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Auer Tageblatt 2S. Jahrgang ^nztziAtt Mr -as ErMsdirA» «>»»<« »I» amtlich«» v«kaaatm°chaa,ea »„ «Ott, »«« «»»t«»» »« nicht« ^lue. Nr. ISS Sonnabenä. cten 4. Juli 1S3l Doch wieder eine Konferenz? Ein englischer Aompromih-Dorschlag Ein KomvromibvrojeN der britWe« Regierung Konferenz in London Reuter aus Paris erfährt, verlautet in dortigen politischen Kreisen, daß die brtti/c:-. Negierung eine Konferenz von Vertretern der Signatar- staaten des Youngplanes tn London in Vorschlag gebracht habe, die so rasch als möglich zusammentreten soll. 2. Juli. Der Pariser Korrespondent de« „Manchester Guardian" meldet, die britische No gierung habe einen Ähritt in Paris unternommen, um ein Uebereinkommen zu erleichtern. Der Vorschlag solle da« Depot Frankreichs bei der BIZ. im Falle eine« Moratoriums nach Ablauf de« Hoovey-Jahres vervessen. Ten Informationen deö Korrespondenten zufolge soll die englische Negierung bereit sein, e'n- zuwilligen, daß Frankreich.ganz oder teilweise dieser Verpflichtung enthoben werde unter der Bedingung, daß die französische Regierung den Vorschlag des Pre sidenten Hoover in den übrigen Punkten annehme. Da« würde, so meint der Korrespondent, bedeuten, daß Frankreich -»stimme, daß die bei der BIZ. hinterlegten Beträge ausschließlich zugunsten Deutschlands verwcn- det werden und die Rückzahlung innerhalb von 25 Jahren annehme. „Manchester Guardian" stellt fest, daß offiziell in London nichts zugegeben wird, meint aber, es bestehe guter Grund für die Annahme, daß England 'tatsächy lich in Pari«, und zwar in seiner Eigenschaft als Unter zeichner de» Aoungplans, interveniert habe. Bedenken gegen den englischen Konferenzvorschlag Berlin, 3. Juli. Die Morgenblätter äußern fast alle mehr oder minder starke Bedenken gegen den Vorschlag der britischen Regierung, eine Konferenz der am Reparationsproblem Interessierten Mächte etnzube- rufen. Der .-Vorwärts" nennt diesen Vorschlag sicher lich herzlich gut gemeint, aber wie lange wolle man noch, verhandeln? Die Situation Deutschlands werde von Tag zu Tag schwieriger. Von dem Deutschland unter Führung der Bank von England kürzlich zur Verfügung gestellten Rediskontkredit in Höhe von rund 400 Millionen RM stehe nur noch ein kleiner Rest zur Verfügung. Angesichts der finanziellen Si tuation der ReichSbank sei die Besorgnis der Reichs- ! regierung, daß die un» zugedachte Hilfe schließlich zu spät komme, angebracht. Die „vossische Zeitung" unterstreicht die Schwie rigkeiten, die der große und schwere Apparat einer internationalen Konferenz brauche, um in Funktion zu treten. Eine Konferenz über den Garantiefonds würde eine Verzögerung der Inkraftsetzung de« Hooverplan» über den 15. Juli hinaus bedingen, und das wäre gleichbedeutend mit Unwirksammachung de» Hooverschen Vorschlages, dessen nicht geringster Vorzug die Schnel ligkeit der Hilfsaktion sei. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" spricht von einem unglückseligen englischen Konferenzvorschlag. Deutschland habe auf einer solchen Konferenz gar nicht» zu suchen. Tie Regierung habe bisher mit Recht den Standpunkt vertreten, daß,e» sich um französisch-ameri kanisch« Meinungsverschiedenheiten handle, an denen Deutschland.unschuldig und unbeteiligt sei. Die deutz- sche Regierung würde diese Konferenz ablehnen müssen. Die „Börsenzeitung" ist der Ansicht, daß auch in amerikanischen Kreisen die Auffassung über da» en«- lische vorgehen sehr geteilt sei. Man befürchtet dort, daß, wenn den Franzosen der Rücken gestärkt werde, die Absicht Hoover», schnell zu handeln, durchkreuzt werde und daß sich Pie Welt wieder vor langwtertgo Verhandlungen alten Stil» gestellt sehe, obwM die Lage in Deutschland dringend eine sofortige Lösung Auch! die „Deutsche Tageszeitung" bezweiM, daß der Vorschlag im Einverständnis mit Washington ev- folgt sei. Gegenüber Deutschland bedeute er