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Nr. isi Muer Tageblatt L. /lnzeiger Mr öas Erzgebirge Donnerstag, äen 2. Zuli IS31 2S. Zukraana Noch immer nur Frankreich... MM«» « «. ».-«.'S« M .° «,«E -E», - Washington, 30. Juni. Im Weißen Hause wurde die übliche Pressekonferenz für heute abgesagt. In RegterungSkvetsen beschränkt man sich auf die Feststellung, daß di« Lage zur Zeit «mst und unbestimmt sei, da Frank reich als einziger Gläubigerstaat sich bisher weigere, an einer großzügigen internationalen Zusammenarbeit teil zunehmen. Bet allem ehrlichen und ernsten Bemühen, zu einer Verständigung mit Paris zu gelangen, sehe man hier kaum «ine Möglichkeit weiteren Nachgebens, ohne den kla ren Sinn des Hoover-Plans über Bord zu werfen. Man lehnt selbstverständlich eine amerikanisch« Garantie für die Heiligkeit des Aoung-Plans ab, und man erklärt es für widersinnig, von Deutschland, dessen verzweifelte finanzielle Lage überall zugegeben werde, zu erwarten, daß es den in Höhe des unaufschiebbaren Teils ihm zu gewährenden Kredit in kurzer Frist zurückzahle. Hoover besprach die Lage heute in einer längeren Kabinettssitzung, an der Castle und Mills tetln«hmen, nachdem er vorher erneut mit Mellon telephoniert hatte. In parlamentarischen Kreisen um gebend« Gerüchte, für die «ine Bestätigung jedoch nicht zu erlangen ist, besagen, Laß Hoover nicht nachgeben, aber auch Deutschland nicht im Stich lassen werde, sondern schon jetzt mit seinen amtlichen und parlamentarischen Mitarbei tern berate, wie man Deutschland nötigenfalls ohne Frank- roichS Mitwirkung helfen könne. Ms haltlos werden die Meldungen bezeichnet, nach denen man hier eine direkte Verständigung zwischen Paris und Berlin wünsche. Man steht hier auf dem Standpunkt, daß Hoover die Rettungs aktion mit dem ganzen Gewicht seiner Stellung eingeleitel habe und sie auch durchführen werde. In Erinnerung daran, daß Kellogg bet der Unterzeichnung des Kelloggpaktes im August 1S28 Frankreich und Irland, aber nicht London besuchte, wird in parlamentarischen Kreisen die Möglichkeit erwogen, daß im Falle eines Fehlschlagens der Pariser Verhandlungen Hoover Stimson anweisen könnte, nicht nach Daris zu gehen. In der hiesigen Press« teilt man die pessimistisch« Auffassung der Lage nicht in diesem Maße. Di« republikanisch« .Washington Pofi7 und die demokrati sch« .Baltimore Sun" vertreten den Standpunkt, daß man Frankreich Zeit geben müsse und eine Einigung sich schließ lich doch erzielen lassen werde. Abschluß der Senatsdebatte über den -oover-Borschlag Part», 80. Juni. Der Senat hat am Schluß der Debatte über die ftanzösischB Antwort zu dem Hoovev-Vorschlag pach den Erklärungen des Finanz- Ministers Flandi« und de» Ministerpräsidenten Laval eine Entschließung de» Senator» Berard mit 197 ge gen fünf Stimmen angenommen, die lautet» Der Se nat ist der Ansicht, daß die Achtung der Verträge und Abmachungen die einzigste Grundlage der internatio nalen Beziehungen bildet. D«r Senat erinnert an di» Opfer und Zugeständnisse aller Art, die Frankreich seit 18 Jahren zugunsten der Aufrechterhaltung de» Weltfrieden» und zugunsten der Wiederherstellung d«r Eintracht und der europäischen Wirtschaft gebracht hat. Der Senat billigt die Erklärungen der Regierung und geht zur Tagesordnung über. die strittige» Pinkt« veshiugton erhofft baldige Einigung mit Frankreich Washington, SO. Juni. Im Staatsdepartement wurde heute erÜärt, der Streit mit Frankreich drehe sich Mr um folgende Punkte: Amerika wolle, daß di« deutsche Regierung den ungeschützten Dell alsbald in voller Höh« zu Budgetzwecken zurückerhalte: 2. daß bi« Rückzahlung dieses Kredit» in 2Ü Jähren erfolge. Man deutete zu die sem Punkte an, daß man eventuell aus eine kürzere Zett, etwa 