesverbänden „Rheinland" und „Industriegebiet" in Gegenwart des ersten Bundesführers Seldte ver anstalteten .Uebnng bestätigen den nach Organisation und Betätigung des Stahlhelm bestehenden Verdacht, daß jedenfalls in den genannten beiden Provinzen de.r Stahlhelm eine Vereinigung darstellt, deren Zweck im Widerspruch zu den eingangs genannten gesetzlichen Be stimmungen steht. Die Beobachtungen lassen keiner: Zweifel, daß die Mitglieder dazu ausgebildet werden, eine Truppe zu schaffen, die in der Lage sein soll, als solche nach militärischen Gesichtspunkten kämpfend aufzutreten. Tie Einbeziehung der anderen Organisationen rechtfertigt sich durch ihre engen Beziehungen zum Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, e. V. Gemäß 8 3 a. a. O. werden alle Gegenständ^ der Vereinigung oder ihrer Mitglieder, die den ver botenen Zwecken unmittelbar gedient haben, zugunsten des Reiches beschlagnahmt und eingezogen. Tie Durchführung der Beschlagnahme und Tin* ziehung obliegt den örtlichen Polizeiverwaltungen." In Ausführung obenstehenden Erlasses Haben die Polizeipräsidenten in Köln, Düsseldorf, Essen, Elber feld, Bielefeld, Dortmund, Bochum und Recklingshau- sen am 9. Oktober d. I. die Auflösung der betref fenden Organisationen durchgeführt. Eine Erklärung -es Stahlhelms Das Bundesamt des Stahlhelms nimmt zu der Auslösung des Stahlhelms in Rheinland und West falen in einer Erklärung Stellung, in der u. a. mit geteilt wird, daß die Bundesleitung durch die dem Reichstag angchörenden Stahlhelmmitglieder die Forde rung erheben werde, daß die Bestimmung, die den Rechtsweg gegen die Anwendung des Gesetzes vom 22. März 1921 ausschließt, aufgehoben werde. Keicksregierung uncl Volks begehren Auf der gestrigen Konferenz der Innenminister der Länder wurde laut „Vorwärts" einmütig die Aufsagung vertreten, daß es nicht mir das Recht, sondern die dringende Pficht der Reichsregierung sei, sich gegen das Volksbegehren mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr zu fetzen. In diesem Sinne sagten die Innenminister der Rcichsrcgierung weit gehende Unterstützung zu. Die Rcichsrcgierung wird in Zukunft in llebereinstimmung mit den Ländcrrcgierungen täglich je nach Bedarf auf die Mel dungen der Volkobegehrcnpresse durch sämtliche deutschen Rund funksender erwidern lassen. Hugenbergs unü Selötes öunöesgenosse Der „Prophet" Weißenberg für das Volksbegehren Die „Front der Volksbegchrer" hat den würdigsten Zuzug er halten, der sich denken läßt. In Nr. 40 der Zeitschrift „Der. Weihe Berg" wird allen Mitgliedern der Weihenücrg-Sekte empfohlen, das Volksbegehren hugenbergs nach Kräften zu unterstützen. Diese Hilfsstellung des Propheten Josef Weißenberg sollte Herr Hugcn- berg nicht unterschätzen, wird doch, wie Weißenberg ständig ver kündet, die Zeitschrift „Der weihe Berg" in der Hauptsache von Erzengeln und dem Geist des Fürsten Bismarck geschrieben denen es gelungen ist, sich vom Jenseits her mit Josef Wethenberg in spiritistische Verbindung zu setzen. der phllologenverbanö Über Goslar In dem „Deutschen Philologenblatt" nimmt der Preußische Philologenverband zu den Vorgängen in Goslar offiziell Stellung. Er verurteilt das Verhal ten der Schüler und Schülerinnen aus das schärfste rrnd H4lt>ie Anwendung Itrenger Achrrlstraf-m für ge rechtfertigt und notwendig. Auch beruft er sich! dar auf, daß er stets die Auffassung vertreten habe, daß die Lehrer-der höheren Schulen die selbstverständliche Pflicht haben, die positive staatsbürgerliche Erziehung in den Vordergrund zu stellen. Soweit Verfehlungen von Kolleaen fest gestellt sind, rücke er von diesen auf das entschiedenste ab. Dann aber erhebt er die Forderung, daß bei der scharfen Bestrafung der „Gesamtheit der Lehrer und Schüler" die Unterlagen für das Urteil des Minists- riums bekannt gegeben werden. Er erklärt, daß!, da dieses noch nicht geschehen sei, er „von einer. Stel lungnahme zu dem gesamten Fragenkomplex Abstand nehmen" müsse. Afghanisches Beschuldigungen gegen den früheren afghanische« Gesandte« ' in London Der afghanische Geschäftsträger in London, Junus Khan, er hebt in einer der Presse übergebenen Erklärung gegen den jetzt au» England ausgewiefencn früheren Gesandten Suja ud Dauleh Khan die Beschuldigung, eine Summe von etwa 40V0Ü Mund Sterling aus den Fonds der Gesandtschaft seinem bet einer deutschen Bank eröffneten privaten Konto überwiesen zu haben. Sowohl die alte wie auch die neue Regierung in Kabul habe deshalb Schuja ud Dauleh Khan desavouiert. Er, der Geschäftsträger, habe gericht liche Schritte unternehmen müssen, um den früheren Gesandten daran zu hindern, das Eesandtfchaftsgebäude At seiner Einrich tung, den Automobilen usw. zu verkaufen. Tin Teil der Möbel ist, wie Zunus Khan behauptet, tatsächlich in seiner Abwesenheit von dem früheren Gesandten verkauft worden. Wie die Telegraphenagentur d« Sowjetunion au» Terme» meldet, wurde Kabul vorgestern 4 Uhr früh von den TruppM Nadir Khans unter Führung seine« Bruder» Schachwalt Khan sHt. Datscha Sakno «ahn Zuflucht in di« Zitadelle Ark. Nadir