schwer, lich eine Freundlichkeit. Zunächst jedenfalls müsse man annehmen, daß.auch hier wieder tvie schon frühtt die politisch» Anlehnung London» an Pari» sich »um Nachteil für Deutschland, ebenso aber auch gegen «ine sachlich« Be-anüuurg der TriLutfrage, ausgewtrkt habe. Der englische Vorschlag im Spiegel der englischen Presse London, 3. Juli. Der Vorschlag der englischen Negierung, eine Konferenz der Signatarmächte des Boung- Planes einzuberufen, wird von den Morgenblättern lebhaft besprochen. So führt „Daily Telegraph" in einem Leit artikel aus, daß das von Hoover bezeichnete Datum, der 1. Juli, bereits vorübergegangen sei. Somit spiele die Festsetzung einer unabänderlichen Frist, die die französische Erbitterung über das Vorgehen des Präsidenten so sehr vergrößert habe, offenbar keine Rolle mehr. Trotzdem wür den sich die Gegensätze im Augenblick vielleicht nicht über brücken lassen. Aber ein augenblicklicher Mißerfolg brauche die entstandene Hoffnung nicht zu zerstören. Dies sei der Sinn des britischen Vorschlages. Eine baldige Zusammen kunft der Vertreter der hauptsächlich interessierten Mächte würde der Auffassung der ganzen Welt entsprechen, daß die Möglichkeit einer Heilung, die sich neuerdings zeigte, nicht wieder verlorengehen dürfe, nur weil eine Einigung über das von Washington vorgeschlagene schnelle und einfache Hilfsmittel nicht sofort möglich war. Eine solche Konferenz der Mächte werde wohl, selbst im Falle eines günstigen Er- gebnisses der Pariser Verhandlungen, notwendig sein. Eine Vereinbarung auf Grund des Hoover-Planes bedeute eine Abänderung des Aoung - Planes, und diese Abänderung werde der formellen Zustimmung aller Unterzeichner des Planes bedürfen. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Herald" schreibt: Der britische Vorschlag einer Zu sammenkunft von Vertretern der interessierten Mächte in London würde nicht nur die Amerikaner und Deutschlands europäische Gläubiger, sondern auch die Deutschen selbst etnschließen. Die französische Regierung hat gestern abend auf den britischen Vorschlag geantwortet, sie nehme ihn grundsätzlich mit Freude an, doch sei es unmöglich, für Briand und Laval, für das Wochenende nach London zu kommen. Somit ist die Einladung gewissermaßen in der Schwebe geblieben. Falls die französisch ° amerikanischen Besprechungen mit einer Vereinbarung enden, wird sie un nötig sein, brechen sie aber endgültig zusammen, dann wird die Einladung wiederholt werden und die Londoner Zu sammenkunft wird wahrscheinlich nächste Woche stattfinden. „News Chroniclc" berichtet ,es sei gestern abend für mög lich gehalten worden, daß Staatssekretär Henderson wäh rend deS Wochenendes nach Paris reise, um womöglich einen Zusammenbruch der Schuldenverhandlungen zu ver- hindern. Der diplomatische Korrespondent der „Morning Poft" sagt: Es herrscht allgemein der Eindruck, daß in Lon- don eine bessere Atmosphäre für eine solche Aoungplan- Konferenz geschaffen werden würde als in Paris. Gleich- zeitig aber machte man sich klar, daß im Falle eines völligen Zusammenbruches der Verhandlungen die in Deutschland und auch an den verschiedenen Fondsbörsen geschaffene Lage vielleicht keinen Aufschub zulasten werde, und daß es somit klüger sei, ohne Verzug eine Zusammenkunft der hauptsächlich interessierten Mächte abzuhalten, ohne Rück sicht auf den Versammlungsort. Englands Bereitwilligkeit für eine MSchtekonferenz London, 2. Juli. Eine amtliche Mitteilung besagt, die Regierung Seiner Majestät hat die ernstliche Hoffnung, daß die bezüglich de» Vorschläge» de» Prä sidenten Hoover in Pari» stattsindenden Erörterungen erfolgreich sein werden. Für den Fall, daß eine bal dige Lösung nicht gefunden werden sollte, hat sie ihre Bereitwilligkeit.ausgedrückt, eine Zusammenkunft Von Vertretern der hauptsächlich interessierten Mächte zu einem baldigen Datum abzuhalten, um mit einem Mindestmaß von Verzögerung zu einer