10 oder IS Jahre, herunleraehen werd«, nicht aber auf fünf Jahre. S. Die Frage des GarantiefondS gehe nicht Amerika an. Dies« Angelegenheit müsse Frankreich mit den übrigen Voungplan-Gläubigern regeln. Zusammenfassend wird «Märt, man sei nicht entmutigt, sondern erhoffe eine baldig« Einigung, da ein Fehlschlag katastrophal wäre. Statte« verrvirMcht den Hoover-Plan »ashin*»««, V0. Juni. Di« italienisch« Rw ab auf die ihm von den Schuldnerländern zustehenden Zahlungen vorläufig verzichten werde. „Dieses Schauspiel wird die Wett nicht wieder erleben" Eine offizielle amerikanische Kundgebung über die Verhandlungen mit Frankreich Washington, 30. Juni. Von hoher RegterungS- seite wurde heute zum Hoover-Plan mitgeteiH: Unserer Ansicht nach bedeutet der Aufschub aller Zahlungen auf ein Jahr keinen Angriff auf die internationalen Verträge. Jedenfalls werden sie dadurch nicht ungültig. HooverS Proklamation hatte alsbald segensreich« Folgen in der ganzen Welt, und alle wichtigeren Nationen außer Frank reich stimmten vollinhaltlich oder prinzipiell zu. Frankreich hat nicht einmal prinzipell zugestimmt. Zuerst verlangten die Franzosen die doppelten Zahlungen im nächsten Jahr. Das war unannehmbar, und wir schlugen, um Frankreichs Wunsch nach Unverletzlichkeit der internationalen Verträge entgegenzukommen, vor, daß Deutschland zwar den unauf schiebbaren Teil zahle, das Geld aber sofort als Kredit zurückbekomme. Frankreich verlangte nun. Laß der obige Kredit an Deutschland nicht der Reichsregierung, sondern gewissen deutschen Industrien geliehen werde. Wir betrach, len einen derartigen Vorschlag als rein politisch und nicht dem Hoover-Plan entsprechend, denn die Reichsregierung braucht den vollen Betrag zur Stützung ihres Budgets. Wir sind durchaus bereit, auch anderen Nationen zu helfen. Vor allem aber muß Deutschland zunächst wieder auf die Füße kommen. Dann kam die Frage des Garantiefonds. Frankreich verlangte, daß im Falle eines deutschen Morato riums nicht «S, sondern Deutschland diesen Fonds «inzahlen solle. Wir würden eS aber als entgegen dem Hoover^Plan betrachten, wenn die gegenwärtige Hilfsaktion dazu benutzt würde, um Deutschland doppelte Last aufzubürden. Die Verhandlungen mit Frankreich sind nicht ab gedrosselt, wir sind nicht entmutigt, sondern hoffen auf ein« Einigung. Wegen der Sachlieferungen dürsten sich Deutschland und Frankreich dahin einigen, daß nur die laufenden Verträge auSgeführt werden. Unsere Bedingungen sind nicht schwer. Wir haben in der Frage de» Kredite» nachgegeben und verlangen nur, daß er im ganzen Umfang« der RrtchSrvaie- rung und für möglichst lang« Zett gegeben werde, aber fünf Jahre sind zu wenig. Auf dto Fstage, ob Gefahr bestehe, °5b Frankreich »ur Erzwingung de» Poung-Plane» tn Deutschland etnrücken würde, wurde geantwmtet: .Die ses Schauspiel wird die Welt nicht wieder erleben!" Fortsetzung der Pariser Verhandlungen heute nachmittag Pari», 1. Juli. Die ftanzösisch-amerikanischen «v- sprechungen sollten heute vormittag wieder ausgenommen werden. Nach dem „Echo d« Pari»" sind sie stdoch auf nachmittags z Uhr verschoben worden, weil Schatzssretär Mellon um diese Frist gebeten habe, damit er noch einmal mit Washington nach der gestrigen Senatsdebatte sich in» Benehmen setzen kann. Kurzer Erholungsurlaub des Kanzlers Vorher muß aber über dm Hoover-Pla« entschieden sei» Berlin, 80. Juni. In einem Berliner Abend blatt wird angekündigt, daß Reichskanzler Dr. Brü ning am Sonntag für acht Lage in Urlaub gehen würde. Daran ist richtig, daß der Kanzler in der Lat die Ab sicht hat, sich wenigsten» kurz zu eicholen, ehe die internationale Aussprache in den verschiedenen Be suchen und Gegenbesuchen sortgeflHrt wird. Auch die innerpolitischen Auseinandersetzungen über die Notver ordnung 'dürsten ja in absehbarer Zeit beginnen und ebenfall» starke Anforderungen an Dr. VÄning stel len. Wie lange der Kanzler von Berlin abwesend sein wird, steht allerdings noch nicht fest, sondern hängt davon ab, wie sich per Kampf um den Hoofvechlan weiter entwickelt. In Berliner politische« Kreisen üdt man weiter Zurückhaltung. Man hofft, auch trotz der Zuspitzung zwischen Pari» und Washington, daß schließ lich doch ein Ergebnis im Sinn« de« amerikanischen Anregung dabei herauskommen wird. Ehe die Wüt- scheidung hierüber gefallen ist, kann der Kanzler na türlich! Berlin nicht verlassen. UebrigenS hat er auch über den Aufenthaltsort noch nicht bestimmt. Auch ohne Frankreich England und die französisch-amerikanischen Verhandlungen London, 1, Juli. Die Sorge, mit der die politischen und wirtschaftlichen Kreise England» der heute in Part» ««warteten Entscheidung entgegensehen, kommt in der Morgenpresse zurrt Ausdruck. ,-Daily He rold" rechnet mit einem Fehlschlag der französischs amerikanischen Verhandlungen, glaubt aber, daß der Hooverplan trotzdem nicht preisgegeben werden wird. Der diplomatische Korrespondent de» Blatte» schreibt, Präsident Hoover habe Großbritannien, Italien und anderen Staaten den Vorschlag gemacht, daß sie, fall» Frankreich die Mtarbeit verweigere, den Plan in Wirk samkeit setzen. Wahrscheinlich! würden in diesem Fall die vereinigten Staaten bereit sein, Deutschland »ine Anleihe für di« Bezahlung der von Frankreich, ge forderten Annuitäten zu gewähren. Frankreich müßte natürlich unter diesen Umstände« feine Kriegsschulden a« Amerika weiterzahle«, u«d e» sei möglich, daß diese französischen Velde« Von de« amerikanische« Rq- Die MftleMe «edeeteae des Aeichrehrenmalu Berlin, 80. Juni. Wie wir erfahren, werden die Bedingungen für da» Preisausschreiben der Stif tung Reichsehrenmal über die künstlerisch« Gestaltung de» Reichsehrenmale» in Form eine» EhrenhaineS bei Bad Berka in Thüringen demnächst Veröffentlicht wen- den. Die Bedingungen, die im Einvernehmen mit den Vertretungen der Künstler aufgestellt worden sind, sehen «Inen allgemeinen Jdeenwsttbewerb vor, an dem sich jede« Künstlerisch tätig« Deutsch« beteiligen kann. Di« Vorschläge soll«« sich i« «ahmen der durch M Rot dm Zeit und dis in««, WÜUW d« Ausgabe gM gterung für die Deutschland zu gewährende Anleihe benutzt würden. Auch der diplomatische Korrespondent de» „Daily Telegraph," schreibt, sollte Frankreich 4» unterlassen, Amerika aus halbem Wege entgegenzukom men, so dürfte Präsident Hoover eine äußerst« Anstren gung unternehmen, um den Plan zur Rettung Deutsch lands und Mitteleuropa« vom finanziellen und wirt schaftlichen Lhao» ohne französische Mitarbeit durchzu führen. Zu diesem Zweck werde Washington vielleicht um die Mitarbeit von London, Rom und anderen, Hauptstädten ersuchen. Der Präsident könnte sogar sei nen Ausruf mit dem Argument begründen, daß Staa ten, die ihm nicht entsprechen, in Zukunft da« WoiW wollen und die Mtarbeit Amerika» verliere« und überdies eine schwer« Verantwortung für de« Zusam menbruch Deutschland» und Mitteleuropa» auf sich laden würde«. botenen Einfachheit Salten. Di« Frist »ur ittnreichung von Vorschlägen ist bi» zuM 81. Dezember d. I. bo- messen. Au» den eingchenden Arbeiten wird »in PreiSrichterkollegium von 17 Herren, in dem di« Ver treter der Künstlerschaft die Mehrheit bilden, di« 20 besten Arbeiten auswählen. Di« Urheber dies« Ar beiten werden ausgefordert werben, gegsm feste Ver gütung von s« 1000 RM ausgearbeitete Entwürfe ein- zu reichen, von denen die besten mit Preisen von Ins gesamt 10000 RM ausgezeichnet werde« falle«. Da» amtttche Ergebnis de» StahlhelnwelUbe,ehren» Berlin, SO. Juni. Der preußische Landevva-l-