Verenibarung zu gelangen. < Verla»««» der stanMch- amerikanischen Verhandlungen Paris, 2. Juli. Die auf heute abend 9»/, Uhr on?,e sichten französisch-amerikanischen Verhandlungen sind vertagt worden. Ein Zeitpunkt für ihre Fort setzung ist noch nicht bestimmt. Pari», 2. Juli. Hava» veröffentlicht folgen de» Kommuniques r „Finanzmtnister Flandtn hat heute nachmittag mit dem amerikanischen Schatzsekretär Mel lon eine lange Besprechung gehabt. Ueber da» Er gebnis dieser Zusammenkunft wird von eingewejhten Kreisen da» strengste Stillschweigen gewahrt. Man hat jedoch den Eindruck, daß im Lause dieser direkten Bo- sprechungen die Verhandlungen sich relativ befriedi gend entwickelt hätten und daß e» möglich sei, daß da» Zustandekommen einer Einigung dadurch erleichtert werde. Die französisch-amerikanischen Verhandlungen werden morgen vormittag 10 Uhr im Lause der Boll konserenz .wieder ausgenommen." Im übrigen ist jetzt in den politischen Kreisen be kannt geworden, daß die Vertagung der französischen Konferenz auf morgen auf einen Wunsch de» ameri kanischen Schatzsekretär» Mellon zurückzusühren sei. Außerdem berichtet Hava» noch, ein Mitglied der fran zösischen Regierung, das an den Verhandlungen teil nehme, habe in den Wandelgängen der Kammer er klärt, die französischen Minister würden morgen abend 9'/- Uhr eine Zusammenkunft mit dem amerikanischen Botschafter Edge haben. DaS Weiße HauS über die heutigen Verhandlungen Washington, 2. Juli. Nach einer langen Kon- ferenz mit Hoover erklärte heute der stellvertretende Staats sekretär Castle: „Die Verhandlungen in Paris dauern in ausgezeichneter Atmosphäre an und wir sind sehr optimistisch in Bezug auf ihren Ausgang." Der stellvertretende Schatz sekretär Mills und der Senator Dwight Morrow nahmen ebenfalls an der Konferenz im Weißen Hause teil und be gleiteten nach ihrer Beendigung Castle in das Staats departement, um dort die Diskussion fortzusetzen. Ablehnung deS englischen Konferenzvorschlags? London, 2. Juli. Reuter meldet aus PariS: Wie verlautet, hat Frankreich den Vorschlag der britischen Re- gierung, eine Konferenz der Signatare deS AoungplaneS nach London einzuberufen, abgelehnt und eine Konferenz in Paris statt in London vorgeschlagen. krnfte Maiylage ärr sielchrbak« !«»««» des »emalt««asrates der Deulfchen «eichsbahnaefellfchalt Berlin, 2. Juli. Am 30. Juni und 1. Juli fand in Berlin die regelmäßige Tagung de» Verwal tungsrate» der Deutschen RetchSbahngescllschaft statt. Der Generaldirektor wurde ermächtigt, die durch! die Notverordnung de» Reich-Präsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen bedingte Kürzung der Gehälter der AeichSbahnbeamten nach den für die Reichsbeamten maßgebenden Grundsätzen durchzufüh««. Mit der ReichSregterung ist vereinbart, daß die da durch im laufenden Jahre eingesparten Mittel in Höhe von rund 40 Millionen RM zusammen mit 60 Mill, RM au» dem Krisensond» der RetchSregierung voll zur Entlastung de» ArbeitSmarkte» Verwendung fin den. Durch zusätzlich« Erneuerungsarbeiten sollen in den fünf kommenden Monaten 50000 Arbeiter Be schäftigung finden, wobei auch Privatunternehmer herangezogen werden, über die Ausdehnung diese» 100 Mill. RM umfassenden Arbeitsprogramme» auf da» in der Notverordnung vorgesehene 200-Mtll.-NM- ReichSarbeitSprogramm. Die Finanzlage der Reichsbahn bleibt also trotz der Gehaltseinsparung nach wie vor ernst. Gegenüber dem Jahre 1929 mit 5,4 Milliarden RM.Betriebst- etnnahmen können die Jahresetnnahmen für das Jahr 1931 nach den "bisherigen Ergebnissen nur auf vier Milliarden RM geschätzt werden, ein Rückgang um etwa 1400 Mill. RM, da» heißt 26 Prozent. Dabet ist vorausgesetzt, daß eine weitere Beeinträchtigung de» gegenwärtigen Verkehr-besitzstande» der Reichsbahn in folge Abwanderung zum Kraftwagen verhütet wird. Die Betriebsausgaben sind auf allen Gebieten auf» stärkste gedrosselt, jedoch konnte auf diesem Wege per